Let´s make it five in a row und „battle of the J´s“- Geht die Dolphins-Serie auch in Pittsburgh weiter?

WAS: NFL Week 15: Miami Dolphins (6-7) @ Pittsburgh Steelers (7-6)

WANN & WO: Dienstag, 16.12.2025, 2:15 Uhr deutscher Zeit, Acrisure Stadium, Pittsburgh/PA

WO UND WIE ZU SEHEN: Das MNG wird von DAZN übertragen. Kommentator ist Martin Pfanner

Die Auswärts-Tour der Miami Dolphins geht in die nächste Runde, wenn das Team von Mike McDaniel zum Abschluss der 15. Spielwoche der NFL nach Pittsburgh reist, um sich in einem der AFC-Traditionsduelle mit den Steelers und Langzeit-HC Mike Tomlin zu messen. Für den geht es (mal wieder) um den positiven Record. Denn der Coach der Steelers hatte seit seinem Antritt 2007 in jetzt fast 19 Jahren noch nie (!) zum Saison-Ende einen negativen record – bei einer Niederlage gegen Miami stünde er mit 7-7 mal wieder an der Kante. 8-6 wäre da schon eine bessere Ausgangslage. Die wird aber nicht nur durch die history des Pittsburgh-Headcoaches begleitet.

I. Ein kurzer Blick in die Geschichte

Beide Franchises sind tragende Säulen in der AFC. Dennoch hat es diese Paarung seit 1971 insgesamt erst 29 Mal gegeben. Dabei hat das Team aus „Steel City“ – mit einbegriffen die vier Playoff-Spiele – leicht mit 15 zu 14 Siegen die Nase vorn. Von den letzten sechs Duellen als Gast konnten die Dolphins lediglich das Spiel 2013 für sich entscheiden, seitdem mussten sie auswärts zwei doch recht deutliche Niederlagen unterschreiben. Die letzte datiert vom 28.10.2019, als Mason Rudolph sein Team im Duell mit Ryan Fitzpatrick zu einem 27:14 führte. Erstaunlich dabei: Miami hatte nach dem ersten Quarter mit 14:0 geführt, um danach punktlos das übrige Spiel zu bestreiten. Die Geschichte sieht demnach die Mannschaft mit den schwarz-gelben Jerseys favorisiert. Das letzte Spiel beider Teams in Miami vor drei Jahren hingegen konnten die Fins (damals schon mit Tua Tagovailoa) knapp mit 16:10 für sich entscheiden.

II. Personelle Grundlagen – das sagt der injury report

Am Donnerstag Nachmittag lag ein aktueller Injury report aufgrund der Tatsache des Monday Night games noch nicht vor; sicher ist allerdings, dass es ein Aufeinandertreffen mit Ex-Safety DeShon Elliott für die Miami Dolphins nicht geben wird. Der ist nämlich auf der IR-Liste, ebenso wie auf der anderen Seite schon seit längerer Zeit WR Tyreek Hill. Dies gilt im Übrigen seit gestern auch für OT Calvin Anderson, der ebenfalls wegen einer Knieverletzung auf die IR-Liste gesetzt wurde. Nicht gefährdet sein soll der Einsatz von WR DK Metcalf auf der einen sowie RB De´Von Achane auf der anderen Seite. Auch Guard Andrus Peat und LB Tyrel Dodson sollten auf beiden Seiten spielfähig sein. Die Trainings-Woche bis zum Spiel am Montagabend wird zeigen, ob sich an dieser Einschätzung noch etwas ändern könnte. Zur Situation von TJ Watt und seinem Krankenhaus-Aufenthalt war zu wenig bekannt, als das dies Einfluss auf diese Preview hätte haben können. Auch hier wird man abwarten müssen.

III. Aaron Rodgers vs. Defense on fire, Wiedersehen mit TE Jonnu Smith und weitere key factors des Monday Night Games

Nicht abwarten muss man, welcher QB Pittsburgh auf das Spielfeld führen dürfte. QB-Veteran Aaron Rodgers ist die Speerspitze einer Offensive, die sich in erster Linie in den letzten Spielen durch Effektivität ausgezeichnet hat. Mit 25 oder mehr Punkten in sechs der letzten acht Spiele zeigen die Steelers Woche um Woche eindrucksvoll, dass der Plan von OC Arthur Smith eindrucksvoll umgesetzt werden kann. Das liegt weniger am running game und den RBs Kenneth Gainwell und Jaylen Warren (mit dem Namen einer für Miami?), die mit Ausnahme des Spiels in Chicago (186 Yards rushing) in den letzten Wochen deutlich zweistellig daher kommen und unter den Ansprüchen agieren. Für die Heimspiele lässt sich dieser Trend generell unterstreichen – in Pittsburgh selber konnte erst zwei mal in dieser Saison die Grenze der 100 Yards durch Laufspiel überschritten werden. In den letzten beiden Spielen standen lediglich 34 Yards (Ravens) bzw. 58 Yards (Bills) zu Buche. Auf der Jagd nach dem Divisions-Titel in der AFC North verlässt sich das Team eher auf das passing game. Mit Star-WR DK Metcalf, WR Calvin Austin, dem wohl stärksten TE-Trio der Liga (Freiermuth, Washington und Ex-Dolphin Jonnu Smith) sowie den beiden RBs als weitere Anspiel-Stationen hat ein Aaron Rodgers auch ausreichend Waffen an der Hand – und kann sie nutzen. Im letzten Spiel gegen die Ravens war Rodgers für 284 Yards verantwortlich, 34 der 52 snaps konnten dem Pass-Spiel zugerechnet werden. Bei den Pittsburgh Steelers passt das Label „pass heavy team“ also ziemlich gut und auf die Defensive der Dolphins dürfte einiges an Arbeit zukommen.

Die scheint allerdings den Plan von DC Anthony Weaver in den letzten Wochen immer besser umsetzen zu können. In den letzten vier Spielen jeweils stets unter 18 Punkte zugelassen, die Anzahl der eroberten Turnover – in den letzten vier Spielen 10 in total – in die Höhe geschraubt, sowohl gegen den Lauf als auch in der Pass Coverage stark – es lag nicht nur an den Gegnern, dass man vier Spiele in Folge gewinnen konnte. Denn auch der pass rush sieht – wenn auch ohne LB Jaelan Phillips – in den letzten Wochen ziemlich dominant aus; Chubb, Chop und Judon kommen regelmäßig zum gegnerischen QB durch, brachten immerhin 31 Sacks zustande. Dies ist immerhin league average, der Gegner von Montag kommt auf gerade mal 36, Rodgers musste persönlich schon 20 mal zu Boden.

Key to win dürfte trotzdem nicht das Matchup der Steelers-RB gegen eine Laufverteidigung sein, die in den letzten vier Spielen nur Washingtons rushern mehr als 87 Yards zugestehen musste. Jets-RB Breece Hall, das Saints- und Bills-rushing game konnten doch ziemlich gut unter Kontrolle gehalten werden – tendenziell wird dies auch in „Steel City“ wieder der Fall sein. Viel mehr stehen die Coverages von Rasul Douglas oder Safety Minkah Fitzpatrick gegen Metcalf oder das Duell der bisher so starken LBs Brooks und Dodson gegen die Steelers-TEs im Fokus, die dieses Spiel für die Fins defensiv entscheiden könnten. Wenn es sogar gelingt, „white CB INTs“ (Ethan Bonner) zu produzieren, dann sollte man auch gegen Rodgers nicht chancenlos sein. Denn auch der wird unter Druck nicht alles mit seiner zweifellos vorhandenen Qualität wettmachen können. Letzten Endes muss es das Ziel sein, ihm nicht das Gefühl einer Spielkontrolle zu geben, sondern ihn unter Druck zu setzen und den Spaß zu nehmen. Gute Coverage, Rodgers nerven und den Veteran in (seltene) Fehler treiben – dann muss „nur“ die Offense liefern, damit die Playoff-Hoffnungen am Leben erhalten werden.

IV. Miamis Offense in der Krise? Alles De´Von, spielt das Duell der J´s eine Rolle und ist die Kälte Tuas neue Stärke?

Zunächst mal: die Presse war sehr schnell dabei festzustellen, Tua habe in New York seine (angedichtete) Schwäche bei Kältespielen nicht gebrochen, das Thermometer habe 41°F (knapp 5°C) angezeigt. Für Pittsburgh werden negative Temperaturen vorhergesagt. Dieses Argument als erstes weggeräumt – die Offensive der Miami Dolphins läuft in erster Linie über RB De´Von Achane – wie das letzte Spiel gezeigt hat, aber auch ohne ihn. Dolphins rushing mit 160+ Yards in den letzten vier Spielen – besonders das improvement im run blocking und die Taktik mit einem sechsten zusätzlichen O-Liner als zusätzlicher Blocker zahlen sich aus. Die Dolphins haben sich von pass heavy zu einem „run first“-Team entwickelt. Das schlägt sich allein schon in der Tatsache nieder, dass Miami seit vier Wochen mehr rushing Yards als Pass Yards in der Offensive abliefert. Die Fins spielen eher Oldschool-Football – aber das verdammt erfolgreich. Seit dem Spiel in Charlotte steht das running game im Fokus, in sieben der acht Spiele seitdem wurden auf dem Boden quasi stets 100 rushing Yards erreicht oder teilweise deutlich übertroffen (das eine fehlende Yard aus Cleveland mogeln wir mal dazu). Also alles Achane oder was? Weit gefehlt!

Gerade die zweite Halbzeit bei den Jets hat deutlich gemacht, dass die Fins sich auch auf die zweite Reihe mit Ollie Gordon und Jaylen Wright verlassen können. Mit den Steelers wartet nun eine Truppe, die in den letzten fünf Spielen dreistellig rush Yards einstecken musste, gegen Baltimore (217 Yards) und Bills (249) sogar erheblich mehr. Es ist also davon auszugehen, dass Mike McDaniel die Offensive wieder über den Boden aufbauen und erfolgreich sein könnte. Fantasy-Besitzer sollten sich Achane (1126 Yards, 7 TDs), Jaylen Wright (gegen die Jets 107 Yards, 1 TD) und Ollie Gordon III (bereits drei TDs) also für gute Punkte sichern. Das alles dürfte darüber hinaus den struggelnden Franchise-QB entlasten.

Vorweg: der Hawaiianer spielt wahrlich keine gute Saison. In den letzten drei Spielen hat er aber zumindest keine großen Fehler mehr gemacht (das wäre einer der Schlüssel zum Sieg), hatte mitunter starke einzelne Sequenzen und den Ball gut verteilt. Bekommt man das Laufspiel nicht in die Gänge, könnte das aber nicht genügen. Hin und wieder wird der 27-Jährige den Ball verteilen müssen. Das ist gegen die Pittsburgh Steelers im doppelten Sinne nicht ganz ungefährlich. Erstens verteidigen die Quarterbacks mit einem quick release (Tua liegt in der NFL dort auf Platz 1) ziemlich beeindruckend, zweitens ist der Pass rush der Schwarz-Gelben nicht zuletzt dank TJ Watt (wenn er denn spielen kann) seit Jahren liagweit gefürchtet. Mit Alex Highsmith, Nate Herbig, Benton und Heyward liegt das nicht allein am nun auch statistisch gesehen besten Watt-Bruder in der NFL. Hier wird auf die Offensive Line der Fins eine echte Reifeprüfung zukommen. Gelingt es, hier den Druck von Tua fernzuhalten und ihm drei Sekunden Zeit zu verschaffen, wäre die erste der Variablen positiv entschieden.

Die zweite betrifft (auch) einen Spieler, der hochmotiviert in das MNG gehen dürfte. Seit fünf Wochen ist die Steelers-Secondary recht erfolgreich daran, das gegnerische Pass-Spiel nicht weit oberhalb von 200 Yards zu halten und so zu limitieren. Wesentlicher Teil dieser Unit ist der ehemalige Star-CB und Ex-Dolphin aus der „J squad“. Es ist nämlich zu erwarten, dass es am Montag ein ums andere Mal ein „Duell der Jalens“ geben dürfte – und dieses Matchup wird mit die Partie entscheiden können. „The man, the mouth, the legend“ – Jalen Ramsey hat in Miami durch seinen Trade im Sommer nicht nur Freunde hinterlassen. Ob er es aber schaffen kann, einen potentiellen 1.000 Yard-Receiver wie Jaylen Waddle kaltzustellen, darf abgewartet werden. Denn das Pass-Spiel in der Offensive gestaltet sich in weiten Teilen über den „Penguin“. Zwar bekommen auch Malik Washington oder die TEs Waller und „Dulle“ Dulcich (frei nach dem Motto oben „the man, the myth, the mustache“) einige Targets und sorgen für offensive Produktion. Nummer eins Ziel von Tua ist aber ohne Frage Waddle. Das könnte gegen Ramsey Schlüssel sein. Denn fehlt ihm sein Nummer eins-Ziel, muss es Plan B (oder #89 😉 geben.

FAZIT

Wenn (und das ist kein kleines leider) also der Hawaiianer Tagovailoa keine Fehler macht, die targets und Bälle einigermaßen gut und variabel (nicht nur Waddle) verteilen kann, in der Offensive nicht das Passing game entscheiden muss und Dulcich/Hill/Waller einen Impact haben können, dürfte die Defense der Dolphins wieder die Selbstsicherheit und Qualität besitzen, dass den Dolphins ein Auswärts-Sieg gelingt und die Hatz auf Platz sieben weitergeht. Wie stark lässt sich Rodgers einschränken, wie stark das eigene Laufspiel im Vergleich dazu entwickeln. Starke Passing Offense gegen starke Defense, starker Pass rush gegen Tua, schwache Laufverteidigung gegen Achane…Es ist ein verdammt enges Matchup, bei dem Aspekte für und Elemente gegen einen Auswärts-Sieg sprechen. Zwar sind die Steelers sicherlich der Favorit in diesem Aufeinandertreffen – gewonnen haben sie das Spiel aber noch lange nicht. Denn nicht nur Mike Tomlin will einen positiven Record – für die Dolphins ist dieser bei einem Sieg ja auch realistisch. Der Traum der Playoffs lebt auch nur bei einem Auswärts-Sieg weiter – und wieso sollte im „Duell der J´s“ nicht das Dolphins-Duo die Nase vorn haben?

#Fins Up und bis Montag Nacht!

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