The next QB episode (frei nach Dr. Dre und Snoop Dogg) – Mit Volldampf in die Krise oder turning point der Saison?

WAS: NFL Week 4, Tennessee Titans (0-3) @ Miami Dolphins (1-2)

WANN UND WO: Di, 01:30 Uhr deutscher Zeit im Hard Rock Stadium, Miami Gardens/FL

WIE ZU SEHEN: DAZN mit dem Game Pass. Martin Pfanner und Nadine Nurasyid kommentieren auf deutsch, Chris Fowler und Loius Riddick bei ESPN

I. Das Monday Night game – ein Wegweiser der aktuellen Saison

Die beiden verheerenden Niederlagen gegen die Buffalo Bills und die Seattle Seahawks wirken bei den Miami Dolphins immer noch nach. Im Vorfeld des bereits dritten Heimspiels der aktuellen Saison hängt der Haussegen gewaltig schief und das Team von HC Mike McDaniel – zum ersten Mal in seiner Ägide in Florida nicht mehr unumstritten – hinkt den eigenen Ansprüchen von vor der Saison weitgehend hinterher. Da kommt das Spiel gegen die bisher sieglosen Titans vermeintlich gerade recht, um eine (positive) Reaktion zu zeigen und den record wieder aus der Negativität (zum ersten Mal unter McDaniel übrigens) herauszuziehen. Hier ist aber Vorsicht geboten! Auch wenn die Truppe rund um QB Will Levis bisher bei den Auftritten in Chicago sowie gegen Jets und Packers bedingt überzeugen konnte, viele vermeidbare Fehler eingebaut hat und damit ebenfalls in einer kleineren sportlichen Krise steckt, ist es alles andere als ein „easy win“. Die bisherigen Spiele wurden mehr durch TEN verloren als das die Gegner sie überzeugend gewonnen hätten. Hier ist also Obacht angesagt. Aber das Warnschild ergibt sich nicht nur aus den aktuellen Spielen, sondern auch ein kurzer Abstecher in die Historie der bislang 40 Spiele der beiden Franchises zeigt dieses deutlich auf. Warum 40, wenn es die franchise erst seit 1998 gibt? Ist ganz einfach: der Club spielte vorher unter einem anderen Namen (Houston Oilers) sogar zeitweise in einer Division mit den Fins. Warum aber in die weitere Vergangenheit abschweifen, wenn die jüngste Vergangenheit dieses Matchups Warnung genug sein sollte!

II. Die Geschichte der Paarung – mit dem Spiel ging es z.B. im letzten Jahr dahin

Bereits in der vergangenen Saison trafen die beiden Mannschaften nämlich aufeinander. Am 11. Dezember des letzten Jahres gingen (damals noch) 9-3 Dolphins gegen ein 4-8 Team aus Nashville als klarer Favorit in eine Partie, die letzten Endes mit ausschlaggebend dafür gewesen sein könnte, dass der Divisions-Titel zu den Bills und nicht nach Miami ging. Mit 27:28 wurde hier ein Heimspiel verloren, welches die Fins – übrigens auch an einem Montag Abend – knapp 4:30 Minuten vor Schluss noch mit 14 Punkten angeführt hatten. Von dort an gewannen die Miami Dolphins nur noch Spiele gegen Jets und Cowboys, verloren aber deren drei (Baltimore, Buffalo, KC) – dieses erneute frühzeitige Ende einer Saison hätten sie sich durch den Gewinn der AFC East und einen anderes Playoff bracket durchaus ersparen können

Insgesamt gingen von den 5 letzten Spielen in Florida drei an die Titans, der letzte Sieg der Dolphins datiert auf den September 2018. Ein QB namens Ryan Tannehill (für beide franchises aktiv, zu dem Zeitpunkt aber noch die #17 in Miami) führte sein Team zu einem ungefährdeten 27:20-Sieg. Zwischenzeitlich im Fourth Quarter hatte Miami aber auch hier bereits mit 14 Punkten geführt. Die Historie zeigt also, dass man diesen Gegner (gerade auch spät im Match) auf keinen Fall aufgeben und unterschätzen sollte.

III. Der Elefant im Raum – die QB-Frage und die Offense der Miami Dolphins

Was wären wir alle froh, wenn die Offense der Miami Dolphins weiterhin (oder wieder) durch die #17 Ryan Tannehill angeführt werden könnte. Aber weder er – schlichtweg nicht nachverpflichtet und weiterhin Free Agent – noch sein legitimer Nachfolger Tua Tagovailoa (nach Concussion und IR frühestens im Spiel gegen die Arizona Cardinals wieder mit dabei – wenn überhaupt) werden das Team aufs Feld führen. Ob dies in einem zweiten aufeinanderfolgenden Spiel Skylar Thompson tun wird, ist sowohl aus medizinischen als auch sportlichen Gründen höchst fraglich. Vieles spricht dafür, dass der vom Practice squad der Baltimore Ravens nachverpflichtete Tyler „Snoop“ (wohl nach Snoop Dogg) Huntley die starter-Rolle gegen das Team von Bryan Callahan verliehen bekommen dürfte. Zu schwach war der Auftritt von Thompson in Seattle.

Nicht nur, dass der 27-jährige Absolvent von Kansas State in seinem dritten Karriere-Start insgesamt fünf Mal gesackt wurde. Er bekam gerade einmal 107 Yards, 4 First Downs sowie 13 seiner 19 Pass-Versuche an die Receiver. Er wirkte in vielen seiner Aktionen hektisch, panisch und vielfach überfordert. Letzten Endes hatte „ST“ Pech, weil ihn eine nicht näher erklärte „chest injury“ nach harten Kontakten mit dem pass rush der Seahawks aus dem Spiel katapultierte. Diese schränkt ihn immer noch ein, der start gegen die Titans ist also ungewiss. Dies beschränkt sich aber nicht nur auf die Gesundheit, sondern auch sportliche Gründe. Mit einer hoch gelobten passing offense wie Tyreek Hill (3 Receptions für 40 Yards) oder Jaylen Waddle (4 für 26) diese Zahlen aufzulegen, sprechen Bände gegen eine funktionierende Offense. Zu viele Screens, zu wenig Fokus auf den eigentlich starken Arm des eigenen QBs – wenn eins funktioniert, funktioniert etwas anderes bei den Titans nicht. Gleiches könnte man auch über Miamis Offense behaupten.

Diese wartet nun seit sieben Quartern auf einen TD; den letzten erzielte Devon Achane im ersten Viertel von Spiel zwei gegen die Bills. Das erste und maßgebliche Ziel des HCs und OC Frank Smith muss es also sein, mit dem ausgewählten QB (Huntley oder Thompson) die passing offense wieder in Gang zu bekommen und vor allem die alte Schwäche bei „kurzen Versuchen“ zu beheben. Gegen die Seahawks konnte lediglich einer der dritten Versuche in ein neues 3rd down überführt werden und zumeist war die zu überbrückende Strecke nicht sonderlich groß. Hier richtete sich ein großer Kritik-Punkt auch an das Playcalling, welches es Seattle schon leicht machte, den geplanten Spielzug zu erkennen und erfolgreich zu verteidigen. Mit bisher 33 erzielten Punkten aus drei Spielen (zwei passing TDs findet in der gesamten NFL nur vier Teams, die weniger haben/ein rushing TD ist mit sechs anderen Franchises der niedrigste Wert der Liga) liegt die Offense der Fins abgeschlagen auf Platz 32. Wenn man bedenkt, dass Waddle/Hill zusammen weniger TDs haben als Devon Achane, spricht das schon eine deutliche Sprache.

Die Defense des nächsten Gegners ist allerdings alles andere als Fallobst. Harold Landry (3 sacks), Kenneth Murray (2) sowie Jeffery Simmons (1) und Sebastian Joseph-Day (je 1) stehen für einen guten pass rush. Safety Amari Hooker konnte zudem einen Fumble verursachen. Bei gerade einmal 43 zugelassenen First Downs (Platz drei der Liga) wird schnell deutlich, dass die Defensive die bessere Unit des Teams darstellt. Bei der eben schon erwähnten Schwäche Miamis bei den dritten Versuchen gibt es aus Tennessee ebenfalls keine guten Nachrichten: lediglich 30% der 3rd downs gegen das Team aus Nashville konnten zu einem ersten Versuch umgemünzt werden. Leider muss man konstatieren, dass hier eine schwere Aufgabe bevorsteht.

Gerne könnte man nun auch darüber berichten, dass dem neuen QB in der Secondary eine leichte Aufgabe erwartete. Leider ist das nicht der Fall. Lediglich 45 von 78 Pässen konnten die Gegner an den Mann bringen, dabei drei TDs erzielen. Zwei von denen hatten aber ein Matchup mit einem LB zur Ursache. Ergo: Pässe in Richtung Hooker, Diggs, Sneed, Adams oder Awuzie (der aber sicher ausfällt und wohl auf die IR list gepackt werden dürfte) hatten einen (!) TD zur Folge. Bis auf Safety Quandre Diggs (opponent passer rating = OPR von 134) zeichnen sich seine Secondary-Kollegen durch ein sehr niedriges OPR aus; Huntley oder Thompson werden es hier also schwer haben, Hill und Waddle einzusetzen.

Die gute Nachricht des Matchups am Montag: beim rushing game tritt eine Schwäche der Defense von DC Dennart Wilson zu Tage, zwei TDs mussten hier konstatiert werden. Chicago (84), Jets (101) und Packers (188 Yards) konnten auf dem Boden viel Schaden anrichten; vor allem – und hier kommt die Personalie „Snoop“ Huntley wieder ins Spiel – Malik Willis (73 Yards rushing durch den BU-QB von Jordan Love) konnte durch geschicktes QB scrambling und designte runs ordentlich Raumgewinn erzielen. Wenn es also gelingen könnte, sowohl Devon Achane als auch Huntley (so er denn starten darf) hier den Freiraum mit den Füßen zu geben, sollten hier Schwachstellen ausgenutzt werden. Das könnte Räume für das Pass-Spiel eröffnen und die Defense so „aufgebrochen“ werden. Dies ist neben der Wiederherstellung von Selbstvertrauen und dem Glauben an die eigene Offense generell sicherlich das key target auf dieser Seite des Balles!

IV. Misscommunication vermeiden und die Entwicklung weiter gehen – die Dolphins-Defense

Auf der anderen Seite des Balls hält das Monday Night game die Personalie Will Levis bereit. Wie dieser QB zu bewerten ist, fällt dem geneigten Fachmann sicherlich nicht leicht. Es ist schließlich erst sein zweites Jahr. Ein Blick auf seine 2024er-Bilanz ist aber verheerend. Klar, er hat gegen GB zwei und gegen die Jets und Bears je einen TD geworfen – aber auch fünf INTs (zwei gegen Packers und Bears, eine gegen die Jets) verursacht. Drei Fumbles stehen als zusätzliche Ballverluste zu Buche – in jedem Spiel einen. Das Leben wird ihm hinter seiner Protection aber auch nicht leicht gemacht – und da sollte die Defense von Anthony Weaver ansetzen. 15 Sacks bei einer dreistelligen Zahl an Yards, die dadurch verloren gingen (101) bedeuten jeweils Platz 31 in der Liga. Der längste Pass-Spielzug der Titans erstreckt sich über 40 Yards und lässt den eigentlich starken Arm des QBs außer Acht. Levis schwer unter Druck zu setzen, sollte key figure sein. Dafür sind seine Mannen und er offensichtlich sehr anfällig. Mit 478 passing Yards liegt die Truppe aus Nashville zudem am Ende der ligaweiten Pass-Statistik. Nur vier Teams haben weniger erzielt. Das WR corps ist mit Calvin Ridley, Tyler Boyd und DeAndre Hopkins prominent besetzt. Wenn die drei zusammen bei 40 Targets nur 24 Receptions für knapp 300 Yards aufzuweisen haben (2 TDs), dann sieht die Offense nicht viel besser aus als die auf der Gegenseite.

Das ließe sich mit einem ziemlich guten Laufspiel kompensieren. Nick Holz hat in seiner Offense den ehemaligen Cowboy Tony Pollard, den letztjährigen Rookie Tyjae Spears sowie Levis selber als Optionen in der Hinterhand. Keiner der beiden RBs kommt aber über einen Schnitt von 4,1 Yards pro Lauf hinaus. Zwei rushing TDs sind in drei Spielen auch nur eine Sieger-Urkunde ohne großen Wert. Pollard (158 in 39 Versuchen, das meiste an workload) und Spears (48 Yards, 12 attempts) sind nicht so dominant, dass Miami sie nicht stoppen könnte – zumal Spears wegen einer Knöchelverletzung auszufallen droht. Selbst mit gefühlt nicht so guter run defense liegen die Fins hier ligaweit auf Rang 12, indem sie lediglich 336 Yards hier zugelassen haben – 128 gegen die Jaguars, 108 gg. die Bills und 100 gegen die Seahawks. Könnte man diesen Trend am Montag weiter in die zweistellige Richtung drücken, sollten es die Tennessee Titans zumindest schwer haben, viele Punkte aufs Board zu bekommen. Gelingt es der Mannschaft von Mike McDaniel darüber hinaus noch, die eigenen Gelegenheiten von „Beinahe“ und „Fast“ auch in Punkte auf dem Board umzumünzen, kann der Heimsieg im MNG gelingen.

#GoFins!

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