
Seit einigen Wochen scheinen die Miami Dolphins auf der Seite potentieller Zugänge nichts mehr zu tun und es scheint der Eindruck zu entstehen, dass die Verantwortlichen ihre volle Aufmerksamkeit auf den Draft richten würden. Das erscheint bei gerade mal drei Picks in den ersten 100 und einiger qualitativer und quantitativer Bedürfnisse der franchise ein mutiges Unterfangen. Man wird sich in der Phase nach dem Draft also noch mit dem ein oder anderen Veteranen aus der Free Agency verstärken und sich von dem ein oder anderen Spieler trennen. Der 27. April (Tag 3 des Drafts) hat aber nicht nur die Bedeutung, dass die Teams hier 257 gedraftete Spieler und nicht weniger nicht ausgewählte Rookies den eigenen Kadern zufügen.
Wie es nämlich aktuell aussieht, können die Miami Dolphins auch 2026 mit einem Compensatory pick rechnen. Dies hängt zwar auch von den Spielanteilen von Robert Jones bei den Cowboys ab. Dessen Abgang und die „Verluste“ von Jevon Holland und Calais Campbell werden durch die signings von James Daniels und Zach Wilson (die anderen signings fallen nicht in die Berechnung mit hinein) aber nicht ausreichend ausgeglichen, so dass Overthecap.com vermutet, dass Miami im nächsten Draft eine Kompensation erfährt. Das Ganze hängt mit dem 27.4. zusammen. Signings von Free Agents (gerade die der Veteranen, die Miami helfen würden) fallen nur bis zu diesem Tag mit in die Berechnung. Ein weiterer Grund also zu warten.

FREE AGENCY ALS FOLGE DER DRAFT-STRATEGIE – ODER UMGEKEHRT?
Geht man die Namen im derzeitigen Roster der Dolphins durch, sieht man an der ein oder anderen Stelle schon Bedarf an einem starter, den die insgesamt zehn Draft-Picks nur bedingt auffangen könnten.
Realistisch gesehen fehlt den Miami Dolphins derzeit ein starting LG (James Daniels soll RG spielen, Eichenberg nicht starten, Brewer den Center geben, Chasen Hines und Andrew Meyer sind bestenfalls Backups, eher Spieler für „Trainingsgruppe 2“).
Auf der OT-Position ist trotz des retirements von Terron Armstead zumindest akut kein starter-Bedarf aufgetreten. Patrick Paul soll sein Nachfolger sein, Braedan Daniels füllt den roster auf. Auf der rechten Seite steht Austin Jackson als starter parat, Larry Borom wurde als sein Backup geholt. Dazu kommen noch Kion Smith und Bayron Matos (als IPP). Ein OT würde dem roster gut tun, aber unbedingt starten müsste er nicht
Dramatischer ist die Situation bei den CBs. Okay, Jalen Ramsey als starter und Kader Kohou als Nickel Corner sind gesetzt. Cam Smith hat in zwei Jahren 153 defensive snaps gespielt – er kann nicht mehr als Backup sein. Artie Burns als gesignter veteran hat in den letzten drei Jahren 20 Spiele gemacht und ist alt geworden. Storm Duck und Ethan Bonner als undrafted FA-CBs haben zumindest ihre flashes als Backup-Corner gehabt. Melifonwu könnte zur Not eine gewisse Cornerback-Rolle bekleiden; ein boundary Corner für den zweiten äußeren Receiver ist er aber keineswegs. Da braucht es in jedem Fall Abhilfe.

Auf der Safety-Position hat man mit am Meisten getan. Ashtyn Davis, Ifeatu Melifonwu, Re-signing Elijah Campbell, mit Patrick McMorris (letztjähriger Rookie, zurück nach Verletzung) und Jordan Colbert hat man auch quantitativ jemanden in Reihe drei. Man bräuchte trotz allem aber schon noch einen Safety-Starter. Klar könnte Melifonwu Jordan Poyer und Ashtyn Davis Jevon Holland als starter ersetzen; wohl fühlt man sich bei dem Gedanken aber nicht gerade.
Als letzte Position, auf der Bedarf besteht, haben viele Experten die DTs auf dem Zettel. Miami hat derzeit den ewig underrateten Zach Sieler sowie Nose Tackle Benito Jones. Neil Farrell Jr. (264 Career snaps) und Matt Dickerson (580 snaps) haben in ihrer gesamten NFL-Laufbahn weniger snaps defensiv gemacht als Jevon Holland im letzten Jahr. Bestenfalls Backups ist ihnen zuzutrauen. Da Miami nun auch Calais Campbell ersetzen und Zach Sieler nicht alles alleine machen „darf“, besteht hier noch Bedarf.

Strategie wird es dann wohl sein, mit dem eigenen Big Board zum Draft day zu kommen und best player available (bpa) auf diesen Positionen anzuwenden. Gemischt mit der Tatsache der eigenen Roster-Decke (s.o.) sowie der noch zu verpflichtenden potentiellen Free Agents auf der Position ergibt sich dann ein Bild, welche Spieler und Positions-Gruppen man im Blick haben könnte, wo Chris Grier zuschlagen will:
- Guard: Brandon Scherff, Will Hernandez, Shaq Mason, Isaiah Wynn, Dalton Risner – da sind noch ausreichend Spieler vorhanden. In der ersten Runde ist ein Guard wohl nicht notwendig
- OT: Da der Bedarf hier keinen Starter benötigt, ist auch nicht von R1 auszugehen
- Samuel Jr., Douglas, Bradberry, Gilmore (CB) oder Simmons/Jenkins/Whitehead/Blackmon (Safety) sind jetzt keine tollen Lösungen – wenn es in der ersten Runde also einen Corner oder Safety gäbe, wäre es nicht überraschend. Die CBs/Ss gäbe es aber auch in Runde zwei noch
- Das trifft auch auf die DTs zu, wobei davon auszugehen ist, dass in einer tiefen Klasse auf einem hohen Niveau bis zu 5 DT in der ersten Runde gehen könnten. Fassen wir es weiter, sind für die ersten beiden Runden sechs oder sieben Defensive-Kühlschränke zu erwarten, von denen einer durchaus den Weg ins Hard Rock stadium finden dürfte.
Wenn man das also alles in den Hinterkopf von Chris Grier und Co. presst sowie sich die verschiedenen Variablen und Unabwägbarkeiten mit einbezieht, dann lässt sich leicht erahnen, worauf die Herren im war room (ich meine, es wären bei den Dolphins keine Damen involviert) alles achten müssen und wie viele Szenarien sie im Kopf haben müssen. Dann werden wir sehen, was letzten Endes dabei herauskommen wird.
Viel Spaß beim Draft und #GoFins
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