Nach dem Aus im Playoff-Rennen: so kann es für die Miami Dolphins weitergehen

Die Saison der Miami Dolphins ist zwar noch nicht vorbei; allerdings ist spätestens seit dem 15:28 im Spiel bei den Pittsburgh Steelers klar, dass die Franchise sich nicht mehr für die diesjährigen Playoffs wird qualifizieren können. Die große Frage, die sich nach der ersten Enttäuschung jetzt natürlich stellt, ist die Frage nach der Zukunft der Franchise. Denn hier wird in der kommenden Offseason einiges zu tun sein und sich einiges ändern (müssen) – es wird sich aber schon aufgrund der Tatsache etwas ändern, da es einen neuen GM geben wird. Worauf kann man sich bei den Dolphins in den nächsten Monaten also einstellen?

I. Der neue General Manager und die Ausrichtung der Franchise

Nach dem Aus von Chris Grier und der interims-mäßigen Übernahme durch Champ Kelly stellt sich vielen die Frage, wofür die Franchise der Miami Dolphins überhaupt steht. Es fehlt die Identität, wie sich Verein und der Football, den sie spielen wollen, darstellen. „Pass heavy“ war einmal, der Franchise-QB (dazu später mehr) strugglet schwer und viel Cap space wird es in der nächsten Offseason nicht geben. Langjährige Gesichter der Franchise sind entweder gegangen oder werden nach der Saison gehen (müssen). Tyreek Hill, Bradley Chubb werden nur schwer zu halten sein. Bei einigen anderen steht vor ihrer Zukunft in Florida ein kleines oder großes Fragezeichen.

Eben diese Fragezeichen stellen sich für den neuen GM aber in erster Linie schon in puncto Coaching Staff. Diese Personalie sollte möglichst noch in diesem Jahr festgezurrt und entschieden sein, denn spätestens am Ende der regular season werden auch andere Franchises ihre Entscheidungen getroffen haben. Zu den Kandidaten gab es ja bereits hier einen Artikel (https://dolfansgermany.miami/nach-der-entlassung-von-grier-wer-kann-die-franchise-wieder-in-die-richtige-richtung-lenken/), ob es vielleicht doch Champ Kelly machen wird, ist nicht sicher. Strikter Rebuild ja oder nein, Neu-Ausrichtung der Franchise ja oder nein – alles das wird das neue Regime zu entscheiden haben. Als Erstes wird aber schon zeitlich die Head Coaching – Position auf der Liste zu stehen haben.

II. Head Coach und positional Coaches – Veränderungen im Coaching staff (?)

Vor der Sieges-Serie der vergangenen Wochen wackelte der Stuhl von HC Mike McDaniel doch sehr bedenklich; dies hat sich in den vergangenen Wochen ein wenig geändert. Die Fan-Base ist durchaus bereit, dem Trainer noch ein weiteres Jahr seines Vertrages zu ermöglichen – auch wenn er die Playoffs sicher und einen positiven Record eventuell verpasst haben sollte. Dennoch wird diese Personalie durch den neuen GM entschieden werden müssen. Der HC hat durch den Wandel des Spiel-Systems weg vom Pass-Spiel hin zu einem „run first“ – Team und vier Siegen in Folge einige Argumente gesammelt, die er auf der Habenseite stehen haben dürfte. Die (positive) Entwicklung einiger Rookies und allgemein roster-Spieler kommt ihm zusätzlich zugute. Ob der 42-Jährige McDaniel allerdings den diesjährigen „black monday“ überleben wird, hängt nicht zuletzt davon ab, ob Miami bis zum 05.01.2026 einen neuen General Manager ins Amt hebt.

Eine ganz andere Entwicklung dürfte auf dem Posten des Defensive Coordinators bevorstehen. Sollte Anthony Weaver nicht Nachfolger von Mike McDaniel werden (können), wird er ab Mitte Januar sicher einer der oft gehandelten Namen bei anderen Franchises sein, die Interviews bekommen werden. Sollte Weaver tatsächlich gehen, käme dann nicht nur der siebte DC in den letzten zehn Jahren (seit 2016 Vance Joseph, Matt Burke, Patrick Graham, Josh Boyer, Vic Fangio und eben Weaver), sondern es würde sich auch in diesem Mannschafts-Teil wieder einiges verändern – und das, obwohl gerade hier in den letzten Wochen eine positive Entwicklung erkennbar war und dieser Mannschafts-Teil das Team in den letzten Wochen getragen hat. Eine mögliche Variante wäre es, den HC zu „opfern“, um Weaver halten zu können. Oder man lässt Weaver gehen und einer seiner Assistants wird befördert (Renaldo Hill, Austin Clark). Ein arbeitsreicher Januar steht den Miami Dolphins auf jeden Fall bevor und könnte mit einigen Veränderungen im Staff die weiteren Entscheidungen vorbereiten

III. Wie geht es sportlich mit den Miami Dolphins weiter? Das Cap space 2026 und die Ersparnis-Optionen übertragen auf Hill und Chubb

Sobald die eventuellen Veränderungen im Coaching Staff vonstatten gegangen sind, wird man sich mit dem Roster zu beschäftigen haben. Zunächst einmal wird man sich ab dem 9. März 2026 mit den eigenen Free Agents beschäftigen. Die Verträge der CB Rasul Douglas und Kader Kohou, der Safeties Ifeatu Melifonwu und Ashtyn Davis, das gesamte Special Team um Kicker Riley Patterson, Punter Jake Bailey und Long Snapper Joe Cardona, die Guards Cole Strange/Daniel Brunskill/Liam Eichenberg, Tight Ends (Waller, Hill) und Backup-Tackles (Borom, Lamm) – schon alleine hier sind einige wichtige Entscheidungen zu treffen. Gerade Rasul Douglas hat ja durchaus Werbung für sich gemacht. Ob man Riley Patterson (1,7 Mios) oder Jason Sanders (2026 4,6 Mios salary und nur 667k dead money) als Kicker einplant, dürfte ebenfalls auf der Liste stehen bei einer Franchise, die (Stand 16.12.) lt. Overthecap.com 11 Mios über dem vorhergesagten 2026er Cap space steht. Es gilt also Geld zu sparen – und da landet man automatisch bei den Groß-Verdienern:

Tyreek Hill: der langzeitverletzte WR steht 2026 mit 51,9 Millionen in den Büchern. Damit dürfte klar sein, dass der 31-Jährige unter DEM Vertrag nicht für die Dolphins spielen wird. Die Frage, die sich nur stellt, ist ob man ihn zum Ende der Saison cuttet (spart 23,65 Mios – aber 28,25 Mios dead Cap), ihn mit einer Post June 1st designation entlässt (15,9 Mios „totes Kapital“, 36 Mios Ersparnis) – oder ob man ihn mit der gleichen finanziellen Konsequenz tradet.

Bradley Chubb: Sein Cap hit im nächsten Jahr wird mit knapp 31 Millionen Dollar angegeben. Zwar ist der 29-Jährige einer der Anker der Defensive und geht mit Leistung voran; dennoch ist das Gehalt ziemlich stattlich. Was problematisch ist: ein Cut oder Trade nach Saison-Ende würden lediglich 7,35 Mios an Cap freimachen. Der Rest wäre wieder dead money. Hier wird eine Entscheidung also nicht vor Mitte Juni fallen. Bei knapp 11 Mios Dollar „totem Geld“ könnten die Fins Post June (Cut oder Trade) zu diesem Zeitpunkt mit der Post June 1st designation 20,3 Millionen an Gehalt einsparen – das wird ab einem gewissen Angebot z.B. interessant.

IV. Die Gretchen-Frage: „Nun sag, wie hast du´s mit dem Quarterback“?

Die wohl zentrale Frage in der Offseason betrifft die Quarterback-Position. In der 2025er-Saison ist wohl ohne Zweifel die schwächste des Hawaiianers und deckt sich um Längen nicht mit dem Gehalt des 27-Jährigen. 15 Interceptions alleine wären schon eine besorgniserregende Zahl. Wenn man sich dann aber auch seine zaudernde, zurückhaltende Spielweise ansieht, kann man sich schon die Frage stellen, ob die Miami Dolphins auch in der kommenden Saison auf den Erstrunden-Pick von 2020 setzen sollten oder ob seine Geschichte in Miami zu Ende erzählt worden ist. Dies werden (neuer) GM, (neuer/alter) HC und (neuer/alter) OC zu entscheiden haben – ob sie es Tagovailoa zutrauen, in der kommenden Saison zurückzukommen und ein sportliches Comeback hinzubekommen. Neben den sportlichen Fragezeichen, die ihn für die 2025er-NFL-Serie als (nach Quarterback-Rating von ESPN) Nummer 30 ausweisen – lediglich J.J. McCarthy, Geno Smith und Cam Ward sind weniger gut – kommen die finanziellen Gegebenheiten, die sich die Dolphins durch die letztjährige Vertragsverlängerung „eingehandelt“ haben.

Der Cap hit von Tua steht im Jahr 2026 bei 56,4 Millionen Dollar auf der Liste. Für einen bottom 5-QB der NFL eigentlich zu viel. Wenn also die sportliche Führung ihm einen Backswing in die positive Richtung nicht mehr zutraut, ist eine Trennung unausweichlich. Die Frage ist nur, ob sich Miami das leisten kann. Ein „regulärer“ Cut ist bei 99 Mios dead money ausgeschlossen. Auch bei einem Cut nach dem 01.06. würden die Dolphins immer noch 11 Mios auf das ursprüngliche Gehalt des Alabama-Alumnus drauflegen müssen, damit er NICHT für die Dolphins spielt. Auch das ist höchst unwahrscheinlich. Bleibt die (ebenso nicht gerade wahrscheinliche) Option eines Trades. Wenn sich also jemand findet, der den 27-Jährigen mit seinem Vertrag und seinen sportlichen Fragezeichen übernimmt, können die Fins schon 2026 eine Trennung von Tagovailoa forcieren. Fände dieser Trade vor Juni 2026 statt, man würde wieder 11 Millionen investieren müssen. Einzig realistische Variante einer Tua-Trennung vor der nächsten Saison wäre demnach ein Post June 1st-Trade. Die Dolphins könnten so 43 Millionen Dollar einsparen, müssten lediglich 13,4 Mios an dead money aufwenden. Diese Summe ließe sich durch Verhandlungen sicher noch zu Gunsten der aufnehmenden Franchise verändern. Realistisch ist aber, dass Tua auch in der kommenden Saison noch Quarterback der Miami Dolphins sein wird – ob auf oder neben dem Platz. Finanziell wird man nicht viel gewinnen, wenn man auf einen Post June 1st cut im Jahr 2027 setzen würde.

V. Same procedure as every year, let Brandon Shore do his magic

Ein letzter Aspekt, der nicht außer acht gelassen werden kann und darf, ist das Prinzip des „weiter wie bisher“ – das kann auch passieren. Es wird keinen neuen GM geben, der Interim Champ Kelly wird den Job im Sinne seines Vorgängers weiter führen. Weaver geht und wird woanders HC, Mike McDaniel darf weiter Coach bei den Dolphins sein. Brandon Shore restrukturiert diverse Verträge (Tua, Tyreek, Chubb) und schafft so Cap space, um die Mannschaft unter der Leitung des 27-jährigen Hawaiianers in eine neue Saison zu führen. Wie (wenig) sinnvoll das wäre, muss letzten Endes der Owner zu entscheiden haben. Wahrscheinlicher ist aber die Variante, dasss einige der Aspekte angegangen werden, aber nicht alle möglichen. In der FA wird Miami einiges an Kapital benötigen – hat aber auch durchaus Optionen, recht günstig an neue Spieler zu kommen. Ob dies für die Zukunft der Miami Dolphins eher positiv oder negativ sein wird, bleibt abzuwarten. Die Fins stehen aber – trotz der sportlichen Misere der Saison – vor spannenden Monaten, die den Weg in die nächsten Jahre weisen werden.

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