WAS: NFL Week 12, New England Patriots (3-8) @ Miami Dolphins (4-6)
WANN UND WO: Sonntag, 24.11., 19 Uhr deutscher Zeit, Hard Rock stadium Miami Gardens/FL
WO UND WIE ZU SEHEN: Im Rahmen der NFL Endzn und über den Game Pass
Und weiter geht die wilde Fahrt der Saison der Miami Dolphins! Nachdem das Gastspiel bei den LA Rams sowie das Heimspiel gegen die Las Vegas Raiders mehr oder weniger souverän auf der Habenseite verbucht werden konnten, steht am Sonntag das Rückspiel des zweimalig pro Jahr stattfindenden Aufeinandertreffens gegen den AFC East-Konkurrenten der New England Patriots an. Dabei werden die Dolphins versuchen, im Rennen um zumindest den siebten Playoff-spot in der Conference weiter im Gespräch zu bleiben und den eigenen Record wieder mehr in die Richtung der .500 bewegen zu können. Den begehrten Platz belegen derzeit die Denver Broncos (6-5), die am Sonntag im späten slot bei den Las Vegas Raiders zu Gast sind.
I. Ein Blick in die Geschichte – eine „gmahde Wiesn“?
Um hier weiter Druck aufbauen zu können, ist der dritte Heimsieg im sechsten Spiel quasi Pflichtaufgabe. Die Tradition spricht beim Gastspiel der Herren aus Foxboro mit einem Score von 63-55 overall schon für die Mannschaft aus Florida; noch mehr gilt dies allerdings für die jüngere Vergangenheit. Der letzte Auswärts-Sieg der Truppe von Neu-HC Jerod Mayo entspringt dem Jahr 2019 – die erste Brian Flores-Saison mit Tanking-Attitude – in den letzten zehn Jahren kam lediglich ein weiterer Auswärts-Erfolg hinzu. Die letzten vier Heimspiele in „The Rock“ konnte das Heimteam allerdings für sich entscheiden und von den letzten zehn Duellen mit dem Dauer-Rivalen der Division insgesamt deren acht. Nimmt man die Eindrücke aus dem letzten Spiel in Foxborough hinzu, sprechen sowohl Historie als auch Wettquoten für einen weiteren Sieg der Miami Dolphins am Sonntag. Dennoch ist Vorsicht geboten.
II. Das neue Quarterback-Duell oder wie gut ist Drake Maye wirklich (schon)?
Denn anders als beim Sieg in Woche 5 steht nicht mehr Jacoy Brissett auf dem Platz, sondern der 3rd overall pick des letzten Drafts, Drake Maye, wird seitdem als starter bei den Patsies aufgeboten. Der Absolvent von North Carolina macht seine Sache dabei gar nicht so schlecht und konnte durchaus überzeugen. Zwar hat auch er mit der wackligen Offensive Line und deren Verletzungen zu kämpfen (Veteran-Center David Andrews fällt die Saison aus und auch der mehr oder weniger Draft-bust Cole Strange wird auf Guard nicht mittun können) und der 22-Jährige musste in seinen bisherigen sechs starts bereits 15 Sacks schlucken (2.5 pro Spiel). Dem gegenüber steht statistisch gesehen ein ziemlich schlechter Pass rush. Die Rückkehr von Bradley Chubb und LB Cameron Goode ungewiss, für Jaelan Phillips die Saison gelaufen (Sonntag auf keinen Fall dabei) – die Hoffnungen liegen bei den Miami Dolphins auf den Schultern eines „Beinahe-Rentners“.
Zwar haben Rookie Chop Robinson (2 sacks, 8 pressures), Ersatz-DE Emanuel Ogbah (3 sacks, 8 pressures) und LB Jordy Brooks (1 sack, 7 pressures) annehmbare Zahlen zu bieten, sind aber weit davon entfernt, den gegnerischen QB ins Schwitzen zu bringen. Dafür sind in Anthony Weavers Defense in erster Linie Zach „Sack“ Sieler (3 sacks, 10 pressures in acht Spielen) und dem 38-Jährigen Calais Campbell verantwortlich. Der kristallisiert sich immer mehr als der „steal“ der FA heraus und spielt, als wäre er maximal 28. Vier Sacks, neun Pressures, 1 forced fumble und zumeist einen Arm zum Abwehren von Pässen in der Luft, ein herausragendes PFF-Rating von weit über 80. Campbell ist der Anker des pass rush und wird sicherlich auch beim Rookie auf der Gegenseite für einiges Kopfzerbrechen sorgen. Sollte das besser als im letzten Heimspiel (da waren es zwar auch drei sacks, aber Gardner Minshew hatte gefühlt beinahe die Spiel-Kontrolle ohne großen Druck) gelingen, wird auch der 3rd overall Pick von 2024 den einen oder anderen Fehler machen.
Dennoch schafft es New Englands Spielgestalter, in der Regel 180+ passing Yards pro Spiel und insgesamt neun TDs zu erzielen. Dabei konzentriert sich Maye eher auf die Kurz- und Mitteldistanz, Pässe über 25 Yards sind eher die Ausnahme. Seine completion percentage liegt insgesamt aber eher selten mal unter 70%, die Zahl seiner INTs steht derzeit auch „nur“ bei sechs Würfen zum Gegner.
Weitere Stärken finden sich bei Maye im Spiel mit seinen Füßen. Er ist eine durchaus ernstzunehmende Gefahr im rushing game, in der Regel macht er sich 3-5 mal eigenständig auf den Weg und konnte so bereits 260 Yards und einen TD zur Offense von OC van Pelt beitragen. Miami sollte also gewarnt sein und diese Qualität neben seinen Päassen durchaus respektieren. Die Patriots-Anhänger sind zumindest mit seinen Leistungen insgesamt zufrieden und konnten sich zuletzt über ein Spiel mit einem dreistelligen Passer rating, 282 Yards und 2 TDs sowie 27 Yards rushing (bei 3 Läufen) in der knappen Niederlage gegen die LA Rams des Rookies „freuen“. Im Vergleich zu Brissett auf jeden Fall ein ernstzunehmendes Upgrade
III. Die offensiven Waffen der Patriots – Unterstützung oder Limitierung?
Die Leistungen ihres QBs stehen unter dem Eindruck einer generell eher schwächelnden Offense. In lediglich einem Saison-Spiel (daheim gegen die Jets, da spielte vermehrt noch Jacoby Brissett) gelang es dem Angriff aus Boston, mehr als 22 Punkte zu erzielen – ein Spiel, in dem kein TD durch einen Pass erfolgte. Das Laufspiel zählt damit auch eher zu den „Stärken“. Hier steht mit Platz 21 ligaweit und knapp 115 Yards pro Spiel ein halbwegs moderater Wert der 30. scoring und 31. Offense nach total Yards auf dem Statistik-Bogen. Rhamondre Stevenson (585 Yards, 6 TDs) zählt mit knapp 15-16 rushes pro Spiel auch zu den besseren Spielern seiner Position. Unterstützt wird er dabei in der Regel im Verhältnis 2/3 zu 1/3 von Antonio Gipson (66 für 280, bisher ohne TD) und eben Drake Maye. Dies gilt es zu respektieren und dafür zu sorgen, dass eine der Statistik nach Top 10 rushing defense (knapp 109 Yards/Spiel) dies auch weiterhin so gut verteidigt bekommt. Ziel und ein key sollte es sein, dass Spiel in die Hände von Drake Maye zu legen und sich nicht über den Boden schlagen zu lassen. Im Hinspiel war dies noch nicht so erfolgreich, die Patriots erzielten 150+ rushing yards. In den letzten vier Spielen allerdings blieben die Gegner der Dolphins stets zweistellig (Bills 94 Yards, Cardinals 82 Yards, Rams 70 und Raiders 60) – hier gilt es weiterhin aufuzbauen und Stevenson/Gipson nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Ob hierbei auch Neuzugang LB Tyrel Dodson (gegen die Raiders lediglich im ST eingesetzt) wird helfen können, bleibt abzuwarten. Wird der Mannschaft von HC Jerod Mayo diese Ebene genommen, dürfte es die Aufgabe des Gasts nicht gerade erleichtern. Dafür wird u.a. Zach Sieler sorgen, dessen Rückkehr nach Verletzung auch für die Lauf-Verteidigung einen eminent wichtigen Boost bedeutete.
Das zweite key matchup der heimischen Defense dreht sich rund um das Thema und „Problem“ Tight End. In den letzten Spielen konnten Brock Bowers (13 für 126 Yards, 1 TD) und Arizonas Trey McBride (9 für 124) – besser als Buffalos Duo Knox/Kincaid – durchaus eine Schwachstelle der Defensive von DC Anthony Weaver offenlegen. Da New England mit Hunter Henry (491 Yards, 1TD) und Austin Hooper (236 Yards, 1 TD) anreisen und das offensive Pass-Spiel über die beiden mit aufbauen wird, sollte ein Augenmerk auf die Pass Coverage der gegnerischen TEs gelegt werden. Diese Stärke macht zwar auf der einen Seite deutlich, dass es sich beim WR room der Pats nicht gerade um eine Stärke handelt. Die Abstimmung zwischen Maye und Demario Douglas (415 Yards, 1 TD), Kendrick Bourne (gegen die Rams stark, 5 Receptions für 70 Yards plus TD) und Kayshon Boutte (283 Yards, 1 TD) wird aber von Spiel zu Spiel besser – und die Dolphins-Secondary plagen zwei „bedingende Faktoren“.
Zum Einen die Tatsache, dass CB 2, Kendall Fuller, wohl bis Sonntag nicht aus dem Concussion protocol heraus sein und ausfallen dürfte (ist damit allerdings der einzige potentielle starter, der den Sonntag verpassen wird). Zum Anderen war die Leistung gegen Raiders-QB Gardner Minshew (282 Yards, 2 TDs, 93.4 rating) und dessen Pass-Empfänger durchaus besorgniserregend. Das sollte gegen New England anders aussehen und gerade von Kader Kohou, Storm Duck oder den Safeties wieder eine konzentriertere Leistung erfordern. Das die Dolphins das können, haben sie bei den LA Rams und eigentlich die gesamte Saison hindurch nachhaltig bewiesen. Von den Startern hat lediglich Jordan Poyer ein 100+-Rating der gegnerischen QBs, Holland/Kohou und vor allem Jalen Ramsey haben Werte doch z.T. deutlich darunter anzubieten. Jeweils nur einen TD pro Spiel durch die Luft zuzulassen (10 Spiele, 10 TDs) zeugt schon von einer gewissen Qualität. Die Leistungen von LB Anthony Walker in diesem Bereich (17/25 für 184 Yards zugelassen, opponent passer rating von 72,7!) haben erheblich dazu beigetragen und sollten nicht unerwähnt bleiben. Der startet seit drei Spielen konstant auf LB – zwei davon hat Miami gewonnen, in Buffalo etwas unglücklich verloren.
Generell dürfte es aber der Offense der Patriots schwerfallen zu punkten und den Ball zu bewegen. Man sollte es nicht auf einen Shootout ankommen lassen und dafür sorgen, dass die Serie von zwei Spielen unter 20 Punkten beim Gegner zu einer 3 ausgebaut werden kann. Dann käme es „nur“ noch auf Miamis Offensive an, erfolgreich zu sein.
IV. Die Offensive der Miami Dolphins – zurück zu alter Stärke oder sogar darüber hinaus?
Zwischen der Offense aus Boston sowie den Miami Dolphins gibt es eine Parallele. Nicht nur beim Gast steht ein anderer QB als im Hinspiel auf dem Feld, seit vier Spielen ist starting- und Franchise-QB Tua Tagovailoa wieder zurück – und wie er das ist. Seitdem scheint es in der Offense wieder zu „klicken“ – die 23 Punkte bei den Rams waren im Vergleich zu 27 gegen Cardinals und Bills sowie 34 gegen die LV Raiders schon ein Ausreißer nach unten. Gerade am letzten Sonntag lieferte der Hawaiianer amtlich ab (288 Yards, 3 TDs, rating von 127,8) und scheint generell seine Fehler zu minimieren. Sieben TDs steht lediglich eine INT gegenüber. Zwar kassierte er in dieser Spanne auch sieben Sacks und leistete sich insgesamt fünf Fumbles – drei davon allerdings gegen Arizona. Darüber hinaus zeigt Tagovailoa eine neu gewonnene Stärke im scrambling, um plays zu verlängern und die Drives am Laufen zu halten. Seine Accuracy ist da, wo sie vorher auch schon war – aber eine gewisse Mobilität ist ihm nicht abzusprechen. Die O-Line unterstützt ihn – trotz der Ausfälle von Jackson und des wohl noch nicht wieder anstehenden Comebacks von OG Isaiah Wynn – dabei recht annehmbar und spielt besser als ihr Ruf.
Eine weitere Stärke der „neuen“ Dolphins wird am Sonntag auf eine notorische Schwäche der New England Patriots treffen. Im letzten Spiel gegen die Rams und Matt Stafford ließ deren Secondary (die generell knapp 215 Yards/Spiel kassiert – gegen Tyler Huntley z.B. 194) stolze 295 Yards und vier TDs zu, insgesamt über 400 Yards total Offense – und das, obwohl CB Christian Gonzalez schon sehr gut spielte. Neben ihm gibt es aber nicht im Ansatz Spieler der gleichen Qualität. Nicht auf CB2 und schon gar nicht in der Breite. Sollte es der von Mike McDaniel geplanten Offensive also wieder gelingen, den Ball gut zu verteilen (gegen die Raiders hatten neun Spieler einen Pass catch zu bieten – und da war der jüngst genesene River Cracraft noch nicht mal mit dabei…) und variabel in Szene zu setzen, wird das die Defense von Pats-DC Covington nur schwer zu stoppen in der Lage sein. Zumal Jabril Peppers ausfällt und die beiden Safeties (Kyle Dugger, Marte Mapu) mindestens angeschlagen sind. Ziel ist es also, matchups mit Gonzalez zu umgehen und das passing game über seine weniger qualifizierten Neben-Leute aufzubauen.
Gegen Nacua und Kupp wurden zwei 100+ Yards-Receiver zugelassen – und die Spieler der Fins auf dieser Position sind in Tyreek Hill und Jaylen Waddle (wenn auch beide nicht bei 100%) nicht gerade schwächer. Tyreek scheint unter Tua wieder etwas mehr aufzublühen, konnte einen TD erzielen. Zumal Miami im passing game eine neue „Wunderwaffe“ (6 Receptions,101 Yards,2 TDs) gefunden zu haben scheint: TE Jonnu Smith. Lang verdrängte Zeiten (wer ist eigentlich dieser Mike G.?) werden hervorgeholt und sorgen dafür, dass das Pass-Spiel Miamis so langsam wieder in die Regionen kommt, wo es sein sollte: sichere, akkurate Pässe ins zweite Level (Tua warf gegen die Raiders genau einen Pass von 20+ Yards – den zweiten TD von Smith) auf verschiedene Spieler, seien es WRs, RBs oder TEs. Wer es schafft, dass Julian Hill wie ein NFL-tauglicher TE im passing aussieht, der muss ein verdammt gutes Spiel (und ein verdammt gutes scheme) aufgelegt haben. Sollte es der Offense rund um den Alabama-Absolventen mit der 1 gelingen, dies auch gegen die Pats so oder so ähnlich hinzubekommen und die Drives wie letzten Sonntag zuverlässig zu Punkten zu überführen, dann wird das W nur über die Miami Dolphins gehen.
Zu guter letzt soll diesem Ansinnen natürlich auch die Lauf-Offensive des Heimteams nachkommen – so wie sie das bereits im Hinspiel getan hatte. Die elftbeste rushing offense gegen die 20. Lauf-Verteidigung – die durch die Rückkehr von DT Christian Barmore aber noch einen Schub erhalten sollte. Es bleibt demnach abzuwarten, ob a) Miami den Schnitt von 122 Yards halten und die Pats ihre „Verluste“ auf unter 128 Yards begrenzen können. Zumindest treffen sie auf einen Devon Achane in guter Form (70+ Yards gegen starke den Lauf verteidigende Raiders), der von Jaylen Wright und Raheem Mostert unterstützt wird. Als weiteres Upgrade sollte FB Alec Ingold als Vorblocker wieder einsatzfähig sein. Ob es dann zu wieder so viel Raumgewinn wie im Hinspiel reichen wird? Key matchup des Spiels, welches zu einem Schlüssel zum Sieg überleiten kann.
Wenn es den Miami Dolphins nämlich mit Tua weiterhin gelingt, die dritten Versuche erfolgreich auszuspielen und lange Scoring Drives aneinanderzureihen, kann der Sieg nur im HRS bleiben. 8-12 3rd downs sowie 2-2 4th downs sind um Längen besser, als die Fins dies z.B. letztes Jahr gezeigt haben. Wenn dann in der Red Zone darüber hinaus noch effektiv gepunktet wird, dürfte es der Offense der Patriots schwerfallen mitzugehen. Tritt Miamis Offense mit einer normalen Form auf, werden sie den Ball auf dem Boden und durch die Luft gut bewegen können, weil es den Pats schlichtweg an der Tiefe fehlt, eine variabel konzipierte Offense so stoppen zu können, wie Drake Maye und seine Nebenleute dies bräuchten – selbst wenn die Defense der Dolphins wieder so spielen sollte wie es gegen die Raiders der Fall war. Ein lange enges Spiel ohne viele Scores kann vielleicht an das Gast-Team fallen. Gelingt es Tua Tagovailoa, ein für seine Verhältnisse nach dem Comeback „nur“ annehmbares Spiel zu zeigen, wird der Matchplan der Herren McDaniel und Smith aufgehen können. Dann kann die Serie nur weitergehen und der record nach dem Spiel bei 5-6 stehen.
#Go Fins und auf ein erfolgreiches Spiel am Sonntag!
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