Der Tag, an dem 900 NFL – Spieler auf einen Schlag arbeitslos werden – oder der Roster Cut day (aus Sicht der Miami Dolphins)

In den letzten Jahren war es in der Preseason der NFL immer so Usus, dass die NFL-franchises mindestens zwei oder drei „Deadline days“ bekamen, ihre roster von der maximalen Anzahl aus der Preseason (in der Regel 90 Spieler) auf die Anzahl zu trimmen, die während der Saison festgelegt sind – das sog. „53er – Roster“. Dies ist in 2023 nun etwas anders. In ihrem jährlichen Meeting in diesem Frühjahr einigten sich die Owner der Franchises, den 29. August, 4 PM E.T. (in Europ dürfte dies 22 Uhr sein), als einzig mögliche Deadline, einem sog. „NFL deadline day“ festzulegen. Bis hierhin müssen die NFL-Teams ihre 53 Spieler benennen, mit denen sie in die Saison zu gehen gedenken (P.S. nicht umsonst oder zufällig haben die Colts ihrem RB Jonathan Taylor den morgigen Dienstag als letztmöglichen Tag der Entscheidung an die Hand gegeben).

Zwar gibt es auch noch die Option, einzelne Spieler in die jeweiligen Practice squads aufzunehmen (dazu später etwas mehr). Dennoch bedeutet der morgige Dienstag Abend für circa 900 potentielle NFL-Spieler, dass sich der Traum von der höchsten Spielklasse (vorerst) nicht erfüllen wird. Dies gilt natürlich auch für einige Akteure der Miami Dolphins. Exemplarisch habe ich mir aus dem roster mal einen Rookie herausgepickt, bei dem es eng werden könnte, in das finale roster berufen zu werden.

Ob Rookie-OT Ryan Hayes das finale Roster schaffen wird, zeigt sich gegen Morgen Abend. Seine Chancen sind aber eher gering. Im Practice squad könnte er aber vorerst seinen Platz finden.

Wie bildet sich das Practice Squad?

Wie ihr in der Preseason vielleicht mitbekommen haben könntet, dürfen die NFL-franchises in der Saison-Vorbereitung mit einem Kader von 90 Spielern trainieren. In die eigentliche regular season gehen sie aber nur noch mit 53 Spielern auf der (Gehalts-) Liste. Bei den Miami Dolphins stehen seit dem signing von DT Jamal Woods Stand Montag Mittag noch eben jene 90 aktive Spieler auf der Kader-Liste. Die CBs Tino Ellis und Myles Dorn sowie LB Zeke Vandenburgh (s. Foto unten) wurden auf die so genannte „IR – Liste“ (injured reserve) verschoben; sie zählen nicht zu den 90 Spielern, dürfen in der kommenden Saison aber auch nicht mehr eingesetzt werden.

Die Aufgabe von GM Chris Grier und HC Mike McDaniel ist es also, bis Dienstag Abend noch 37 Spielern die Papiere zu geben, damit sie eventuell bei anderen franchises unterkommen oder ihre Karriere anderweitig vorantreiben können. Neben den diversen „kleineren Ligen“ (CFL in Kanada, ELF etc.) haben sie die Option, bei einer der zusätzlichen Trainings-Gruppen der franchises, dem Practice squad (PS), aufgenommen zu werden.

Denn zusätzlich zu den 53 Spielern dürfen die franchises weitere 16 Spieler verpflichten, die sie nach Bedarf in das „aktive roster“ verschieben können. Allerdings ist dies nicht exklusiv; Spielern aus den jeweiligen PS steht es frei, von anderen franchises unter Vertrag genommen zu werden. In den meisten Fällen handelt es sich bei diesen Spielern entweder um junge Spieler mit einem gewissen Potential oder Veterans der zweiten und dritten Reihe, die bis Ende August noch nicht bei einem NFL-Team untergekommen sind. Macht euch keine Illusionen – z.B. ein Dalton Risner wird sich niemals in einem dieser squads wiederfinden. Eher ein Typ der Kategorie Eric Fisher (letztes Jahr LT bei den Fins) oder Preston Williams, der mal WR in Miami war. Der von mir erwähnte OT Ryan Hayes ist sicher ebenfalls ein Kandidat für das PS, sollte er den direkten Sprung in den Kader nicht schaffen.

Müssen die 53 Spieler unbedingt aus den bisher unter Vertrag stehenden 90 Spielern kommen?

Dies ist natürlich nicht der Fall. Gerade rund um den NFL cutdown day besteht natürlich die Möglichkeit, bei anderen franchises nicht zum Zuge kommende Spieler in den eigenen roster zu berufen. Nimmt man als Beispiel die WRs der Miami Dolphins, so stehen derzeit mit Hill, Waddle, Chosen, Wilson, Berrios, Ezukanma, Cracraft, Coutee oder Tanner Conner (80, s.u.) neun Ball-Empfänger unter Vertrag, von denen sicher zwei oder drei auf der Strecke bleiben werden. Bei anderen franchises hätten sicher auch Coutee oder Conner gewisse Chancen, ins Roster zu rutschen. Auf der anderen Seite ist aber auch damit zu rechnen, dass die Dolphins bei gewissen Personal-Entscheidungen ihren Hut in den Ring werfen würden – z.B., wenn ein interessanter Guard oder OT bei einem anderen Team aus dem Raster fiele. Einige personelle moves wird es sicherlich auch bei den Miami Dolphins noch geben.

Ist die Verteilung in den einzelnen Mannschafts-Teilen vorgegeben?

Zum Abschluss noch mal zur Verdeutlichung: in der Theorie könnte eine NFL-franchise auch mit 10 WRs oder 5 Kickern im 53er-Kader in die Saison gehen. Eine Vorgabe der Verteilung geschieht in der NFL nicht. In der Regel ist es aber so, dass jedes Team in den 53 drei „Spezialisten“ mitnimmt (einen Kicker, einen Punter, einen Long Snapper). Es ist bei den Dolphins stark anzunehmen, dass Kicker Jason Sanders, Punter Jake Bailey und LS Blake Ferguson ihren Platz sicher haben werden. Alles andere wäre eine Sensation. Verbleiben in Offense und defense also noch 50 roster spots. Sie werden in der Regel aber auch nicht 25/25 verteilt. Es sind schon ganze Bücher und unzählige Texte verfasst worden, ob man lieber 4 oder 5 RBs, 6 oder sieben CBs, zwei oder drei QBs oder wie auch immer auswählen sollte. Dies ist sicherlich von Coach zu Coach, von franchise zu franchise und selbst von Fan zu Fan unterschiedlich. Man sollte aber sicher sein, dass jeder Kaderplatz (bei 11 Spielern Offense und 11 Defense, die starten) doppelt besetzt sein sollte.

Man könnte das Ganze vielleicht SO beschreiben:

Quarterbacks – 2 or 3 

Running Backs – 3 or 4  (oder eben 3 RBs und ein Fullback´)

Wide Receivers – 6 or 7 

Tight Ends – 3 or 4 (in häufigen 2 TE-Formationen eher vier, sonst eher drei)

Offensive Linemen – 8 or 9  (Miami dürfte hier sicher mit neun gehen)

Defensive Linemen – 7 or 8  (je nach Variabilität geht Miami wohl eher mit 7 als 8)

Outside Linebackers – 4 or 5 

Inside Linebackers – 4 or 5 

Cornerbacks – 5 or 6 

Safeties – 4 or 5 

Special Teams – 3

Der Rest ist dann subjektive Meinung und Inhalt jeder roster prediction im Vorfeld des NFL cut days. Lassen wir uns alle überraschen, welche (prominenten) Opfer der morgige Tag fordern wird und wie der 2023er roster der Miami Dolphins aussehen wird!

#Finsup!

TK

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