Die Veränderungen im Coaching staff der Miami Dolphins in der 2023er Offseason

In diesem Fall sogar schneller als die Homepage der Miami Dolphins lohnt ein Überblick über die Änderungen im Coaching staff der Franchise aus dem Süden Floridas. Gerade auf der defensiven Seite des Eis hat sich doch einiges in den letzten Tagen und Wochen getan bzw. wird sich auch noch tun. Beginnen wir aber mit den offensiven Veränderungen:

Neuer O-Line-Coach – und damit der neunte in den letzten zehn Jahren – wird Butch Barry. Er tritt damit die Nachfolge von Matt Applebaum an, der wieder zurück ans Boston College wechseln wird, nachdem er bei den Dolphins entlassen wurde. In den vergangenen Jahren war Barry senior analyst bei den Packers (2020), O-Line-Coach bei den Broncos unter Nathaniel Hackett (2022) sowie Assistant O-Line-Coach bei den San Francisco 49ers (2021), wo sein OC passenderweise Mike McDaniel hieß. Zwar war die letzte Saison wenig erfolgreich bei den Broncos und auch Barrys Arbeit wurde von den Spielern wohl nicht gerade positiv bewertet – in der Statistik ist die Line aber gar nicht so übel weggekommen. Wer zudem noch etwas Spekulatius für die Free Agency braucht: LG Dalton Risner von den Broncos wird Free Agent, der hat ebenso unter Barry gespielt wie in SF ein gewisser RT namens Mike McGlinchey. Da ließe sich ein Gerücht draus kontruieren. Nicht konstruiert sind seine Verbindungen nach Florida und speziell auch Miami: 2015-2018 war er Assistant O-Line-Coach bei den Buccs, 2019 war er für die Offensive Line der „U“, der University of Miami, zuständig. Im Draft wäre nicht überraschend, wenn sich Miami hier auf Anraten von Barry OT Zion Nelson zuwenden würde, den er bei der „U“ trainierte (hat so um einen 4th round grade übrigens). Man darf gespannt sein, was Barry zu leisten imstande ist, welche Spieler er evtl. dazu bekommt und wie sich die Line 2023 darstellen wird.

DEFENSE

Weit umfangreicher waren allerdings die Veränderungen, die im Anschluss an die Saison in der Defense vonstatten gingen und immer noch gehen. DC Josh Boyer musste gehen, mit ihm OLB (Outside Linebackers) Coach Ty McKenzie, Assistant Linebackers Coach Steve Ferentz, Safety Coach Steve Gregory, Assistant DL Coach Derrick LeBlanc (der als DC zu den Cardinals wechselt) und Patrick Surtain Sr. Der jedoch wechselt auf eigenen Wunsch nach einem Jahr als DB Coach an die Florida State University. Schon allein deswegen musste Ersatz kommen – und der kann sich durchaus sehen lassen bzw. hat sich einen Namen gemacht:

  1. Vic Fangio

Was soll man zu Victor John, genannt „Vic“, Fangio in der Kürze schreiben? Seit diesem Monat neuer DC der Miami Dolphins, zuvor senior Assistant/Berater der Defense der Philadelphia Eagles. Seit 1986 in der NFL zu Hause, 35 Jahre Coaching experience, HC der Denver Broncos zwischen 2019 und 2021. Den DC-Posten hatte Fangio zunächst bei den Carolina Panthers (1995-1998), bei den Indianapolis Colts (1999-2001), den Houston Texans (2002-2005), bei den 49ers (2011-2014), den Chicago Bears (2015-2018) und eben jetzt bei den Dolphins inne. Vorher bei den New Orleans Saints (1986-1995) für die Linebacker zuständig, die er zwischen 2006 und 2009 auch in Baltimore bei den Ravens betreute. Wie man allein an diesen Stationen erkennt: ein echter Experte und Fachmann als Defensiv-Spezialist, der bei einigen franchises hätte unterschreiben können. Mit guten Worten und viel Geld wurde er aber nach Miami gelockt. Was also bekommt man bei ihm? Auf jeden Fall ein neues defensives Spiel-System und eine Identität, die dem roster der Dolphins entgegenkommen sollte. Er, von Hause aus Safety, wird sicherlich der Defense neue Impulse geben: Bradley Chubb, mit dem er schon bei den Broncos zusammenarbeitete, Jaelan Phillips, Jevon Holland, Brandon Jones – sie alle werden von ihm profitieren können. Besonders Safeties (zu nennen wäre aktuell Broncos´ Safety Justin Simmons) haben durch Fangio in der Regel ihr Spiel deutlich in der Qualität angehoben. Das wird mit Sicherheit auch für die D-Line gelten. Mit der ein oder anderen qualitativen Verbesserung durch den Namen Vic Fangio und seine Historie in der Liga wird Miami in der Lage sein, sich defensiv ordentlich verbessern zu können. Das machen bereits die weiteren Personal-Entscheidungen Fangios bei den anderen Coaches deutlich. Der Mann will Erfolg und er will es mit Miami…

  • Renaldo Hill

An Renaldo Hill alleine lässt sich die Strahlkraft der Verpflichtung von Vic Fangio ablesen. Der 43-jährige ehemalige Profi der Cardinals, Raiders, Broncos und Dolphins (39 Spiele – davon 38 starts – zwischen 2006 und 2008 als Free Safety) macht in seiner Karriere für die Zusammenarbeit mit Vic Fangio bewusst einen Schritt zurück und wird als Assistant DC, Defense pass game Coordinator und Defensive Backs Coach tätig sein. Er war als Coach auch 2018 schon einmal in Miamis Coaching staff (Assistant DB Coach), wurde 2019/2020 DB Coach bei den Broncos und anschließend zwei Jahre lang DC bei den Chargers. Das er bei den Broncos unter HC Fangio tätig war, wird sicher dazu geführt haben, dass er dem Angebot seines „Lehrmeisters“ erlegen ist. Unter anderem konnte er FS Justin Simmons 2019 in das NFL All Pro 2nd team hieven, 2020 stand Simmons im Pro Bowl. Die Passing defense der Broncos war 2019 Top 10, 2020 immerhin average. Die passing defense war ebenfalls nicht das Problem der 2021/2022er Chargers – das scheint Renaldo Hill demnach im Griff zu haben. Hier würde ich mir keine großen Sorgen machen, dass Fangio, Hill und Sam Madison (der ja noch da ist) mit dem vorhandenen Personal etwas Großes auf die Beine stellen können. Sollte das nicht ausreichen: Safety Nasir Adderley, CB Bryce Callahan (der übrigens auch schon unter Fangio und Hill in Denver spielte – den würde ich in der FA also im Auge behalten) sowie Safety Kareem Jackson (s.o. wie Callahan) von den Broncos wären naheliegende Optionen in der Free Agency, die sich im System Fangio/Hill gut auskennen und gut zurecht kämen.

  • Joe Kasper

Nicht weniger bemerkenswert ist die Verpflichtung von Joe Kasper als neuem Safeties-Coach. Dies ist eine Position, die der neue Dolphins-Coach selber auf seiner Universität (einer der zweiten Reihe) aktiv gespielt hatte. Er kennt sich also aus. Kasper hat sowohl eine Verbindung zu Mike McDaniel (wenn auch nur eine sehr dünne, denn er war 2013/14 in Cleveland bei den Browns „player personnel and development“, während WR-Coach bei den Browns – genau – McDaniel war. In den letzten beiden Jahren war er defensive quality control Coach bei den Eagles und ist damit – genau – 2022er Vize-Meister geworden. Er hatte dort direkt mit Vic Fangio und dessen System zu tun, kennt sich also aus. In Verbindung mit Fangio und Hill ein erfahrenes Trio, das sicherlich konsistent in die gleiche Richtung denken wird. Daraus dann aber ein signing von Chauncey Gardner-Johnson zu bauen, ist dann doch etwas vermessen. Der Safety der Eagles wird entweder einen Tag bekommen, teuer ge-resigned werden oder für viel Schotter im zweistelligen Millionen-Bereich primary Safety bei einer franchise werden. Miami hätte den cap space gar nicht.

  • Kenny Baker

Um den als neuen DL Coach zu den Cardinals abgewanderten Assistant D-Line Coach Derrick LeBlanc zu ersetzen, hat Vic Fangio (wohl in Absprache mit Austin Clark als D-Line Coach) den bisher für die defensive Linie der Western Kentucky Hilltoppers (Division I, also quasi die zweite Reihe) zuständigen Kenny Baker als Nachfolger ernannt. Wie mehrere Quellen übereinstimmend schreiben, tat er dies sogar recht erfolgreich. Western Kentucky war in der C-USA Zweiter sowohl in sacks, scoring defense und opposing yards per carry. In der NFL sind bisher aber aus Western Kentucky nur QBs angelangt. Patriots´ QB Bailey Zappe oder der im Jahr 2016 von den Dolphins gedraftete Brandon Doughty kamen von den Hilltoppers, ebenso der in der vierten Runde 2022 gedraftete LB DeAngelo Malone. In seiner vorherigen Arbeit war Baker unter anderem bei Mercer (seit 2014 bis 2018) für deren D-Line zuständig, um im Anschluss zur University of Tennessee-Chattanooga zu wechseln. 2021 schließlich coachte er bei WKU die Defensive Ends, bevor er in seine ehemalige Position wechselte, von der er durch Fangio abberufen werden konnte. Ob dies dann dazu führt, dass man DT Brodric Martin auf der Liste stehen haben sollte? Keine Ahnung. Er ist der beste D-Liner in der Draft projection der Hilltoppers und wird von PFF an 115 gerankt, nflmockdraftdatabase hat ihn allerdings nur an 272 und Drafttek an 453 ;-). Würde mich demnach wundern, wenn er als Rookie in der NFL auftauchen würde. Kenny Baker ist dort allerdings wohl schon angekommen. Eine direkte Verbindung zu seinen „Chefs“ Austin Clark und Vic Fangio habe ich nicht ausfindig machen können – er wird schlichtweg durch seine Arbeit überzeugt haben.

Da allerdings noch einige Positionen im defensiven staff der Miami Dolphins nicht (neu) besetzt wurden, wird sicherlich noch die ein oder andere Personalie hinzukommen. Das aber sicherlich nicht in der Secondary, die mit drei bzw. vier Coaches (CB Coach Sam Madison bleibt uns ja erhalten) jetzt gut abgedichtet ist. Allerdings fehlen neben Anthony Campanile (LBs) z.B. noch die Assistants. Einfach den alten Staff der Eagles und Broncos durchzugehen, das wäre sicherlich zu einfach. Aber es gibt tatsächlich einige der Coaches aus dem „Fangio-System“, die sich bestimmt gerne noch den Dolphins anschließen möchten. Da bleibt es weiter spannend. Also: To Be Continued…

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