Der letzte Super-Bowl ist nun schon einige Zeit vorbei, aber das neue Liga-Jahr wirft schon deutlich seine Schatten voraus. Zwar sind die wichtigen Leute der NFL momentan zum alljährlichen Pre Draft-Stelldichein in Indianapolis zum Combine. Doch schon weit vor der „Verteilung“ der College prospects stehen wichtige Entscheidungen für die franchises an.
Start des Liga-Jahres und legal tampering period
Das neue Liga-Jahr der NFL startet am 13. März 2024, 22 Uhr deutscher Zeit. Zu diesem Zeitpunkt müssen sich alle 32 NFL-franchises unter der Ausgaben-Grenze, dem salary cap, befinden. Sonst drohen empfindliche Strafen; das kommt aber nur höchst selten vor.
Zu diesem Zeitpunkt laufen auch offiziell die Verträge der Spieler mit endenden Verträgen aus. Sie werden offiziell zu Free Agents. Damit diese Phase für die (lt. Spotrac.com) 679 Spieler möglichst nicht allzu lange anhält, gibt es die sog. „legal tampering period“. Anders als die Dolphins dies offenbar mit Tom Brady gemacht und dafür Draft-Picks als Strafe abgegeben haben, ist es in der Zeitspanne ab dem 11. Februar offiziell erlaubt, mit den Agenten der Spieler verhandeln und diese verpflichten zu können. Eine direkte Kontaktaufnahme zu den Spielern ist nicht erlaubt; Verträge dürfen erst im neuen Liga-Jahr unterzeichnet werden. Es gibt für die Herren im front office der Miami Dolphins im Vorfeld und rund um den 13. Februar also viel zu tun, viel zu verhandeln und das roster neu aufzustellen. Doch wo wird Miami neue Spieler verpflichten, wo sind die Lücken im Kader?
Die needs des Dolphins – rosters
Offiziell hat Miami derzeit 44 Spieler unter Vertrag. 27 ehemalige Spieler werden als Free agents gelistet. Rein praktisch müsste Miami also noch neun Spieler verpflichten – eigene Ehemalige oder Externe. Da aber nur die teuersten 53 gegen den Cap zählen, kann man davon ausgehen, dass alle NFL-Franchises darüber hinaus gehen werden. Das aber nur als Info. Neutral betrachtet lässt sich das roster in Offense, Defense und Special Teams unterteilen, in denen die Fins tätig werden – mehr oder weniger stark.
Offense
Auf vielen starting positions ist die Offense gut bis sehr gut ausgerüstet. Tua als QB ist safe – ob man sich aber von Backup Mike White trennen wird (spart 3.5 Mios), ist schwer zu sagen. Sollte Miami nicht auf die Idee kommen, einen QB zu draften, wird Mike White wohl bleiben (dürfen), da die FA-Alternativen in der range bis 3.5 Mios Tyler Huntley, Terry Bridgewater und ganz viele Andere sind. Prognose: Mike White bleibt.
Im RB room stehen offiziell mit Mostert, Achane, Brooks und Wilson Jr. vier Spieler parat. Die ersten beiden haben ihre spots sicher, Brooks wird (weil günstig) wohl den Weg weitergehen. Es ist aber davon auszugehen, dass Miami überlegen könnte, einen kleinen kompakten RB mit Power für die short yardage situations zu holen, um neben Speed noch ein weiteres Element parat zu haben.
Eine ganz ähnliche Argumentation (short yardage, Red Zone) betrifft die Tight Ends der Dolphins. Klar, Durham Smythe (Bild unten) ist gesetzt. Julian Hill ist ein guter Backup. Es fehlt aber der klassische „big body“, den Mike Gesicki verkörperte. Wenn man einen TE findet, der ähnlich gut fangen kann bei besseren blocking skills – Miami wird dieses need füllen. Ob in FA oder Draft, wird sich zeigen.
Die Wide Receiver haben besonders in der zweiten und dritten Reihe Bedarf. Der „one-two punch“ Tyreek Hill/Jaylen Waddle ist mit das beste Duo der Liga. Dahinter fehlt aber ein reliable target Nummer drei. Ced Wilson war dies nie, Braxton Berrios (eigentlich als Returner eingeplant) konnte die Rolle nicht umfänglich bekleiden, er ist zudem FA. Erik Ezukanma war lange verletzt und was er kann, weiss man nicht. Robbie Chosen, Chase Claypool konnten nicht nachhaltig überzeugen. River Cracraft ist kein WR Nummer drei, eher eine Nummer fünf. Ihn wird man problemlos halten und ins camp battle mit Braylon Sanders oder Anthony Schwartz schicken (können). Berrios als Nummer vier und ein qualitativ hochwertiger Nachfolger für Cedrick Wilson täten den Fins aber gut. So ließe sich dann auch mal Plan B umsetzen, falls es bei Hill/Waddle mal nicht läuft. Das fehlte gerade am Ende der abgelaufenen Saison. Dieser Need könnte aber auch im Draft bedient werden.
Größte „Baustelle“ und damit Problemzone wie jedes Jahr ist die O-Line. Connor Williams, Robert Hunt, Isiah Wynn, Kendall Lamm, Robert Jones – alleine fünf Free Agents hat die Protection von Tua zu beklagen. Die übrigen Teile dieser Unit sind entweder sehr verletzungsanfällig und/oder sportlich nicht viel mehr als reine Backup-Lösungen. Beinahe auf jeder der fünf Positionen wird man Spieler verpflichten müssen – sei es durch Re-Signings, externe Neu-Signings oder innerhalb des Drafts. Derzeit stünde man ohne gelernten Center, starting Guard und sehr dünn da. Hier wird massiv gebaut und gebastelt werden müssen – es sei denn, Williams und Hunt als starter, Kendall Lamm oder Wynn kehren alle zurück. Sonderlich realistisch ist dies aber nicht.
Defense
In der Defense ist eine Prognose sicher schwierig, weil die Dolphins in Anthony Weaver ja einen neuen DC verpflichtet haben. Lücken hat derzeit vor allem die Secondary des Ex-Ravens-Coaches. Ob der mehr auf FAs wie Brandon Jones, DeShon Elliott, Elijah Campbell (derzeit hat Miami nur einen Safety im Roster) setzt, wird man abwarten müssen. Ob Nick Needham, Cam Smith, Kader Kohou oder Free Agents wie Eli Apple und Justin Bethel Herrn Ramsey als CBs begleiten sollen, ist auch ungewiss. Immerhin muss die Position von Xavien Howard als zweitem starting Corner ersetzt werden. Ob nun ein FA kommt, ob das einer der Vorhandenen erledigen oder es ein Rookie richten soll – man muss das alles abwarten.
In der Defensive Line gibt es zwei offene Fragen: „Kommt Christian Wilkins zurück oder wer übernimmt seine Rolle?“ sowie „wer ist erster Backup für Chubb und Phillips und gibt denen Pausen, was Ogbah nur bedingt getan hat?“. Die starter sind stacked, aber in der zweiten Reihe fehlt es noch an dem ein oder anderen Spieler. Das kann durchaus Raek Davis sein, aber der DT geht neben Wilkins ein wenig unter. Ein paar Veteranen werden hier das roster aber sicher noch ergänzen.
Dritte Positions-Gruppe in der Defense sind die Linebacker. Hier steht hinter einem re-signing von Andrew „AVG“ van Ginkel sowie Jerome Baker ein Fragezeichen. Channing Tindall hat als ehemaliger Rookie noch nicht viel Spielzeit gesehen, FA Calvin Munson wird nicht mehr sein als ein Camp buddy. David Long dürfte seinen Platz sicher haben, Duke Riley könnte sein fehlendes dead cap und sein Gehalt von 3,5 Mios zum Verhängnis werden. Cameron Goode wird man in der dritten Reihe halten wollen. Dennoch wird es auch hier Bedarf an mindestens 1-2 neuen Spielern geben, die neben David Long agieren werden. Hier kann der Coach einiges aufbauen und kreativ werden. Man wird sehen, ob dies schon in der FA passiert.
Special Teams
Long Snapper Blake Ferguson und Kicker Jason Sanders sind absolute Locks im roster, auf diesen Positionen wird man höchstens mal „Gäste“ ins Trainings-Camp einladen. Ganz anders sieht die Situation beim Punter aus: Jake Bailey wird Free Agent, überzeugen konnte er nicht. Hier wird also in jedem Fall ein Wechsel zu vermuten sein. Da man hier aber sicher keine großen finanziellen Mittel investieren möchte, sind sowohl eine Rückkehr von Thomas Morstead, ein „Casting“ von nicht gedrafteten Puntern oder der Draft eines eben solchen denkbar. In den „Genuss“ eines Picks werden eventuell Tory Taylor (Iowa), Matthew Hayball (Vanderbilt), Austin McNamara (Texas Tech), Ryan Rehkow (BYU) oder Porter Wilson (Duke). Würde mich nicht wundern, wenn Chris Grier in der siebten Runde Pick 239 in einen Punter umsetzt oder es in Miami ein großes Free Agent-Casting gäbe.
Wie so immer sollte man diesen Artikel lediglich als Beispiel sehen, was passieren KANN und was möglich ist. Wenn 10% von dem in der Realität von den Dolphins umgesetzt werden – gerade bei den FAs – ist das eine gute Quote. Euch viel Spaß in diesen spannenden Wochen und erwartet nicht zu viel!
#Fins Up!
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