Draft – wie funktioniert das?

Ja – im NFL Draft, darf sich das schlechteste Team der Vorsaison zuerst ein College Talent sichern. Und der Super Bowl Sieger ist zuletzt dran.

Es gibt insgesamt 7 Runden, immer wird in der umgekehrten Reihenfolge des vorangegangenen Saisonergebnisses gepickt. 

Soweit, so gut. Draft kapiert – fertig.

Ein bisschen genauer darf es schon sein

Wie genau wird die Reihenfolge bei Teams mit gleichem record festgelegt? Und warum sieht man manchmal Teams mit zwei oder mehr Picks innerhalb einer Runde? 

Welche Collegespieler stehen denn überhaupt zur Verfügung?

Und muss ein Spieler zu dem Team gehen, was ihn ausgewählt hat, auch wenn er die Patsies (Buffalo, Jets oder wen auch immer) so gar nicht mag?

Was sind diese mysteriösen compensatory picks?

Und worum dreht es sich bei diesem ominösen „Value“ von dem so oft geredet wird?

Here we go; let’s dive into this rabbit hole.

Warum gibt es den Draft? – oder wie alles begann:

Den Draft gibt es seit 1936. Das Prozedere wurde damals vom Besitzer der Eagles vorgeschlagen, Er wollte die (finanzielle) Wettbewerbsfähigkeit aller Teams über die Zeit zu sichern und Teams mit weniger Ressourcen auch die Möglichkeit zu geben, gute Spieler zu bekommen. Davor konnten alle Teams einfach Talenten Vertragsangebote machen und der entsprechende Spieler konnte das für ihn beste Angebot annehmen. Somit kamen eigentlich nur die finanzstarken Teams mit guter sportlicher Reputation zum Zuge. Die Liga drohte sehr einseitig zu werden.

Nachdem der Vorschlag der Eagles einstimmig angenommen wurde, startete der erste Draft im Februar 1936. Damals standen übrigens gerade einmal 90 Spieler zur Auswahl, 81 wurden gedrafted und nur 24 unterschrieben Verträge mit Teams. Die meisten Spieler entschieden sich damals gegen eine Sportlerkarriere, wahrscheinlich da sie zum Teil besser bezahlte, „normale“ Jobs hatten, den Wohnort nicht wechseln wollten, oder nur für ein bestimmtes, prestigeträchtiges Team auflaufen mochten. 

Seitdem hat der Draft jedes Jahr stattgefunden.

In den Vierziger Jahren begann dann das, was wir heute professionelles Scouting nennen. 1946 nahmen die Rams nämlich den ersten Profi-Scout unter Vertrag. Vorher fand scouting der Teams auf Basis von gelegentlichen Spieleindrücken und dem Lesen von Zeitungsartikeln statt.

Als 1959 die American Football League an die Start ging, entstand eine Wettbewerbssituation zwischen den beiden Ligen, die bis 1966 zu einem Wettbieten und teils kuriosen Jagden nach den besten Spielern führten. Danach  griffen dann die Absprachen zur Zusammenführung dieser Ligen und es gab einen gemeinsamen AFL/NFL draft. Der erste offizielle NFL Draft fand dann 1970 statt. 

Im Jahr 1980 übertrug ESPN zum ersten Mal das Event live. Seitdem existiert der Draft als Fernsehereignis und zumindest grob in der Form, wie wir es heute kennen.

Welche Spieler stehen im Draft zur Verfügung?

Landläufig heißt es immer: „er muss drei Jahre auf dem College gewesen sein.“

In aller Regel passt das auch, denn fast alle Spieler kommen mit einem College Hintergrund in den Draft. Formal korrekt ist aber, dass ein Spieler seine Teilnahme am Draft erklären kann, wenn er mindestens drei Jahre aus der Highschool (oder analog) raus ist. Das erklärt auch, warum Moritz Böhringer 2016 von den Minnesota Vikings in der sechsten Runde gewählt werden konnte, ohne dass er jemals ein US College besucht hatte. Vielleicht erinnert ihr euch noch an den Rummel in Deutschland damals?!

Grundsätzlich sind alle Spieler, die ihre College Zeit (üblicherweise max 5 Jahre mit max vier Saisons) beendet haben, automatisch „draft eligible“. Hat ein Spieler seinen Abschluss deutlich früher gemacht, oder möchten Spieler als „undergraduates“, also nach bspw. 3 Jahren in die NFL, so müssen diese Spieler ihre Absicht am Draft teilzunehmen, spätestens eine Woche nach dem College Endspiel kund tun. Ein entsprechender Ausschuss überprüft die Berechtigung und (bestätigt sie formal), so dass diese Spieler ebenfalls in den Pool der wählbaren prospects aufgenommen werden.

Die Draft Reihenfolge der Teams

Wie eingangs erwähnt besteht der heutige Draft aus sieben Runden, in denen jedes Team je einen Pick hat. Dabei besteht das Prinzip, dass die Mannschaften in jeder Runde in umgekehrter Reihenfolge ihres letztjährigen Ergebnisses picken dürfen (das schlechteste Team zuerst, das beste Team zuletzt). Damit soll gewährleistet werden, dass die sportliche Wettbewerbsfähigkeit aller Teams erhalten bleibt und die Fans spannende Spiele und title races zu sehen bekommen. 

Die Reihenfolge der Franchises wird allerdings nicht(!) einfach nach dem Record des Vorjahres, sondern in Gruppen festgelegt.

In der ersten Gruppe picken die 18 Mannschaften, die die Playoffs nicht geschafft haben. In der zweiten Gruppe an 19-24, die sechs Verlierer der Wild Card Runde. Gruppe drei bilden die vier Verlierer der Divisional Round. Sie picken an 25-28. 

Die zwei Mannschaften, die es ins jeweilige Divisional Finale geschafft haben, dort aber unterlegen waren, bekommen die Picks 29 und 30.

Der Super Bowl Verlierer pickt an 31, der Sieger des Super Bowls an 32.

Innerhalb der jeweiligen Gruppe zählt dann der Record des letzten Jahres. 

Sollten innerhalb der selben Gruppe zwei oder mehr Teams den gleichen Record haben, wird die „strength of schedule“ also Tie Breaker herangezogen.

Eine schöne Übersicht findet ihr hier:

https://www.tankathon.com/nfl

Gleicher Record bedeutet nicht gleiche Draftposition

Das kann natürlich dazu führen, dass ein Team welches mit 9:8 die Playoffs geschafft hat, im Draft hinter einem 10:7 Team an der Reihe ist, wenn dieses sich nicht für die Playoffs qualifizieren konnte. Oder dass Teams mit gleichem record in der Draft Reihenfolge weit auseinander liegen.

Ein Beispiel aus der Saison 2023/24. Die Saints, Colts, Seahawks, Jaguars, Bengals Packers und Bucs haben die Saison alle mit 9:8 abgeschlossen.

Während die ersten fünf Teams die Playoffs nicht erreichten, kamen die Bucs und die Packers mit ihrem 9:8 aber bis in die Divisional Round und verloren erst dort.

Saints bis Bengals fallen also in die erste Gruppe (Playoffs nicht geschafft), haben darin den besten record -> resultiert in Picks 14-18.

Die Packers und Bucs fallen in die dritte Gruppe (Divisional Verlierer), haben dort den schwächsten Record und picken an 25 und 26.

An den Tagen des Drafts ist der Ablauf fest geregelt.  

In der Regel dauert der Draft drei Tage, üblicherweise Ende April. Donnerstags findet die erste Runde statt, Freitags die Runden zwei und drei. Am Samstag wird der Draft mit den Runden 4-7 beendet.

in der ersten Runde hat jedes Team 10 Minuten Zeit, um seinen Pick bekannt zu geben. Alle Picks der ersten Runde werden dann vom Commisioner der NFL offiziell bekannt gegeben. 

Danach verkürzt sich die Zeit, die die Teams zum auswählen haben auf 7 min (Runde 2), 5 min (Runden 3-6) und 4 min (Runde 7). Für die Pick Announcements muss dann nicht jedes Mal der Commisioner auf die Bühne, sondern die Teams wählen eingene Verantwortliche, Ex-Spieler, Fans, usw selbst aus, die den Pick bekannt geben (wir haben in der Vergangenheit ja auch TV-Schaltungen nach Deutschland gesehen, u.a. von den Panthers, Chiefs und Patriots, also Teams die hier Marketingrechte haben).

Compensatory Picks – was ist das?

Jetzt kennen wir das grundsätzliche Prozedere. Aber 32 Teams x 7 Runden sollte doch 224 Gesamtpicks ergeben?!

Für 2024 steht aber ein 257. Pick für die Jets auf der Liste. Wie kommt das?

Zum Einen: Die NFL kann bis zu 32 sogenannte „compensatory picks“ vergeben, um Spielerverluste von Teams innerhalb der Free Agency zu kompensieren. Dabei kann ein Team maximal 4 Picks erhalten.

Diese Picks werden nach einer Formel vergeben, die Spielergehälter, Spielzeit und Auszeichnungen berücksichtigt (als Surrogatparameter für den Wert eines abgegebenen oder aufgenommenen Spielers).

Zum Anderen können auch für den Verlust von Coaches die einer Minorität angehören, zusätzliche Picks vergeben werden. Diese kommen on top und können somit die Anzahl/Team auf mehr als 4 Picks anheben (die Rams und die 49ers gehen in den 2024er Draft zum Beispiel mit 5 extra Picks).

Zunächst einmal zu den Spielern

Grundsätzlich gilt, dass Mannschaften, die in der Free Agency mehr Spieler abgeben als aufnehmen, mit compensatory picks versehen werden können.

Die exakte Formel zur Berechnung des NFL Management Counsil nicht öffentlich. Dementsprechend ist das Verhältnis von Gehalt, Spielzeit (Anzahl snaps) und Auszeichnungen auch nicht exakt bekannt. Daher können Analysten nur Schätzungen machen. Durch die zunehmende Datenmenge werden die Schätzungen von Jahr zu Jahr aber immer besser und man hat mittlerweile eine recht gute Vorstellung wie die Vergabe der Comp Picks verläuft.

Zunächst die Eingangskriterien:

Es zählen nur Spieler deren Verträge auslaufen. Keine Entlassungen!

Es zählen nur Spieler, deren durchschnittliches Jahresgehalt (inkl. Boni, die als „wahrscheinlich erreichbar“ gelten) in den oberen 35% aller Spielergehälter liegen. 

Das soll zum Einen sicherstellen, dass Teams nicht Spieler cutten, um sich Picks zu ergattern und zum Anderen dafür sorgen, dass das System nicht explodiert, sondern nur einen Ausgleich für wirklich wichtige Spieler schafft.

Jetzt einordnen

Alle Spieler werden jetzt eine Art Pick-Wertkategorie eingeteilt. Dabei wird ihnen je nach Höhe ihres Durchschnittsgehalts eine Runde des drafts zugeordnet.

Dabei sind die Spieler mit einem Gehalt innerhalb der obersten 5% aller Spieler einen Drittrundenpick wert.

Spieler in den oberen 10% der Gehälter bekommen einen Viertrundenpick zugeordnet. Für Spieler mit Gehältern in den Top 15% gibt es einen Fünftrunder, für Top 25% einen Sechstrunder und für Top 35% einen Pick in der siebten Runde. 

Im nächsten Schritt wird jetzt ganz einfach innerhalb jeder einzelnen Klasse aufgewogen wie viele Spieler ein Team aufnimmt, bzw. abgibt. 

Beispiel gefällig? Nehmen wir die 2024 Dolphins.

Das konkrete Beispiel:

Die Dolphins haben abgegeben:

Christian Wilkins, 27Mio, das ist das 27.-höchste Gehalt der Liga und liegt klar in den obersten 5% der Liga -> Drittrundenpick 

Robert Hunt, 20Mio, Top 5% -> Drittrundenpick 

Andrew vanGinkel, 10Mio, Top 15% -> Fünftrundenpick

Raekwon Davis, 7Mio, Top 25% -> Sechstrundenpick

Brandon Jones, 6,7Mio, Top 25% -> Sechstrundenpick

DeShon Elliott, 3Mio, Top 35% -> Siebtrundenpick.

Aufgenommen haben die Dolphins

Jordyn Brooks, 8,7Mio, Top 15% -> Fünftrundenpick

Kendall Fuller, 7,5Mio, Top 15% -> Fünftrundenpick

Aaron Brewer, 7Mio, Top 25% -> Sechstrundenpick 

Jetzt wird gegengerechnet:

Die Fünftrunder von AvG und Jordyn Brooks heben sich direkt gegenseitig auf.

Die Sechstrunder von Davis und Brewer ebenfalls.

Die Aufnahme von Fuller (5. Runde) wird mit dem Verlust von von Brandon Jones (6.Runde) gegengerechnet, da die Fins keinen weiteren Spieler in dieser Fünftrunden-Kategorie haben. In dieser Situation gilt, dass der nächste Pick aus der darunter liegenden Kategorie dagegen gerechnet wird (hier eben der Sechstrunder von Jones).

Somit bleiben den Dolphins in diesem Beispiel zwei Drittrundenpicks für den 2025 Draft, da sie keine Spieler der Kategorie Wilkins/Hunt aufgenommen haben, so wie der Siebtrundenpick für den Verlust von DeShon Elliott, dem keine entsprechende Aufnahme eines Spielers gegenüber steht.

Jetzt zu den Coaches:

Hier gibt es zusätzliche(!) Compensatory Picks wenn ein „Minority Coach“ abgeworben wird. Das gilt, wenn er oder sie vom neuen Team auf der Stelle eines HC oder GM beschäftigt wird. Das abgebende Team erhält sozusagen als Belohnung für das Einstellen und Entwickeln des Coaches als Kompensation zwei Drittrundenpicks (je einen im nächsten und einen im übernächsten Jahr).

Ihr habt es bis hierhin geschafft? Super 🙂

Denn jetzt wissen wir, warum es den Draft gibt, welche Spieler verfügbar sind und wie es zur Reihenfolge und Anzahl der Picks kommt. 

Zumindest bis die Teams anfangen ihre Picks zu traden.

Warum und wie werden Picks getradet – oder Tauschhandel auf höchstem Niveau

Die Picks im Draft sind das wichtigste Kapital der Franchises, um nachhaltig eine Mannschaft aufzubauen. Dementsprechend wird hier gelegentlich wild getauscht, je nachdem, was Teams gerade glauben, dringend zu benötigen.

„Once teams are assigned their draft positions, each pick is an asset: It’s up to the club’s executives to either select a player or trade the pick to another team to improve its position in the current or future drafts. Teams may negotiate trades at any time before and during the draft and can swap draft picks or current NFL players to whom they hold the rights.“

NFL

Bedeutet vereinfacht gesprochen, dass die Teams mit ihren Picks tun und lassen können was sie möchten. Picks gegen andere Picks (egal, ob im aktuellen Jahr, oder der Zukunft), Picks gegen Spieler. Alles erlaubt.

Teams dürfen sowohl vor den Tagen des Drafts, als auch am „Draft Day“ miteinander verhandeln.

Um den Wert verschiedener Picks für den Tauschhandel untereinander einigermaßen messbar zu machen, wurden über die Zeit verschiedene Tabellen entwickelt.

Vielleicht habt ihr Trade Value Modell nach „Jimmy Johnson“ oder nach „Fitzgerald&Spielberger“ schon mal gehört.

All diesen Tabellen ist gemein, dass sie versuchen, den Wert der Draft Picks irgendwie festzulegen, um eine grobe Vergleichbarkeit zu erreichen.

Im Spielberger Modell wird dabei die Höhe der späteren Gehälter nach der Rookie Zeit mit der Höhe des Draftpicks korrelier. Dahinter steckt die Annahme, dass busts keine hohen Anschluss Verträge bekommen.

Dem Nummer 1 Pick wird der abstrakte Wert von 3000 zugeordnet. Der Nummer 2 Pick ist 2649 Punkte wert, der Nummer 3 Pick 2443 Punkte.

Wollte nun ein Team das an dritter Stelle in der Draftreihenfolge sitzt seinen pick mit dem Nr 1 Team tauschen, dann ist klar, dass dafür noch ein bisschen was oben drauf gegeben werden muss.

Aber wieviel wäre angemessen? Genau da helfen diese draft Value Charts.

Nach dem Spielberger Chart müsste das Nummer 3 Team neben diesem Pick noch einen Viertrundenpick drauf packen. 

Allerdings sind diese Value Charts keine festen Preisschilder. Am Ende ist alles Verhandlungssache und je dringender ein Team einen bestimmten Pick möchte, desto mehr wird es dafür bezahlen müssen.

Muss ein gedrafteter Spieler zu einem Team, dass er nicht mag?

Nein, muss er nicht. Im Draft sichert sich die auswählende Franchise das exklusive Recht für ein Jahr, mit dem gewählten Spieler einen Vertrag zu verhandeln. Zur Unterschrift zwingen kann das Team den gewählten Spieler nicht.

Aber: da es sich um ein exklusives Recht handelt, darf auch kein anderes NFL Team diesen Spieler für die kommende Saison unter Vertrag nehmen. 

Der Spieler würde also ein Jahr in der NFL verlieren. Danach könnte er sich wieder im Draft anmelden. 

Doch der Spieler muss den Verlust von Spielzeit und Gehalt verkraften. Ausserdem kann er sich nicht sicher sein, wie sich sein Verhalten auf seine Reputation für das nächste Jahr auswirkt (Diva). Daher passiert das eher selten, obwohl es in der Vergangenheit durchaus ein paar sehr prominente Beispiele dafür gab.

Promi „Verweigerer“

Bo Jackson hat das z.B. 1986 getan. Er wurde von den Bucs gedraftet, wollte dort aber nicht unterschreiben, da die Bucs ihn nicht parallel Baseball für die Kansas City Royals spielen lassen wollten. 

Er „verlor“ das NFL Jahr, spielte aber parallel Baseball, denn die Royals hatten ihn beim MLB Draft gepickt. 

Ein Jahr später kehrte er in den NFL Draft zurück und wurde von den Raiders an 183 gepickt (die kein Problem damit hatten, dass er beide Sportarten ausüben wollte)

Jim Kelly, Qb der Miami Hurricanes wurde 1983 an 14. Stelle von den Bills ausgewählt.  Da der Quarterback partout nicht dort spielen wollte, nahm er lieber ein lukratives Angebot der damals als Konkurrenz existierenden USFL an, und spielte für die Houston Gamblers. Kelly erlebte dort zwei erfolgreiche Jahre, in denen er u. a. zum MVP der Liga wurde, bevor er dann 1986 doch zu den Bills ging.

John Elway unterschrieb zwar 1983 bei den Baltimore Colts, machte aber deutlich, dass er nicht beabsichtigte jemals für das Team zu spielen und im Zweifel lieber Baseballprofi werden wolle. Am Ende unterschrieb er aber bei den Colts und deren Owner tradete ihn zu den Broncos.

Technisch gesehen liegt der Fall von Elway also etwas anders, denn er wurde zunächst ein asset der Colts und dann von diesen getradet. 

Checkt auch mal die Draft Geschichte von Eli Manning. Und welche Beispiele findet Ihr noch so?

Zum Abschluss noch ein anderer kleiner Ausflug in den Bereich Value.

Hier geht es nicht um den Tauschwert von Draft Picks, sondern um den Wert bestimmter Positionen im Draftprozess.

Positional Value – oder Schreikrämpfe bei 1st round Running Backs

Warum gibt es eigentlich bei jedem Draft die Diskussion um den sogenannten „positional value“? Manche Football Fans rasten fast völlig aus, wenn sie Safety, Linebacker oder gar Running Back picks in der ersten Runde sehen.

Woher kommt das?

Zunächst einmal muss man im Hinterkopf haben, dass es beim Draft eben nicht nur darum geht gute Spieler zu erwischen.

Sondern auch darum, gute Spieler mit dem richtigen Wert an der richtigen Stelle zu picken. Denn, wie schon erwähnt, ist der Draft die zentrale Möglichkeit gute Spieler zu günstigen Konditionen für vier Jahre zu verpflichten und damit das Gerüst für eine erfolgreiche Mannschaft zu bauen.

Es wäre daher also gut, wenn mit den ersten Picks im Draft echte impact Player das eigene Team verstärken würden.

Wenn man jetzt einmal davon absieht, dass jedes Team sich „verscouten“ kann und der individuell gewählte Spieler ein „bust“ wird, so gibt es doch Positionsgruppen, die im Durchschnitt einen höheren impact als andere haben.

PFF hat sich dem zum Beispiel über die „Wins above replacement“ (WAR) genähert. Bei diesen Berechnungen zeigt sich beispielsweise, dass Top Wide Receiver etwa zwei Siege pro Saison mehr bringen als wenn statt ihrer ein durchschnittlicher Reservespieler auf dem Feld stünde. Der gleiche Wert für die absoluten Top RBs liegt nur bei etwa 0,7.

Logisch, dass man da mit seinem wertvollsten ersten Pick besser versucht einen Top WR als einen Top RB zu finden, oder?

Extrawert – oder wie übersetzt man surplus value 🙂

Es gibt noch einen anderen, einfacheren Weg sich „positional value“ vorzustellen.

Seit 2011 sind die Rookie Verträge standardisiert. Die Gehälter sind festgelegt und orientieren sich an der Stelle an der ein Spieler ausgewählt wurde. Und zwar unabhängig von der Position, die er spielt.

Derzeit bekommt der Nr.1 pick des Draftjahrgangs für 4 Jahre über 40 Mio, also >10 Mio/Jahr. 

Mr. Irrelevant (der letzte ausgewählte Spieler des Drafts) erhält knapp 800 TSD/Jahr.

Alle Gehälter dazwischen sind ebenfalls festgelegt. Spieler in der zweiten Runde erhalten zwischen 6-12 Mio, in der dritten Runde gibt es gut 5 bis 6 Mio, usw.

Jetzt muss man sich nur vorstellen, ein Nr. 1 Pick schlägt voll ein (und kostet wie gesagt etwa 10Mio/Jahr).

Wäre das ein Qb; ->Schnäppchen für das Team, denn ein Top QB kostet sonst locker 40-50 Millionen pro Jahr. Mein Rookie schafft für das Team also einen Extrawert von 30-40 Mio/Jahr.

Wäre mein Top Pick ein Top Receiver, ->immer noch günstig. Top Receiver kosten über 20 Millionen/Jahr. Mein Rookie schafft auch hier wieder einen Extrawert von mehr als 10 Milionen.

Wäre mein Top Pick ein RB…naja, für 10 Mio bekommt man eben auch auf auf dem freien Markt Top Spieler auf dieser Position. Der Spieler schafft keinen, oder nur kleinen Extrawert.

Rookie Vertrag vs Gehalt auf dem freie Markt – hier liegt der Wert

Vor dem Hintergrund des salary cap kann man also immer die Überlegung anstellen, was müsste man für die gleiche Position auf dem freien Markt bezahlen und wieviel spart mein Rookie dadurch ein, dass ich ihn günstig im Draft gepickt habe. Denn das Geld habe ich als GM jetzt extra zur Verfügung, um meinen Kader zu bauen.

Das Ganze kann man sehr komplex durch Need vs Tiefe auf der Position und spätere FA Verfügbarkeit ergänzen/korrigieren. 

Fazit bleibt aber unter dem Strich, dass man nach Möglichkeit TE, LB, S, iOL, RB NICHT in Runde 1 wählt, da es diese Positionen a) günstig in der Free Agency und b) qualitativ gut auch in den späteren Runden des Drafts gibt. 

Unser „KPG-Freund“ hat das Thema „Value“ auf deutsch sehr schön zusammengestellt und verweist dabei auf PFF und die Arbeit von Timo Riske. Falls sich jemand weiterführend mit dem Thema beschäftgen möchte, ein wirklich guter Einstieg.

Links für Interessierte

Hier gibt es eine gute Übersicht bei overthecap zum Thema compensatory picks

Hier von der NFL ihre Seiten zu History und Regeln

https://operations.nfl.com/journey-to-the-nfl/the-nfl-draft/the-history-of-the-draft/

https://operations.nfl.com/journey-to-the-nfl/the-nfl-draft/the-rules-of-the-draft/

Seid ihr ready für den Draft?

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Eine Antwort

  1. […] auch gar nicht groß auf gewisse Aspekte des Drafts eingehen, das hat Marcus an dieser Stelle (https://dolfansgermany.miami/draft-wie-funktioniert-das/) schon perfekt ausgearbeitet. Dieser Artikel soll in erster Linie eine Bestands-Aufnahme des rosters […]

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