
Es sind heute noch genau drei Wochen bis zum ersten Saison-Spiel der Miami Dolphins in Indianapolis und nach dem zweiten Preseason-Spiel, welches die Fins in Detroit mit 24:17 für sich entscheiden konnten, stellt sich natürlich die Frage, mit welchem defensiven Personal die Unit von Defensive Coordinator Anthony Weaver nach Indiana reisen und die Saison angehen möchte. Gerade in der Secondary sieht das Bild ja reichlich düster aus. Im Juli (da war Kader Kohou aber noch spielfähig, Mike Hilton und Jack Jones noch nicht da) rankte PFF Miami an 29. Stelle, vor Carolina, Dallas und Las Vegas. Aber ist die vormals als Top 10-Defense angepriesene Gruppe nach durchaus namhaften Abgängen (mit Jalen Ramsey, Jordan Poyer, Jevon Holland, Emmanuel Ogbah, Calais Campbell, Da´Shawn Hand, Kendall Fuller, Anthony Walker, Marcus Maye, Tyus Bowser oder David Long sind von den 20 Spielern mit den meisten defensiven snaps 2024 mehr als die Hälfte weg) und nach den Verletzungen von Kader Kohou (7. nach defensiven snaps) oder Neuzugang Artie Burns, die beide in 2025 keinen snap sehen werden, überhaupt ansatzweise konkurrenzfähig? Das wird die große Frage sein und eine Herkules-Aufgabe für Weaver werden. Vermutlich könnte er dieses Unterfangen mit folgenden Spielern angehen wollen:

Defensive roster prediction
1. Defensive Line – Edge (4): Bradley Chubb, Jaelan Philipps, Chop Robinson, Mohamed Kamara
Hier gibt es keine große Diskussion, nur viele injury concerns. Bleibt diese Positionsgruppe fit, ist lediglich die Position des vierten EDGE wackelig und könnte sich noch ändern. Die Rotation werden sich aber die drei Spieler teilen, die ESPN als Top 10-Edge-Trio der NFL einordnet (Quelle: Mike Clay in seiner Auflistung des 15.8. – https://www.espn.com/nfl/story/_/id/45908900/2025-nfl-season-positional-group-best-worst-quarterbacks-cornerbacks-receivers#dt )
2. Defensive Line – DTs oder Interior D-Liner (5): Zach Sieler, Kenneth Grant, Benito Jones, Jordan Philipps, Matthew Butler
Auch hier ist die Verteilung klar, die Personal-Decke dünn, der zweite zweite Anzug zwickt – aber die erste Garde ist Premium. Sieler und Jones als Nose Tackle haben dies nachgewiesen, Grant am College gezeigt und in den Preseason games angedeutet. Physische Kontrolle, die Phillips der Jüngere und Butler ergänzen sollen. Nach ESPN belegen die Fins hier einen Mittelfeld-Rang (Platz 16), aber das kann sich je nach Produktion von Grant auch noch verschieben.

3. Das Linebacker squad (6): Tyrel Dodson, Jordyn Brooks, K.J. Britt, Willie Gay Jr., Quinton Bell, Derrick McLendon
Ja, aus meiner Sicht wird Channing Tindall den Cut nicht überstehen. Zu wenig hat er im Vergleich zu einem Quinton Bell gezeigt – ich sehe ihn eventuell sogar noch hinter Derrick McLendon, der bei den Bears auf sich aufmerksam machte. Ihm traue ich die Rolle des „sneaky members“ zu, der überraschend mit nominiert wird. Dodson und Brooks haben letzte Saison ebenfalls gezeigt, was sie können. Britt und Gay Jr. sind erfahrene Veteranen, die eine Rotation ohne großen Qualitäts-Verlust gewährleisten. Mit diesen vier Spielern und zusätzlich Quinton Bell mit Aufgaben v.a. auch im Special Team dürfte sich dieser Mannschafts-Teil repräsentiert fühlen, den ESPN tatsächlich sogar auf Platz 8 in der NFL sieht.

4. Die Secondary (10): Minkah Fitzpatrick, Ifeatu Melifonwu, Ashtyn Davis, Patrick McMorris, Elijah Campbell als Safeties und Jack Jones, Mike Hilton, Storm Duck, Jason Marshall Jr., Ethan Robinson als Cornerbacks
Da sind wir nun also bei einem Teil des Teams, welchen ESPN auf Platz 22 (Safeties) und 32 (Cornerbacks) im Liga-Vergleich einordnet. Die Abgänge sind allen bewusst, die Tatsache eines fehlenden „echten CB 1“ ist unbestritten. Das Motto „viel hilft viel“ ist ein schwacher Trost und macht wenig Hoffnung. Allerdings ließe sich das durch nur eine Veränderung bewirken – die vielleicht vor Saison-Start noch kommt. Daher wackelt Ethan Robinsons roster spot trotz seiner Leistungen in der Preseason gewaltig. Er wurde Cam Smith vorgezogen und das will etwas heißen. Der ehemalige 2nd round-Rookie funktioniert bei den Dolphins schlichtweg nicht. Deswegen wird er das roster nicht mehr packen. Minkah Fitzpatrick und Ifeatu Melifonwu sollen eine Einheit formen, die im Kollektiv die von vielen geunkte „Yes fly zone“ verhindern soll. Nach fetten Jahren mit stets mindestens einem Elite-CB (manchmal sogar zwei) wird sich zeigen, ob man mit diesem Ansatz besser fahren kann.
FAZIT
Macht es einen gesamten Mannschafts-Teil schlecht, wenn eine der Positionen nicht angemessen besetzt ist (und eine zweite in der selben Unit nur bedingt besser)? Was also wird der schlechteste CB-room der NFL (lt. ESPN) für Auswirkungen haben? Rein mathematisch mit Milchmädchen könnte man ja nun 32+22+10+8+16, geteilt durch 5 nehmen – ergäbe im Schnitt Platz 18. DEN würden die meisten Anhänger wahrscheinlich blind befürworten. Aber leider ist Papier geduldig und die Theorie auf dem Feld nicht 1:1 umsetzbar. So wird man mit einer shaky Secodary in die Saison gehen und hoffen, vorne an der Linie so viel Druck aufbauen zu können, dass hinten keine Pässe mehr ankommen. Den Druck kann man in der Theorie schon erzeugen. Man bedenke eine starting Defense mit Bradley Chubb (knapp 40 Career sacks), Jaelan Phillips (23 sacks in 46 Career games), Zach Sieler (letztes Jahr 10 sacks), Kenneth Grant (letztes Jahr bei den Wolverines immerhin drei sacks) oder Jordyn Brooks (2024 3,5 sacks)? Wer die alle blocken möchte, braucht schon eine verdammt gute und auf allen Positionen hochkarätig besetzte Offensive Line. WENN sie alle fit bleiben – und hier liegt der Hund begraben. Denn Verletzungen kann das roster in der Defense nur an wenigen Stellen verkraften…

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