Recap NFL WEEK 3: Miami Heat

Guten Tag, liebe Miami DolFans auf dem gesamten Globus an diesem victory monday (schon wieder :-P). Ein paar Stunden Schlaf nach dem gestrigen Spiel möchte ich das abgekühlte Gemüt nutzen, um eine Recap zum Heimsieg gegen die Buffalo Bills zu Papier zu bringen. Gleich vorweg: Nein, wir haben nicht in der FTX Arena gespielt und meines Wissens nach hat Pat Riley nichts zu diesem Erfolg beigetragen. Dennoch ist die Überschrift aus mehreren Aspekten passend. Bevor ich dazu komme, zunächst aber mal die schnöden Fakten:

  • Durch das 21:19 gestern gibt es in der AFC noch genau ein Team, das ungeschlagen in dieser Saison ist. Nimmt man die Philadelphia Eagles (3-0) und die New York Giants (2-0 mit einem Spiel zum Monday Night game gegen die Cowboys zu spielen) hinzu, sind es in der kompletten NFL derzeit noch drei. Die Miami Dolphins gehören dazu – zum ersten Mal seit 2018 und zum 15. Mal in der franchise-Geschichte
  • Es stellt saison-übergreifend den achten Heimsieg in Serie dar und ist der erste Erfolg über die Bullen seit knapp vier Jahren (der letzte Sieg war im Dezember 2018).

Das sind die trockenen Fakten eines Spiels, welches in der sengenden Hitze von knapp 90 Grad Fahrenheit stattfand. Die Phins hatten sich für die weißen Jerseys entschieden, um die in blau agierenden Bills ordentlich ins Schwitzen zu bringen. Getreu dem Motto „I wish it were hotter“ (das passende Shirt gibts im Fanclub-Fanshop) wurde das Spiel gegen die vor dem Spiel heißeste franchise der NFL angegangen. Ich möchte zunächst auf die offense eingehen, bevor ich mich Defense und auch Special Team widme.

Tua watch: geht es nicht ohne Diskussionen?

Vorab: die Offense war nicht so herausragend wie beim Comeback win über die Ravens. Aber (was ich am TV schon nicht verstanden habe): wenn die Offense durch die strip sack fumble recovery von Jevon Holland und Melvin Ingram den Ball an der gegnerischen 6 Yard-Linie bekommt – wie sollen sie denn da im zweiten Viertel die Spielzeit, die Yards und die plays betreffend mithalten können? Bis zum (ersten) TD von Raheem Mostert vergingen vier (!) plays über 6 Yards und knapp 100 Sekunden Spielzeit. Klar, der erste Drive der Fins bei 0:7 lief nicht soo gut. Eine Strafe, mehrere vermeidbare Incompletions (Ingold, Mostert) und ein wieder nicht so gut anlaufendes running game brachten die Dolphins unter Druck. Aber: mit Hilfe der Defense blieb man an Buffalo dran.

Der dritte Drive bei 7:14 hatte dann hingegen wieder alles, was man sich wünschen kann. Vier Läufe und Fünf Pässe über 83 Yards, an dessen Ende ein TD pass von Tua auf (wieder mal) River Cracraft stand. Dieser Pass hatte den vielfach geforderten „zip“ und sah aus wie ein Strahl in ein enges Pass-Fenster. Da gab es nichts zu kritisieren. Er führte zum neuerlichen Ausgleich.

Der vierte offensive drive der Dolphins oder: wenn vieles zusammenkommt

Nach einer gelungenen defensiven Sequenz hätte Miami sogar die Möglichkeit gehabt, vor der Halbzeit und nach der Pause zwei Scores drauf zu legen und das Spiel in eine Richtung zu lenken. Das dies nicht gelang, hat in erster Linie zwei Namen: Teddy Bridgewater und Matt Milano? Milano, der LB der Bills, konnte es nach einem durch Tua auf Waddle losgewordenen passes (für ein 1st down) nicht lassen und schubste den Hawaiianer klar nach der Ball-Abgabe, so dass dieser nach hinten (auf den Rücken) fiel und unsanft mit dem Hinterkopf aufschlug. Sicher keine Absicht, aber dermaßen unnötig und verheerend – schließlich musste Tua anschließend taumelnd vom Platz gebracht und im cocussion protocol für den weiteren Verlauf des Spiels gecleared werden (das sich die Gewerkschaft dies jetzt noch einmal anschaut, darf RAN gerne medial ausschlachten. Da dies aber unabhängige Mediziner sind, die diese Tests durchführen, hat die franchise aus Florida keinen Einfluss auf diese Entscheidung). So musste Backup Teddy Bridgewater übernehmen – und der blieb in der Hitze nicht cool, sondern eisig kalt. Zwei zum Teil verheerende Incompletions und ein sack ließen Schlimmes vermuten. In Hälfte zwei kehrte Tagovailoa allerdings wieder auf den Platz zurück. Vertrauen wir den Ärzten, Trainern und dem Spieler mal, dass dies auch so vertretbar war. Nachprüfen werden WIR es ohnehin nicht können. Sei es, wie es sei. Auch die Bills konnten Ende des zweiten Viertels keine Punkte mehr aufsatteln, so dass es mit einem Remis in die Halbzeit ging.

Rumplig aus der HT, aber immer in Reichweite

Hier fehlte nun lange Zeit die offensive Connection. Die defense (s.u.) hielt das Spiel eng – und dann funktionierte auf einmal alles. Zwar wurde Tua im drive – es sollte der game winning drive werden – auch zu Boden gebracht. Mostert lief zwei mal für insgesamt zwei Yards. Raheem Edmonds verdelte das Ganze letzten Endes über 5 Yards für seinen zweiten TD. Die Entscheidung fiel aber durch die Luft. Nicht mal so sehr mit Tyreek Hill, der mit zwei Receptions für 33 Yards einen eher ruhigen Arbeits-Tag erwischt hatte. Viel besser erging es aber auch seinem Buffalo-Widerpart Stefon Diggs nicht, der mit 7 für 74 Yards nicht so sehr herausstechen konnte. Die Entscheidung konnte Josh Allen auch mit Isiah McKenzie (7 für 76/1TD) nicht herbeiführen. Entscheidend waren die beiden Pässe im vierten Quarter von Tua auf Jaylen Waddle für 32 bzw. 45 Yards. Banged Secondary, fehlende Safeties (Poyer/Hyde beide nicht dabei für BUF) hin oder her – diese beiden Pässe des Dolphins-QBs waren stark! Nicht mal so der Erste. Waddle muss sich leicht strecken, um den zu bekommen. Der zweite allerdings: WOW! 3rd & 22, Spiel in Reichweite – und dann legt Tagovailoa den Ball perfekt in die Schnittstelle zwischen zwei Defender, so dass nur Waddle den im Laufen (nix unterworfen!) an sich nehmen kann! Der Chronistenpflicht halber hatte der Hawaiianer auch einen Pass, den die Bills hätten abfangen müssen. Dies haben sie in Person von Matt Milano (über den wir ja bereits geredet haben) nicht getan haben. So stehen am Ende 21 Punkte (bisher hatten die Bills in zwei Spielen 17 kassiert), indiskutable 41 rush yards (wobei zwei TDs darunter waren) und Tua Tagovailoa, der bei 13/18 für 186 Yards und einem TD ein weiteres sehr gutes Spiel auf seinen Zettel schreiben kann. Key to win bei einem erwartbaren high scoring game eigentlich nur bedingt erreicht. Dieses Spiel würde ich aber nicht ohne Weiteres der Offense abschreiben, sondern es der gesamten Mannschaft auf den Deckel notieren. Effektive Offense, (so oder so) spektakuläres special team und beeindruckend heiße Defensive.

D

Keep the Heat and the pressure up!

Keys to win in der defense: keep the heat and the pressure up! Anders als in den Partien zuvor gegen Buffalo wollte man das Spiel eng halten und so den Mannen rund um Star-QB Josh Allen gehörig auf die Nerven gehen.

Was soll man sagen? Bis auf einige wenige Lichtblicke (leider führten zwei Blitz-Versuche der Safeties zu Beginn des ersten und des zweiten Quarters, die durch Allen sehr gut gelesen und zu TD-Pässen aufgenommen wurden, zu zwischenzeitlichen Rückständen von 0:7 bzw. 7:14) gelang dies auch auf beeindruckende Art und Weise. Vier sacks, 10 QB hits, mehrere ungenaue Würfe (Allen mit 42 von 63 angekommenen Pass-Versuchen) zeigten die eigentliche Klasse des Miami pass rush auf, der in den Spielen zuvor nicht so zum Tragen gekommen war. Endlich kam der Druck, endlich zeigte sich die eigentliche Stärke dieser Unit. Natürlich spielte den Dolphins hier auch wieder das Wetter in die Karten, denn von der Bills-Starting O-Line konnten nur Dion Dawkins und Rodger Saffold zu 100% ihren QB beschützen. Der Reihe nach mussten die „schweren Büffel“ der Hitze Tribut zollen und ausgetauscht werden. „Heat injuries“ und Krämpfe waren hier häufig zu beobachten und führten auch zu mehreren Unrterbrechungen. Der gefürchtete Spielfluss der Bills kam gar nicht so sehr auf. Bei den Dolphins hingegen waren Armstead (trotz Zeh-Aua), Eichenberg, Connor Williams zu 100% auf dem Platz, Robert Hunt musste lediglich einen offensiven snap pausieren. Aber nur mal zum Vergleich: Buffalo offensiv mit 92 snaps (!) – Miami hatte nicht mal die Hälfte davon (43). Sebastian Vollmer, der PRO7-Experte, beschrieb es als „mürbe machen“ – und genau das war es im Endeffekt auch. Die von Ken „Kleinholzmacher“ (das Video nach dem letzten Spielzug ging viral. Auch dem stieg die Hitze wohl zu Kopf) Dorsey gecallte Offense produzierte auch recht ordentlich. Fast 500 total yards (115 rushing, 382 passing) hätten gegen fast jede defense, die ja auch 92 snaps auf dem Platz stand, locker zum Sieg gereicht. Doch was die Unit um DC Josh Boyer permanent auf den Platz zauberte, war schon (um im Wortspiel zu bleiben) „heißer Scheiß“. Es führte im Endeffekt so weit, dass sich der sichtlich genervte „kommende MVP-QB“ Josh Allen zu einer absoluten Dummheit hinreißen ließ, die vielen andere Spielern wohl eine ejection eingebracht hätte. Er riss dem am Boden liegenden Christian Wilkins den Helm vom Kopf, kassierte aber lediglich eine 15 Yards-Strafe. Bei 8:41 im vierten Quarter wäre eine Hinausstellung sicher eine Vor-Entscheidung gewesen; so musste die Defensive weiter ran. Klar, Wilkins ist ein trash talker vor dem Herrn. Dennoch kann man von Allen erwarten, dass ihm die Hitze nicht die Sinne vernebelt und er hier cool bleibt. Diese Aktion ist sinnbildlich für die Nerven, die ihm Miamis Defensive den gesamten Spielverlauf hindurch raubte.

Aus dieser geschlossenen Team-Leistung jemanden herauszuheben, wäre eigentlich unfair. Ich möchte es aber trotzdem exemplarisch tun, weil wir es hier mit einem (kommenden?) Star der Liga zu tun haben.

„The snowman“ trotzt der Hitze und liefert ab

Es ist doch bei solchen Temperaturen gut, einen „Snowman“ im Team zu haben, der auch ohne Mentos cool bleiben kann (sorry, Kevin. DEN konnte ich nicht liegenlassen). Es war noch nicht mal die ein ums andere Mal verpasste INT, die so beeindruckend gewesen wäre und beim „heißesten QB der Liga“ für Abkühlung gesorgt hätte. Es war auch nicht die Anzahl von 10 Tackles, die er sich gutschreiben konnte. Vielmehr war es die Summe aus Blitz-sacks (1.5), passes defended (2), tackles (10) und der Tatsache, dass er gefühlt überall auf dem Feld war und – subjektiv eingefärbt – eines der besten Spiele im Dolphins-Jersey abgeliefert hat. Eine wahnsinnige Energie, ein Feuer, das die anderen Defense-Spieler regelrecht mitgerissen hat. Jevon Holland stand übrigens bei ALLEN defensiven snaps auf dem Rasen – plus vier bei den special teams. Da fehlen einem glatt die Worte…

Das special team – eine seeehr gute Leistung trotz „butt punt“

Apropos special teams: eigentlich müsste man den Herren von ST Coordinator Danny Crossman ja böse sein. Immerhin machten sie es beim jetzt schon legendären „butt punt“ (beim Punt aus der eigenen Endzone traf Punter Thomas Morstead einen seiner Mitspieler Trent Sherfield im Gesäß und fabrizierte so einen Safety, der das Spiel von 17-21 auf 19-21 aus Sicht der Bills stellte und das Spiel mit 1:37 Minuten Rest-Zeit auf der Uhr wieder in Reichweite eines (realistischen) Auswärts-Erfolgs stellte. Der vorher erfolgreiche 4th down stop der defense an der eigenen 2 bzw. 1 Yard-Line und ein fast schon sicher geglaubter Sieg (es hätte lediglich ein 1st down gefehlt) gerieten an der Stelle wieder schwer ins Wanken.

Allerdings waren sie im Vorfeld auch für einige „big plays“ mit verantwortlich, die so auf dem score sheet nicht auftauchen. Im dritten Quarter holt Keion Crossen den Punt von Thomas Morstead – nach einer Akrobatik-Einlage seines Mitspielers – an der gegnerischen 2 Yard-Linie runter – perfektes play! Die Offense der Bills wird nach 21 (!) Spielzügen anschließend völlig entkräftet zu einem FG gezwungen, die Bills blieben nach dem 14:17 weiterhin in Reichweite.

Field Goal außer Reichweite ist ein weiteres gutes Stichwort, auch hier war das ST aktiv. Im nächsten drive der Bills verhinderten sie mit dem Druck auf Kicker Tyler Bass einen vernünftigen kick, so dass der die Führung zu Beginn des vierten Quarters nicht erhöhen konnte. Nach Ansicht der Bilder war wohl kein Spieler in Weiß mehr am Ball; Tyler Bass verschoss dennoch aus 38 Yards sein erstes FG in dieser Saison.

Und auch Morstead muss man etwas Gutes in sein Buch schreiben. Der nach dem Safety fällige free kick hatte eine Länge von 74 Yards (!), so dass Josh Allen und Co. an der eigenen 23 auf die Jagd nach einem game winning FG gehen mussten. Das hätten sie sicherlich auch geschafft, wenn nicht wiederum die defense einem scrambelnden Josh Allen die Pass-Empfänger zugestellt und einen späten Pass auf Isiah McKenzie zugelassen hätten, nachdem sich die Offense der Bills nicht mehr rechtzeitig aufstellen, den Ball spiken und Tyler Bass an der (ich glaube) Miami 35 Yard-Linie einen 52 Yard-FG-Versuch ermöglichen konnte.

Dolphins halt Allen, survive butt punt to beat the Bills

https://www.espn.com/nfl/recap/_/gameId/401437738

Spiel vorbei – Fins Win! Alle Nerven am Ende, aber das ist Dolphins Football! Nie ohne Drama, immer gut für Herz-Infarkte und garantiert graue Haare schaffend! Eine geschlossen herausragende und ziemlich coole Herangehensweise, den „Angst-Gegner zu besiegen und sich vorerst an die Spitze der AFC zu setzen. Auch für die eigene division ist der Sieg gegen den letztjährigen AFC East-Primus natürlich nicht das Schlechteste. Mal sehen, wie viel Energie das gekostet hat und die Batterien bis Donnerstag bei den Bengals wieder aufgeladen werden können. Bis dahin #FinsUp! und genießt den Sieg 🙂

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