Nachdem sich die erste Folge der roster prediction 2024 mit der Offense und dem Special Team befasste, wird im zweiten Teil die Blickrichtung auf die andere Seite des Balls gelenkt. Die ist in diesem Fall sogar wesentlich spannender, weil sich hier – im Gegensatz zu den anderen beiden Mannschafts-Teilen – personell sehr viel getan hat. Die Liste der Spieler, die in der Defense nicht mehr für die Miami Dolphins aktiv sein wird, umfasst neben Elite-DT Christian Wilkins auch dessen Positions-Kollegen Raekwon Davis (jetzt Colts), drei Viertel der Secondary (Xavien Howard noch ohne Team, DeShon Elliott zu den Steelers und Brandon Jones zu den Broncos) sowie zwei prägende Mitglieder des Linebacker squads (Jerome Baker zu den Seahawks, Andrew „AVG“ van Ginkel zu den Vikings). Nimmt man es genau, haben die ehemaligen Fins-Spieler Eli Apple, Justin Bethel oder Calvin Munson nach ihrem Ausscheiden aus Miami noch keinen neuen Club gefunden. Bei einem defense roster von 25 Spielern sind also 40% der letztjährigen Defense weg. Darüber hinaus hat sich aber auch bei den Coaches einiges getan. Vic Fangio als DC wurde durch den Ex-Baltimore-Verantwortlichen Anthony Weaver (Foto) ersetzt, bis auf einen der defensiven Coaches, D-Line Coach Austin Clark, wurden alle Mitglieder ausgetauscht bzw. mit neuen Aufgaben betraut. Also eine erhebliche Fluktuation, was die defensive roster prediction etwas anspruchsvoller macht. Besonders der Weggang eines Christian Wilkins schmerzt und beeinflusst das Aussehen der Defensive Line.
Vorbemerkungen defensiv
Bevor man sich allerdings der defensiven Ausstattung des rosters zuwenden kann, ein paar Vorbemerkungen. Auf der offensiven Seite wurden in Part I bereits 25 Spieler sowie drei für das Special Teams predicted. Um die 53 Spieler-Grenze einzuhalten, werden es defensiv also nur 25 Akteure werden. Zu denen zählen NICHT Bradley Chubb und Cameron Goode. Man sollte davon ausgehen, dass sie zu Saison-Beginn mindestens noch ein paar Wochen auf der Verletzten-Liste verbringen und somit nicht dem roster angehören werden. Zumindest der DE Chubb hätte seinen roster spot ja sonst felsenfest gehabt. Da Cameron Goode nicht unter Anthony Weaver trainiert hat, ist eine Einschätzung bei ihm schwierig – er wird vermutlich maximal ins practice squad kommen können. Dies lässt sich bei vielen der folgenden Akteure sicher anders einschätzen
Das „Monster“ und eine Frage des Ersatzes – das defensive roster
- Safety (5): Jevon Holland, Jordan Poyer, Marcus Maye, Elijah Campbell, Siran Neal
- Wenn man Spieler der Kategorie Xavien Howard, Deshon Elliott oder Brandon Jones verliert und trotzdem die Secondary als stärker angesehen wird, hat man in der Kader-Planung einiges richtig gemacht. Natürlich sind der 31-jährige Marcus Maye und der noch etwas ältere Jordan Poyer nicht mehr DAS Elite-Safety-Duo. Das müssen sie aber auch nicht sein. Sie sollen neben Jevon Holland ihre Routine ausspielen und dafür sorgen, dass Miamis defensives Backfield zu einer „No fly zone“ werden könnte. Maye (allowed passer rating 2023 bei den Saints: 67,9, kein TD und zwei INTs), Poyer (2021 All-Pro, 2022 Pro Bowler) sowie der talentierte Campbell bilden ein Quartett, dass sowohl Talent als auch Klasse und jede Menge Erfahrung vereint und sicher zu den stärkeren Safety squads der NFL zu zählen sind. Siran Neal ist in erster Linie für das Special Team vorgesehen, sorgt auf der Position aber zusätzlich für Tiefe.
- Cornerback (5): Kendall Fuller, Jalen Ramsey, Cam Smith, Nick Needham, Kader Kohou, Ethan Bonner
- Wenn man als Miami Dolphins einen viermaligen Pro Bowler, All-Pro 2020 und langjährig prägenden Spieler der Franchise abgibt, sollte man eigentlich davon ausgehen, dass die CB-Position schwächer geworden ist. Das ist sie aber (zumindest auf dem Papier) nicht! GM Chris Grier konnte mit Kendall Fuller einen nicht weniger veranlagten Spieler aus der FA der Commanders nach South Beach lotsen. Zwei Interceptions, neun pass deflections und ein opponent passer rating in der range von unter 70 (68,8) sprechen Bände, bei vielen Teams der NFL wäre er CB Nummer eins – aber der ist in Miami ein Anderer. Elite-CB Jalen Ramsey ist zu Saison-Beginn topfit und motiviert (letztes Jahr musste er die ersten sieben Spiele aussetzen), Cam Smith – letztjähriger Rookie und von Vic Fangio oftmals verschmäht – bekommt bei Anthony Weaver eine weitere Bewährungs-Möglichkeit in der Rotation, die langjährigen sehr soliden Stützen Kader Kohou und Nick Needham blieben Miami erhalten. Mit Ethan Bonner wird ein Gewinner der Vorbereitung dort ansetzen, wo er 2023 aufgehört und seine Klasse angedeutet hat. Leider bedeutet das für den diesjährigen Rookie Patrick McMorris lediglich der Platz im Practice squad – switch der beiden während der Saison aber nicht ausgeschlossen!
- Linebacker (6): Jordyn Brooks, David Long Jr., Anthony Walker Jr., Duke Riley, Quinton Bell, Channing Tindall
- Kommen wir zum Gewinner der Vorbereitung. Das liegt nicht nur an der Verletzung eines Cam Brown oder den Abgängen von AVG und Jerome Baker. Die wurden durch die signings von Jordyn Brooks und Anthony Walker Jr. kompensiert. Auch das Duo David Long/Duke Riley – wenn er denn mehr spielen darf als „nur“ im special team – bilden eine starke squad und beeinflussen dies nicht. Long, Brooks, Walker, Riley – die haben ihre Plätze in den 53 im Sack. Nein, der 28-jährige Quinton Bell aus Long Beach, CA mit nur wenig mehr Erfahrung in der NFL als ein Blumentopf überzeugt in nahezu jeder Trainings-Einheit. Darüber hinaus durfte er in der Preseason gegen Atlanta 25 snaps in den special teams spielen – ein Zeichen dafür, dass er hier eingeplant werden könnte. Auf der depth chart wird er bereits als first stint OLB geführt. Auch Channing Tindall konnte im Camp einige flashes zeigen, gegen die Falcons in insgesamt 53 snaps (er wurde auf Herz und Nieren geprüft) einige gute Ansätze und seine Schnellkraft im pass rush zeigen. Es wird eng, aber ich habe ihn in den 53 zumindest so lange mit dabei, wie es bei Bradley Chubb dauern wird.
- Defensive End/Defensive Tackle (9): Jaelan Phillips, Chop Robinson, Emmanuel Ogbah, Calais Campbell, Mohamed Kamara, Zach Sieler, Benito Jones, Jonathan Harris, Da´Shawn Hand
- Zum Abschluss der defensiven roster prediction blicken wir dann auf eine Defensive Line OHNE Bradley Chubb. Weil sowohl bei ihm als auch bei JP lange nicht klar war, wann sie wiederkommen könnten, sorgte Miami mit veteran help vor. Leider ist der verpflichtete Shaq Barrett schon wieder weg und genießt seinen Renten-Teil. Allerdings ist Calais Campbell noch da. Wer Campbell abschreibt, kennt den Spieler mit zwölf Jahren Erfahrung in der NFL auf dem Buckel schlecht. In den letzten Jahren hat er stets einen snap count von knapp 60% der defensiven snaps in Baltimore (da arbeitete er schon mit Anthony Weaver) und Atlanta – plus regelmäßiger Einsatz im Special Team! – sowie 8 bis 10 QB knockdowns, 16 bis 24 pressures und in den Jahren 2022 und 2023 5,5 bzw. 6,5 sacks. Zum alten Eisen gehört der Absolvent der University of Miami damit noch lange nicht. Die #93 verzichtet auf viel Geld und kommt „nach Hause“ (geboren ist er allerdings in Colorado). Um neben dem fast 38-jährigen Campbell aber noch einen zweiten Edge rusher zu haben, wurde in einer Rück-Rückhol-Aktion der erst nach der letzten Saison entlassene Emmanuel Ogbah wieder verpflichtet (leider bleibt sein dead cap trotzdem bestehen – der ganze move ist aber immer noch günstiger, als der ursprüngliche Vertrag von Ogbah gewesen wäre). Ansonsten möchte sich „The Nigerian Nightmare“ gewohnt kämpferisch zeigen und seine unter Vic Fangio etwas verlorene Rolle wieder neu ausfüllen. Für 5.5 sacks, 9 QB hits und 15 pressures hat es aber auch so gereicht.
Defensives Fazit
Eine DE-Rotation bestehend aus Phillips, Campbell, Ogbah sowie den beiden hoch veranlagten Rookies Robinson und Kamara ist auch ohne Chubb schon beeindruckend. Besonders beeindruckend ist aber hier die Tatsache, dass Miamis #15 in dieser Rotation genannt werden kann. Jaelan Phillips hat wie ein Wahnsinniger geschuftet und ist rechtzeitig zu Saison-Beginn wieder fit. Die beiden Rookies Chop Robinson und Mohamed Kamara können in der zweiten bzw. dritten Reihe lernen und sich in der rotation an die NFL gewöhnen. Neben JP und dem gewohnt starken DT Zach „Mr. Sack“ Sieler – das der mal außer Form kommt, passierte die letzten gefühlt 50 Spiele nicht – werden wohl Benito Jones im zweiten Anlauf bei den Dolphins – nach einer überzeugenden Saison in Detroit – sowie Jonathan Harris (nach überzeugenden Jahren in Denver) und Da´Shawn Hand den Abgang von Wilkins zu kompensieren versuchen. Hand habe ich im direkten Vergleich vor Neville Gallimore oder Brandon Pili – aber dieser letzte spot ist sicher noch nicht in Stein gegossen, da wird es noch ein battle geben. Man darf gespannt sein, mit wem DC Anthony Weaver genau was geplant und ersonnen hat, um die Dominanz der ehemaligen #94, der jetzt leider in Nevada in der Wüste viel Geld verdient, auf mehrere Schultern verteilen zu können und eine Defensive zu schmieden, die ihren Namen auch wieder verdient. Die ersten Ansätze sehen gar nicht so schlecht aus. Die Edge rotation ist selbst ohne Bradley Chubb beeindruckend, Zach Sieler ist gewohnt stark, die LBs und die Secondary ist im average case nicht schlechter geworden und Benito Jones ist zwar kein Wilkins – neben unserer #92 Sieler wird aber auch er sicher einige Stärken präsentieren können.
#Go Fins und auf eine erfolgreiche defensive Saison!
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