Nach dem Draft ist vor der neuen Saison. Aber wen konnten sich die Miami Dolphins mit den vier Picks im 2023er NFL-Draft sichern, was sind das für Typen und wie lassen sie sich sportlich einordnen? Was sind die Vor- und Nachteile, weswegen die Wahl auf sie hätte gefallen sein können? Hier wird der kurze Artikel hoffentlich Abhilfe schaffen und eine erste Übersicht liefern, was man von den Herren zu erwarten hat.
Als erster Spieler wurde – ein wenig überraschend – in der zweiten Runde mit Pick 51 der Cornerback Cameron Smith ausgewählt, der für die University of South Carolina aktiv war und die Gamecocks in 11 Spielen in der letzten Saison zur Verfügung stand. Ob die Tatsache eine (positive) Rolle gespielt hat, dass der Sohn des GMs Chris Grier, Landon, ebenfalls in dem Team spielt, ist nicht bekannt. Zumindest sollte es die Kontakt-Aufnahme ein wenig erleichtert und sichergestellt haben, dass Chris Grier jedes Spiel des neuen Spielers gesehen haben dürfte.
Cameron Smith hat, wie der Statistik-Zettel verrät, insgesamt 32 Spiele für South Carolina absolviert – in den letzten beiden seiner vier College-Jahre dann jeweils 11 auf der Position des Cornerbacks. Hier hatte Miami zwar nicht direkt ein need. Grier begründete den Pick aber u.a. auch mit den injury concerns auf der Position in den letzten Jahren (Ausfälle von Xavien Howard, Byron Jones, Brandon Jones oder Nick Needham). Nichtsdestotrotz handelt es sich bei Smith um einen Spieler, der es aus Sicht der Experten wert wahr, an dieser Stelle genommen zu werden. Auf PFNs Consensus big board steht er als fünftbester CB auf Platz 35, PFF rankt ihn auf 41 ein und Lance Zierlein (NFL.com) gibt ihm ein 2nd round-grade. Bei TDN (The Draft Network) hatte er sogar einen 1st round-grade erhalten. Aber was kann der Spieler dazu beitragen, dass Vic Fangio aus ihm einen NFL-starter macht?
Zunächst einmal wird er übergreifend als Spieler beschrieben, der seine Stärken in der Pass-Verteidigung hat. Von den 70 Pässen in seine Richtung in den letzten beiden Jahren konnte er mehr als 20% entweder verteidigen oder intercepten (16 Pässe defended, vier INTs). Wie in Miami neuerdings Usus, ist der junge Mann auch ziemlich schnell. , was ihm auf der Suche nach Turnovern positiv entgegenkommt.
Seine Stärken liegen vor allem in der man coverage. Er kann aber – und das wird Fangio freuen – sehr gut auch in der Zone agieren. Wenn man sich die Leistungen der Dolphins in der Secondary in den letzten Jahren so betrachtet, wird schnell deutlich, dass man auch über die injury concerns hinaus hier Abhilfe schaffen konnte. Mit den sechstmeisten passing Yards und einer miesen Coverage-Quote tut ein Spieler der Marke Cam Smith sicherlich gut.
Smith besticht – trotz eines starken Combine – nicht durch seine körperliche Stärke, wenn er sie auch in seinem Spiel auf dem College-Level einsetzt. In der NFL wird er da sicherlich noch einiges zulegen müssen. Es ist aus der Sichtweise ganz gut, dass er kein instant starter sein MUSS. Neben seiner Körperlichkeit wird er vor allem an der Technik ein bisschen feilen müssen; die verursachte bei den Gamecocks die ein oder andere Flagge (zu viel). Auf gut Deutsch fehlt es ihm an Geduld und er ist an der ein oder anderen Stelle ein wenig übermotiviert.
Er macht viel mir Instinkt und Auge. Smith kann die Spielsituationen lesen und sich ihnen individuell anpassen. Er hat das, was man sich nicht antrainieren kann: sehr viel Talent und Spiel-Intelligenz. Er bringt durchaus die köperlichen Voraussetzungen mit, um sowohl außen als auch im slot gegen große Receiver verteidigen zu können. Versatilität ist hier das große Stichwort. Viele der Scouts vergleichen ihn von der Spielweise her mit A.J. Terrell und es sehen es durchaus als realistisch an, dass er den in seinen Leistungen übertreffen könnte. Wollen wir doch mal sehen, wie er sich schlägt – und vor allem wen. Der CB room ist mit insgesamt 14 Spielern doch recht gut gefüllt.
Die CB-Situation und die Chancen aufs Erreichen des rosters
Es sollte kein Geheimnis sein, dass der erst kürzlich ertradete Jalen Ramsey, CB1 Xavien Howard, nach seinen Leistungen des letzten Jahres Kader Kohou als auch Nick Needham feste roster spots innehaben. Dies gilt natürlich auch für Cameron Smith, der über kurz oder lang in die starting-Rolle hineinrutschen soll. Byron Jones wurde seine Entlassung zum 1.6. bereits mitgeteilt. Alle anderen CBs werden um 1-2 roster spots ins Camp battle gehen (müssen). Noah Igbinoghene wird man cutten und ein wenig cap space (knapp 900k) generieren. Bei Keion Crossen könnte man über drei Mios einsparen. Justin Bethel (knapp 1 Mio), Trill Williams (der angeblich auf Safety umschulen soll, 875k) oder Tino Ellis (750k) sowie die drei UDFAs Ethan Bonner, Daewood Davis und Keidron Smith beinhalten ebenfalls Einsparungs-Potential. Smith hat seinen Platz als CB-Backup aber sicher und wird dafür sorgen, dass zumindest die Tiefe in der Secondary – im letzten Jahr ein großes Problem – nicht mehr so zum Tragen kommen sollte. Welcome, Mr. Smith! Den Spitznamen „Hanibal“ hast du bei mir jetzt schon (auch wenn du nicht John Smith heisst…)
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