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Wer sich heute mit den Miami Dolphins beschäftigt, der wird an Headlines rund um Jonathan Martin und Richie Incognito nicht vorbeikommen. Jeder, der sich schon zu den spielerischen Zeiten von Incognito mit ihm beschäftigt hat, wird an diese Ereignisse erinnert werden. Der am 5. Juli 1983 geborene Ex-Profi, der von 2006 bis 2020 in der NFL für die St. Louis Rams – Vorgänger der LA Rams – die Miami Dolphins (insgesamt vier Jahre zwischen 2010 und 2014), in zwei Stints für die Buffalo Bills und die Raiders aktiv war, hat durchaus einiges vorzuweisen. Er ist viermaliger Pro Bowler und wurde 2015 ins NFL All Pro 1st team berufen. Seine Karriere in der NFL wird aber überschattet von den Jahren 2014 (das Jahr setzte er komplett aus) sowie den Ereignissen davor, die sich mit seinem Teamkollegen Jonathan Martin befassen. Jüngsten Berichten zufolge habe nach Aussage von Jonathan Martin dies alles gar nicht so stattgefunden und er fühle sich nicht als Opfer von „Bullying“.
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Jonathan Augustus Martin wurde im Jahr 2012 an 42. Stelle des Drafts von den Miami Dolphins ausgewählt, sollte die Offensive Line als OT verstärken. In zwei Jahren machte er 23 Spiele für die Dolphins, sein drittes (und letztes) Jahr in der NFL spielte er dann für die 49ers, die ihn für einen Siebtrunden-Pick loseisen konnten. Aber was ist „Bullygate“ und was war vor knapp zehn Jahren der Grund, dass es sich so zugetragen haben soll – inzwischen haben sowohl Martin als auch Incognito im Nachgang etwas Kontext geliefert, weswegen es dieser Tage wieder nach oben gespült wird.
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Bullygate – darum geht es im Wesentlichen
Im Jahr 2013 berichtete unter anderem Adam Shefter von ESPN, dass der Rookie-Tackle Jonathan Martin Opfer eines Mobbing-Vorfalls durch seine Offensive Line-Kollegen geworden sei (Martin hat das in dieser Woche noch einmal ausgeschlossen, er habe das so nicht wahrgenommen. Vielmehr gibt er seinen Eltern die Schuld an der Situation von damals. Das ESPN-Interview findet ihr hier: https://www.espn.com/nfl/story/_/id/43707519/jonathan-martin-miami-dolphins-nfl-bullying-wells-report-bullygate). Nach Aussagen und Berichten in den Medien seien neben Incognito, der als der „Haupt-Täter“ galt und gilt, noch Center Mike Pouncey und Guard John Jerry beteiligt gewesen. Was genau passiert ist, bleibt etwas unklar. Incognito stellte es im Lauf der letzten Tage so dar, als habe sich Martin mental in der NFL nicht durchsetzen können, seine Mutter sei ihm zur Hilfe geflogen und habe ihm – Ingognito – die Schuld an der mentalen Verfassung ihres Sohnes gegeben. Dies alles habe nur stattgefunden, damit sich Martin aus dem Vertrag schleichen konnte, ohne Teile des garantierten Gelds wieder an die Franchise zurückzahlen zu müssen.
Notwendig geworden war dies, nachdem Jonathan Martin wenige Tage vor einem Spiel gegen die Bengals völlig überstürzt aus der Team-Caféteria gestürmt und abgetaucht war, so dass im Nachgang der „Bullying-Verdacht“ aufkam. ESPN fand heraus, dass einige seiner Teamkollegen sich wohl über seine Leistung der 2013er-Saison lustig gemacht hatten, Martin sein Essens-Tablett weggeworfen habe und eben mental zusammengebrochen sei. Auch Fox berichtete in einem Artikel darüber (https://www.foxsports.com/stories/nfl/source-teammates-bullied-martin), dass es sich aber um einen konstanten Umstand gehandelt habe, seitdem Jonathan Martin zum Team gestoßen sei. Dies alles sei einer Quelle der Medien zufolge weit über das reguläre und erlaubte Maß an Neckereien und der Behandlung von Rookies hinaus gegangen und habe eben ihren Ausbruch dort gehabt, in der Martin sich gegen „einen Faustkampf und für das Weglaufen“ entschieden habe.
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Die Dolphins wurden dieses Vorfalls gewahr und suspendierten Incognito auf unbestimmte Zeit, er sollte kein Spiel mehr für die Dolphins bestreiten. Jonathan Martin wurde wegen seiner mentalen Probleme auf die non-football injury list gesetzt – auch er sollte den Rasen nicht mehr als Miami Dolphins betreten. Aber auch die NFL nahm sich der Ereignisse an und beauftragte einen Sonderermittler und Rechtsanwalt, einen gewissen Ted Wells, mit der Untersuchung der Ereignisse. Der von ihm im Februar 2014 vorgelegte Bericht offenbarte dann das angebliche Bullying und „Bullygate“ war geboren.
Von diesem Bericht wurde Richie Incognito als „Hauptverantwortlicher“ benannt. Sein Ruf nahm dabei schweren Schaden. Dies traf im Übrigen auch auf Jonathan Martin zu. Die beiden anderen Beteiligten kamen etwas glimpflicher davon. John Jerry wechselte nach der Saison zu den NY Giants, Mike Pouncey blieb bis 2018 bei den Fins. Dennoch ist die daraus resultierende und dann folgende Saison durch dieses Ereignis natürlich schwer beeinflusst worden – und das obwohl die drei Linemen von ihren Kollegen in Schutz genommen wurden. Dennoch ist „Bullygate“ bis heute etwas, was auch mit dem Namen Joe Philbin – dem damaligen HC der Dolphins – in Verbindung gebracht wird. Scheinbar scheinen sich diese Anschuldigungen nach über einer Dekade nun aber als nicht wahr herauszustellen. Verändern werden sie diese Geschichte ohnehin nicht mehr.
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