Die Free Agency in der NFL – was gibt es zu beachten?

Nach dem Super Bowl ist vor der Offseason – und die nächste Phase der Free Agency naht. Chris Grier als GM und Brandon Shore als senior vice president of football and business administration der Miami Dolphins fangen aber jetzt erst mit der eigentlichen Arbeit an. Dazu gibt es einige wichtige Termine des Jahres 2023, welche die NFL just bekanntgegeben hat:

  • zwischen dem 21. Februar und dem 7. März können die Franchises Spieler mit den sog. Tags belegen. Die Liga unterscheidet hierbei Transition Tags und Franchise Tags. Jeder dieser Tags darf durch eine Franchise aber nur jemals einmal vergeben werden. Der letzte Miami Dolphin, der mit dem tag belegt wurde, war Mike Gesicki letztes Jahr. Würde der TE auch in diesem Jahr unter dem Tag spielen, er hätte das Recht auf 120% der bisherigen franchise tag salary oder auf die 2023er Tag-salary. Hier wird die höhere Summe angeommen; damit ist aber nicht zu rechnen. Was aber genau umfasst die beiden Begriffe Transition Tags und Franchise Tag – der in sich noch einmal unterschieden wird in Exclusive rights franchise Tag und Non- Exclusive rights franchise Tag – und was bedeuten sie auf die 2023er-Saison gesehen? Gibt es Kandidaten, die den Tag wahrscheinlich „verliehen“ bekommen (neben z.B. Ravens-QB Lamar Jackson, bei dem es sehr wahrscheinlich ist)
  • DER TRANSITION TAG

Der Spieler, der den Transition Tag bekommt, darf mit anderen Vereinen verhandeln. Er hat Anspruch auf den Durchschnitt der 10 bestbezahlten Spieler seiner Position oder insgesamt auf 110% des bisherigen Gehalts – was eben der höheren Summe entspricht. Bei einem Angebot anderer franchises kann mit diesen binnen fünf Tagen gleichgezogen werden; ansonsten wechselt der Spieler ohne Anrecht auf Kompensation.

  • DER EXCLUSIVE RIGHTS FRANCHISE TAG

Der Spieler kann NICHT mit anderen franchises verhandeln. Er verdient entweder die Summe, oder die der Non-Exclusive Rights Franchise Tag ausweist. Apropos – dies ist der letzte der Tags

  • DER NON-EXCLUSIVE RIGHTS FRANCHISE TAG

Anders als bei den exclusiven Rechten hat die franchise den Spieler nicht exklusiv, er darf auch mit anderen Franchises verhandeln. Diese Variante stellt die am häufigsten gewählte Variante dar, die Grier und Shore (Foto unten) in der 2022er Offseason auch Mike Gesicki übergestülpt hatten. Finanziell gibt es das höhere Gehalt von entweder 120% des bisherigen Gehalts oder dem Durchschnitt aus den fünf höchsten Gehältern der jeweiligen Position. Dieser Durchschnitt wird jedes Jahr neu berechnet und sinkt eher selten. Trotzdem hätte der Spieler, wenn er sich nicht auf einen langfristigen Vertrag einigen kann, ein Jahr ein sehr gutes Auskommen.

Die abgebende Franchise behielte sich vor, ein evtl. Angebot innerhalb von fünf Tagen zu matchen. Passiert dies nicht, muss die aufnehmende Franchise Kompensation in Höhe von zwei 1st round-Picks leisten. Für einen TE wäre das viel. Für Lamar Jackson wäre dies fast geschenkt.

Ich gehe aber wie gesagt nicht davon aus, dass Miami in diesem Jahr Gebrauch von der Möglichkeit eines Tags nutzen wird. Vielmehr sollten wir uns jetzt dann dem weiteren Verlauf der Free Agency und den Free Agents ohne Star-Potential zuwenden.

Brandon Shore ist der „zweite Mann“ hinter GM Chris Grier und hat den Hauptteil seiner Arbeit in der Offseason zu erledigen

  • zwischen dem 13. und 15. März dürfen die Franchises mit den eigenen Free Agents über Verlängerungen verhandeln
  • Ab dem 14. März und endend mit dem 16. März dürfen die franchises mit den anderen Free agents verhandeln

Aber nicht jeder Free Agent ist gleich und mit nicht jedem Spieler, der „vertragslos“ wird, darf auch ohne Einschränkungen verhandelt werden. Anhand der Beispiele der Miami Dolphins- (Ex-) Spieler wird kurz erläutert, welche drei Versionen es hier gibt:

a) der unrestricted Free Agent (UFA) darf mit jedem Team sprechen, ist nicht in irgendeiner Form an seine vorherige Franchise gebunden und frei, zu unterschreiben, wo er möchte. Er hat mindestens die vier Jahre seines Rookie contracts oder allgemein vier Jahre in der NFL verbracht. Diese Form ist bei Weitem die häufigste Variante und das gilt auch in Florida so. Für die Miami Dolphins sind das nach der 2022er/2023er Saison folgende Spieler, mit dem hier fehlenden Trey Flowers wären es 25 Akteure

b) Im Unterschied dazu existiert auch die Form des Restricted Free Agents (RFA). Anders als bei den UFAs hat die Franchise die Möglichkeit, in Form von sog. „Tenders“ Einfluss auf den zukünftigen Vertrag des Spielers auszuüben bzw. den Preis des Spielers in die Höhe zu treiben. der mindestens drei Jahre in der Liga auf dem Buckel haben muss. Meistens handelt es sich um Spieler, die nach drei Jahren aus ihren rookie contracts entlassen wurden und meistens Spieler-Picks der hinteren Draft-Runden sind. Doch nun zu den Tendern. Dabei handelt es sich um Tender, die sich finanziell gesehen an das prognostizierte salary cap anlehnen und eine Kompensation in Form von Draft picks bringen oder es der bisherigen franchise erlauben, ein abgegebenes Angebot innerhalb von 5 Tagen gleichzusetzen oder zu überbieten, um den Spieler zu halten. Konkret sind das der First Round Tender (kostet einen Erstrunden-Pick als Kompensation), der 2nd round Tender (logisch, 3nd round pick als Kompensation), der Original round tender (Kompensation in Höhe der Runde des Picks, mit dem der Spieler in die Liga kam. Letztes Beispiel Dolphins: 2021 war QB Jake Rudock RFA. Er hätte wegen seines Status, an 191 gepickt worden zu sein, als Kompensation einen Sechstrunden-Pick gekostet. Bei undrafted free agents entfällt diese Tender-Option logischerweise) oder den Rights of first refusal tender , der es dem bisherigen Club erlaubt, das erste Angebot in gleichem Maße anzubieten. Für diesen Tender gäbe es keine Kompensation in Form von Draft Picks.

Im letzten Jahr übrigens hat CB Nik Needham einen Second round-tender unterschrieben und knapp 3,9 Mios für das Jahr bekommen. Sollte ein Tender nicht durch die franchise in Anspruch genommen werden, wandelt sich der RFA-Status automatisch in einen UFA-Status um. 2023 sind das RB Salvon Ahmed, Safety Elijah Campbell und FB John Lovett (alle als UDFA in die Liga gekommen). Einen Tender werden wir in dieser Saison nicht ziehen, nehme ich stark an.

c) Die dritte Form von Spielern bezeichnet man als Exclusive rights free agent (ERFA). Diese Spieler sind weniger als drei Jahre in der NFL unterwegs. Wenn ihnen die bisherige franchise einen Contract zum Minimum anbietet, kann der Spieler nicht mit anderen franchises verhandeln. Miami hat in diesem Jahr keinen ERFA in der Free Agency, in der NFL sind es insgesamt 47 Spieler mit diesem Stauts.

Jetzt habt ihr einen groben Überblick darüber, welche Formen und Arten es an Spieler-Verträgen in der NFL gibt. Einen ähnlichen Überblick geben euch auch die Steelers Germany unter: https://www.pittsburghsteelers.de/free-ageny-is-coming/ oder – im englischen Original – https://www.nfl.com/news/2020-nfl-free-agency-glossary-all-the-terms-you-need-to-know-0ap3000001106817 (aus dem Jahr 2020, aber noch immer aktuell)

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