Gegen Houston: Trap Game oder weiter im Höhenflug?

Fast Facts:

WAS: NFL WEEK 11 – MIAMI DOLPHINS (7-3) VS. Houston Texans (1-8-1)

WANN: Kickoff ist am Sonntag, 27.11., ab 19:00 Uhr deutscher Zeit

WO UND WO ZU SEHEN: Hardrock Stadium, Miami Gardens/FL. In Deutschland wird das Spiel gezeigt im Rahmen der NFL Red Zone, über den NFL Game Pass, in Rahmen der DAZN ENDZN, sowie um 23:00 Uhr im re-live als delayed game von DAZN.

Ein klassisches Trap Game?

Nach der Bye Week greifen die Fins wieder ins Geschehen ein und empfangen die Houston Texans im HRS. Wie immer ist die Bye Week eine Gelegenheit, um kleinere Verletzungen auszukurieren und etwas durchzuatmen. Für viele Spieler der Dolphins sicher ein Segen, denn unsere injury report Liste war doch recht lang.

Also frisch ausgeruht weiter zum Sturm auf die Playoffs, oder?

Wäre da nicht ein kleines Aber. In der Vergangenheit hat es immer wieder Teams gegeben, die sich im ersten Spiel nach der Bye week schwer getan haben.

In Miami ist man sicher zufrieden mit dem Erreichten, den vier Siegen in Folge, in die Pause gegangen. Man hat das Kracherspiel erst nächste Woche in San Francisco, Houston sieht schwach aus diese Saison und greift gegen die Dolphins auf den Backup Quarterback zurück (zu dem es kaum Tape gibt).

Da ist schnell mal zuviel Zufriedenheit da, der Fokus schon bei den Niners, das Momentum weg, oder der Gegner unterschätzt. Trapped.

Aber im Ernst; wer glaubt schon, dass unser so sehr auf Details bedachte Headcoach die kommende Aufgabe nicht ernst genug nimmt? Der restliche Spielplan ist mit den Auswärtsspielen gegen die 49ers, die Bills und die Patsies hart genug. Da wird man sich nicht die Chance entgehen lasen, gegen einen leichteren Gegner den record auf 8:3 zu stellen, um einen weiteren Schritt Richtung Playoffs zu machen.

Wie stark sind die Texans?

Team Tiers, Quelle rbsdm.com

Die Grafik zeigt deutlich wo es bei den Texanern hapert; auf beiden Seiten des Balles. Die Defense ist nur Nummer 26, die Offense sogar die zweitschechtestes der Liga nach EPA/Play (ein bisschen mehr Erklärung dazu im „Nachschlag“). Dagegen stehen die Fins offensiv am zweitbesten da und die Verteidigung ist zwar insgesamt nur 3 Plätze besser als die der Texans, aber zumindest gegen den run stark.

Texans Defence vs Dolphins Offense

Houston ist defensiv recht schwach gegen den run (0,009 EPA/play) aber vor allem schlecht gegen den Pass. Hier ist man nur auf Platz 27 mit 0,123 EPA/Play.

Dagegen steht unsere Offensive. Die ist derzeit Nr. 2 in EPA/Play und Nr. 3 in der Liga mit 391,5 yds/Game, vor allem eben getrieben durch unser Passspiel. Das ist nämlich ebenfalls Nr. 3 in der Liga mit 293,8yds/Game. Unser run darf sich gerne noch verbessern, zur Zeit sind die Fins nur auf Platz 29 mit 97,7yds rushing/game (und das ist noch geboosted durch die fast 200yds gegen Cleveland).

Dazu kommt ein Tua, der einen Lauf hat, sich in der McDaniel Offense sicher fühlt und in allen wichtigen Metriken ganz weit oben steht. Zum Beispiel mit einem Composite Score von 0,227 (Nr.1 in der Liga), 0,425 EPA (Nr.1 in der Liga), 6,0 CPOE (Nr.2), 71% completion rate (Nr.2), 9 intended Air Yards (Nr.5), 8,1 completed Air Yards (Nr.2), Und das alles mit einer durchschnittlichen „time to throw“ von 2,59 Sekunden (sechstschnellster Wert).

Auch wenn Tyreek Hill gerade von Justin Jefferson überholt wurde, Hill als Nummer 2 der Liga mit 1148 gefangenen Yards und Waddle (878yds) sind auf dem Weg (Dolphins-) Geschichte zu schreiben, und sie sind wahrscheinlich das beste Receiver Duo das wir seit den Marks Brothers in Aqua und Orange gesehen haben.

Was tun gegen Mike McTuaHillWaddle?

Spannend wird es, ob und wie die Texans dieses Duo stoppen können. Aber selbst dann; gegen Cleveland haben wir gesehen, was passiert, wenn Hill und Waddle durch tiefe Safeties weitgehend aus dem Spiel genommen werden. Tua verteilt die Bälle in die mittleren Zonen auf andere Receiver. Gefühlt durfte vor zwei Wochen jeder mal fangen 🙂

Vielleicht versucht Houston auch mit viel Blitz Tua unter Druck zu setzen. Allerdings hat sich unsere O-Line immerhin vom allerallerallerletzten Platz des letzten Jahres etwas verbessert. Nach PFF auf Rang 29; nach den ESPN Pass Blocking Grades sogar auf Platz 19. Im composite score aus beidem ergibt das Rang 28. Und wie schon gesagt, nach durchschnittlich gut 2,5 Sekunden ist der Ball schon geworfen.

Fazit: diese Seite des Balles sollten die Dolphins deutich für sich entscheiden und einige Punkte aufs Board bringen können.

Texans Offense gegen Dolphins Defence

Wie oben in der Grafik schon gesehen ist unsere Defence nur Nr 23 in EPA/play (0,054). Trotz des siebtbesten Wertes gegen den run mit minus 0,097 EPA/Play (und das sähe sogar noch besser aus, hätte uns nicht Fields in Chicago fast 200 yds rushing eingeschenkt). Das Problem liegt in der Passverteidigung. Hier geben die Dolphins 0,136 EPA/dropback ab und rangieren damit sogar noch hinter den Texans.

Wir wissen, dass die secondary von Verletzungen gebeutelt ist, aber das Problem beginnt schon vorne. In sacks/game sind wir nur Nr 21 in der Liga. Unsere Defensive produziert auch zu wenig Takeaways. Wir haben eine turnover margin von minus 2. Das bedeutet nur Nr. 21 von allen Teams in dieser Saison. Dabei kaschiert dieser Wert sogar noch die Tatsache, dass wir einfach zu wenig Bälle klauen. Die Offensive hat nämlich dieses Jahr nur 10 Bälle abgegeben. Damit ist sie tied 8th in der NFL. Nur 3 fumbles und nur 7 INTs (davon 4 von unseren backup Qbs) bedeuten, dass wir nur 8(!) Bälle erobern konnten.

Werden uns die Texans jetzt zerreissen? Wohl eher nicht. Zum Einen konnte man diese Probleme in der Bye week sicher adressieren, zum Anderen ist die texanische Offensive nicht wirklich produktiv. Nur die Colts rangieren nach EPA/Play noch hinter ihnen. Ja, RB Dameon Pierce ist ein Bulldozer, aber den Lauf verteidigen die Fins eher gut (ausser gegen laufende QBs ;-)). Vor allem ist der Passangriff der Texans erschreckend schwach. David Mills Effektivität wird nur noch von Zach Wilson und Baker Mayfield unterboten (s. Grafik). 11 Touchdowns stehen 11 Interceptions gegenüber.

Quelle rbsdm.com

Mills hat offenbar versucht vor allem sicher und risikovermeidend zu spielen. Next Gen Stats weist nur 4;8 Air Yards pro completion aus (Tua 8,1), also viel Kurzpass und trotzdem hat er weniger Pässe vervollständigt, als er es mit diesen kurzen Pässen hätte tun sollen. Nur 61,9% der Pässe waren vollständig; der erwartete Wert wäre 66,8% gewesen. Das ergibt eine Differenz von minus 4,9. Zum Vergleich: Tua steht bei plus 3,5 (completed also auch Pässe, bei denen das nicht zu erwarten gewesen wäre).

Ein neuer Qb soll es richten

Kein Wunder also, dass Headcoach Lovie Smith die Notbremse zieht. Gegen die Fins wird Kyle Allen under center stehen.

Allen war vorher je zwei Jahre in Carolina und Washington. Er hatte da Einsätze für den verletzten Cam Newton und für den schwachen Dwayne Haskins. Im College spielte er für Texas A&M, verlor aber seinen Job an Kyler Murray und wechselte dann zur University of Houston. Somit ist er quasi wieder zu Hause. Seine Zahlen sind nicht beängstigend. In seiner Karriere hat er 24 TD bei 17 INT, eine 63% completion rate und ein Qb rating von 85 erreicht. Dazu dürfte es ihm deutlich an Spielpraxis fehlen.

Fazit: Es sieht nicht danach aus, als könnten die Houston Texans die Schwäche der Dolphins gegen den Pass nutzen.

Mögliches Trap Game hin oder her; dieses Spiel ist ein „must win“.

Freuen wir uns auf Sonntag Abend, FinsUp.

Nachschlag, oder was will der dauernd mit diesem EPA?

EP und EPA

Üblicherweise misst man den Erfolg eines Plays im Football über gewonnene (oder verlorene) yards. Aber wie bewertet man, wenn bei einem 1st down der Pass incomplete war? Die Feldposition hat sich nicht geändert, die Spielsituation hat sich aber trotzdem verschlechtert. Stimmts?

Und ist ein 4Yard Raumgewinn bei einem 3rd Down und 4 nicht wertvoller als bei einem 3rd Down und 8? Schließlich führt es ja in einem der beiden Fälle zu einem neuen First Down. Man sollte also die „Down und Distanz“ mit bewerten, wenn es um darum geht zu beurteilen, ob ein Play erfolgreich war..

Auch die Feldposition sollte Berücksichtigung finden. Yards die man kurz vor der gegnerischen Endzone macht sind wertvoller (weil näher an direkten Punkten) als Yards die man rund um die Mittellinie gewinnt. Und mal andersherum gedacht, yards, die man kurz vor der eigenen Endzone verliert sind teuer. Irgendwie muss das also auch rein.

Analysten haben dafür ein System entwickelt. Die EP (expected points).

Ein First Down und 1 direkt vor der gegnerischen Goalline bekommt den Wert 6 zugeschrieben (man hört ja die Punkte fast schon klingeln), wohingegen eine Situation vor der eigenen Endzone sogar einen negativen EP Wert bekommt.

Was sind nun die EPA (expected points added)?

Ganz einfach, man guckt von welcher Position man kommt und welchen EP diese Position auf dem Feld hat. Wenn das Play gespielt wurde, guckt man welchen EP die neue, gerade erreichte Feldposition hat.

Beispiel:

Die offense hat ein 1st und 10 an der Mittellinie. Diese Situation ist +2.0 EP wert. Ein 5-yard Raumgewinn würde in ein 2nd and 5 von der 45 münden, das +2.1 EP zählt. Daher, hätte dieser 5-yard Gewinn die EP um +0.1 Punkte erhöht. Diese Erhöhung nennt man Expected Points Added (EPA). Eine Verschlechterung der Feldposition, oder auch der Erhalt der Feldposition durch eine incompletion verschlechtert den EP. Der EPA wäre also negativ.

Ein 5-yard loss bei 1st down an der Mittellinie würde in ein  2nd and 15 von der eigenen 45 der Offense  resultieren. Ein EP in dieser Situation ist mit +1.2 definiert, der Spielzug entspräche also einem EPA von  -0.8 EPA.

Dieses System misst den Erfolg/Misserfolg von Teams sehr viel besser, als es die klassischen Yards tun. Ein Team kann ja zum Beispiel öfter über 400 Yards total offense hinlegen, die Spiele aber trotzdem verlieren, weil es in der Hälfte der Gegner einfach nicht in die Endzone kommt (und nur FGs kickt). In total Offense sähe das statistisch gut aus. EPA/Play würde aber einen eher niedrigen Wert ausweisen, weil das Team in entscheidenden Phasen seine Spielsituation nicht verbessern kann, sondern sie verschlechtert).

Wer da gerne auf dem Laufenden bleiben möchte, dem sei die Seite rbsdm.com empfohlen, aus der auch die Grafiken dieses Artikels entnommen sind. Hier werden Defence, Offense und Quarterbacks stets aktuell dargestellt.

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