Die Nominierungen für den Pro Bowl 2024 – aber was ist das überhaupt und wie wird die Teilnahme bestimmt/festgelegt?

In der gestrigen Nacht wurden die voraussichtlichen Teilnehmer für den NFL Pro Bowl bestimmt. Von den Miami Dolphins dürfen FB Alec Ingold, S Jalen Ramsey, RB Raheem Mostert, LT Terron Armstead, WR Tyreek Hill und QB Tua Tagovailoa das Team aus Florida vertreten, wenn sich viele Spieler der Liga am ersten Februar-Wochenende in Orlando zusammenfinden. Dort werden viele verschiedene kleinere Drills und als Abschluss am 04. Februar ein Flag Football-Spiel zwischen der AFC und der NFC veranstaltet. Für die AFC werden sieben Spieler der Baltimore Ravens, die oben genannten Sechs der Fins, fünf Cleveland Browns und ebenfalls fünf Auserwählte des NFL-Titelverteidigers aus Kansas City die größten Gruppen stellen – immer unter der Voraussetzung natürlich, dass die Spieler nicht eine Woche später im Super Bowl antreten müssen. Dann nehmen sie (natürlich) nicht am Pro Bowl teil. Aber wie erhält ein Spieler überhaupt die Chance dazu, wer legt dies fest und was passiert in den Tagen in Orlando? Dies versuchen wir kompakt anhand diesen Jahres zu erläutern.

Der Pro Bowl – das Event an sich

Der Pro Bowl findet ein mal im Jahr statt – in der (spielfreien) Woche zwischen Conference Championship games und Super Bowl. 2024 ist der Austragungs-Ort im Camping World Stadium in Orlando (vorher fand das Event u.a. in Las Vegas, Hawaii oder 2010 im Sun Life Stadium Miami statt). In diesem Jahr war eine Verschiebung des Austragungsortes notwendig, da im Allegiant Stadium in Vegas eine Woche später ja der Super Bowl ausgetragen wird.

Das Format und die Gestaltung war in den vergangenen Jahren einem stetigen Wandel unterworfen. Zum Teil wurden die Regeln aufgrund einer stärkeren Attraktivität für Fans und aus Sicherheits-Aspekten den Teilnehmern gegenüber immer mal wieder verändert und angepasst. In den letzten Jahren traten dabei aber stets Vertreter der beiden NFL Conferences gegeneinander an, so dass sich NFC und AFC miteinander messen konnten. Wie im letzten Jahr auch, werden die ehemaligen NFL-QB-Legenden Peyton (AFC) und Eli Manning (NFC) als Coaches funigeren.

Handelte es sich in den Jahren zu Beginn bis 2022 noch um ein durch Regelanpassungen entschlacktes Football-Spiel, wird es 2024 ein flag Football-Spiel zwischen der AFC und der NFC geben. In den Tagen davor stehen bereits einige kleinere Wettbewerbe auf dem Programm; Mini games, die den Zuschauer*Innen und Teilnehmern Spaß machen und ein humoriges Event unterstreichen sollen (manchmal hat man beim Zuschauen ein paar „Klassentreffen“ – Vibes ^^). Diese Skill challenges haben sich in der Geschichte des Pro Bowls auch immer mal wieder verändert. Das Dodgeball-Spiel, ein Passing-Event für die QBs oder andere skill challenges sind aber fester Bestandteil der Tage in Orlando. Das Kick Tac Toe für die Kicker der beiden Conferences ist ein heimliches Highlight für Special Teamer.

Als Beispiel aus dem Jahr 2023 fanden statt: Dodgeball-Spiel, longest Drive (Golf-Abschlag, vier Spieler/Conference mit je drei Versuchen.), precision passing (one minute accuracy competition von jedem der sechs QBs), best catch (zwei Spieler jeder Conference; vergleichbar mit dem Slam dunk contest der NBA), Kick Tac Toe, Gridiron Gauntlet und Move the Chains (zwei Wettbewerbe, in denen die Conferences die Stärke im direkten Duell vergleichen können; einmal wird eine Mauer 10 Yards weit geschoben und einmal eben beim Gauntlet – die Älteren werden noch „American Gladiators“ kennen – eine Mischung aus Kraft, Agilität beim Klettern oder „Reifenlauf“).

Die Teilnehmer und wie sie bestimmt werden

Zunächst einmal vorweg: beim Pro Bowl handelt es sich nicht um ein Event, bei dem rein aus Leistungs-Gründen Spieler gewählt und/oder bestimmt werden. Vielmehr speisen sich die roster der insgesamt 88 Akteure (21 Offense, 18 Defense, 5 Special Teamer für jede Conference) aus den Spielern, die in einer Wahl der Fans (zählt 1/3), der NFL-Spieler (1/3) und Coaches (1/3) die meisten Stimmen erhalten. Im Vergleich zu den All Pro Teams ist die Zusammenstellung zu einem gewissen Teil also subjektiv. Für viele Spieler ist es aber dennoch ein Anreiz, da sich vertraglich Nominierungen für den Pro Bowl als Incentives/Boni sehr gut eignen und auch die Beliebtheit der Spieler ablesbar sind. So bekommt z.B. Tyreek Hill in diesem Jahr 250.000 Dollar an Incentives, weil er es erneut in den Pro Bowl-Roster geschafft hat.

DAS AFC-ROSTER 2024

An dieser Stelle wäre es müßig, die 44 Namen schlichtweg aufzuschreiben. Ein erster Blick auf den Charakter des AFC-Rosters soll den Anfang bilden, so dass man am Schluss noch einige bekannte oder interessante Namen auszugsweise nennen kann.

Am Beispiel der AFC von 2024 wurden 3 Quarterbacks, 3 Running Backs, 1 Fullback, 4 Wide Receivers, 2 Tight Ends, 3 Offensive Guards, 2 Center, drei Offensive Tackle (21 offensive Spieler) sowie,

je drei Defensive Ends, interior Defensive Linemen, Outside Linebacker, Safeties sowie vier Cornerbacks und zwei Inside Linebacker (18 defensive Spieler) und in den Special Teams

1 Long Snapper, 1 Kicker, ein Punter sowie ein Returner und ein allgemeiner Special Teamer gesucht.

Vorweg: die Ergebnisse des Votings bei Spielern und Trainern wird durch die NFL nicht veröffentlicht, lediglich die Ergebnisse des Fan-Votings sind bekanntgegeben worden; Ian Rapoport hat die Top 10 pro Position auf X veröffentlicht, wie sie auf dem Bild unten zu sehen sind:

Daraus lassen sich leider keine Rückschlüsse ziehen, wer letzten Endes nachrücken darf, wenn die eigentlich gewählten Spieler entweder aus Verletzungs- oder Termin-Gründen (Super Bowl-Teilnehmer) absagen müssen. Bemerkenswert aber ist aus Sicht der AFC, dass von den 44 Spielern bei potentiell 16 Teams nahezu die Hälfte (23/44) aus Baltimore, Miami, KC oder Cleveland kommen. Mit der AFC East-Brille: Buffalo (zwei – RB James Cook und OT Dawkins), New York Jets (einer – Gardner) und Patriots (zero) sind mit drei Spielern vertreten – Bengals (WR Chase und DE Hendricksen sorgen für zwei Nominierte), Steelers (drei mit Minkah, T.J. Watt und Killebrew als Special Teamer), BAL und CLE sorgen dafür, dass z.B. die AFC North siebzehn (!) Teilnehmer entsenden kann. Apropos: Mit Laremy Tunsil (Tackle) und eben Steelers-Safety Minkah Fitzpatrick (Safeties) sind auch zwei ehemalige Dolphins bedacht worden. Wen das komplette Lineup interessiert, der kann es unter https://www.nfl.com/news/2024-pro-bowl-games-complete-afc-roster-revealed kompakt auf einen Blick erhalten.

KURZER ABSCHLUSS: TUA ALS PRO BOWLER

Ich möchte an dieser Stelle gar nicht auf die leidige Diskussion eingehen, ob es nun am Scheme von Mike McDaniel, an Tua Tagovailoa selber oder der zeitweisen Schwäche der anderen AFC-Quarterbacks liegt, dass für die American Football Conference neben Patrick Mahomes und Lamar Jackson auch der Pass-Werfer der Miami Dolphins für den Pro Bowl nominiert wurde. Ehre, wem Ehre gebührt – und deswegen auch ein Foto von ihm und „Uncle Dan“ – handelt es sich bei Tuanigamanuolepola Tagovailoa aber um den ersten Miami-QB seit eben Dan Marino im Jahr 1995 – also seit 29 Jahren – der in den Pro Bowl berufen wurde. Diese Ehre wurde neben der legendären 13 vorher nur der legendären Nummer 12 – Bob Griese, zuteil. Klar, Marino (9 mal) und Griese (sechs) haben dieses Kunststück mehrfach geschafft; nachdem aber am Ende des letzten Jahres die NFL-Karriere Tuas nach Ansicht vieler Experten bereits zu Ende war, darf man mit durchaus ein bisschen Stolz auch mal die Tatsache erwähnen, dass der Alabama-Alumnus in Orlando (eventuell) teilnehmen wird – nach Abschluss des Votings werden dies höher gehandelte AFC-QBs nicht tun. Aus diversen Gründen zwar u.a. Verletzungen – aber „the best ability is availability“, so dass auch das die Leistungen in der 2023er/2024er-Saison unterstreicht.

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