Kurzer Recap des ersten Tages der Tampering period: ein schwarzer Tag für die Dolphins?

Was ein wilder Ritt, was ein Tag! Bereits am ersten Tag der sog. „legal tampering period“ gab es bei den Miami Dolphins so viele Moves, signings und Veränderungen, so dass es eigentlich mehrere Beiträge bräuchte, um das alles zusammenzufassen. Das wird auch in den nächsten Wochen der Offseason passieren, dennoch sollte man die Ereignisse des 11. März kompakt zusammenfassen.

1. Veränderungen bestehender Verträge: die Restructures

Das die Miami Dolphins noch cap freimachen mussten, um zum Start des neuen Liga-Jahres unter der Grenze der Gehalts-Ausgaben (der sog. salary cap) zu kommen, war bekannt. Chris Grier als GM und sein Assistent Brandon Shore haben sich dann im Laufe der letzten Tage auf den Weg gemacht, um (Stand am 12.03.) knapp 5 Millionen Dollar auf die „richtige Seite“ der Grenze zu gelangen.

• Die Verträge von Jalen Ramsey, Durham Smythe, Zach Sieler und Alec Ingold wurden derart verändert, dass insgesamt 25 Millionen der Grundgehälter der vier Spieler auf den signing bonus – und damit auf die weiteren Vertrags-Jahre – aufgeteilt wurden und somit insgesamt knapp 28 Millionen an Geldern freigemacht werden konnten.

• Man hat wohl auch ähnliche Veränderungen bei Terron Armstead verhandelt; hier sind die Zahlen aber nicht ganz klar und noch nicht veröffentlicht. Dies wird sicher morgen noch folgen. Ob in den nächsten Tagen noch Veränderungen an den Contracts von Tyreek Hill, Bradley Chubb oder Tua Tagovailoa vorgenommen werden, bleibt abzuwarten.

2. Der „miserable monday“ – der schlimmste Tag in franchise history oder NFL-business as usual?

In der Zeit ab 17 Uhr deutscher Zeit gestern wurden die neuen Verträge der NFL Free Agents bekannt und nach und nach wurde die Stimmung in der Dolphins-Community von Minute zu Minute schlechter. Von den „großen“ vertragslosen Spielern der Miami Dolphins wurden quasi alle – mit Ausnahme von Center Connor Williams, der noch FA ist – von anderen Franchises unter Vertrag genommen. Dies teilweise mit Vertrags-Volumen, die über das hinausgehen, was diverse Fachportale (z.B. Spotrac.com) im Vorfeld prognostiziert hatten. Was es so traurig macht, ist die Tatsache, dass es sich bei den Spielern allesamt um von den Dolphins gedrafteten Spielern handelt, die in den letzten Jahren teils sehr wichtige Rollen für die Miami Dolphins eingenommen hatten. Im Einzelnen verließen Miami gestern:

• Christian Wilkins, 2019 in der ersten Runde gedraftet, unterschrieb für vier Jahre und einem Gesamt-Volumen von 110 Millionen bei den Las Vegas Raiders. Der DT liegt demnach bei 27,5 Mios/Jahr, 82,75 Millionen der 110 sind voll garantiert. Dabei ist sein erstes Vertrags-Jahr vergleichsweise günstig und steigt ab 2025 auf 35 Millionen Dollar an. Da Aaron Donald am Ende der kommenden Saison FA wird, ist Wilkins dann bestbezahlter DT der NFL.

• Guard Robert Hunt, 2020 in der zweiten Runde des Drafts zu den Dolphins gekommen, schließt sich für 5 Jahre den Carolina Panthers an. Davon sind 63 Millionen garantiert. Auch hier ist der Contract backloaded, das heißt, sein Gehalt steigt in den weiteren Vertrags-Jahren an. Robert Hunt wird mit seinem cap hit ab 2025 Stand heute in den Top 5 seiner Position geführt werden

• Linebacker Andrew van Ginkel wurde ebenfalls 2019 von den Dolphins gedraftet, in Runde 5. Damals sein Coach: Brian Flores. Van Ginkel kehrt nicht nur in seine „Heimat“ zurück, sondern folgt seinem Ex-Headcoach zu den Vikings. Für zwei Jahre erhält van Ginkel bis zu 20 Millionen Dollar. 14 Mios davon sind garantiert. Er liegt damit nur mehr im Mittelfeld der Linebacker der NFL, zu den Top 20 paid Linebackers zählt er nicht.

• anders ist dies bei Brandon Jones. Der Safety wurde ebenfalls 2020 in der dritten Runde nach Miami geholt und schließt sich ab sofort den Denver Broncos an. Für drei Jahre erhält er in Colorado stolze 20 Millionen Dollar. Auch sein Vertrag, von dem 11 Millionen Dollar garantiert sind, steigt von knapp 3,3 Millionen Dollar in den weiteren Jahren sprunghaft an. Im Jahr 2025 wird Brandon Jones – Stand 12.03.2024 – der am zwölftbesten bezahlte Safety der NFL sein.

Ob es jetzt daran liegt, dass die Fins diese Preise nicht mitgehen konnten oder wollten, bleibt offen. Fakt ist, dass vier der selbst gedrafteten Spieler nicht gehalten werden konnten und gerade die Defense einen herben Schlag einstecken muss, die durch die Cuts von Xavien Howard und Emmanuel Ogbah zusätzlich geschwächt wird. Es bleibt abzuwarten, wie diese „Verluste“ zumindest sportlich ausgeglichen werden können und/oder sollen. Mindestens ein weinendes Auge bleibt dabei auf jeden Fall in Miami zurück.

Positiv daran lediglich ist die Tatsache, dass die Spieler nicht automatisch ohne jeglichen Ausgleich gehen werden. Die NFL hat für diesen Fall die sog. „compensatory picks“ installiert; Franchises, die besonders hochpreisig Spieler in der FA verlieren, bekommen als Kompensation Draft-Picks des nächsten Jahres verliehen – wenn sie nicht im Gegenzug Spieler unter Vertrag nehmen, die dies ausgleichen. Da die Dolphins gestern Spieler mit neuen Verträgen von 250 Millionen Dollar value verloren haben, wird es auf jeden Fall einen Ausgleich geben. Bei Wilkins kann man davon ausgehen, dass er einen 3rd round-pick im Jahr 2025 erbringen wird.

3. Chris Grier is cooking – die neuen Miami Dolphins des ersten Tages

Miami hat aber nicht nur Spieler abgegeben. Vielmehr wurden an anderer Stelle vier Spieler aus der FA unter Vertrag genommen, die in Zukunft das roster der Dolphins ausfüllen sollen:

• LB Anthony Walker Jr. wurde für ein Jahr unter Vertrag genommen. Der ILB/MLB spielte vorher bei den Cleveland Browns und den Colts. Über sein Gehalt weiß man noch nichts; der Miami native kehrt aber wohl als Backup und ST-Spezialist zu seinen Wurzeln zurück
• Um die Abgänge von Jerome Baker und Andrew van Ginkel weiter zu kompensieren, kommt auch der ehemalige 1st round Pick der Seattle Seahawks, Jordyn Brooks, zu den Dolphins. Er bekommt für drei Jahre insgesamt 26.5 Millionen Dollar. Der 26-jährige Brooks gehört zu den vielversprechenden Talenten der NFL und wird seine Stärken mit David Long Jr. verbinden wollen. Die Linebacker squad der Dolphins dürfte mit Walker und Brooks zumindest quantitativ ausreichend besetzt sein.

• Als Abschluss des ersten Tages haben die Miami Dolphins auch endlich wieder einen gelernten Center, indem sie Aaron Brewer, ehemals bei den Titans, unter Vertrag genommen haben. Brewer, der auch Guard spielen könnte, kommt für drei Jahre und insgesamt 21 Millionen Dollar Vertrags-Volumen.

4. Was die nächsten Tage noch zu erwarten ist

Damit sind die roster-Planungen der Dolphins aber bei Weitem nicht abgeschlossen. Es gibt noch insgesamt 19 Spieler, die bei Spotrac auf der Free Agent-Liste stehen. Miami wird nicht alle davon wieder unter Vertrag nehmen – bei einigen kann man aber davon ausgehen, dass sie bleiben werden. Einige Spieler der Liga, die mit den Fins in Verbindung gebracht wurden und werden, sind ebenfalls noch auf dem „freien Markt“ zu haben. Jedeveon Clowney, DE, oder RB Derrick Hendry sind Beispiele für diese Namen. Mack Hollins als Name fällt eher unter den Fans, eine Rückkehr nach Miami ist eher unwahrscheinlich, aber man weiß ja nie. Needs hat das roster ebenfalls noch einige. Barry Jackson rechnet es so vor:

Dolphins need 2 starting DTs, starting corner, starting safety, two starting guards (…) and 2 heavy usage edge players capable of starting. And 3 backup WRs.

https://twitter.com/flasportsbuzz

Um das roster final bewerten zu können, braucht es sicher noch die ein oder andere Verpflichtung. Aber die FA ist ja gerade mal einen Tag alt und morgen werden vor dem offiziellen Start des neuen Liga-Jahres sicher noch einige Moves hinzukommen. Prominente RBs (Joe Mixon, Aaron Jones etc.), mehrmalige Pro Bowler und All Pros (Bobby Wagner, Jordan Poyer) sowie veterans (Calais Campbell, Patrick Peterson) und Weitere. Mal sehen, welche Spieler sich noch (wieder) den Miami Dolphins anschließen werden. Denn auch die Gruppe der Ex-Spieler ist in der Free Agency noch namhaft vertreten.