MDG e.V. Preview – Playoff-Edition (die Allererste)

Das dritte Mal in dieser Saison treffen die Dolphins auf die Buffalo Bills

Herzlich Willkommen, liebe Miami DolFans aus dem deutschsprachigen Raum. Das Team von Mike McDaniel hat es doch tatsächlich geschafft: mit einem record von 9-8 und einem Heimsieg von 11-6 gegen die Jets hat sich das Team das Recht verdient (und damit widerspreche ich energisch den Keyboard-Justussen – Sorry, aber den Ausdruck „BWL-Justus“ wollte ich immer schon unterbringen – die nach letztem Sonntag aufgejault hatten und den Fins das moralische Recht auf die POs absprachen), in der ersten Runde der Playoffs 2022/23 den Zweiten der AFC herauszufordern. Das dritte mal in diesem Jahr geht es gegen die Buffalo Bills, zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen in Orchard Park. Die Mannen von Sean McDermott, die durch eine Entscheidung der NFL (eher die Chiefs begünstigend) nicht den 1st seed besetzen konnten bzw. dies gegen die Bengals sportlich hätten erreichen können) nun etwas ungeliebt in der ersten Runde NICHT aussetzen dürfen, werden durch nahezu alle Experten als klarer Favorit angesehen, auf die Miami Dolphins setzt in diesem Matchup so gut wie niemand. Würde man 100 Leute fragen, wer das Duell gewinnt, es würden sicher über 90 die Bills vorne haben. An dieser Stelle ein erneuter Gruß nicht von Werner an die Zocker-Freunde, sondern an Justus & Co.: es handelt sich beileibe um keine bye week oder ein Trainings-Spiel! Zum ersten Mal seit dem 08. Januar 2017 handelt es sich um ein Dolphins-Playoff-Spiel!

Der 15. Januar 2023 aus Dolphins-Sicht – ein Tag für Shirley Bassey oder doch eher James Hetfield?

Die geneigten Musik-Kenner werden jetzt fragen, was sowohl die walisische Sängerin als auch der Metallica Lead-Sänger mit den Miami Dolphins zu tun haben. Ich möchte dies vor der eigentlichen, aufgrund des dritten Aufeinandertreffens verkürzten, Preview kurz erläutern. Bassey brachte im Jahr 1997 das Lied „history repeating“ heraus und viele rechnen damit, dass das nächste Wild Card game der Fins ähnlich abläuft wie das letzte. Für fast genau sechs Jahren trat das damals von Adam Gase gecoachte Team bei (den auch am Sonntag zu erwartenden) kalten Temperaturen bei den Pittsburgh Steelers an. Ob jetzt Teddy Bridgewater oder Skylar Thompson under Center steht – auch hier ist eine Parallel zu 2017 erkennbar. Auch hier musste ein Backup-QB den eigentlichen starter ersetzen – und „scheiterte“. Wobei man bei einem knapp 98er-rating, 289 pass yards und einem TD durch die Dolphins-„Legende“ Matt Moore nicht wirklich von einer unterirdischen Leistung sprechen sollte. Vielmehr schlugen sich die Dolphins offensiv (lumpige 52 Yards) und defensiv (179 Yards, 2 TDs durch Le´veon Bell) vor allem mit dem Laufspiel. Der war (und jetzt kommt Metallica) „hero of the day“ – aber auch die Miami Dolphins haben Möglichkeiten, diesen am Sonntag stellen und für einen riesigen Upset sorgen zu können. Wie das gehen könnte, im Folgenden näher beschrieben.

Schlagen wir allen Statistiken ein Schnippchen

Fast jede noch so mögliche Statistik spricht gegen Miami. Buffalo hat die viertmeisten Yards offensiv gemacht, die viertmeisten Punkte erzielt (mit einem Spiel weniger). Sie haben die zweitwenigsten Punkte abgegeben, die wenigsten Yards, bei Yards pro Spiel liegen sie immerhin auf Platz 6. Also sowohl offensiv als auch defensiv eine büffelstarke Gruppe – und was die Special Teams können, hat Nyheim Hines den Patriots letzten Sonntag zwei mal mit returning TDs vorgemacht. Tyler Bass und Sam Martin sind zwar nicht die besten Spieler auf ihrer Position, sie sind solide. Am letzten Sonntag haben aber Thomas Morstead und (Asche auf mein Haupt wegen der Kritik. Da es am Sonntag aber auf jeden Punkt ankommen kann, sollte er das besser wiederholen) Jason Sanders bewiesen, dass die Dolphins dort zumindest nicht schlechter aufgestellt sind. Dieser Punkt geht also nicht an die Blauen Büffel. Natürlich sind die Buffalo Bills im heimischen Highmark stadium klarer Favorit – Stand Freitag Abend z.B. bei ESPN mit einer Sieg-Chance von 96% und wenn es normal läuft, werden die Mannen rund um Josh Allen auch als Sieger den Platz verlassen. Der injury report von Freitag macht die Sache nicht weniger klar. Raheem Mostert gesellt sich zu Tua Tagovailoa und wird am Sonntag nicht spielen können. Der Einsatz von Liam Eichenberg ist gefährdet, bei sieben weiteren Spielern ist der game status questionable. Bis auf T Brandon Shell haben die anderen (Armstead, Chubb, Ingold, Lamm und Cedrick Wilson) aber immerhin wieder leicht trainieren können. Dies trifft auch auf – man höre und staune – Teddy Bridgewater zu. Ich weiß jetzt nicht, ob der Metallica, Foo Fighters oder Nickelback hört – ein Held kann er in Miami, sollte ER Sonntag die Offense führen, aber in jedem Fall werden.

Die passing Offense der Fins vs. rushende Büffel mit Schwächen im Backfield

Leider droht auch hier wieder der „Shirley Bassey vibe“ und dem QB der Dolphins ein Gefühl wie ein Drehwurm im Kopf (ja, die Propellerheads waren an „history repeating auch beteiligt), wie es schon Matt Moore erleiden musste. Der wurde anno 2017 fünf mal gesackt. Nun spielt Vonn Miller am Sonntag nicht mit. Tua wurde am 17.12. diesen Jahres nur zwei mal zu Boden gebracht. Dennoch haben Greg Rousseau (8 sacks), AJ Epenesa (6), Shaq Lawson (3.5) oder Ed Oliver (2.5 sacks) immer noch ausreichend Qualitäten im pass rush, um sehr viel Druck zu generieren. Wie wichtig wäre es hier, mit Terron Armstead links, Kendall Lamm rechts auf Tackle sowie Robert Jones und Robert Hunt auf Guard sowie Connor Williams auf Center antreten zu können. Drei von denen haben Top 15-NFL-PFF-grades, Robert Jones als „Schlechtester“ steht bei einer 62. Im zweiten Spiel musste die Offensive Line 10 pressures und zwei sacks einstecken. Vier der fünf Erwähnten standen bei 100% snaps auf dem Platz. Durch den Wechsel Lamm für T Brandon Shell würde die Line sicher nicht wesentlich schlechter dastehen. Mit 10 Pressures und zwei sacks könnte ich evtl. sogar leben. Gegen die Jets habe ich 17 Pressures und einen Sack gezählt – das wäre erheblich zu viel. Key to win MUSS es also sein, dem QB den pass rush vom Leib zu halten und Zeit zu gewähren. Offensiv wird viel darauf ankommen, Zeit generieren zu können, um die offensiven Waffen einsetzen zu können.

Anders als gegen die Jets werden nämlich 152 Pass Yards (davon 48 YACs) nicht ausreichen. Ziel muss es sein, Tyreek und Waddle eben diese sich erarbeiten zu lassen. Letzten Monat waren es über 90 Yards after catch; diese Größenordnung sollte eventuell am Sonntag übertroffen werden können. Die Defense der Bills lädt ein, dieses auch in die Tat umzusetzen. Der Fakt, dass leider Damar Hamlin ausfällt, soll hier keine Rolle spielen. Gottlob ist der gegen die Bengals schwer verletzte Safety inzwischen wieder zu Hause. Da aber der zweite Star-Safety, Micah Hyde, ebenfalls nicht verfügbar ist, steht neben Jordan Poyer „nur“ die zweite Reihe zur Verfügung. CB Tre´Davious White hatte auch schon bessere Zeiten, Taron Johnson/Kaiir Elam/Dane Jackson haben in der regular season 13 TDs zugelassen. Hier sollten sich matchups finden lassen, die man ausnutzen kann. Am Sonntag gegen die Patriots sah das von Jackson und Elam zum Beispiel nicht gut aus. Jeder Pass in ihrer Verteidigung kam an, zwei resultierten in Touchdowns. Zusätzlich haben eben jener Jackson und White 31 YACs zugelassen – bei sechs completions. So kann das auch für Teddy Bridgewater oder Skylar Thompson erfolgreich sein, wenn sie das wohl beste WR-Duo der NFL in diese matchups bringen und sie genug Turf vor der Nase haben.

Dabei unterstützen sollte sie eigentlich das im letzten Heimspiel gar nicht so schlechte Laufspiel. Den 143 Yards kann nun leider der eine Teil des „dynamischen Duos“, Raheem Mostert, keine weiteren hinzufügen. Salvon Ahmed (hatte am Sonntag vier snaps) und Alex Ingold (wenn fit, eine FB-Option) werden versuchen, Jeff Wilson zu entlasten. Ich würde es auch nicht ausschließen, dass sich Frank Smith und Mike McDaniel die Schnelligkeit von Hill und Waddle für überraschende Auftritte bei Turnarounds, Pitches oder Läufen zunutze machen werden. Die rushing defense der Bills ist allerdings sogar noch ein Stück weit schlechter als die der Dolphins. Hier trifft die viertbeste rushing defense auf die Nummer fünf dieser Kategorie. Es sollte also spannend werden, welches Team gegen eine sehr starke Lauf-Verteidigung des Gegners die passing offense (Nummer vier Fins – geschwächt durch den Ausfall von Tua – die Bills in der Kategorie auf Platz sieben) besser durch Läufe unterstützen kann.

Josh Allen – MVP-Kandidat oder Elite-QB mit kleineren Schwächen?

Sind wir an dieser Stelle ehrlich: viele Experten und auch viele von euch rechnen damit, dass Josh Allen die Dolphins „vernichtet“ und eines seiner legendären scrimmage Yards games abliefert, Miami sowohl mit den Füßen als auch dem Arm schlägt. Mit Unterstützung von Devin Singletary und James Cook kommt Allen (762 Yards, 7 TDs zu Fuß) nämlich auf stolze 2200 Yards. Im Dezember-Spiel gegen die Fins waren es 77 davon. Ein vernünftiger QB spy ist unabdingbar. Mit dem Arm ist die Konstanz auf einer anderen Ebene gegeben – und so blöd das klingt, es macht Mut. Seit dem Spiel gegen die Vikings in Woche 10 kommt nämlich auf ein starkes Spiel mit einem dreistelligen Quarterback-rating immer ein schlechtes (und umgekehrt). In den letzten zwei Spielen wurden zudem drei Pässe von Allen abgefangen. Nun ist das in dieser Saison nicht gerade die Spezialität der Miami Dolphins. In seinem ersten Playoff-Spiel der Karriere (okay, bis auf Eric Rowe gilt das für die gesamte Secondary) könnte Xavien Howard ja mal wieder glänzen. Im direkten Duell mit Star-Receiver Stefon Diggs (mal wieder locker über 1.000 Yards), das auf ihn zukommen wird, braucht Miami „X“ in herausragender Form. Im letzten Drive gegen die Jets spielte er zumindest deutliche verbessert. Das gilt im Übrigen in den letzten Wochen für die gesamte Defense. Sieler, Wilkins und Davis waren ohnehin stark. Was am Sonntag besser funktionieren muss, ist der Druck auf Allen. Der pass rush nur durch Jaelan Phillips (gegen die Jets alleine mit 5 Pressures) wird hier zu wenig sein, um den Bills-QB zu Fehlern zu zwingen. Denn (das muss man auch sagen): neben den INTs hat der Absolvent von Maryland mit seinem Arm gegen die starke Pats-Defense 254 Yards und 3 TDs produziert. Ein Shootout gegen die Bills wird schwer werden, von der Defense muss dabei auch etwas kommen. Hier sind gerade Bradley Chubb, Melvin Ingram und andere Veteranen gefordert, ihre Playoff-Erfahrung in die Waagschale zu werfen. Wenn es dann noch gelingt, neben Diggs auch die anderen Receiver (Rowe wird sich um TE Dawson Knox bemühen, die anderen in der pass defense um Gabriel Davis, John Brown und Co. Leider bietet das Arsenal des rosters von Buffalo viele gefährliche Waffen, so dass Josh Allen auch gut verteilen kann, sollte es bei einem Catcher mal nicht so gut laufen) einzudämmen und das Spiel lange offen zu halten, dann kommt die psychologische Komponente ins Spiel – und damit die kleine Chance der Dolphins.

Druck, Druck, Druck – Die Psychologie des Gewinnen Müssens

Der zentrale Key to win, die mentale Chance der Miami Dolphins, alles was damit zusammen hängt – es besteht in der Eindeutigkeit der Ausgangslage und des Drucks, der auf die Spieler der Buffalo Bills ausgeübt wird. Auf der einen Seite kann es einen psychischen Push bedeuten, für ihren Mitspieler gewinnen zu wollen und dem einen Ring zu ermöglichen. Auf der anderen Seite steht der Erwartungs-Druck. Ganz Amerika traut den Dolphins nichts zu (die können ohnehin durch einen positiven Auftritt in Orchard Park nur gewinnen), es wird eine Dominanz von Buffalo erwartet. Im Umfeld zählt ohnehin nicht weniger als der NFL-Titel als Ziel. Wenn es nun Miami erreichen kann, dass sie mithalten (von führen will ich gar nicht reden) und das Spiel lange offen halten, wird dieser mentale Druck immer größer werden – und hier zeigen sich Gewinner-Teams. Ich bin nicht sicher, ob diese Probe am Sonntag auf die Bills warten wird – sollte dies aber der Fall sein, kann sich der Gratmesser Miami Dolphins auch als dann zu hohe Hürde erweisen und die Büffel an sich selber scheitern. Wenn es Mike McDaniel und seinem Team gelingt, die Denk-Murmel auf der anderen Seite anwerfen zu lassen und evtl. sogar – wie im Dezember – eine ähnlich gute Vorstellung abzuliefern. Dann haben auch die Miami Dolphins die Möglichkeit, Shirley Bassey verstummen zu lassen. Die ist schließlich auch nicht für ihre Körperfülle bekannt und wenn sie singt, ist es noch lange nicht vorbei. In diesem Sinne: erwartet nichts, eine hohe Niederlage ist in dem matchup normal. Verliert Miami knapp, seid stolz auf die Leistung. Sollten die Fins aber tatsächlich gewinnen und Sonntag wäre der eine Tag von den 4%, die auf Sieg stehen, dann möchte ich alle aber wie James Hetfield abgehen sehen. Ich werde es dann tun.

Auf ein verletzungsfreies Playoff-Spiel am Sonntag zur bestmöglichen Zeit

#FinsUp!

Euer Tobi, dem die Ehre zuteil wurde, die erste Playoff-Preview schreiben zu dürfen

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Eine Antwort

  1. Sebastian sagt:

    Tolle Preview. Die Spannung steigt. Auf einen geilen Sonntag

    #FinsUp

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