WAS: NFL Week 10 – Miami Dolphins (2-6) @ LA Rams (4-4)
WANN UND WO: Montag Nacht, 02:15 Uhr deutscher Zeit, im SoFi Stadium, Inglewood/CA
WO UND WIE ZU SEHEN: DAZN im Rahmen des Game Pass
Prime Time Football in der NFL! In der Nacht von Montag auf Dienstag treffen die Miami Dolphins bei wahrscheinlich ihrer letzten Rest-Chance auf die Playoffs nach einer größtmöglichen Reise bei den LA Rams an und versuchen, den Trend umzukehren und den Bock umzustoßen. Nach durchaus vermeidbaren knappen Niederlagen bei den Colts, gegen die Cardinals und bei den AFC East-Rivalen der Buffalo Bills steht der „losing streak“ der Dolphins inzwischen bei drei in Folge und der Record weist lediglich zwei Siege aus. Gegen das Team von Headcoach Sean McVay soll nun eine Trendwende erfolgen und durch eine Serie an Siegen die Saison noch gerettet werden. Ob dies gegen zuletzt formverbesserte Rams möglich ist, wird sich zeigen müssen. Die haben nämlich im Gegensatz zu den Fins ihre letzten drei Spiele – bei den Seahawks und daheim gegen Raiders und Vikings – gewinnen und ihren Fehlstart in die Saison so reparieren können, so dass sie derzeit den zweiten Platz in der NFC West belegen.
I. Der Blick in die Vergangenheit – kommen die Rams als „Wunschgegner“ gerade recht?
Blickt man auf die Geschichte der Duelle der beiden Franchises, kommt man um den zwischenzeitlichen Umzug der Rams nach St. Louis natürlich nicht herum. Einzeln betrachtet haben die Miami Dolphins nämlich bisher in ein mal bei den St.Louis Rams (im Jahr 2001) und ein mal gegen die LA Rams (1976) verloren – that´s it. In bisher nur 14 Duellen konnte die Franchise aus dem Süden Floridas bisher zwölf mal die Oberhand behalten, die letzten fünf Partien für sich positiv abschließen. Das letzte Duell am 01. November 2020 im Hard Rock Stadium gewannen die Dolphins 28:17, das letzte Spiel in LA ging 2016 mit 14:10 an den Gast. Aus der Vergangenheit heraus also ein gutes Omen für die Miami Dolphins, wobei man erwähnen sollte, dass beim letzten Aufeinandertreffen zwar auf Seiten Miamis bereits Tua Tagovailoa als QB agierte. Bei den LA Rams stand aber nicht der aktuelle starting QB, Matt Stafford, auf dem Platz. Jared Goff, inzwischen bei den Detroit Lions unter Vertrag, musste vor vier Jahren eine Niederlage hinnehmen. Als kleines Vor-Fazit: aufgrund der letzten Wochen mögen die Rams leichter Favorit sein – sie sind aber kein klarer Favorit und die Geschichte spricht ohnehin eher für die Gastmannschaft des Monday Night Games.
II. Die Offense der Rams und was die Dolphins dem entgegensetzen können
Apropos hinnehmen: ich möchte an dieser Stelle nur kurz den bitteren Ausgang des letzten Auswärts-Spiels der Miami Dolphins erwähnen. Eigentlich stets in Schlagdistanz und durch einige (wenige) Fehler unterlag die Mannschaft von HC Mike McDaniel durch ein 61 Yard-FG bei den Buffalo Bills. An sich war dieser Ausgang schon recht bitter. Noch schlimmer war dabei aber das teilweise Abschneiden der Dolphins-defense besonders in der zweiten Hälfte, die sich in dem Zeitraum 24 Punkte einschenken ließ. Derzeit bietet die Defense ein Bild von Licht und Schatten, denn man sollte nicht zu erwähnen vergessen, dass es den Fins in den ersten beiden Quartern gelang, Josh Allen und seine high power Offense bis zur Pause bei lediglich zwei FGs und nur wenigen guten Plays zu halten. Jalen Ramsey gelang sogar eine Interception, so dass endlich mal wieder ein Ballgewinn forciert werden konnte.
Die LA Rams stellen mit ihrem Offensive Coordinator Mike LaFleur eine eher durchschnittliche Offense auf den Platz. Sie setzen vermehrt auf den Pass (277 Versuche), sind mit dem Laufspiel eher weniger unterwegs (lediglich 207 rushes). Zwar konnte RB Kyren Williams bereits knapp 600 Yards und 8 TDs erzielen; mit 161 von den genannten 207 attempts ist er aber auch der einzige Faktor im Laufspiel. Die LA Rams repräsentieren die 26.besten rushing Offense der Liga und alle Spieler nach Williams mit mindestens fünf rushes in der Saison (Stafford 7, Blake Corum 21, Ronnie Rivers 10) kommen ZUSAMMEN auf knapp 120 Yards. Ziel kann es also nur sein (muss es aber auch), die Kreise des Herren einzudämmen.
Bei Miami wird mit entscheidend sein, ob DT Zach Sieler wieder mit in der starting lineup stehen kann. Er würde die 13.beste run defense anführen, die gerade in den letzten Spielen (113 Yards im Schnitt zugelassen) doch nicht so schlecht aussah. Wesentlich besser agierte man dabei gegen den scrambelnden Josh Allen, während Arizonas Kyler Murray noch mehr Freiheiten bekam. Dieses Risiko ist bei Matt Stafford als nicht so mobilem QB doch eher gering. Lediglich 7 rushing attempts für -7 Yards stehen zu Buche. Der 36-jährige fühlt sich eher in der pocket zu Hause.
Der in Tampa geborene Absolvent der Georgia Bulldogs aus dem Jahr 2009 spielt dabei generell eine gute und durchschnittliche Saison. In den Kategorien Completion percentage (knapp 66%, Platz 17 der NFL), erzielte Passing Yards (1969, Platz 12), erzielte TDs passing (Platz 19 mit neun) und eigenem rating (Platz 20 mit 88.6) liegt er voll im average der Liga. Die protection in der O-Line für Stafford war generell nicht so gut – nach sechs Spielen standen 17 sacks zu Buche. Da aber weder die Seahawks noch die eigentlich defensiv starken Vikings an dieser Zahl etwas ändern konnten (wobei der injury report OT Rod Havenstein beinhaltet, könnte der nicht spielen, wäre dies eine große Schwächung), scheint sich die Protection des QBs zu einer Stärke entwickelt und das System rund um den Rechtshänder Matt Stafford gefestigt zu haben.
Gegen diese Protection zu arbeiten, wird die Aufgabe des pass rush der Miami Dolphins sein, denn – wie bereits erwähnt – ist Matt Stafford unter Druck zu setzen nicht einfach, aber machbar. Zwar stehen immer nur noch zehn Sacks auf der Habenliste des pass rush, aber die Form-Kurve steigt weiter. Phillips-Ersatz Tyus Bowser macht einen guten Job, Ogbah ist solide und auch Rookie Chop Robinson verbessert sich stetig. Seinen ersten Career sack bei Josh Allen angebracht zu haben, kann nicht jeder behaupten. Darüber hinaus stehen bei ihm in den letzten beiden Spielen sechs Pressures und 4 Hurries zu Buche – gegen weitaus mobilere Ballverteiler als dies Stafford ist. Ich würde es nicht ausschließen, dass es dem Pass rush der Fins gelingt, die von Matt LaFleur kreierte passing Offense unter erheblichen Druck zu setzen.
Denn in diesem Bereich entfaltet sich die Stärke der Mannschaft. Cooper Kupp, Puka Nacua (wenn beide denn fit sind), Tutu Atwell, Tyler Johnson sowie TE Coly Parkinson sind als Targets für Stafford von hoher Qualität und können variabel bedient werden. So kommt als bester pass Catcher Tutu Atwell zwar „nur“ auf 366 Yards. Mit Jordan Whittington hat aber der sechstbeste Ball-Fänger der Mannschaft aus Los Angeles immer noch 200+ Yards zu stehen. Hier müssen Secondary und coverage LBs der Miami Dolphins also erheblich aufpassen und auf breiter Basis aufmerksam sein, um eine Top 10 passing Offense in der Liga unter Kontrolle zu halten.
Ein besonderes Spiel wird es dabei für CB Jalen Ramsey werden, der im letzten Spiel für einen defensiven Ball-Gewinn verantwortlich war und von 2019 an vier Jahre lang für den Gegner des Montag Abends aktiv war. Ob ihn das zusätzlich motiviert, bleibt abzuwarten. Bisher hat Ramsey 164 Yards und 2 TDs gegen sich notiert bekommen, bei einem opponent passer rating von 89.4. Generell war die pass coverage auch in der letzten Woche gegen die Bills okay; weh getan hatten hier aber die drei an Josh Allen abgegebenen passing TDs sowie die zeitweise Überforderung der „zweiten Garde“. Eine Rückkehr von Safety Jevon Holland und CB Kader Kohou wäre demnach wichtig, um das generelle opponent passer rating unter 90 sowie die primary targets Cooper Kupp (letzte Woche 11 für 104), Demarcus Robinson (bei den Seahawks 94 Yards und 2 TDs) sowie Puka Nacua (nach einem Punch letzte Woche frühzeitig rausgeflogen) im Griff zu behalten. Das Pass-Spiel sich nicht enfalten zu lassen, ist sicher ein massiver key to win.
Zurück zu alter Stärke: Die Dolphins-Offense gegen die Defense der LA Rams
Macht man es sich einfach und guckt man auf die nackten Zahlen der Saison, trifft im Monday Night game eine sehr schlechte scoring Offense der Gäste (Schnitt: 14.5 Punkte/Spiel) auf eine leicht unterdurchschnittliche scoring Defense der Gastgeber, die durch DC Chris Shula auf den 22. Platz geführt wurden. Wer jetzt die Fragen aller Fragen auf den Lippen hat: Ja, er ist ein Enkel des „Don“, des größten Coaches in der Football-Geschichte (Shulas 347 Siege bleiben bis auf Weiteres unerreicht). Aber das nur nebenbei, denn es handelt sich hierbei um einen Etiketten-Schwindel. Seit der Rückkehr ihres starting QBs von der IR-Liste haben die Miami Dolphins gegen Cardinals und Bills jeweils 27 Punkte eingefahren und somit den müden Trend umgekehrt. Mit knapp 250 Yards passing/game mit Tua under Center und einem seit Woche 5 überragenden Laufspiel (170 Yards/Schnitt seitdem) liegen die Fins im rushing auf Platz 3 der Liga, nur getoppt von Eagles und 49ers. Jaylen Wright, Raheem Mostert und vor allem Devon Achane haben das Kunststück geschafft, in den rushing Yards einen erheblichen Schritt nach vorne zu machen und das Spiel auf dem Boden zu kontrollieren. Dies hat ja (eigentlich) auch in Orchard Park gegen die Bills ganz prächtig funktioniert – wenn die vermaledeiten Fumbles nicht wären. Nach acht Spielen stehen in einer Statistik 14 Fumbles zu Buche, in den letzten beiden Spielen waren es alleine sechs bzw. sieben. Diese unnötigen Ball-Verluste kosten der Mannschaft in der Regelmäßigkeit der letzten Wochen die Siege und bringen die Offense um den Lohn der Arbeit.
Tua hat zu alter Stärke zurückgefunden und verteilt die Bälle gut an die einzelnen Receiver. Neben Waddle und Hill werden immer wieder auch TE Jonnu Smith und sogar WR Odell Beckham Jr. ins Spiel mit einbezogen; der langzeitverletzte River Cracraft steht vor seiner Rückkehr in den Spieltags-Kader und könnte am Montag die Offensive weiter auch in der Breite verstärken. 231 bzw. 234 passing Yards durch den Franchise-QB sind also nicht nur auf target 1 und 2, sondern auf mehrere Pass-Empfänger verteilt – und das wird auch für die Rams eine Herausforderung werden.
Die haben in einem „last minute trade“ den von den Bills bekannten CB Tre´Davious White vom Hof gejagt und weggetradet; bisher war der als starting CB aktiv gewesen. So liegt es an den anderen Mitgliedern der 23. passing defense, sich hier gegen die Dolphins zur Wehr zu setzen. 225 Yards gibt die Mannschaft aus LA im Schnitt ab und besteht dabei aus einer Mischung von „Hopp“ und „Top“. Kann sich die Statistik von DB Cobie Durant (31 targets, nur 16 completions für 181 Yards ohne TD und einem opponent passer rating von 56!) bei einer Interception durchaus sehen lassen, sieht der Statistik-Bogen von Team-Kollege Kamren Curl schon nicht mehr so gut aus. 14/21 für 214 Yards und 3 TDs bei einem rating des gegenüberstehenden QBs von 139.7 ist schon ziemlich verheerend. Dabei stehen beide ungefähr zu gleichen Anteilen bisher auf dem Platz. Gemeinsam mit den Cornern Akhello Witherspoon (opponent passer rating liegt bei 106,5) und Darious Williams (151,1) sowie Free Safety Quentin Lake (114,9), der bisher bei JEDEM defensiven snap auf dem Platz stand, werden die Rams versuchen, das neu gewonnene Selbstbewusstsein des Pass-Spiels von Tua und seinen Team-Kollegen einzuschränken. Sollte es der in den letzten Wochen stabilen und stark verbesserten Offense Line der Miami Dolphins gelingen, den pass rush der Rams (mit 21 Sacks immerhin Platz 14 der Liga, mit 80 Pressures und 34 hurries durchaus in der Statistik in der oberen Hälfte der Liga zu finden) in der „Nach Aaron Donald-Zeit“ kontrolliert zu bekommen, wird Miami den Ball recht gut durch die Luft bewegen können. Rookie Braden Fiske (bisher drei sacks), Jared Verse (3.5), DE Kobie Turner (4) und LB Byron Young (ebenfalls 4) stellen den Druck auf mehrere Füße. In der Vergangenheit war mit der Rückennumer 99 immer die eine akute Gefahr auszumachen. Nun kann dieser Druck von mehreren Spielern verteilt kommen. Seattles QB Geno Smith lag letzte Woche insgesamt sieben mal auf dem Rasen. Das Spiel wurde auch dadurch in OT gewonnen, weil Geno quasi ständig unter Druck gesetzt wurde und Fehler machte, die LA zu drei Picks nutzen konnte. Da halfen dem Spielführer der Seahawks dann auch drei passing TDs nicht mehr, so dass die Rams auch aufgrund der Leistung der Defense das Spiel im Nachsitzen gezogen bekamen.
Es bleibt aber abzuwarten, ob sie dies in der Pass coverage aufgrund der Vor-Leistungen auch am Montag hinbekommen werden. Miami sollte hier gute Möglichkeiten haben, die Offensive am Laufen zu halten.
Apropos Laufspiel: auch hier sind die Rams defensiv eigentlich unterdurchschnittlich unterwegs. 135 Yards gestehen sie ihrem Gegner im Schnitt auf dem Boden zu. Seattle und Kenneth Walker konnten dies nicht so sehr nutzen; die Seahawks sind in dieser Kategorie aber auch eher ein flügellahmer Vogel mit lediglich einer Schwinge. Die Dolphins kommen mit dem Trio Achane-Mostert-Wright schon mit einer ganz anderen Vehemenz daher. Jedem dieser Spieler sind 70 Yards alleine zuzutrauen. Gegen eine eigentlich starke Laufverteidigung der Bills knallten die Fins knapp 150 Yards und einen TD auf den Turf – in der Woche davor gegen die Cardinals waren es stattliche 150, gegen die Colts 188 Yards. Sollte Miami hier also wieder ähnlich dominant auftreten (und den Ball festhalten können), wird sich die Etablierung des Laufspiels als ein offensiver key to win herausstellen dürfen. Wie in den anderen Kategorien auch sind die Los Angeles Rams hier eher unterdurchschnittlich unterwegs. Sechs erzielte rushing TDs auf der anderen Seite durch Mostert und Achane sowie Ingold und Aushilfs-QB Tyler Huntley sowie 1.071 rushing Yards nach acht Spielen sprechen hier für sich. Trotz der neu gewonnenen Stärke im Passing wird das Laufen nicht vernachlässigt werden.
FAZIT
Es wird ein Spiel am späten Montag Abend werden, dass es mal wieder in sich hat. Miami sollte – aufgrund der eigenen, neu gewonnenen Stärke, den Ball bewegen und Punkt aufs Board bringen können. Wenn sie sich wieder auf die Etablierung und Durchsetzung des running games konzentrieren und Tua in der Lage ist, mit möglichst geringem Druck die Bälle gleichmäßig (meist wieder kurz über die Mitte) verteilen, ist das einer der Schlüssel zum Sieg. Einen anderen hält die Defense in der Hand. 28 bzw. 30 Gegenpunkte aus den letzten zwei Wochen sind inakzeptabel, das z.T. miese Tackling und wenig konsequente pass rushing sollte man sich gegen LA nicht mehr erlauben und „den Laden“ auch noch in der zweiten Hälfte dicht halten. Gerade das Passing um Matt Stafford und seine diversen Anspiel-Stationen als auch RB Kyren Williams als „one trick pony“ muss Miami über weite Strecken des Spiels kontrollieren können, wenn der win aus dem SoFi stadium mitgebracht werden soll.
Letzten Endes ist es aber DER key to win, mal weniger Fehler zu machen als der Gegner. Die Spiele gegen die Colts und Cardinals sowie in Buffalo haben nicht die anderen Teams durch überragende Spielzüge, eine ausgeklügelte Taktik oder herausragendes Coaching gewonnen – vielmehr haben es die Miami Dolphins durch ihre Fehler selbstständig verloren. Diese zu minimieren und das Turnover battle mal nicht zu verlieren, sollte der erste Schritt hin zur Aufhol-Jagd und zum 3-6 in der Bilanz sein. Sonst ist die Saison wahrscheinlich am Dienstag schon gelaufen…
#GoFins
Keine Antworten