„Mit Tua hätten wir zwei oder drei Siege mehr gehabt“ oder die Gretchenfrage der Free Agency

Die Saison der Miami Dolphins ist bereits seit einigen Wochen beendet, wenn sich am Wochenende die Buffalo Bills und die Kansas City Chiefs um die Krone der AFC battlen werden. Einer der Gründe liegt sicherlich auch in der Verletzung des Stamm-Quarterbacks Tua Tagovailoa und der Schwäche seiner Vertreter begründet, die in der kommenden Offseason schon zwangsläufig thematisiert werden muss- und damit zu Teil 5 der Reihe im Vorfeld der Free Agency.

Der hawaiianische Spielgestalter der Dolphins hat in der abgelaufenen Saison 717 snaps auf dem Platz gestanden. Das sind nicht einmal zwei Drittel der totalen offensiven Spielzüge. Zum Vergleich: Josh Allen steht bei 89% (er setzte ein Spiel aus, wurde z.T. geschont), Patrick Mahomes bei 96% (er setzte das letzte Spiel in Denver aus), Aaron Rodgers ebenfalls oder Joe Burrow bei knapp 99%. Wenn also der Stamm-Quarterback verletzt ausfällt – und Tagovailoa hat insgesamt sechs Spiele aussetzen müssen – hat jede Franchise ein Problem. Umso wichtiger wird die Rolle des „zweiten Mannes“, die in Miami abwechselnd von Skylar Thompson, Tim Boyle oder Tyler Huntley ausgefüllt wurde. Tyler Huntley ist Free Agent, Skylar Thompson hat bei den Steelers unterschrieben und Tim Boyle ist zwischenzeitlich in New York bei den Giants untergekommen. Miami hat also derzeit kein Backup-Konzept und muss sich Gedanken machen.

Was man an Tyler Huntley hat – und was nicht

Ein Record von 2 Siegen und drei Niederlagen, nicht mal 65% der Bälle an den Mann bekommen, in fünf Spielen 829 Yards und 3 TDs erzielt, ebenso viele Interceptions produziert, 15 Sacks – die Bilanz der etwas über 300 Snaps eines Tyler Huntley in der Saison der Miami Dolphins liest sich nicht gerade gut. Mit ihm under Center konnte man lediglich zwei Spiele gewinnen und die Offensive erlebte einen massiven Downgrade. Sechzehn Punkte im Schnitt wurden in den Spielen ohne Tua erzielt – dem Absolventen der University of Alabama unterlief dieser Fauxpass lediglich in einem Spiel. Die pass Yards überschritten lediglich ein mal (in Cleveland) 200 Yards, wenn einer der Vertreter am Werk war. Generell darf man mit Fug und Recht behaupten, dass es im FO der Miami Dolphins keinen Plan B bei einem Tua-Ausfall gab (Huntley wurde ja erst nachverpflichtet), was sich im Vorfeld der nächsten Saison unbedingt verändern sollte.

Allerdings ist die Frage nach dem „Wie“ nicht ganz klar umrissen. Natürlich besteht die Möglichkeit, Tyler Huntley auch in der nächsten Saison hinter Tagovailoa zu re-signen. Nur wird sich Huntley in einer Off- und Preseason nicht zu einem zweiten Geno Smith entwickeln. Mit Huntley gewinnt Miami zwar einen mobileren QB. Allerdings trifft er oftmals falsche Entscheidungen, hält den Ball ein wenig lange und traut sich die tiefen shots nicht zu bzw. es fehlt ihm an der nötigen Genauigkeit. Würde „Snoop“ bleiben dürfen, sähe ich seinen Platz im 53er-Roster nicht als sicher an. Auch ein Mike White ist nicht mit den Fins in die Saison gekommen, das Schicksal droht auch Huntley. Dies alles steht bei Grier auf dem Arbeits-Zettel. White, Boyle, Thompson, Huntley – und du weisst, wo die Probleme des Teams (auch) liegen. Alles signings nach dem Motto „geholt, damit sie nicht spielen“, keiner von ihnen veritabler NFL-Backup.

Was erwartet Miami im Draft?

Die bekäme man in erster Linie im Draft und in der Free Agency. Da die Miami Dolphins erst an 13. Stelle auswählen und mit Tua Tagovailoa ihren Franchise-QB gefunden haben, ist es höchst unwahrscheinlich, dass Chris Grier und Co. früh einen QB auswählen möchten. Miamis Cam Ward, Colorados Shadeur Sanders – diese beiden Kandidaten einer insgesamt als nicht so stark eingeschätzten QB Draft-Class wird man garantiert nicht bei den Dolphins empfangen. In einigen Mock Drafts fällt auch Alabamas Jalen Millroe in diese Kategorie. Interessant wird es dahinter. Die Miami Dolphins könnten sich entweder an Pick 48 (2. Runde) oder an 98 (Compensatory Pick Ende der dritten Runde) durchaus aus einer Reihe anerkannter Spielmacher bedienen:

  • Quinn Ewers von Texas
  • Will Howard von Ohio State
  • Dillon Gabriel von Oregon
  • Riley Leonard von Notre Dame
  • in den späteren Runden noch Jaxson Dart von Ole Miss oder Kyle McCord von Syracuse

Diese Spieler sind alle mehr oder weniger NFL-ready und könnten hinter Tua lernen und sich in diesem Redshirt year an die Liga gewöhnen. Da Skylar Thompson die Dolphins verlassen hat, dürfte also in jedem Fall einer dieser Herren verpflichtet werden. Bold prediction: Miami pickt an 98 oder 134 mit einem der insgesamt drei compensatory Picks einen Quarterback. Will Howard von Ohio State wird mit dem „Championship bonus“ des College-Titel unerreichbar sein, aber der 22-jährige Riley Leonard von den „Fighting Irish“ scheint mir ein spannendes Prospect zu sein, wenn er für den Draft meldet. Passenderweise wird er von Bleacher report mit Ryan Tannehill verglichen. Er hat zumindest ein Potential, welches von einigen der Draft-Experten als höher eingeschätzt wird.

Die alten Namen, die alten Lieder – die Free Agent – QBs

Was soll man groß sagen? Die Dolphins brauchen eine klare Nummer zwei, der sich klaglos hinter Tua Tagovailoa auf die Bank setzen und keine starting-Ansprüche stellen würde. Es muss aber jemand sein, der das Potential hätte, Tua ohne Aufwärmzeit ersetzen zu können. Das werden weder Russell Wilson noch Justin Fields tun. Marcus Mariota oder Jimmy Garroppolo wären Veteranen, deren Namen in Miami hin und wieder mal zu hören waren. Die jetzt nicht sexy sind, aber in der Lage wären, einen kurzfristigen Ausfall kompensieren zu können. Generell sind die „alten Bekannten“ und „Brücken-Quarterbacks“ hier unterwegs, ob sie jetzt Brissett/Bridgewater, ehemalige Gegner in der AFC East (Zappe, Wilson, Mac Jones), erfahrene „Halb-Rentner“ (Flacco, Keenum, Allen, Wentz) oder „gefallene Premium picks“ (Winston, Rudolph, Lock) oder wie auch immer sind.

FAZIT

Es ist davon auszugehen, dass sich Miami zumindest die Dienste eines Veteranen der zweiten oder dritten Reihe sichern wird. Darüber hinaus wird sicher auch die „einen FA, einen Draftee“ – Taktik angewendet werden, so dass die Dolphins wieder mit einem Dreier-Gespann in die Saison gehen wird. Das abgelaufene Jahr hat einiges verdeutlicht und es hält einem immer die Option offen, den Nachfolger von Tua bereits im Vorfeld finden zu können. Die Schicksale von Brock Purdy (7. Runde), Dak Prescott oder Aidan O´ Connell (jeweils an Position 135 gewählt ) zeigen ja, dass es nicht unmöglich ist. Vielleicht werden wir in einigen Jahren zurückblicken und uns genau daran erinnern. Dan Marino wird auf jeden Fall ein Auge darauf haben, wer in der kommenden Saison Tua Tagovailoa assistieren und ersetzen kann – sollte es notwendig werden. Nicht, dass die Playoff-Hoffnungen ein zweites Mal an dieser Personalie scheitern…

Kategorien:

Keine Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert