WAS: NFL Woche 2, Auswärts-Spiel der Miami Dolphins (1-0) bei den Baltimore Ravens (1-0)
WANN: Kickoff ist Sonntag, 18.09., 19:00 deutscher Zeit
WO und WIE ZU SEHEN: M&T Bank stadium, Baltimore/Maryland
In Deutschland live nur über GamePass und im Rahmen der RED ZONE, re-live auch bei DAZN (delayed game)
Hallo, liebe Miami DolFans,
nach dem mehr oder weniger überzeugenden Sieg gegen die New England Patriots steht an Spieltag zwei nun die Begegnung bei den Baltimore Ravens an. Beide franchises sind mit einem Sieg gestartet, haben sich dabei aber nicht gerade sonderlich überzeugend gezeigt. Die Ravens schlugen zwar die New York Jets relativ deutlich; gerade in der ersten Halbzeit konnten sie dabei aber nur bedingt überzeugen. Kommt euch das bekannt vor? Nicht nur mit dieser Aussage sind sich die Gegner vom Sonntag sehr ähnlich. Viele Experten rechnen mit einer sehr engen Partie, denn die Überschneidungen und (auch statistischen) Ähnlichkeiten sind auf den ersten Blick erkennbar.
Beide Teams kommen ursprünglich (Miami wird ja eine Offense im Shanahan-Style nachgesagt) über das Laufspiel, konnten dies aber in der ersten Begegnung gekonnt verbergen. War es bei den Fins lediglich Chase Edmonds mit einigen „flashes“ und wichtigen kurzen Läufen für First Downs, bekam Miami im running game stattliche 65 Yards über den Boden zustande. Nicht viel besser machten es die Mannen von Coach John Harbaugh (nicht zu verwechseln mit seinem Bruder, Jim Harbaugh). Angeführt vom erst kürzlich nach Maryland gewechselten „Miracle man“ Kenyan Drake (31 Yards rushing) und mit einer ungewohnten Zurückhaltung ihres laufstarken QBs Lamar Jackson (6 attempts für 17 Yards) wurden sogar noch zwei Yards weniger – also 63 – angeschrieben. Rushing TDs sucht man bei beiden Vereinen nach Woche 1 vergeblich. Doch sollte man sich davon nicht blenden lassen. Bei den Ravens ist Star-runner J.K. Dobbins erst kürzlich nach längerer Verletzung wieder ins Training zurückgekehrt. Bei den Dolphins ist nach der Neu-Formierung des RB rooms generell noch etwas Sand im Getriebe.
Im Gegensatz zu den rushing offenses funktionierte die Lauf-Verteidigung bei beiden Teams doch ziemlich gut. Lediglich 78 Yards ließen die Spieler von DC Josh Boyerbei 22 rushing attempts zu, der längste davon über 12 Yards. Zach Sieler und Co. hatten den Lauf also im Griff. Baltimore erlaubte den Jets bei 17 Versuchen nur insgesamt 80 Yards. Zwar konnte Jets-RB Michael Carter selten mal eine Lücke finden, aber in der Vorschau dürfte das Spiel eigentlich nicht auf dem Boden entschieden werden – wenn es die traditionelle Schwäche Miamis gegen laufstarke QBs nicht gäbe. Lamar Jackson, dessen Vertrags-Gespräche mit seinem Club auf Eis liegen, gehört zu den am Boden stärksten Ball-Verteilern und einer der Schlüssel zum Sieg wird es sein, ihn „in den Schranken“ zu halten. Ein Wert wie der des letzten Aufeinandertreffens in Woche 10 des Jahres 2021 (dort erzielte LJ 39 Yards und die Ravens unter 100 rushing Yards) wäre ein erster Baustein für das Ende einer Serie.
Serie? Leider kann ich euch die Tatsache nicht ersparen, dass der letzte Sieg der Dolphins IN Baltimore stattliche 25 Jahre zurückliegt. Seitdem gab es zwar für den ein oder anderen QB der Ravens ordentlich was auf die Ohren (habt ihr den late hit von Kiko Alonso und den anschließenden brawl noch im Gedächtnis?), für die Dolphins generell aber immer herbe Klatschen. Ich muss gestehen, dass ich – sobald die AFC North als Gegner im schedule steht – immer sofort panisch nachschaue, ob nicht doch die Fins das Heimrecht innehaben. 0:40, 6:38, 10:26…alleine in den letzten drei Gast-Spielen gab es als geringste Niederlage – 16. Auch vor dem sonntäglichen Aufeinandertreffen sind die Ravens Favorit, der spread liegt derzeit bei 3,5 Punkten. Im Übrigen tippt auch GFL-Coach Shuan Fatah mit drei plus auf die Ravens, während sein Mitstreiter „Detti“ Detterbeck im Kicker-Podcast „Icing the kicker“ auf einen Auswärts-Erfolg setzt. Mir persönlich schwant jedes Mal Übles…
Aber wie, wenn nicht durch den Lauf, kann Miami den Sieg aus dem M&T Bank stadium entführen? Natürlich durch die Luft! Die Baltimore Ravens haben einen starken pass rush. Mit Veterans wie Calais Campbell und Justin Houston sowie Marlon Humphrey, Justin Madubuike oder Michael Pierce kommt da reichlich an Druck auf Miamis O-Line zu. Dabei wird gerne mal eine Seite reichlich überladen und der pressure auf den gegnerischen QB gebracht. 10 QB hits und 3 sacks gegen die Jets geben einen Vorgeschmack dessen, was sich DC Mike MacDonald da ausdenken wird. Es ist also damit zu rechnen, dass da einiges auf Tua zukommen wird.
Der Hawaiianer kann sich ausgerechnet in diesem Spiel nicht auf seine beste O-Line verlassen. War die schon gegen die Patriots mit drei sacks und sieben QB hits eher wacklig unterwegs, fällt jetzt auch noch Austin Jackson sicher aus, Terron Armstead ist questionable (kann und will aber wohl spielen). Austin Jacksons Ausfall schwächt die Dolphins doch sehr. Ja, ihr habt richtig gehört. Das der ehemalige First Round-Pick auf die IR-Liste gewandert ist, bedeutet eine Schwächung. Sein Ersatz dürfte wohl entweder Greg Little (für einen der drei sacks aus Woche 1 verantwortlich) oder Brandon Shell (mittelklassiger veteran RT, der erst in dieser Woche ins practice squad verpflichtet wurde) sein. Die Line muss aber standhalten, um Tua die Zeit zu geben, seine Receiver zu finden. Denn hier liegt der Ansatz-Punkt für die Offense der Phins. Den Jets um Joe Flacco gelangen gegen die Secondary der Ravens 307 passing Yards. Die CBs Marlon Humphrey und Marcus Peters (der zumindest – im Gegensatz zu Humphrey und dem dritten CB Brandon Stephens – am Freitag bedingt trainiert hat) sind im für Baltimore günstigsten Fall angeschlagen, Kyle Fuller fällt mit schwerer Verletzung die restliche Saison aus. Starting CBs könnten also lt. depth chart die Rookies Damarion Williams und Jalyn Armour-Davis sein. Die beiden Viertrunden-Picks gegen das „zweiköpfige Speed-Monster“ Tyreek Hill/Jaylen Waddle (konnten beide gegen New England zeigen, wie es funktionieren könnte) wäre schon eine erhebliche Herausforderung für die lilafarbenen Pass-Verteidiger. Gelingt es hier, die beiden gut einzusetzen, ist ein weiterer key to win erreicht.
Entscheidend zum Sieg ist aber nicht nur die passing offense, sondern ebenso das Spiel gegen den Pass von Lamar Jackson. „Lass ihn versuchen, Miami durch seinen Arm zu schlagen“, war bereits im letzten Jahr die Devise. Dabei spielte man 2021 im Wesentlichen immer das gleiche defensive Schema. Jackson, der gegen den Blitz zum unteren Drittel der NFL zählt, wurde durch ständig wechselnde Blitzer quasi das ganze Spiel lang genervt und unter Druck gesetzt. Sollte dies das Mittel der Wahl von Josh Boyer sein, ist die große Frage, ob die Offense der Ravens hier – anders als im gesamten Spiel des letzten Jahres – Antworten und Lösungen finden kann. Brandon Jones und Jevon Holland haben sich gegen das Team aus Boston ja bereits „warmgelaufen“, die Safety-Blitz-Maschine wurde angeworfen. Melvin Ingram, Andrew van Ginkel, Jaelan Phillips, Christian Wilkins, Emanuel Ogbah – die Dolphins könnten ihrerseits einiges an Druck bringen. Die Ravens – auch hier ist eine weitere Parallele zu Miami – sind in der O-Line geschwächt. LT Ronnie Stanley droht auszufallen, sein Vertreter Ja´Wuan James (mit reichlich Dolphins history) ist out for season. Tyler Linderbaum ist im Gegensatz zu Connor Williams (nach PFF bester Center an ST 1) eher mittelprächtig in die Saison gestartet, veteran guard Kevin Zeitler, Tackle Morgan Moses und „Allzweckwaffe“ Patrick Mekari (kann nach Aussage des deutschen Ravens-Podcasts „Talk like a Raven“ – Grüße gehen raus an Malte und Benno – jede Position in der Line spielen) bilden hier eine solide Line. Zwei sacks mussten sie aber auch gegen die Jets nehmen. Wenn der Druck aufrecht erhalten werden kann, wird es für den ehemaligen Liga-MVP anspruchsvoll, seine stats von letzter Woche zu verbessern. Er konnte zwar Bateman, Duvernay und TE Mark Andrews für je über 50 Yards finden und verhalf WR Devin Duvernay zu einem career game mit 2 TDs. Er spielte aber auch nicht gegen Howard, Holland, Jones oder Needham – sondern gegen LaMarcus Joyner. Dem wurde in Hälfte zwei ganz schön eingeschenkt und das Spiel gesichert. Sollte der Secondary der Fins aber nicht passieren, in der mit Kader Kohou ein „rising star“ auf sich aufmerksam machte. Zwar fallen Byron Jones und wohl auch Eric Rowe weiter aus. Trotzdem sollten die Vorteile hier bei Miami liegen können.
Ein Duell, bei dem realistisch die Vorteile nicht auf Seiten der Miami Dolphins liegen und das spielentscheidend werden könnte, ist das der beiden Kicker. Zwar ist Jason Sanders von Miami einer der besseren der Liga. Gegen den „Primus“ der NFL, Justin Tucker, zieht er aber auch den Kürzeren. Ich habe allerdings nichts dagegen, wenn Tucker drei FGs schießt – gleichzeitig der in Florida geborene Jackson aber seiner alten Heimat eine Freude macht und keinen TD produziert.
Warten wir es einfach ab. Zwischen traditioneller Klatsche und überraschendem Auswärts-Erfolg ist vieles denkbar und von der individuellen Tages-Form abhängig. Die Teams befinden sich ungefähr auf dem gleichen Niveau und Nuancen können den Ausgang des Spiels entscheiden. Wie ich bereits im Podcast „Dolphins Drive“ erwähnte: ich kann trotz Bauchgrummeln nicht gegen die Fins setzen und sage einen knappen Auswärts-Sieg voraus. Ihr seid gerne dazu eingeladen, eure Kommentare unter diesem Beitrag abzugeben – und damit #FinsUp, auf ein gutes Spiel und den Fortgang einer weiteren „perfect season“!
Keine Antworten