Review NFL Week 1 Miami Dolphins (1-0) @ Los Angeles Chargers (0-1) – das T gewinnt, ein Herbert verliert

Guten Morgen, liebe Miami Dolfans Germany – Community! An diesem besten aller Montage – einem victory monday – lohnt sich mit etwas Schlaf Abstand der Blick auf das, was sich gestern im SoFi Stadium in Inglewood zugetragen hat. Ganz sachlich starten die Miami Dolphins gut in die Saison und können das erste Spiel der 2023er-Serie bei den Los Angeles Chargers mit 36 zu 34 für sich entscheiden. Allerdings war es viel mehr als das an einem Tag, an dem Gordon Herbert (nicht verwandt oder verbunden mit Justin Herbert) die deutschen Basketballer zum WM-Triumph führte. Ein Sonntag, an dem eben nur ein Herbert gewinnen konnte. Die Review soll beleuchten, warum dies so war.

1. Die Vorzeichen

Dabei war vor dem Spiel jedem bewusst, dass es ein enges Spiel zweier Wildcard-Verlierer der letzten Saison werden würde. Das zweite Aufeinandertreffen der Teams binnen eines Jahres (in der letzten Saison hatten die Chargers ihr Heimspiel 23-17 gewinnen können) stand dabei für die Dolphins unter keinen guten Vorzeichen. Neben Elite-LT Terron Armstead und dem langzeitverletzten Star-CB Jalen Ramsey wurden vor dem Spiel dann auch Rookie-RB Devon Achane und WR Cedric Wilson als inactive gemeldet. Aufgrund der Tatsache, dass das erste Spiel unter DC Vic Fangio sicherlich defensiv nicht optimal laufen würde, eine vermeintlich starke zusätzliche Bürde. Auf der anderen Seite hingegen konnten die Chargers eigentlich mit „voller Kapelle“ und einem jüngst mit einem Monster-Vertrag ausgestatteten Justin Herbert ans Werk gehen. Vielen schwante Böses – gerade, weil im pass rush der anderen Seite Joey Bosa und Khalil Mack warten würden. Sie sahen Tua erheblich unter Druck und vor einem harten Tag.

Devon Achane, Rookie-RB, wurde im Spiel bei den Chargers nicht eingesetzt.

2. „Rusty start“ und struggles in der run defense

Was soll man sagen? Die Zweifler wurden zu Beginn bestätigt. Zwar lief der erste drive recht gut von der Hand – wenn die beiden Fumbles nicht gewesen wären. Die Kommunikation und Absprache zwischen Center Connor Williams und QB Tua Tagovailoa war mehrmals im Spiel nicht gut und führte letztlich dazu, dass der erste Angriff unsanft an der gegnerischen 2 Yard-Linie ausgebremst wurde. Bis dahin hatte die Mischung aus Läufen (Ezukanma und Mostert) und Pässen (auf Waddle und Hill) eigentlich ganz flüssig ausgesehen. Dies sollte sich im gesamten Spiel aber im großen und Ganzen nicht wirklich ändern.

Auf der anderen Seite des Balls präsentierten sich die von OC Kellen Moore (vor der Saison aus Dallas gekommen) effektiver. Nur in einem durch einen weiten Pass auf Keenan Allen unterbrochenen Drive von Laufspielzügen über Austin Ekeler, Joshua Kelley und auch QB Justin Herbert (sorgte in dieser Sequenz mit den Füßen dafür, dass der Angriff am Leben blieb) wurden mit einem TD durch Ekeler 7 Punkte auf dem Board notiert.

Generell hatte die defense mit Joshua Kelley (#25) und Austin Ekeler alle Hände voll zu tun. 40 Lauf-Versuche für 234 Yards zeugen davon, dass gerade auf dem Boden Vic Fangio noch einiges wird kalibrieren müssen. Ganz offensichtlich war die Taktik ausgegeben worden, den Lauf zu Gunsten einer herausragenden pass Coverage etwas stiefmütterlich zu behandeln. Durch gute runs bei 1st down brachten sich Herbert & Co. immer wieder in machbare Situationen, Laufspielzüge konnten nur vereinzelt unter 5 Yards Raumgewinn gehalten werden. 21 der 24 Punkte für LA resultierten dann auch aus Läufen von Ekeler, Kelley und QB Justin Herbert selbst (QB sneak zu Beginn des dritten Viertels). Jedoch sollte der Absolvent der University of Oregon durch die „Fangio defense“ limitiert und kontrolliert, durch gute Coverage ihm die Ziele genommen werden.

Mit 228 total passing Yards für Justin Herbert gelang dies auch im Spiel ganz gut. Lediglich Xavien Howard hatte seine Probleme und wurde insgesamt mit drei persönlichen Strafen „bedacht“ – man merkt, dass er noch etwas rostig wirkte. Aber: 10 drives, insgesamt rund 75 plays für das Team von Brandon Staley. Auf der anderen Seite auch knapp 70 – das Spiel lässt sich nicht nur wegen des Spielstands von 70 erzielten Punkten als Offensiv-Feuerwerk bezeichnen. Sieben Führungs-Wechsel, Spannung und Thrill bis zum letzten snap – das war mal wieder Dolphins Football, der einen um Jahre altern lässt. Hin und her wogte das Spiel, kein Team konnte sich absetzen und eine Vor-Entscheidung erreichen. Hielt die eine defense, zog die andere nach. Die Gründe für den Sieg sind neben einer gehörigen Portion Glück, der Chuzpe von Mike McDaniel (vor der Halbzeit die Offense nochmal loszulassen, war genial. Dankeschreiben an J.C. Jackson, der mit einer der dämlichsten DPIs ever den Dolphins drei Punkte durch ein Sanders-FG schenkte, ist unterwegs) und einer geschlossenen mannschaftlichen Leistung vor allem mit einem Buchstaben verknüpft: dem T.

3. Die vier T´s als der Schlüssel zum Sieg

Kurz zusammengefasst sind in dieser Schlacht vier T´s ausschlaggebend gewesen. Erstens die Taktik(en). Man kann zwar nicht von exzellenter Defense sprechen – aber sie war da, wenn sie am Dringendsten gebraucht wurde. Kader Kohou mit einem Monster tackle gegen Justin Herbert im drive nach der INT. Es ist nur der Cleverness von Herbert geschuldet, dass er da keinen Safety verursacht hat. Den offensiven drive hat man aber gestoppt und direkt das Momentum gekillt. Im letzten Drive musste die Defense ebenso halten, nachdem Jason Sanders einen PAT verballert und den Jungs von Brandon Staley ein FG zum Sieg gereicht hätte. Ein leichtsinniger Fehler von Justin Herbert (kassierte eine intentional grounding-Strafe, was den Drive zum potentiellen Sieg mit abwürgte) plus zum Ende endlich durchkommender Druck und Sacks durch Phillips/Bethel und Sieler und der W war eingetütet. Zwar kam der Druck nicht konstant genug durch – aber Herbert hatte man durch die Coverage-Taktik ja im Griff.

Das zweite ist mit das Verwunderlichste, was ich in diesem Spiel gesehen habe: die Tackles als Vertreter der O-Line. Klar, Connor Williams hat Probleme mit den snaps. Terrron Armstead ist verletzt. Isiah Wynn ist neu und eigentlich kein Guard. ABER: Die Formation Lamm-Wynn-Williams-Hunt-Jackson hat keinen sack zugelassen – KEINEN! Gegen Mack und Bosa. Sie haben Tua beschützt und ihm die Zeit gegeben, die er brauchte. Die Jungs wurden so im Vorfeld kritisiert, da haben sie sich ein Extra-Lob verdient. Kendall Lamm als replacement für Armstead hat seine Sache sehr gut gemacht. Austin Jackson ist mir in dem Spiel nicht aufgefallen, er hat sehr gut und sachlich seinen Job erledigt. Und ich meine, die standen ja nun keine 20 snaps auf dem Feld, sondern mehr als 70! Man soll nicht zu früh euphorisch werden, aber aufgrund der schwierigen Vorzeichen war ein Schlüssel zum Sieg auch die Leistung der offensiven Tackles.

Die letzten beiden T´s sind die Offensichtlichen. Was die Connection zwischen Tua und Tyreek (Hill) da zwischenzeitlich auf den Platz gebrannt hat, konnte durch die Secondary der Chargers nicht annähernd gestoppt werden.

Das soll die Leistungen von Waddle (4 catches für 78 Yards sind schon sehr gut), River Cracraft (3 Catches für 40 Yards, davon ein TD) und auch TE Durham Smythe (3 wichtige Catches für 44 Yards – unser TE-Spiel funktionierte gestern recht manierlich) nicht schmälern Dennoch war die Leistung von Tyreek Hill outstanding. 11 Receptions – die Verbindung mit Tua scheint nochmal besser geworden zu sein. 215 Yards und 2 TDs – die Chargers Secondary hatte nie ein Mittel, den speedy Receiver zu stoppen. Big play reihte sich an big play und in der Form wären auch die 2000 Yards in der Saison denkbar. Der Cheetah in Gala-Form, wenn auch seine 215 Receiving Yards nicht mal für die Top 50 in der NFL-Historie reichen. Da hätte noch etwas kommen müssen. P.S. zur Career high und zum Einzug in die Top 50 der Statistik „Passing Yards/game haben dem Hawaiianer drei läppische Yards gefehlt. Zu Dan Marinos franchise-Rekord dann aber auch nochmal 60. ABER: Sollte Man Tua mit der legendären #13 vergleichen? Denn in den Sphären sehe ich den Dolphins-QB beim besten Willen nicht.

Klar, Tua war nicht perfekt. Den Wurf zur INT darf er so nie auf Berrios werfen – wie soll der einen jump Ball in der Endzone gegen einen 10 cm größeren CB gewinnen? Klar, er hatte auch wieder einige plays (Würfe in Dreifach-Deckung, unsaubere Würfe usw.) und die Fumbles gehen mit auf ihn. ABER: was er zum Teil für Würfe rausgefeuert hat, die ihr Ziel punktgenau erreichten, war der Wahnsinn. Miami muss im 3. Versuch 15 Yards erzielen, um das Spiel auf Linie zu halten? Egal, bindet Tua eben Berrios ins passing Game mit ein und schickt ihn für 17. Drei (wichtige) Catches für 42 Yards – der Ex-Jet scheint eine valide Waffe in der Offense von Mike McDaniel zu sein.

Ich meine: 28 von 45 Pass-Versuchen anbringen ist jetzt nicht sooo stark. Davon hat er aber auch einige recht smart weggeworfen und scheint in seiner Spiel-Entwicklung ein Stück weitergekommen zu sein. Er wirkte gestern zwar an der ein oder anderen Stelle etwas zwingend – er hat es aber auch gezogen. Winning drive mit TD-Pass auf Hill gekrönt, 466 Yards und 3 TDs erworfen, nur eine (dämliche) Interception ohne große Folgen verursacht, 110er passer-rating – die Miami Dolphins haben gestern auch WEGEN Tua gewonnen.

4. Fazit und Lehren

Natürlich war das Spiel gestern trotz des Sieges nicht perfekt. An der ein oder anderen Stelle gibt es noch Verbesserungs-Bedarf und das sollte möglichst bis zum Spiel gegen die New England Patriots am nächsten Sonntag noch besser werden. ABER: gegen einen sehr starken Gegner liefen viele Dinge doch schon sehr rund ab. Wenn die konstant so bleiben und sich im Laufe der Saison verfestigen, dann kann es was werden mit den Zielen, die man sich gesteckt hat. Einen etwaigen Tiebreaker-Vorteil gegenüber Justin Herbert und Co. hat man sich bereits erarbeitet – wer weiss, wofür das noch gut werden könnte. Ihr dürft jetzt erstmal alle noch den Victory monday genießen und den Sieg feiern. Schaut euch die Highlights gerne nochmal an. Bis nächste Woche dann das erste rivalry game auf uns wartet, kreuzen Montag Nacht ja noch die anderen beiden AFC East-Teams die Klingen. Wer also Gegner beobachten möchte: viel Spaß und #Finsup!

Tobi

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