An dieser Stelle einen herzlichen Victory monday gewünscht, der auf einigen Ebenen Grund zum Feiern bietet. Darauf wird zu Beginn kurz eingegangen, bevor es (weil es letzte Woche keine Preview gab) eine Review geben wird, warum die Miami Dolphins mit dem Sieg gestern ihren seaasonal record verbessern konnten. Zunächst aber zu den indirekten Feierlichkeiten des 17.11.2024, der in der Franchise-Geschichte ab nun einen besonderen Platz einnehmen wird.
I. EIN REKORD-SIEG
Gestern nämlich bedeutete der Heimsieg gegen die Mannschaft aus Las Vegas den insgesamt 500. Sieg der Franchise aus dem Süden Floridas. In der ersten Saison der neu gegründeten Miami Dolphins im Jahre 1966 – damals noch in der AFL – bedeutete für das von Coach George Wilson trainierte Team ein 24:7 gegen die Denver Broncos den Erstling von Erfolgen, die knapp 58 Jahre später nun ihr Jubiläum erfahren haben. Der Record gesamt steht übrigens bei 500-405-4, womit man hinter Dallas, Pittsburgh und Minnesota den vierten Rang in dieser Zeitspanne einnehmen kann.
II. PERFECTVILLE
Wie im ersten Artikel des heutigen Tages schon ausführlich beschrieben, hält eine weitere Serie nun schon das 52. Mal an. Mit der Niederlage der Kansas City Chiefs bei den Buffalo Bills hat die von Don Shula trainierte Mannschaft des Jahres 1972 (man stellte damals darüber hinaus den besten Angriff und die beste Defense) ihr Alleinstellungs-Merkmal behalten und wird der einzige Einwohner von Perfectville bleiben – also die einzige Mannschaft bleiben, die eine Saison nur mit Siegen bestreiten konnte. Der Kreis schließt sich dieses Jahr vor allem dadurch, da die Sieges-Serie des Jahres ´72 mit einem 20:10 bei den Chiefs begann.
III. LAS VEGAS RAIDERS @ MIAMI DOLPHINS 19:34
So weit ist die aktuelle Mannschaft bei Weitem nicht gekommen, allerdings konnte der Record gestern auf 4-6 gestellt werden. Nach dem Auswärts-Erfolg bei den Rams also der zweite Sieg in Folge – im Hinblick auf etwaige Playoffs dieses Jahr aber lediglich ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. War es im SoFi Stadium am Montag Abend noch die Defense, die das Spiel auf die Seite der Fins lenken konnte, hatte der Erfolg von gestern vor allem zwei Väter des Erfolgs, die das Team „im Rucksack“ hatten.
Da wäre in erster Stelle der Anführer dieses Teams zu nennen. Der voran geht und dies auch auf dem Platz verkörpert. Der nach seiner Verletzung mehr noch als vorher in der Lage zu sein scheint, seine Beine einzusetzen und durch gezieltes Scrambling aus der Pocket Spielzüge derart zu verlängern, dass sie noch erfolgreich werden können. Bei LA war dies schon ein mal der Fall, gestern wurde es noch deutlicher. Die Rede ist natürlich von Franchise-QB Tua Tagovailoa.
DIE TUA-WATCH
Ich meine: what a game der Mann gestern hatte! Nörgler können ihm gerne vorwerfen, dass er bei einem snap den Ball zu lange gehalten und nicht weggeworfen hat. Teil der Wahrheit ist aber auch: er hat den daraus resultierenden Fumble selber mit gesichert, dass ihn Kendall Lamm einsammeln konnte. Dieser erste Drive wurde (auch durch Mithilfe der Raiders) über 8:13 Minuten und insgesamt 14 Plays gezogen und mit einem TD des zweiten Vaters des Siegs veredelt. Denn auch Headcoach Mike McDaniel zeigte auf, dass er wieder Spiele gewinnen will (man konnte in den Wochen davor den Eindruck gewinnen, er wolle nur keine verlieren und würde dadurch beschränkt). In einem ausgespielten 4th down fand Tua den TE Jonnu Smith für einen TD. Zu dem später noch mehr, bleiben wir zunächst bei der Tua-Watch.
28/36 für 288 Yards und 3 TDs, ein passer rating von 127.8. Allein diese Zahlen wären an sich schon beeindruckend. Wenn man sich aber vor Augen hält, dass das Rating der sechstbeste Wert seiner Karriere darstellt, dass seine 77,8% pass completion in Verbindung mit 250+ Yards und 3 TDs auch in die Top 5 solcher Performances fällt und dass er mit seiner 2024er passer percentage von 73,4 die gesamte Liga anführt, kann man erkennen, welche Leistung der Hawaiianer da gestern geboten hat. Zwar nicht viel air time und viele Pässe in das 2nd Level (den Bereich zwischen O-Line und Linebackern) geworfen – aber das war das Mittel zum Sieg. Nebenbei noch neun verschiedene targets in das Spiel eingebunden und nach ziemlich langer Zeit mal wieder einen 100 Yard-Receiver produziert. Wobei: das stimmt in einem der besten Spiele des 26-Jährigen auch nur bedingt.
Wer ist eigentlich dieser Mike G.?
Lange Zeit hatte man in Miami ja Probleme mit dem TE-Spiel und spätestens seit dem Abgang von Mike Gesicki (über Umwege bei den Bengals gelandet, dort im SNG gestern Nacht lediglich zwei targets, insgesamt 34 für 383 und zwei TDs in der Saison) Sorgen auf dieser Position. Nicht erst seit gestern, aber besonders gestern kann man die These aufstellen, dass die #9 zumindest nicht schlechter als die #86 ist – und wer hätte erwartet, dass es Jonnu Smith sein würde, der mal wieder eine dreistellige Receiving stat aufweisen würde. Sein Spiel war aber mehr als nur „Kurz-Lang“ (ein 1 Yard-TD zu Beginn, ein 57 Yard-TD am Ende), sondern verteilte sich auf acht targets und daraus resultierende sechs Catches für 101 Yards. Auch in diesem Bereich kann man nun den Namen M.G. durch Smith ersetzen und das Narrativ „seit Gesicki hatten wir keinen TE mehr, der XY gemacht hat“ vergessen. 39 Receptions für 448 Yards und 3 TDs – Mike McDaniel hat die TEs als targets und legitime Option im Offensiv-Spiel wieder entdeckt und gestern wahrlich oft auf dem Zettel gehabt. Bei Miami gingen 12 von 36 Pass-Versuchen von Tua auf die Miami-TEs (das Las Vegas dieses Mittel 19 von 39 mal einzusetzen versucht hat, liegt an der Stärke eines Brock Bowers. Zu dem aber später mehr) – ein herausragender Wert. Es scheint immer mehr Teil des offensiven Plans zu sein, Smith/Smythe und Julian Hill (zu dem später noch was) einzusetzen.
Ein anderer Teil betraf das Laufspiel. Das kam gestern zwar nicht wie erhofft zur Geltung (die schwache IOL der Dolphins, die Stärke von Maxx Crosby auch in der Lauf-Verteidigung, Verletzung von Raheem Mostert schon früh im Spiel) und konnte bei 26 Carries lediglich 82 Yards erzielen und damit nicht positiv auf sich aufmerksam machen. Aber auch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Zwar konnte Devon Achane an der ein oder anderen Stelle wichtige Yards erzielen, blieb aber immer in der Nah-Distanz. Das änderte sich gegen die Raiders massiv, als er zur Hälfte des dritten Quarters durchbrechen und nach 30 Yards von den Raiders nur mit Mühe an der eigenen 6 vor einem TD bewahrt werden konnte. Dieser Wert ermöglichte es Achane aber, im Spiel über 100 scrimmage Yards zu kommen (73 Yards rushing, 32 Yards passing). Den TD holte sich Achane am Ende des nächsten Drives trotzdem noch ab.
DAS DRIVE-BUILDING – MIKE McDANIEL MASTERCLASS
Nörgler könnten vom offensiven Spiel gestern behaupten, dass Miami einen hoch bezahlten Arbeitslosen (kein Punt im gesamten Spiel) zu stehen hatte, dass die Dolphins lediglich sechs ihrer sieben Drives zu Scores veredeln und nur vier TDs erzielen konnten. Auf der anderen Seite war die Defense der Raiders vor dem Spiel als die bessere Unit diagnostiziert und Maxx Crosby als gefährliche Waffe identifiziert worden. Er machte zwar 5 Tackles, blieb aber ohne Sack (die der Ex-Fin Adam Butler und Tyree Wilson erzielen konnten). Die Mitte des Feldes konnten sie – im Gegensatz zum Laufspiel nie wirklich kontrollieren, ebenso wenig ihre Undiszipliniertheit. Tua hatte weit bessere Protection durch die O-Line, als im Vorfeld befürchtet worden war. Dies alles nutzte Miami auf beeindruckende Weise in der Offense. Stolze knapp 33 Minuten hatte Miami offensiv den Ball – und bewegte ihn konstant. 14 plays, 70 Yards, 8:13 mit TD / 16 plays, 52 Yards, 8:22, FG – schon in der ersten Hälfte kontrollierte Miami Uhr und Gegner, um am Ende konstant zu punkten. Das setzte sich mit 14 plays, 97 Yards, 7:47, TD / 10 plays, 60 yards, 5:44, TD beeindruckend fort. Lediglich gegen Ende des Spiels wurden die Drives mit zwei mal jeweils vier Plays kürzer – aber nicht weniger erfolgreich. Man bekam einen Eindruck davon, wie der HC und der OC spielen lassen möchten und zumindest offensiv war es ziemlich stark. Der Sieg trägt auch die Handschrift McDaniels.
WIR MÜSSEN DRÜBER REDEN – DIE DEFENSE (ABER NICHT ALLE)
Jetzt den Stab über die Defense zu brechen und von einem in der gesamten Unit schlechten Spiel zu sprechen, wäre dann auch wieder etwas hart. Die Defensive Line hatte das Laufspiel des Gegners recht gut unter Kontrolle, 16 Versuche für insgesamt 60 Yards sind dann auch eher schmalbrüstig. Da klappte es ganz gut. Der Druck gegen Gardner Minshew hinter einer geplagten Not-O-Line war zwar nicht so dominant wie gedacht. Sacks von Ogbah, Campbell und Sieler zeigen ja auch, dass Druck vorhanden war. Generell scheinen wir auch ohne Christian Wilkins keine großen Probleme in der Interior D-Line zu haben. Was Sieler und der „Opa“ Campbell da Woche für Woche abliefern, ist beeindruckend – auch gestern. Positiv kann man Zach Sieler auch ins Stammbuch schreiben, dass er für das Scheitern der 2 Point-Conversion der Raiders verantwortlich zeichnete und so Las Vegas in dieser Phase nicht deutlicher „Witterung aufnehmen“ konnte. Ein 14-17 gegen Ende des dritten Viertels hätte dem Ganzen sicher noch mehr Würze verliehen und hätte eng werden können. Sieler verhinderte dies mit einem starken Tackling.
Leider konnte Rookie Chop Robinson kein Kapital schlagen und zwischendurch hatte man den Eindruck, Raiders-QB Minshew habe sich „eingegrooved“ und die Spiel-Kontrolle gewonnen. Das hatte zum einen die Ursache, dass die Raiders das spielen, was sie können. Zum anderen hatte das aber die Ursache, dass Miamis Secondary nicht das spielte, was sie noch in LA gezeigt hatte.
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Zum einen die Bälle auf Brock Bowers. Der Rookie-TE wurde nicht nur 16 mal angeworfen, sondern erzielte in diesen 13 Receptions auch 126 Yards und einen TD (bei dem Safety Jordan Poyer in ein 1:1 mit ihm geschickt wurde und ihn nicht stoppen konnte bzw. das tackle verpasste). Man sieht schon, dass der junge Mann eine sehr positive Entwicklung in der Liga nehmen könnte. Sein skill set? Beeindruckend. Weniger beeindruckend seine Kollegen. Dennoch konten Mattison (RB), Meyers (WR) und DJ Turner auch bei den Raiders konstant den Ball für Gardner Minshew bewegen. Ganz anders als die Dominanz, die man im letzten Gastspiel gezeigt hatte. Zum Ende hin bei auslaufender Uhr wurde dies wieder etwas besser und Jalen Ramsey konnte die unvermeidliche INT des Raiders-QB einsammeln. Mit 19 kassierten Punkten ist die Theorie ja auch nicht übel. Das „Tackle“ (oder was das sein sollte) von Kader Kohou vor dem zweiten Raiders-TD war es aber. Klar, die Offense lieferte – das musste sie aufgrund strugglender Defense aber auch jedes Mal. Vor allem die Secondary sah da ein ums andere Mal nicht gut aus und Las Vegas sah wie ein Team aus, dass nach 5 Pleiten in Folge nicht noch das sechste Mal in Folge verlieren will. Sie konnten das Spiel durchaus lange eng halten, wenn es hinten raus dann doch etwas deutlicher wurde.
DER STILLE HELD DES SPIELS ODER „DER SIEHT JA WIE EIN NFL-SPIELER AUS“
Zum Ende möchte ich noch auf eine Leistung eingehen, die ich dem guten Mann in dieser Saison nicht mehr zugetraut hätte. Nicht, dass er auch dieses Mal wieder vor allem im run blocking als TE nicht das getan hatte, wozu er auf dem Platz stand. Nicht, dass er als dritter Mann in der Rotation sonderlich viele snaps gesehen hätte. ABER: Im Gegensatz zu den bisherigen Spielen der Saison hatte TE Julian Hill auch zwei bis drei lichte Momente. Seine Bilanz gestern: 2 catches für 28 Yards – die er sogar recht souverän und gut erreichte. Damit kann man offiziell gestern für Hill von einem Career game sprechen. So gut war er noch nie! In immerhin 58% der offensiven snaps stand Julian Hill mit auf dem Platz und McDaniel/Tua schafften es, wie einen Backup-TE aussehen zu lassen. Wenn er auch nicht für den Player of the game infrage kommt, man sollte Julian Hill auch mal loben dürfen, wenn er nicht so verheerend spielt. Das mal als Abschluss zum Sacken lassen…
Nun also erwarten die Miami Dolphins bei 4-6 bereits am kommenenden Woche die New England Patriots zur nächsten „Playoff-Aufholjagd“, während die Raiders die Broncos empfangen (die sie gerne besiegen dürfen, so wg. Playoffs und so). Dann werden wir sehen, ob die „kleine Flamme“, die Campbell beschrieben hatte, noch weiter glimmt und zu einem veritablen Feuer werden kann. Aber jetzt einen entspannten Victory monday!
#Go Fins!
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