WAS: NFL SEASON 58, Spieltag 1 – Miami Dolphins @ Los Angeles Chargers
WANN & WO: 10.09.2023, 22:25 deutscher Zeit ist Kickoff im SoFi Stadium, Inglewood/CA
WO ZU SEHEN: zu sehen ist das Spiel auf RTL (ab 22:20 mit Florian Schmidt-Sommerfeldt und Patrick Esume) und DAZN im Rahmen der #ENDZN (Julian Engelhard kommentiert), natürlich aber auch über den GamePass im englischen Original sowie im Rahmen der Red Zone.
WAS SAGT DIE QUOTE: Neue Kategorie hier – wir werfen einen Blick auf die Favoriten-Rolle. ESPN sieht die Chargers leicht vorne. Diesem Trend schließen sich auch die Wett-Anbieter an und haben die Chargers im Spread mit drei Punkten vorne.
Und die Saison beginnt…
Herzlich Willkommen, liebe Interessierte! Die footballfreie Zeit ist bis in den Februar vorbei und die Miami Dolphins begeben sich auf den Weg zu einer neuen Perfect season. Naja, zumindest versucht das Team von Headcoach Mike McDaniel eine erfolgreiche Saison hinzulegen, der das Team aus Florida möglichst bis nach Las Vegas und Super Bowl LVIII führen könnte. Der erste Schritt dazu wird hierbei in Los Angeles gelegt, wo als erster Gegner die LA Chargers warten. Für die deutschen DolFans bedeutet dies dann eine erste leichte Nachtschicht am Sonntag.
Es wäre leicht, nun (wieder) eine Zusammenstellung und einen Vergleich des Fünften aus dem 2020er NFL-Draft mit dem an Nummer sechs gezogenen Spieler anzustellen. Da dies aber ohnehin geschieht, wird das Duell zwischen Tua Tagovailoa und Justin Herbert nicht zentrales Element sein. Noch nicht mal die Tatsache, dass neben Justin Herbert (5 Jahre, 262,5 Millionen) nun auch der Top-Pick 2020, Joe Burrow, dick gecasht hat (wohl 5 Jahre und 275 Millionen Dollar) und der hawaiianische Quarterback der Miami Dolphins der einzige der „großen drei“ bleibt, der bisher noch keine Vertrags-Verlängerung bekommen hat.
Stattdessen trifft der Geheim-Favorit des Jahres 2022 auf den Geheim-Favoriten des Jahres 2023. Wie letztes Jahr gab es im Vorfeld der Saison in der AFC einen gehypten Favoriten mit neuem Star-QB (2022 Broncos, 2023 Jets), einen klaren Favoriten (jeweils Kansas City) und dann noch Teams, die aufgrund der starken Offseason viele Experten auf der Rechnung haben. 2022 waren dies die Chargers, 2023 scheinen dies die Miami Dolphins zu sein. Nicht nur der RTL-Experte Patrick Esume wagt hier einen „shot“ und sieht die Franchise mit dem Delfin als Kandidaten für den großen Wurf. Ich persönlich bin da deutlich skeptischer.
Die History der Duelle oder „da ist aus dem letzten Jahr noch etwas offen“
Wenn man sich die Historie der Duelle zwischen Chargers und Dolphins betrachtet, liegt Miami im Vergleich mit den Chargers noch vorne. Von 32 Duellen konnten die Dolphins 17 gewinnen, von den letzten fünf Duellen immerhin drei. Das letzte Aufeinandertreffen hingegen konnten in 2022 allerdings die Chargers gewinnen und damit den Hoffnungen der Fins auf einen guten Playoff-Spot einen sehr herben Dämpfer versetzen. Man hatte durchaus den Eindruck, dass die Chargers eine Blaupause geliefert hatten, wie man die schnellen WRs aus Miami und den offensiven Plan A zu verteidigen habe und die offensive Power des Teams von Mike McDaniel stoppen könne. Ob daraus OC Frank Smith seine Lehren gezogen und gegen seinen alten Brötchengeber auch einen Plan B erarbeiten konnte, wird sich am Sonntag Abend zeigen müssen.
„How I met my Lehrmeister“ oder „Neu ist immer besser“ – aber welches „Neu“?
Das Spiel am Sonntag nun steht aber auch unter dem Motto: „neu ist immer besser“ – aber welches „Neu“ setzt sich dabei durch? Während nämlich die Truppe von HC Mike McDaniel mit neuem Defensive Coordinator an den Start geht, hat sich das Team von Brandon Staley (dessen Lehrmeister in Denver übrigens Vic Fangio war) mit Kellen Moore als offensivem Coach verstärkt. Er soll es Justin Herbert ermöglichen, endlich den finalen Durchbruch zu schaffen und ihn zu einem der besten QBs der Liga zu machen. Dabei sind fundamentale Änderungen des offensiven Game Plans eigentlich nicht zu erwarten. Zwar setzte die Cowboys-Offense unter Kellen Moore mehr auf den Lauf; das lang aber an den RBs Zeke Eliott und Tony Pollard. In erster Linie wird sich das play design ziemlich stark ändern – eine der Stärken Moores in Dallas. Das wird auch über den Sommer nicht reibungslos eingeprobt worden sein. Das „System Kellen Moore“ dürfte seine volle Stärke also nicht schon am Sonntag Abend entfalten können, das benöitgt Zeit.
Auf dem Feld am Sonntag treffen nun dessen Offense und Fangios neu implementierte Defense im direkten Duell aufeinander. Die Fangio-Defense zeichnet sich in erster Linie durch eine flexible Secondary (von man Coverage hin zu Zone Coverage) und weniger Blitzes aus, als dies unter dem alten DC der Fall war. Für beide Seiten bedeutet dieser Wechsel ein gewisses Maß an Kenntnis – denn beide Reihen dürften sich alte Tapes der bisherigen Arbeit besorgt und angesehen haben. Es bedeutet aber auch Neuland, da das Spiel-Prinzip und dahinterstehende Konzept auf das vorhandene Personal adaptiert werden muss. Wer dies zum Season Opener am Besten individuell und spontan erreichen kann, der hat gute Chancen auf den Sieg im Duell zweier knapper AFC Wildcard-Verlierer der Vorsaison.
Die Offense von Brandon Staley und Kellen Moore, der von den Dallas Cowboys kam, ist dabei eine mit altbekanntem Personal. Justin Herbert, der wurfgewaltige – aber nicht sonderlich mobile – Quarterback hat das Ruder in der Hand und wird dabei durch eine leicht veränderte above average O-Line unterstützt. Hier ist All Pro-Center Corey Linsley der absolute Chef und wird äußerst talentiert durch Rashawn Slater auf LT und Jamaree Salyer – 2022 LT und dieses Jahr wohl LG – beschützt. Die rechte Seite hingegen fällt qualitativ ein wenig ab. Im running game sind die LA Chargers in erster Linie auf die Künste von Austin Ekeler angewiesen, dem (wie so vielen RBs) Trade-Gerüchte nachgesagt wurden. Knapp 900 Yards rushing und insgesamt um die 1.600 Yards scrimmage zeigen aber, welch wichtiger Faktor er für die Offense der Chargers war und ist. Nicht nur im running game muss der flexible 28-Jährige erst einmal kontrolliert werden.
Kontrolle benötigt die von Vic Fangio übernommene Verteidigung sicherlich auch auf die „alten Recken“ Mike Williams und Keenan Allen. Gemeinsam mit den beiden Rookies Quentin Johnston (1. Runde) und Derius Davis wird Justin Herbert versuchen, eine passing offense noch zu optimieren, die sich in der letzten Saison als Top 5 Passing offense präsentieren konnte.
Vic Fangio stellt dem eine Defense gegenüber, die sich im Vergleich zur letzten Saison im Safety blitzing reduzieren und bei den Turnovern massiv verbessern sollte. Gerade mal acht Interceptions standen hier 2022 zu Buche – fürs Team! 40 Sacks sind ligaweit auch nur Durchschnitt. Trotz der langwierigen Verletzung des Top-Neuzugans Jalen Ramsey kann sich die Defense aber dennoch sehen lassen und gibt Grund zur Hoffnung. Das Bradley Chubb nach seiner Reunion mit Fangio zu alter Broncos-Stärke findet, ist nicht ausgeschlossen. Gemeinsam mit Jaelan Phillips wird da sicher einiges an Druck auf die Chargers O-Line zukommen. Der Kampf um die Vorherrschaft an der Line of scrimmage ist sicherlich ein zentraler Schlüssel für die Dolphins, das Spiel dieses Mal erfolgreich zu beenden.
Dabei wird auch die Secondary helfen müssen. Hier sind mit Rookie Cam Smith die Veränderungen überschaubar. Safety Brandon Jones ist zurück und soll sich (lt. depth chart) gegen DeShon Elliott durchgesetzt haben. Gemeinsam mit Jevon Holland und Xavien Howard (nun wieder vollends gesund) bildet er ein altbekanntes Trio. Neu hinzu kam letzte Saison der starke Rookie Kader Kohou. Wenn es den fünf Spielern gelingt, die big plays von Justin Herbert auf seine WRs zu verhindern, dann sieht es defensiv richtig gut aus.
Frank Smith und die Offense – gibt es dieses Mal einen Plan B (und warum heißt der Renaldo Hill)?
Auf der anderen Seite des Balls wird sicherlich auch einiges an Druck auf die Offense rund um OC Frank Smith (s.Bild) zukommen. Gerade gegen den Lauf hat sich die Defense der Chargers in 2022 alles andere als bewährt. Wenn es Mike McDaniel gelingt, Alec Ingold mehr einzubinden/Devon Achanes Stärken als Rookie anzusprechen und den Speed von Raheem Mostert zu nutzen, dann sollte man es sich sogar erlauben können, mit Ungewissheit in die Duelle zu gehen, die hier warten. Im Duell der Vorsaison waren auf den ersten Blick 92 rushing yards okay. Da aber 28 davon von Tua kamen – und man darf nicht erwarten, dass er unter der Pause zum power running QB mutiert sein dürfte – relativiert sich das Ganze dann wieder. Tua sollte aber in jedem Fall ein besseres Spiel erwischen als letztes Jahr, um seine Receiver besser einsetzen zu können; 10/28 erfolgreiche Pass-Versuche für 145 Yards sind keine guten Zahlen.
Renaldo Hill als der „X-Faktor“?
Die Matchups der WRs und der Chargers-Secondary versprechen einen Schlagabtausch auf Augenhöhe. Ein wieder genesener J.C. Jackson, ein fitter Derwin James versprechen einiges an Klasse, gegen die sich Tyreek Hill, Jaylen Waddle und Co. erst einmal werden durchsetzen müssen. 2022 konnten sie dies nicht so richtig – und die Defense aus L.A. ist durch die Addition von LB Eric Kendricks und Jackson sicher nicht schlechter geworden.
Der große Unterschied zur letzten Saison ist aber ein anderer: derjenige, der die Defense der Chargers gegen die Dolphins im letzten Jahr erdacht und umgesetzt hat, wechselte in der Offseason ebenfalls die Seiten. Renaldo Hill (Foto oben), im letzten Jahr DC der Chargers, kümmert sich in dieser Saison unter seinem Mentor Vic Fangio als pass game coordinator und defensive backs coach darum, dass das Momentum eines sehr engen Matchups eventuell auf die Seite der Franchise aus Florida wechselt. Dies aber nur am Rande
Ein zentraler key to win ist aber in erster Linie die Protection des QBs und der Versuch, die Kreise des Pass Rush rund um Joey Bosa und Khalil Mack abzuschwächen und Tua die Zeit zum Wirken zu geben. Das leidige Thema O-Line hat die Dolphins auch in dieser Offseason beschäftigt. Neuer Coach (Butch Barry), neue Spieler (viele von denen schon wieder dem Cut oder Trades zum Opfer gefallen) – und trotzdem sind die „alten Hasen“ wieder stark in der Verlosung der starting spots. Wie die Line personell aber ausgestattet ist, lässt sich Stand Freitag Mittag aber höchstens erahnen.
Zentrales Element hier ist der Injury report rund um die Personalie Terron Armstead (72). Der super starke LT wäre ein qualitativer Quantensprung im Vergleich zu all dem, was Miami sonst entgegenstellen könnte. Zwar trainiert er nicht – das müsste der erfahrene veteran aber auch nicht. Als sein Ersatz werden zum einen Isiah Wynn und zum anderen Kendall Lamm gehandelt, der ein sehr starkes Camp gehabt haben soll. Ihn erwarte ich bei Fitness von Armstead auf der RT-Position und Wynn eher als LG. Die Line Armstead – Wynn – Williams – Hunt – Lamm wäre hier meine ideale Besetzung; da es aber von den Dolphins hier kein offizielles statement gab, wird dieser Schlüssel zu einem erfolgreichen Saison-Auftakt bis zum Kickoff am Sonntag Abend wohl ein Rätsel bleiben. Sollten (wieder) Eichenberg und Jackson starten: PFN hat diese Kombination just an die 28. Stelle der Liga gesetzt – MIT Armstead. Wenn die Chargers also die Schwachstelle präsentiert haben möchten – there you go!
FAZIT
Bereits zu Saison-Beginn ist dieses Spiel ein Duell auf Augenhöhe. Es geht bereits in der frühen Phase darum, sich einen evtl. Vorteil (Tie-Breaker) im Kampf um die Playoff spots zu sichern. Neu formierte Reihen (Offense Chargers, Defense Dolphins) treffen direkt aufeinander. Dies ist ebenso wie die Offensive Line der Miami Dolphins eine echte Wundertüte. Es bleibt also abzuwarten, wie beide AFC Playoff-Contender in die Saison starten und wer sich in einem (hoffentlich fairen und ohne Verletzungen auskommenden) Sonntagabend-Spiel durchsetzen kann. Da ich DolFan bin, kann ich nicht gegen die Fins setzen. Es ist aber gut möglich, dass dieses Spiel erst mit der letzten Aktion durch Jason Sanders entschieden werden wird.
Viel Spaß beim Ansehen und #Finsup für eine erfolgreiche Saison.
TKl
Eine Antwort
Was für ein geiles Spiel.
Fins up