
WAS: NFL WEEK 11: Miami Dolphins (3-7) vs. Washington Commanders (3-7)
WANN & WO: Sonntag, 18.11.2025, 15:30 Uhr deutscher Zeit, Estadio Bernabeu, Madrid/ESP
WO & WIE ZU SEHEN: Im Rahmen des GamePass, als DAZN-Einzelspiel sowie auf RTL wird das Europe game in die Welt übertragen.
Hola Delfinos! Die Miami Dolphins haben sich nach dem beeindruckenden Heimsieg gegen die AFC East-Konkurrenz der Buffalo Bills in dieser Woche nach Madrid aufgemacht und werden in der spanischen Hauptstadt ihr insgesamt sechstes Spiel außerhalb der USA bestreiten und versuchen, den positiven Eindruck des letzten Wochenendes zu unterstreichen. Sie treffen dabei in einem „Duell der Enttäuschten“ auf die Washington Commanders.
Ein kurzer Blick in die Historie
Dabei stehen die Vorzeichen für die Miami Dolphins auf der einen Seite gar nicht mal so gut. Die Miami Dolphins, die ihr erstes internationales regular season game im Jahr 2007 bestritten, haben fünf dieser sechs international games verloren – und dies teilweise recht beeindruckend. Jede und jeder, der dabei sein konnte, wird sich noch an Frankfurt 2023 erinnern können. Aber gegen die KC Chiefs in der Main-Metropole, gegen Jaguars, Jets, Giants und Saints in London – das Ergebnis war stets eine Niederlage. Lediglich am 28.9.2014 konnten die Raiders in Wembley mit 38:14 nach Hause geschickt werden. Ryan Tannehill und RB Lamar Miller sorgten für ein Novum in Dolphins history.
Gegen die Football-Teams aus der amerikanischen Hauptstadt ist die Bilanz hingegen auf den ersten Blick doch recht positiv. Der letzte regular season – Auftritt konnte durch die Dolphins gewonnen werden (offiziell ist es ja kein Heimspiel für Washington) – allerdings steht die Bilanz der Fins gegen die (damals noch unter Redskins spielenden) WFT´s (Washington Football team) daheim mit einer Niederlage (16:17) aus dem Jahr 2019 nicht sooo gut aus. ABER: seitdem sie Commanders heißen, setzte es im einzigen Aufeinandertreffen eine Niederlage. Die fiel mit Sam Howell als QB und mit 15:45 doch recht deutlich und verheerend aus. Aber eben jener Sam Howell (bei den Eagles in der Saison bisher ohne Einsatz) wird im geschichtsträchtigen Estadio Bernabeu nicht auf dem Platz stehen.

Das sagt der injury report
Apropos auf dem Platz stehen: das Team, dessen Fans in der letzten Woche Besuch vom POTUS bekamen, hat deutliche Probleme, eine schlagkräftige Truppe auf den Platz zu bekommen. Nicht mal wegen der verheerenden Bilanz von fünf, z.T. auch deftigen, Niederlagen in Serie. Vielmehr liegt es an der Verletzten-Liste. Starting QB Jayden Daniels, die WR Terry McLaurin und Treylon Burks, WRs Noah Brown und Luke McCaffrey, OT Lucas Niang bevölkern diese prominent. Wobei das nur die offensive Seite des Balls ist. DL Daron Payne (nach Schwinger gegen St. Brown für ein Spiel suspendiert), die CBs Trey Amos und Marshon Lattimore – es fehlen neben den bereits Genannten wichtige Teile dieser Mannschaft, die man schon nach einer guten Serie im letzten Jahr als „das kommende Team“ bezeichnet hatte. Von diesem Anspruch sind die Mannen von HC Dan Quinn derzeit weit entfernt. Sie stehen mit einer Bilanz von 3-7 (davon jedes der fünf Auswärts-Spiele verloren) alles andere als gut da; Platz drei in der eigenen Division und Platz 14 in der NFC sind ein eindrückliches Zeichen.
Bei den Miami Dolphins haben (Stand Donnerstag) C Brewer und CB Douglas wegen Fuß-\Knöchel-Verletzungen nicht trainiert. Der Cornerback hatte ja bereits das Heimspiel gegen die Bills verpasst, ein Einsatz ist fraglich. Ebenso fraglich ist OT Austin Jackson. Zwar befindet er sich im 14 Tage-Fenster, um von der IR wieder aktiviert werden zu können – eben jene Aktivierung ist aber derzeit (noch) nicht erfolgt. Dennoch trainiert der designierte RT wieder limitiert mit dem Team, ob er jedoch spielen kann, erscheint fraglich.
Einige andere Dolphins schlagen sich mit Wehwechen herum, sie trainieren aber zumindest mit. Ein Ausfall des Centers wäre wohl am Schwerwiegendsten, als Ersatz stünde lediglich Daniel Brunskill parat. In den letzten Spielen wird der aber als sechster Offensive Line-Spieler immer mal wieder taktisch in die Formation beordert, um das blocking zu unterstützen (im letzten Spiel bekam er so einen starting spot und 18 der 53 offensive snaps). Würde er Aaron Brewer ersetzen müssen, entfiele diese schematische Besonderheit, was – neben dem Ausfall des starting Centers Brewer – eine zusätzliche Schwächung von Miamis Offensive darstellen dürfte.

Offense Washington vs. Defense Dolphins – Helden aus der zweiten Reihe?
Die Offensive der Washington Commanders muss seit einigen Wochen den Ausfall des starting QBs verkraften. An Stelle von Jayden Daniels wird Veteran Marcus Mariota das Spiel zu führen haben – somit kommt es auf dieser Position zu einem „Hawaiian duel“ zwischen Mariota und seinem Gegenüber Tua Tagovailoa, die beide vom Inselstaat der USA stammen. Der inzwischen 32-jährige Mariota brachte es im letzten Spiel gegen die Detroit Lions immerhin auf 213 Yards, 2 Touchdowns und ein beachtliches 133er-QB-rating. Zusammen mit seinen anderen fünf Saison-Starts steht er aber lediglich bei sechs TDs, vier INTs und 852 Yards. Betrachtet man diese Serie einzeln, bringt der Hawaiianer stets um die 200 passing Yards auf den Statistik-Zettel, wobei die 135 Yards gegen Seattle als negativer Ausreißer herausstechen. Als Anspielstationen stehen ihm dabei WR Deebo Samuel und TE Zach Ertz zur Verfügung, die beide in 2025 schon vier TD-Pässe erfangen haben – allerdings auch vom nun verletzten Daniels. Zusammen mit dem 7.Runden Rookie-RB Jacory Croskey-Merritt (auch der bereits mit 4 TDs) bilden sie das Herzstück der Offensive. Für die Defense der Miami Dolphins bedeutet dies in Madrid, an die sehr überzeugende Leistung gegen die Buffalo Bills anzuknüpfen.
Über beinahe drei Viertel wurde dort nämlich die hoch gerühmte Offense rund um MVP-QB Josh Allen mehr oder weniger mit 0 Punkten kaltgestellt; RB James Cook kam über 53 Yards auf dem Boden nicht hinaus, die TEs Dawson Knox und Dalton Kincaid brachten es im gesamten Spiel auf lediglich 74 Yards. Neun der elf Drives der Bills konnten gestoppt werden bzw. resultierten nicht in zugelassenen Punkten. Miamis Defense war stets zur Stelle und zeigte sich durch DC Anthony Weaver (auch ohne den getradeten Jaelan Phillips und den verletzten CB Rasul Douglas) voll auf der Höhe und hochmotiviert. Lediglich Rookie Jason Marshall ließ mehr als 70 Yards durch die Luft und einen TD zu – in einer beeindruckenden mannschaftlichen Stärke konnten aber besonders die Safeties Melifonwu und Fitzpatrick (lediglich 3/6 completions für 29 Yards mussten sie zulassen) überzeugen; nicht zuletzt die Endzone-INT von „Ife“ war mit ein Schlüssel zum Sieg gegen den Divisions-Rivalen.

Besonders hervorheben muss man den erst kürzlich geclaimten CB Juju Brents. Nur vier completions bei sieben targets für 25 Yards (davon die Hälfte durch die Luft), ein gegnerisches Passer rating von unter 65, immer eng am Gegenspieler und einen Pass sehr gut deflected sowie einen Fumble eingesammelt – der 25-Jährige machte ein verdammt starkes Spiel und ließ zu weiten Teilen seines Einsatzes den durch ihn ersetzten Rasul Douglas kaum vermissen. Nicht umsonst scorten die Bills das erste Mal, als Brents gerade wegen einer Blessur nicht auf dem Platz stand (und er stand bei 52 von 68 snaps der Bills-Offensive auf dem Platz…). Sollte Douglas wieder spielfähig sein und mit Brents sowie dem ebenfalls formverbesserten Jack Jones die Secondary erneut abdichten, wird es für Marcus Mariota schwierig werden.
Zusätzlich dazu kommt die defensive front seven, die im letzten Heimspiel im pass rush ebenfalls zu gefallen wusste. Der schwer runter zu bekommende Josh Allen stand in 16 seiner 45 passing snaps gehörig unter Druck und konnte durch Willie Gay Jr., Zach Sieler und Bradley Chubb (steht für die Saison bei 5) insgesamt drei Mal zu Boden gebracht werden. Gerade Chubb erreichte darüber hinaus noch zwei (legale) QB knockdowns und zeigte dem NFL-MVP des Gegners deutlich auf, welcher Druck ihn erwarten würde. Die Maßgabe, Josh Allen zu stressen und zu nerven kann im Nachhinein als ein key to win angesehen werden. Sollte dies gegen den Commanders-QB ebenso gelingen, dürfte einer unterdurchschnittlichen Pass-Offensive und -Protection (unteres Drittel der NFL – und da zählen die Spiele mit Jayden Daniels hinzu) viel Arbeit bevorstehen; mit 26 sacks in den bisherigen zehn Spielen ist eben jene pass protection schließlich alles andere als sattelfest. Wenn Marcus Mariota den Boden des Bernabeu ähnlich oft sehen würde wie Real Madrids Vini Jr., wäre das ein Schlüssel zum Sieg für die Dolphins und der Secondary die Pass-Verteidigung gegen die beiden Veteranen Samuel (29) und Ertz (35) zusätzlich erleichtern.

Erleichtert durfte man auch von der rushing defense der Fins sowie der Leistung von Rookie-DT Kenneth Grant sein. Zum ersten Mal zeigte er – im Verbund mit einem erstarkten Zach Sieler, den kostant gut spielenden LBs Jordyn Brooks und Tyrel Dodson, dem für JP ins roster beorderten Quinton Bell sowie auch dem nun mit mehr Spielzeit ausgestatteten Veteran Matt Judon – eine ansprechende Leistung. 22 Laufversuche für 87 Yards der Bills konnten gut verteidigt und big plays vermieden werden. Ein run über 14 (Cook) und einer über 15 Yards (Joshi Allen), aber zwanzig weitere Laufversuche für im Schnitt unter drei Yards zeugen von einer starken und geschlossenen Team-Leistung der eigentlich nur 26.besten Lauf-Verteidigung der Liga. Wenn es gelingt, dem Gegner wieder die Mitte der Line of scrimmage wegzunehmen und diese zu dominieren, wird es auch Washington nur sehr schwer haben, ihre eigentlich Top 10 rushing Offense auf den Platz zu bringen. Denn hier wird sich vermeintlich zumindest das defensive Spiel der Miami Dolphins entscheiden.
Miamis Offensive: Das „dual threat monster“ und die allwöchentliche Frage: Was Tu(a)t er denn?
Betrachtet man die andere Seite des Balls, fallen einem bei der Offensive der Fins vor allem zwei Namen ein: Jaylen Waddle und Devon Achane. Die beiden Spieler, beide bis zur Trade deadline nicht abgegeben, bestimmen das Bewegen des Balls maßgeblich. Gegen Buffalo erwischten beide zusammen einen absoluten Sahne-Tag und machten es QB Tua Tagovailoa schwer, nicht gut auszusehen (die Hater würden angesichts von wieder 2 INTs und der nun alleinigen „Führung“ in der INT-Statistik der Liga sagen, er habe es trotzdem geschafft). Beide gemeinsam mit 11 Pass-Fängen bei 13 targets sowie 135 Yards (1 TD durch Waddle) der insgesamt 173 nett Yards durch 21 Pass-Versuche des Dolphins-QBs sprechen schon eine sehr deutliche und sehr dominante Sprache. Tua versuchte zwar auch, TE Greg Dulcich und WR Malik Washington sowie Nick Westbrook-Ikhine zu bedienen – lediglich fünf verschiedene Spieler mit Pass-Versuchen zu bedienen und sich in erster Linie auf seine Playmaker zu fokussieren, klappt nicht jedes Mal. Washington kommt mit einer der schwächsten passing Defenses der Liga nach Europa und weist lediglich einen Pass defender mit einem zweistelligen opponent passer rating auf – einen gewissen Noah Igbinoghene. Was der kann bzw. nicht kann, sollte man bei den Dolphins wohl wissen. Seine Kollegen Amos und Lattimore befinden sich auf IR, starten werden wohl Mike Sainristil (110.8 opponent passer rating, sechs kassierte TDs in der Saison), Jonathan Jones (116,7) sowie die beiden Safeties Quan Martin (147.0; bereits knapp 600 Yards und 3 TDs kassiert) und Jeremy Reaves (113.2). Denen hat Jarod Goff letzte Woche 320 Yards und 3 TDs verpasst – Tua sollte besser sein A-game mit nach Europa gebracht haben. Zum Vergleich: Rasul Douglas steht bei 82 OPR, Minkah und Brents bei unter 80, Melifonwu bei 105…Washington dürfte es also in der Breite schwer haben, neben Waddle die anderen Pass-Empfänger angemessen zu verteidigen und es liegt am 27-Jährigen, diese matchups zu finden und zu bedienen. Hier liegt einer der beiden Schlüssel, um die Commanders offensiv zu fordern und Punkte aufs Tableau zu bekommen.

Dabei dürfte der pass rush aus Washington ebenso geschwächt daher kommen. Dorrance Armstrong (5 sacks) ist verletzt, Daron Payne (1 sack, run stopper) wegen eines Punches gegen Amon-Ra St. Brown für das Europe game suspendiert worden. Letzten Endes wird viel damit zusammenhängen, Vonn Miller (ja, genau diesen), Jacob Martin sowie die blitzenden LBs im Blick zu behalten. Gerade, wenn die LBs mit nach vorne an die Line kommen – was dann Lücken für das „KPG“ von Tua ergäbe btw. – wäre es hilfreich, wieder einen zusätzlichen Blocker zur Verfügung zu haben, um Räume und Zeit zu schaffen, die Bobby Wagner (ja, auch der) und Frankie Luvu nicht schließen können. Die Verteidigung mag personell gerupft sein, das macht sie aber nicht weniger gefährlich. Es liegt auf der Hand, dass gerade auf die Offensive Line und die zusätzlichen Vorblocker (FB Ingold, TEs, Brunskill als sechster Lineman usw.) jede Menge Arbeit warten dürfte, um Lücken für Achane zu reißen und Tua die Zeit zu geben, sein gefährliches Kurzpass-Spiel einzustreuen und mit mittellangen Würfen in günstige matchups zu variieren. Gelingt das, ist der jüngere der beiden hawaiianischen Quarterbacks auch in der Lage, den Ball durch Bernabeu zu bewegen und gute Scores zu produzieren. Hier liegt zumindest ein weiterer Schlüssel zum Sieg – wenn er selbstbewusst ist, dies anzugehen und ausreichend Zeit zur Verfügung gestellt bekommt.

Der zweite offensive Schlüssel liegt – wie sollte es anders sein – in den Händen der Nummer 28. Zwar lassen die Commanders „nur“ 134 Yards im Schnitt durch den run zu. ABER: Achane kommt aus einem career game (174 Yards rushing, 2 TDs) und die run defense aus Washington ist EIGENTLICH gut und erfahren. Man wird abwarten müssen, wie sehr der Ausfall von Payne schmerzt (sorry, den konnte ich nicht liegenlassen ^^) und wie dominant sie den Druck auf Miamis (hoffentlich nicht zu sehr) angeschlagene run blocking und pass protection Unit aufrecht erhalten können. Gibbs hat im letzten Spiel 142 Yards erlaufen, Seattles Walker hingegen deutlich unter 50. Javonte Williams hat 119 Yards auf den Boden gebrannt, KCs McNichols 64. Man sieht also, dass Washington zwar die Kostanz ein wenig abgeht, dass sie aber durchaus in der Lage sind, den Lauf verteidigt zu bekommen.
FAZIT
Wie man sieht: die Miami Dolphins sind eigentlich der leichte Favorit. Zu sehr und zu schwer wiegen eigentlich die Verletzungs-Sorgen und die letzten Wochen beim Gegner nach. Aber genau das macht die Commanders so gefährlich. Sie haben nicht viele Playmaker – aber sie haben welche. Marcus Mariota ist keiner der besseren QBs der Liga – aber einer der besseren Backups und ohne Druck wird auch er ein Spiel bestimmen können. Die Secondary mag personell minimiert und qualitativ nicht auf höherem NFL-Niveau sein, aber unsauber geworfene Bälle unter Zeitdruck – und den kann Washington durchaus erzeugen – fangen auch Igbo und Co. ab. Es braucht also wieder eine geschlossene und konstant gute Mannschafts-Leistung wie in der letzten Woche. Wenn darüber hinaus der Ball variabel zwischen den big Playmakern (Waddle, Achane) und den Anderen verteilt wird, bleibt Miami auch nur schwer auszurechnen und wird die Serie der Niederlagen in Europa zu beenden wissen. Aber machen wir uns nichts vor: so lange der Preview-Schreiber im Stadion sein wird, haben die Dolphins gar keine Chance ^^
#FinsUp und allen, die dabei sein werden: viel Spaß in Madrid, wir sehen uns auf ein Cerveca, einen Rioja oder welches Getränk auch immer 😉


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