„Lord Fangio“ oder „The Hoodie“ – wessen Defense entscheidet die AFC East-Rivalität?

WAS: NFL Spieltag 2 – Miami Dolphins (1-0) @ New England Patriots (0-1)

WANN: In der Nacht von Sonntag, 17.09. auf Montag, 18.09. ab 02:20 Uhr deutscher Zeit

WO UND WO ZU SEHEN: Gilette Stadium, Foxoborough/MA. In Deutschland überträgt DAZN mit Günther Zapf und Nadine Nurasyid live, es ist auch mit dem Game Pass zu empfangen.

Guten Morgen, liebe Miami DolFans! Nach dem berauschenden Offensiv-Feuerwerk vom letzten Sonntag in LA gegen die Chargers steht den Miami Dolphins in Teil zwei der Auswärts-Auftakte in die NFL-Saison der zweite Spieltag bevor. In der Nacht von Sonntag auf Montag treten die Mannen des neuen „offensiven Wunderkinds“ Mike McDaniel bei den Divisions-Rivalen der New England Patriots an, die ein mal mehr unter ihrem Headcoach Bill Belichick versuchen werden, im heimischen Foxborough die Oberhand zu behalten. Dabei wird es vor allem auf die defensiven Künste des neuen Fins-Coordinators Vic Fangio ankommen – der seinen Namen „Lord Fangio“ bereits im Jahre 2010 während seiner Zeit bei der University of Stanford „verliehen“ bekam. Natürlich liegt es gerade auch bei der nickname history des Patriots-Coach nahe, sich bei Star Wars zu bedienen. Wer sich im Spiel dann am Sieg bedienen kann, hängt nicht zuletzt von der Leistung beider Defenses ab.

In Woche 1 hatten die Patriots den Titel-Favoriten der Philadelphia Eagles zu Gast und konnten das Spiel nicht zuletzt aufgrund einer bärenstarken Defense bis in die letzten Züge offenhalten. Gerade mal 170 passing Yards und 97 rushing Yards gab das Team aus Boston ab, lediglich ein TD von Jalen Hurts auf DeVonta Smith musste eingesteckt werden. Alles in allem gerade eine sehr ansprechende Leistung der Secondary, die in Rookie Christian Gonzalez (CB, 1 sack, 1 pass deflected, 92er passer-rating gegen sich bei 13 targets), DE Matt Judon (1 sack, 4 pressures gegen Hurts) oder CB Jonathan Jones herausragende Protagonisten hatte. Hinzu kommt die traditionelle Stärke und Tiefe der durch den „Kaputzen-Lord“ wieder sehr gut eingestellten Spieler des Safety corps. Kyle Dugger, Jabrill Peppers und Adrian Phillips bilden hier ein exzellent besetztes Trio. Sie sind immer wieder in der Lage, den CBs auszuhelfen und so denn Pass gegen sie zu erschweren. Doch nun wartet auf der anderen Seite des Balls eine ungleich schwerere Aufgabe – die Offense der Miami Dolphins.

Der von QB Tua Tagovailoa und den Elite-WRs angeführten unit gelang es gegen die Chargers ein ums andere mal, big plays auf den Rasen zu zaubern und den Ball durch die Luft sehr gut und sehr weit zu bewegen. Insgesamt siebzehn (!) plays über 15 und mehr Yards konnten am Ende zum 36:34-Auswärts-Erfolg beitragen. Das darüber hinaus auch die O-Line der Fins eine Null in puncto sacks allowed schreiben konnte, war umso beeindruckender.

Die neu formierte Protection des Miami-QBs wird im Hinblick auf Sonntag einer weiteren Prüfung unterzogen werden, wenn Matt Judon und Josh Uche (jeweils einen sack, vier bzw. zwei pressures letzten Sonntag), Keion White (4 pressures gegen Hurts) oder Jabrill Peppers (5 Blitzes) auf die Jagd nach Tua gehen könnten. Dabei werden sie aber durch die Rückkehr von Elite-LT Terron Armstead unterstützt werden können, der zumindest eingeschränkt in den letzten Tagen wieder trainieren konnte und dessen Einsatz zu erwarten wäre. In Verbindung mit LG Isaiah Wynn (weder pressure noch sack bei 66 von 67 offensiven snaps), Connor Williams (dessen snaps besser kommen sollten als gegen die Chargers), Robert Hunt und einem verbesserten Austin Jackson wird es die Aufgabe des Quintetts sein, den schnellen release ihres Spielmachers zu unterstützen und den flinken WRs die Möglichkeit zu geben, separation zwischen sich und die Verteidiger zu legen. Wenn dies wieder so gelingen kann wie am Sonntag in L.A. vorgemacht, dann wird die Offense durch die Luft nur schwer zu stoppen sein.

Der hawaiianische QB war über weite Strecken des Spiels in der Lage, seine Anspielstationen zu finden, die weit tiefer in der Chart gingen als „nur“ Cheetah (Hill) und der „Pinguin“ (Jaylen Waddle). Vielmehr zeichneten Braxton Berrios (als special teamer geholt), Durham Smythe (als TE nicht gerade für seine Catch-Qualitäten bekannt), River Cracraft (für viele eine Überraschung, dass er im 53er-roster steht) oder FB Alec Ingold für 160 Yards und einen TD verantwortlich. Primäres target in diesem Spiel war aber wenig überraschend Tyreek Hill, den die Chargers quasi nie zu fassen bekamen. 215 Yards bei 11 Receptions und zwei TDs zeugen von einer herausragenden Leistung eines der besten WRs der gesamten Liga. Es bleibt abzuwarten, mit welchen Mitteln die Patriots versuchen werden, ihn zu stoppen. Eine Coverage durch Gonzalez mit Safety-Absicherung oder ein Duell mit Jonathan Jones wären möglich; dessen Einsatz ist wegen einer Knöchel-Verletzung allerdings fraglich. Donnerstag noch eingeschränkt trainierend, war der Spieler am Freitag nicht dabei – nun weiss man aber aus der Vergangenheit, welche Tricks das „dunkle Imperium“ aus Boston hier zeitweise an den Tag legt.

Tricks werden die Patriots aber auch auf der anderen Seite des Balls gebrauchen können, wenn sie ihrerseits ein geordnetes Pass-Spiel aufziehen wollen. Gegen die Eagles konnte eine alles andere als bestbesetzte O-Line mit Hilfe der shotgun-Formation (bis auf einen snap stand QB Mac Jones stets 2-3 Yards hinter seiner Line) gut standhalten und gab lediglich zwei sacks ab. Nun deutet der injury report hier aber nichts Gutes an. OT Trent Brown und G Sidy Sow sollten wegen Concussions für Sonntag nicht spielen können, die Guards Cole Strange und Mike Onwenu (gegen die Eagles nicht dabei) konnten zumindest eingeschränkt trainieren. Riley Reiff (RT) befindet sich ohnehin auf der IR-Liste, so dass lediglich RT Calvin Anderson uneingeschränkt fit zu sein scheint. Wenn es der Defense von Vic Fangio gelänge, Mac Jones unter Druck zu setzen (alleine Jealan Philipps glänzte gegen Justin Herbert mit sieben pressures) und Bradley Chubb seine Schwäche gegen die Chargers in Druck umzumünzen, dann sollte es den Patriots zumindest erschwert werden, die eigenen WRs einzusetzen. Die würden gegen einen etwas formschwachen Xavien Howard (in dem Zusammenhang: sein Spitzname ist nicht X-Fighter…) sowie einen bärenstarken „Darth Kader“ Kohou sowie „Snowman“ Jevon Holland vor arge Probleme gestellt.

Gegen die Eagles tat sich offensiv hier das Spiel auf die TEs Hunter Henry und Mike Gesicki hervor. Dieses Mittel wäre sicherlich auch gegen die Dolphins ein Mittel der Wahl. Was der ehemalige Dolphins-Spieler Mike Gesicki im Receiving leisten kann, sollten Mike McDaniel und Co. noch aus den letzten Jahren wissen. Zusammen mit DeVante Parker kommt hier ein Duo von Ehemaligen auf die Fins zu, bei denen die Fans sicher das „och nöö, ausgerechnet DER“ vermeiden möchten. 229 zugelassene passing Yards und lediglich ein passing TD zeigen allerdings, dass die Pass-Verteidigung aus Miami in der Lage ist, es auch mit Mac Jones aufzunehmen.

Ob die Dolphins allerdings defensiv in der Lage sein werden, es mit Rhamondre Stevenson und Ezekiel Elliott aufzunehmen, muss sich zeigen. Wenn es einen dicken Kritik-Punkt im SoFi stadium gab, dann die Verteidigung gegen den Lauf. Zwar konnte New England am Sonntag nur 76 Yards auf dem Boden erzielen – dies aber gegen die bärenstarke Eagles-Defense. Wer sich von Austin Ekeler und Joshua Kelley (im Wesentlichen) jenseits der 200 Yards auf den „Pelz brennen“ lässt, der sollte auch vor den RBs aus Boston gewarnt sein. Hier wird der „Lord of the defense“ (Fangio) gehörig nachjustieren müssen. Neu- oder wieder OC Bill O´Brien wird das Spiel sicherlich gesehen haben und versuchen, das Spiel mit dem Lauf zu kontrollieren und einen Heimsieg zu erreichen. Die run-Stopper der Dolfins sollten aber gehörig etwas dagegen haben und neben dem Druck auf Mac Jones sicher die HBs nicht aus den Augen verlieren.

Keys to win

Abschließend sollten sicherlich die keys to win nicht aus dem Auge verloren werden. Mehr denn je wird es in diesem Spiel darauf ankommen, dass Spiel an den Lines zu dominieren. Egal, welche O-Line-Formation bei New England auf dem Platz steht – wenn es Mac Jones durch Druck nicht gelingt, einen Rhythmus zu entwickeln (das haben die Eagles ab dem zweiten Viertel verpasst), macht er Fehler oder wird ungenau. Ballhwaks in der Secondary, wie es „X“ Howard und Jevon Holland sind, sollten davon profitieren können. Er ist ein guter QB, wenn er sich wohlfühlt – dieses Gefühl sollte er Sonntag Nacht nicht bekommen.

Auf der anderen Seite sollte aber auch Tua nicht alleine gelassen werden. Matt Judon wird Austin Jackson fordern, davon ist auszugehen. Bill Belichick wird versuchen, Tua durch verschiedene defensive Looks zu locken und ihn zu riskanten plays verführen wollen, um die starke Secondary in Stellung zu bringen. Freie Receiver wird der Hawaiianer finden – wenn er die Zeit und die Ruhe bekommt, seine reads durchzugehen. In den seltensten Fällen wird gleich sein erster read frei sein – wenn er die Muße hat, bis zu seiner dritten Anspiel-Station zu scannen, dann kann die offensive Produktion der Dolphins das Spiel gewinnen. Je mehr Punkte die Dolphins anschreiben können, umso höher sehe ich ihre Sieg-Chance. Den Verweis und die Parallele zu Star Wars, dass Tua sicherlich mit seinem „Zip“ in der Lage ist, eine zwei Meter große Lüftungs-Öffnung zu treffen, erspare ich den Nicht-Nerds mal. Insider wissen aber, was ich meine ^^

Die Patriots sind ein besseres Team als das, zu dem sie teilweise gemacht werden. Gibt man nicht 100% oder ist offensiv unkreativ (den Fehler der Eagles wird Playcaller McDaniel nicht machen), wird der zweite Auswärts-Sieg in Folge nicht gelingen. Letzten Endes kann man sich aber immer noch auf die Statistik verlassen, dass mit Tua als starter dessen Bilanz gegen Billy B. und seine Storm troopers noch makellos ist.

Ob dies so bleibt, wird sich Sonntag Nacht zeigen. Möge die Macht mit den Dolphins sein 😛

#Finsup

Tobi

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