Der Home Opener, ein Ehemaligen-Ball und was Admiral Ackbar damit zu tun hat

WAS: NFL Spieltag 3, Denver Broncos (0-2) @ Miami Dolphins (2-0)

WANN UND WO: Sonntag, 24.09., 19 Uhr deutscher Zeit im Hardrock Stadium, Miami/FL

WIE ZU SEHEN: In Deutschland ist das erste 19 Uhr-Spiel der Fins bei DAZN zu sehen. Entweder im Rahmen des Einzelspiels mit Martin Pfanner/Roman Motzkus oder als Teil der #ENDZN kommentiert von Christian Schimmel

Es ist soweit, liebe DolFans! Nach zwei z.T. überzeugenden Auftritten „on the road“ eröffnen die Miami Dolphins am Sonntag ihre Heimspiele der aktuellen Saison mit dem Aufeinandertreffen mit den Denver Broncos. Die konnten unter ihrem neuen Coaching staff, angeführt von Sean Payton, nicht nachhaltig überzeugen und mussten in „Mile High“, dem wegen der Höhe berüchtigten Stadion in Denver, gegen die Las Vegas Raiders (16-17) und die Washington Commanders (33-35) zwei Niederlagen konstatieren. Allerdings lagen die von Russell Wilson angeführten „Hengste“ in beiden Spielen zeitweise deutlich in Front, bevor am Ende doch das L stand.

Ein Blick in die Historie unterstreicht die Favoriten-Rolle des Teams von HC „I didn´t do anything“ Mike McDaniel zusätzlich, in dem ein noch siegloses Team aus Colorado auf die noch ungeschlagenen Florida-Fins trifft. Die stehen in den letzten Heimspielen nicht nur bei einer Bilanz von 12-2, sondern sehen auch im Vergleich mit dem SB-Gewinner der Jahre 1997, 1998 und 2015 – gerade bei Heimspielen – ziemlich gut da. Lediglich einer Niederlage aus dem Jahr 2011 stehen in der Vergangenheit acht Siege (der letzte 2017) gegenüber. Las Vegas-Buchmacher glauben nicht an einen Auswärts-Sieg und sehen „The Rock“ als zu hohe Hürde für die Broncos an. Was aber spricht genau für die Dolphins und wieso sollte man „Star Wars“ zumindest im Hinterkopf haben?

Die Situation bei den Denver Broncos

Denver hat sich in der Offseason und Preseason auf und neben dem Platz namhaft verstärkt. Neben dem langjährigen veteran HC der New Orleans Saints, Sean Payton, als neuem Übungsleiter wurde vor allem viel Geld und value in die O-Line investiert, um das große Investment in den ehemaligen Seattle-Superstar Russell Wilson zu beschützen. Die neue Ownership rund um die Walton-Penner Ownership Group konnte unter anderem RT Mike McGlinchey von den 49ers verpflichten. Zum neuen DC wurde ein alter Bekannter in Miami, der ehemalige Fins-DC Vance Joseph, benannt. Allein in diesen zwei Sätzen stecken aber die Probleme des Saison-Starts versteckt.

Die defense der Broncos klickt noch nicht so richtig und ist alles andere als sattelfest. Der pass rush, der Druck auf die O-Line der Dolphins und Tua bringen könnte, ist – auch wegen der Verletzung von Frank Clark – quasi kaum vorhanden. Ob sich gerade am Sonntag die neu formierte O-Line Miamis auf viel Arbeit einstellen muss, ist doch eher fraglich. Die defenses von Vance Joseph zeichnen sich in erster Linie durch eine latente Schwäche gegen den Lauf aus – in Miami sollte dies noch aus dem Jahr 2016 bekannt sein. Dies ließ sich im Spiel gegen die Commanders an der ein oder anderen Stelle auch beobachten. Mit im Schnitt fünf Yards pro Lauf und zwei TDs auf dem Boden wurde die defense des ehemaligen Fins-DCs kontinuierlich attackiert und beschäftigt.

Sollte das run blocking bei den Dolphins in der Unit von O-Line Coach Butch Barry funktionieren, wird das Duo Raheem Mostert/Devon Achane (da neben Jeff Wilson nun auch Salvon Ahmed auszufallen droht. Sein Einsatz ist nach dem letzten Training unwahrscheinlich) sicherlich Möglichkeiten bekommen, sich auszuzeichnen. Eine weitere Überschneidung: neben der Vergangenheit der DCs beim jeweils anderen Team schließt sich auch Barry dem „Ehemaligen-Ball“ an, war er doch letzte Saison noch für die O-Line in Denver verantwortlich. Nach zuletzt nur einem zugelassenen sack und einem überzeugenden run blocking bei den Patriots hat die Offense zumindest gezeigt, dass sie dem Gegner auch auf dem Boden weh tun könnte.

Als zusätzliche Unterstützung und Stabilisation steht das Saison-Debüt von Star-LT Terron Armstead bevor. Da ist Tuas schneller release nicht in dem Maße gefährdet und die Coverage der Dolphins-Ball-Empfänger wird eine Mammut-Aufgabe, wenn der bislang oft getestete und für leicht befundene Damarri Mathis weiter strugglet. Er wurde oftmals als der Schwachpunkt ausgemacht und konsequent getargeted – und bis auf einen Ball (lediglich ein target auf ihn in Coverage kam nicht an) hat er dies auch bestätigt. Oftmals ließen die Verteidiger aus Denver die Mitte des Feldes – ein Lieblings-Ziel Tagovailoas – verwaist und sorgten so dafür, dass der Gegner gute drives aufbauen konnte. Ein Braxton Berrios oder River Cracraft können ihrem hawaianischen QB sicher unter die Arme greifen und weiter als Optionen des Pass-Empfangs zur Verfügung stehen, so dass aus Sicht der Broncos viele Gegen-Punkte drohen. Ob es sich dabei um Laufspielzüge über Raheem Mostert oder Pässe von Tua handelt – beides nötigt dem Gegner sicherlich einigen Respekt ab.

Nicht mithelfen können als Unterstützung der Hintermannschaft wird Elite-Safety Justin Simmons. Eine Hüftverletzung führte dazu, dass er sicher für Sonntag ausfallen wird. Da dies auch Frank Clark betrifft, eine herbe Schwächung in Vance Josephs Defense. Die war durch die Ausfälle von Caden Sterns, P.J. Locke und K´ Waun Williams ohnehin schon recht ausgedünnt; mit Delarrin Turner-Yell und dem 35-jährigen Kareem Jackson (dem fehlt der eine oder andere Schritt sichtlich) fällt die Safety-Unterstützung doch eher spärlich aus. In der Tiefe sind die DBs aus Denver dadurch per se dünn besetzt. Hier liegt sicherlich ein Schlüssel, das Spiel erfolgreich zu gestalten

Einzig verbliebener sehr starker Pass-Verteidiger ist der Sohn von Dolphins-Legende Patrick Surtain, Ex-Alabama-CB Patrick Surtain Jr. Seine Leistungen sind bisher stets bemerkenswert gut und Matchups gegen ihn sollte playcaller Mike McDaniel zu vermeiden suchen. Ob dies mit Hilfe eines anderen ehemaligen Alabama-Akteurs, Dolphins-WR Jaylen Waddle, probiert werden könnte, steht am Freitag abend noch nicht fest. Ein Duell zwischen Waddle oder Hill und Patrick Surtain Jr. hätte bestimmt seinen Reiz. Gerade in puncto playcalling hat Mike McDaniel aber bewiesen, dass er auf Prüfungen stets eine (kreative) Lösung anzubieten hat.

DIE OFFENSE DER BRONCOS

Die Offensive Line gehört im pass blocking statistisch gesehen zu mit den Schlechtesten der Liga. Neun Sacks wurden in zwei Spielen zugelassen. Montez Sweat, Chase Young (Commanders, je 1.5) oder Raiders-Star-Edge Maxx Crosby (1) sorgten für ordentlich Druck auf dem Kessel, so dass Russell „let Russell cook“ Wilson quasi permanent unter Druck stand. Auf der anderen Seite weist ihn Next Gen Stats als den zweitlangsamsten Werfer der Liga aus. Tuas Zeit bis zum Wurf liegt im Durchschnitt steht bei 2.35 Sekunden – Wilson benötigt im Schnitt fast eine Sekunde länger – Welten bei einer wackligen protection.

Dies könnte gerade auch gegen Miami zu einem echten Problem werden. Wie es aussieht, kehrt nach einer Woche Pause Jaelan Phillips wieder in die Startformation zurück. Selbst ohne ihn konnte Pats-QB Mac Jones in Woche zwei fünf mal gesackt werden; vier pressures, zwei QB hits und ein gemeinsamer Sack in Woche eins sagen einiges darüber aus, wie er in Kombination mit einem bislang überragenden Andrew van Ginkel, einem konstant sehr aktiven DT Christian Wilkins und einem wiedererstarkten Bradley Chubb für einen arbeitsreichen Tag bei den Herren Bolles (in dieser Woche war der Guard leicht angeschlagen), McGlinchey, Cushenberry, Powers und Co. sorgen könnte. Das sollte ein Problem werden. Für Bradley Chubb, 2018 an fünf von den Broncos gedraftet, ist es ohnehin eine Reise in die eigene Vergangenheit, da er erst im letzten Jahr aus Denver an die Ostküste getradet wurde. Sollten er und seine Mitstreiter dieses battle an der Line of Scrimmage gewinnen und einen nicht mehr ganz so taufrischen Ball-Verteiler in Bedrängnis bringen, gibt es vielleicht wieder Grund zum Jubeln.

Let Russell cook auch in der Wärme Miamis?

Dennoch muss man konstatieren, dass das Passing Game in Mile High nicht so schlecht aussah. Nach dem Ausfall von Tim Patrick (Saison-Aus) sprang Rookie Marvin Mims in die Bresche und kompensierte so die Tatsache, dass WR I Jerry Jeudy nicht groß zum Tragen kam. Ein Courtland Sutton oder Brandon Johnson bilden auf dem Papier ein ziemlich starkes Quartett. Overall sind über 220 Yards passing above average; das Laufspiel liegt mit 108 Yards/Spiel auch auf durchschnittlichem Niveau. An der Offense liegt es gerade zu Beginn des Spiels nicht, dass die Broncos 0-2 stehen. Verschiedene Looks und eine überraschende Defense-Aufstellung durch Fangio könnte gerade für die WRs eine Aufgabe darstellen. Aufgrund der Trainings-Beteiligung und des maximal durchschnittlichen Spiels von Eli Apple gegen die Pats ist es vielleicht sogar möglich, dass Rookie-CB Cam Smith neben Xavien Howard, Kader Kohou oder Safety Jevon Holland einen Teil der Dolphins-Starting-Secondary bilden wird. Bisher wurde der 2nd round pick ausnahmslos bei den Special teams eingesetzt.

Die Nemesis der Miami Dolphins-D ist aber das Containment gegen laufende Quarterbacks. Allerdings hieß der DC vor der Saison auch nicht Vic Fangio. Das defensive mastermind, welches am Sonntag auf „sein“ ehemaliges Team trifft und das bis vor der Saison auch noch in einer „Fangio-Defense“ spielte, war von 2019-21 als Head Coach noch auf der anderen Seite aktiv. Mit ein Schlüssel zum Sieg wird es sein, Wilson nicht ins Scrambling zu lassen und zu verhindern, dass er den 57 Yards rushing noch viele hinzufügen kann. Generell sollte man auf dem Boden sicherlich auch RB Javonte Williams beachten, der vor dem Spiel knapp unter der Marke von 100 erzielten Yards ist. Sollte die run defense von Fangio allerdings ähnlich gut stehen wie bei den Patriots, dann wird der Schnitt von 108 Yards rushing pro Spiel beim dritten Anlauf wohl zweistellig bleiben.

Zweistellig werden könnte bei einem entsprechenden Spiel-Verlauf auch die Führung der Dolphins. Hier kommt dann aber im Fazit wieder Admiral Ackbar zum Tragen. Viele oder sogar die meisten Experten sehen Miami auf einem guten Weg und haben sicherlich schon das „Giganten-Duell“ gegen die Buffalo Bills im Blick. Einige der zahlreichen Argumente sprechen für einen Blowout der Defense von Vance Joseph. Das lässt mich skeptisch werden und mutet dem Spiel am Sonntag das Label des möglichen „trap games“ und „emotional downer“ als Hype-Bremse zu.

Sollte es aber Vic Fangio auch im dritten Saison-Spiel gelingen, das passende defensive scheme bereitzustellen und ggf. In-Game auf die Offense-Bemühungen der Broncos zu reagieren – wie das in Hälfte zwei der letzten Woche den Washington Commanders eindrucksvoll gelang – dann wird zumindest die Offense von Broncos-OC Joe Lombardi gehöig ins Stottern kommen. In Verbindung mit der schon besprochenen Offense der Fins und der Kreativität eines Mike McDaniel darf man verhalten optimistisch auf einen gelungenen Heimspiel-Start vertrauen. Immerhin sind wir bei den Buchmachern z.T. recht deutlicher Favorit. Man sollte allerdings nicht den Fehler machen, das Spiel auf die leichte Schulter zu nehmen. Es fehlte nicht so viel und die Broncos hätten beide Heimspiele siegreich gestaltet. Ein dankbarer Gegner sind die Herren aus Colorado sicherlich nicht, auch wenn sie in der Sonne Floridas braten sollten. Sie stehen gehörig unter Druck und werden alles geben, nicht auch noch das dritte Spiel der jungen Saison zu verlieren.

Welches Szenario letzten Endes am Sonntag eintreffen wird, bleibt abzuwarten. Miami ist auf mehreren Ebenen durch viele Argumente der klare Favorit – die Gedanken um Admiral Ackbar und seine „Stolperfalle“ sind aber dennoch da. Zumal eines aus der Verganheit klar sein dürfte: ohne Dolphins-Drama geht es kaum und deutliche Siege sind den Miami Dolphins offenbar zu langweilig.

#Finsup!

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