Nehmen uns die Vikings auf die Hörner oder drehen wir den Spieß um?

WAS: NFL WEEK 6 – MIAMI DOLPHINS (3-2) VS. MINNESOTA VIKINGS (4-1)

WANN: SONNTAG, 16. OKTOBER 2022, 19:05 Uhr deutscher Zeit

WO UND WIE ZU SEHEN: Hard Rock Stadium Miami, Florida. In Deutschland zu sehen ist das Spiel live auf PRO7 (mit den Herren Stecker und Motzkus), re-live auf DAZN, mit dem Game Pass sowie im Rahmen der NFL Red Zone.

Herzliches Wochenende allen Freundinnen und Freunden der Miami Dolphins, die sich nicht zum alljährlichen FanClub Weekend in die USA aufgemacht haben und sich das Spiel der Miami Dolphins gegen die Wikinger aus der AFC North in heimischen Gefilden ansehen. Nach zwei Niederlagen auswärts treten die Jungs von Coach Mike McDaniel mal wieder in „The Rock“ an, um den Bock umzustoßen und einen weiteren Sieg einzufahren. Die Historie gibt ihnen hierbei ein gutes Omen. Die letzte Niederlage in MIami trug sich im Jahre 1976 zu. Der Beschaffenheit des Spielplans sei Dank kreuzt man mit dem Team aus Minneapolis nur alle vier Jahre die Klingen, so dass die Serie lediglich vier Heimsiege in Serie umfasst. Dennoch ist es ein bemerkenswerter Randaspekt, dass die Spieler aus dem kühlen Norden im sonnigen Florida stets ihre Problemchen bekamen. Zurück in der Gegenwart sieht es für Coach Kevin O´Connell und Co. wesentlich besser aus. Nach vier Siegen im heimischen US Bank stadium und lediglich einer Auswärts-Niederlage gegen die immer noch ungeschlagenen Eagles steht das Team der Vikings derzeit mit 4-1 bei einem herausragend positiven record.

Das leidige Thema – Miami und die concussions der QBs

Zur Vorbereitung dieses Spiels guckt man als DolFan zunächst einmal auf die Quarterback-Situation. HC Mike McDaniel hat klargestellt, dass Tua nach seiner Verletzung noch nicht wieder so weit ist und diese Woche aussetzen wird. Für das nächste Spiel gegen die Steelers (da schreibt sich die Preview von alleine) wird er aber wohl wieder fit sein. Da sich neben dem Hawaiianer aber derzeit auch noch Backup Teddy Bridgewater in den Mühlen des Concussion protocols befindet und nicht trainieren konnte, wird Siebtrunden-Rookie Skylar Thompson seinen ersten offiziellen NFL-start bekommen. Ob darüber hinaus Bridgewater zumindest auf der Reserve-Bank Platz nehmen wird oder die Dolphins gezwungen sein werden, den für das Practice squad nachverpflichteten Reid Sinnett in den Spieltags-Kader zu berufen, wird sich aber wohl erst kurzfristig entscheiden. Der 25-jährige Absolvent aus San Diego wartet allerdings noch auf seinen ersten snap in der höchsten Spielklasse, so dass zumindest hier auch die Vikings nicht wissen werden, was und wer da auf sie zukommt.

Kirk Cousins – underrated Elite oder overrated Average?

Wer auf der anderen Seite des Felds die Defense der Spieler von DC Josh Boyer fordert, ist hingegen klar. Die Offense der Vikings wird von Kirk Cousins getragen, dem wohl mit am kontroversesten diskutierten Spieler auf seiner Position. Der 2012 gedraftete Alumnus von Michigan State stand in seiner elfjährigen NFL-Karriere in drei Pro Bowls. Mit seinem 2020 unterzeichneten Vertrag und seinem diesjährigen Cap hit von knapp 31 Millionen Dollar befindet er sich finanziell zumindest in der Spitzengruppe der Spielgestalter in der NFL. Ob er das sportlich ist und ob sich mal wieder die ihm nachgesagte Schwäche in wichtigen Spielen (in der Prime Time „versagt“ Cousins in guter Tradition ebenso wie in Vergleichen gegen Teams mit positivem record) durchsetzen wird, ist fraglich.

Zumindest sportlich lässt sich die aktuelle Saison für „Captain Kirk“ so gut an, dass er durch den SPOX-Experten Adrian Franke schon als „King Kirk“ bezeochnet wurde. Dabei erreicht er in Completion percentage (66,2% und Platz 11 der NFL nach ESPN.com), total Yards (1.327 Yards, 9.), TDs (7 in fünf Spielen, tied 13.) oder Quarterback rating (86,4 bei ESPN und Platz 17) eher Werte unterhalb der Top-Kategorie. Minnesota gewinnt die Spiele nicht WEGEN Cousins, sondern MIT ihm. Wichtige playmaker bei den Vikings sind offensiv andere.

Offensive playmaker – die Vikings als „Two men show“?

Alleine der Blick auf den stat sheet offenbart, dass die Offense im Wesentlichen durch RB Dalvin Cook und WR Justin Jefferson getragen wird. OC Wes Phillips setzt dabei konsequent auf eine Mischung aus Läufen der kurzen und mittleren Länge (der längste run der Vikings in dieser Saison erzielte 17 Yards) sowie aus einem auf Cousins abgestimmten Pass-Spiel. Statistisch steht am Sonntag eine Top 10-Offense auf dem Platz, was aber in erster Linie der Verdienst von Jefferson und seinem Partner Adam Thielen ist. Dalvin Cook und der zweite RB Alexander Mattison laufen den Ball zwar über 20 mal pro Spiel. Mehr als etwas mehr als 100 Yards/Spiel und 6 TDs (je einer gehen davon aufs Konto von Cousins und Jefferson) sind dabei aber bislang nicht herausgekommen. Dalvin Cook ist auch bei den Yards/Carry nicht unter den Top 10 zu finden und gleichauf mit Raheem Mostert in dieser Kategorie. Gegen ein durchschnittliches Laufspiel sollte eine der besseren rushing defenses der Liga (Platz 13/allerdings schon 550 Yards und 7 TDs zugelassen) standhalten können.

Durchschnittlich ist die Leistung von WR Justin Jefferson nun nicht gerade. Das Receiving corps wird im Wesentlichen durch ihn getragen, der in den letzten beiden Spielen knapp 300 Yards auf den Zettel brachte. Er führt mit insgesamt 547 Yards die gesamte Liga an und trägt mit 8 Receptions über 20 Yards mit seinen big plays wesentlich zur Produktion bei. Erstes Ziel muss es in der passing defense also sein, den (Beinahe – ) Elite WR der Vikings im Griff zu behalten und ihn zu limitieren. Zwar ist der Einsatz von Rookie-CB Kader Kohou fraglich, Xavien Howard ist aber nach seiner Verletzung wieder einsatzbereit und kann hierzu beitragen. Byron Jones ist weiterhin nicht dabei, sein Mittun verzögert sich weiterhin.

Die defense der Dolphins – fehlt „nur“ Byron Jones?

Dabei ist gerade die auf men coverage und Safety-blitzes ausgelegte Defense der Dolphins eigentlich auf einen zweiten starken CB angewiesen, um Räume zu schaffen, die von den Safeties an der Line of scrimmage für erhöhten Druck auf den QB benötigt werden. Der „klassische“ pass rush der Dolphins ist in dieser Saison nämlich noch nicht so aktiv. Emanuel Ogbah wurde schon „Bedenkzeit“ gegeben, weil seine Leistungen zu wünschen übrig lassen. Generell befindet sich die Positions-Gruppe von DC Josh Boyer aber auch nicht da, wo man sich selber sieht. In nicht weniger als neun Kategorien (u.a. points allowed, Yards per game/per play oder passing yards) stehen die Dolphins statistisch im unteren Drittel der Liga. Die in der Vergangenheit so gefürchtete Turnover-Maschine Xavien Howard wartet seit achts Spielen auf einen abgefangenen Pass – und das liegt sicher nicht nur am Fehlen seines kongenialen Partners. Ein weiterer Schlüssel im Spiel gegen die Vikings liegt defensiv darin, die Chancen zu nutzen, die sich den Fins bieten werden, wenn es gelingt, Druck auf Kirk Cousins auszuüben.

Hier ist ein Umdenken allerdings notwendig. Waren es letzte Saison noch fast 50 sacks, stehen die projections aufgrund der aktuellen Leistungen eher bei 30. Ohne zusätzliche Hilfe (Blitzen) gelingt es dem pass rush in den letzten Spielen kaum, Druck auf den gegnerischen QB zu bringen. Gegen einen gerade bei Druck anfälligen Kirk Cousins muss von Ogbah, Phillips und Ingram einfach mehr Unterstützung generiert werden. Die O-Line der Vikings ist in dieser Saison zwar sehr stark, aber dennoch liegt hier ein entscheidender Faktor.

Die Offense der Dolphins – wo hat die Defense der Vikings ihre Schwachstellen?

Wenn man von guten O-Lines spricht, zählt die Leistung der (zugegeben angeschlagenen und komplett durchgewürfelten) Offensive Line der letzten Woche sicher nicht dazu. QB Skylar Thompson durfte sich über eine pressure rate von nahezu 60% gegen die Jets beschweren. Das muss gegen die Defense aus Minneapolis wieder besser werden. Immerhin kann Terron Armstead (frei nach dem Motto „wichtig is aufm Platz“) am Sonntag spielen, wenn er die Woche wegen seiner Zehen-Verletzung im Training geschont wurde. Es war nicht ganz klar, ob Austin Jackson nach seinen vier Wochen auf der IR-Liste für Sonntag verfügbar sein würde; trainert (und das nach Aussage des OCs und des O-Line-Coaches sogar richtig gut) hat er auf jeden Fall. Nach den bisherigen Leistungen von Greg Little, Brandon Shell und Liam Eichenberg wäre es besser, wenn der ehemalige 1st round-pick auflaufen könnte. Die immer mal wieder gestellte Forderung nach dem Umbau der Offensive Line (Williams von Center auf LG, Deiter als Center rein) wurde bislang nicht in Betracht gezogen. Derzeit befindet sich die Line statistisch aber im unteren Bereich der NFL – zwar nicht mehr auf Platz 32, mit dem zweiten Anzug (letzten Sonntag ohne Jackson und Armstead) aber in jedem Fall. Die Aufgabe am Sonntag wird nicht wesentlich einfacher werden. Ob der in dieser Woche erkrankte DJ Wonnum wird spielen können, ist nicht ganz klar. Mit Za´Darius Smith wartet aber ein dominanter pass rusher und Tackler (bereits 7 Tackles for loss) auf den Vergleich mit den Beschützern des Miami-QBs.

Die Schwäche der Minnesota Vikings deckt sich passenderweise mit einer der Stärken der Miami Dolphins. Mit gerade mal drei INTs in 2022 (davon nur eine von DBs) sowie 19 deflected passes (als statistisch sehr miese defense kommt Miami auf 21…) sind die Wikinger gerade in der Secondary verwundbar. Gegen den Pass konstatieren sie im Schnitt pro Spiel bislang 250 Yards – gegen Hurts, Dalton, Fields oder Jarred Goff. Also nicht gerade die Elite der NFL-Passer. Hier sollte für Wilson, Waddle und Hill also einiges möglich sein. Als besonders akute Schwachstelle hat sich Safety Cameron Bynum erwiesen. Alleine er hat in 10 targets gegen sich 182 Yards und vier TDs kassiert. Seine DB-Kollegen Dantzler (CB, kassierte schon weit über 200 Yards in direkten Duellen), Harrison Smith oder ein alternder Patrick Peterson sind da besser, aber gegen Waddle und Hill sicherlich erheblich stärker gefordert akls bisher schon in der Saison. Dies sollte auch ein Sklyar Thompson ruhig testen dürfen, wenn er die Zeit dafür bekommt. Die Armstärke hat er und wenn ihm nicht wieder bei jedem Wurf jemand im Arm oder Gesicht hängt, dann wird er mit Hilfe von Mike McDaniel und OC Frank Smith seine Stärken im Pass-Spiel ausspielen und so die Schwächen der Vikings gegen den Pass bestrafen können.

Gegen den Lauf sind die Schwächen aber nur wenig kleiner. Das gute Aussehen von Mostert gegen die Jets sollte also auch zu Hause seine Fortsetzung ffinden. Können die Fins die offensichtlichen Schwächen der Vikings-Defense ausnutzen, ist auch ein erneuter Heimsieg möglich. Denn trotz eines 4-1 – records gastiert am Sonntag keine Mannschaft in „The Rock“, die nicht geschlagen werden könnte. Ob dies den Dolphins gelingen wird, darf man am Sonntag verfolgen. Bei diesem Spiel wünschen wir viel Spaß und #FinsUp!

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