
Es sind nun seit dem Beginn der legal tampering period und der Free Agency am 10.3. bzw. 12.3. inzwischen knapp sieben Tage vergangen und es ist an der Zeit eine erste Bilanz zu ziehen. Die Miami Dolphins waren in dieser Zeit erst deutlich zurückhaltend, dann aber kontinuierlich aktiv und konnten neue Spieler an sich binden, während andere die Franchise verlassen haben. Ein Blick auf die einzelnen Positionen kann dabei verraten, wo sich noch needs befinden, welche Positionen um und neu besetzt wurden und wo sich das Team zumindest auf dem Papier verstärkt haben dürfte.
Quarterback
- Abgänge von Tyler Huntley und Skylar Thompson (1,125 bzw. 1,1 Mios). Man sollte in der Bilanz allerdings noch die 4,5 Mios von Mike White dazu nehmen; Tim Boyle hab ich mal ausgelassen
- Zugang von Zach Wilson (1 Jahr, 6 Mios, garantiert)
Was auffällt: es fehlt derzeit noch der dritte QB – der könnte aber aus dem Draft kommen. Miami hat einen NFL-erfahrenen BU geholt, der in NY 33 starts in der Liga auf dem Zettel hat. Ob er in der Lage wäre Tua ersetzen zu können und was die Franchise aus dem Big Apple an Talent alles vernichtet hat, wird man sehen. Ein bisschen Konstanz wäre aber wünschenswert, da die Fins im letzten Jahr vier Quarterbacks auf dem Feld zu stehen hatten. Eine Verschlechterung oder generell Veränderung ist aber nicht eingetreten. Wenn Tua fit bleibt, muss es das ja auch gar nicht.

Running back
- Raheem Mostert hat sich den Raiders angeschlossen, Jeff Wilson ist noch Free Agent (3,4 bzw. 2,4 Millionen gegen den cap 2024)
- Alexander Mattison hat einen one year-contract unterschrieben. Der value ist nicht bekannt, er sollte aber um die 2 Mios liegen (die hat er 2024 von den Raiders bekommen)
Es fehlt noch der vierte Mann hinter Achane, Wright und Mattison, aber auch das kann Tag drei des Drafts erledigen. Der 27-Jährige hat im letzten Jahr 26 First downs erzielt, ist im Durchschnitt allerdings bei einer miserablen 3.2 YPC (Yards per carry) angekommen. Das lag allerdings auch an seinem alten Team. Er wird geplant sein bei short yardage situations und veteran backup für Devon Achane, der klare 1 bleibt. Vom Potential her natürlich kein Mostert, aber er hat in den letzten Jahren vier Spiele nicht gespielt – Mostert über 20. Der Effekt wird kaum spürbar sein, wenn Achane fit bleibt. Spezialisierung auf gewisse Spielsituationen; es fehlt aber noch der zweite Spieler für die returns – das ist Mattison noch nie gewesen

Wide Receiver / Tight End
- Braxton Berrios (2,1 Mios) nach Houston, Durham Smythe (3,3 Mios) nach Chicago, Jack Stoll zu den Saints. River Cracraft und Grant DuBois verbleiben als Free Agents, OBJ retired wohl
- von den Titans kommt Nick Westbrook-Ikhine (2 Jahre, 6.5 Mios); von den Seahawks kommt TE Pharaoh Brown für ein Jahr (2024 cap hit: 3,2 Mios)
Im Vergleich zu dem, was die anderen Free Agents an Leistungen gebracht haben, stellt Nick Westbrook-Ikhine ein Update da. Nimmt man seine und die Verpflichtung von TE Pharaoh Brown aber zusammen, lässt sich auch hier eine stärkere Ausrichtung auf bestimme Spielsituationen erkennen. Brown ist eher der blocking TE, einer der Besten in der NFL. „NWI“ gehört mit seinen fast 1,90 Metern zu den eher größeren Receivern und stellt ein veritables target als „big body Receiver“ und red zone target dar; eine Rolle, die Miami so im Kader nicht hat (mit Ausnahme von Jonnu Smith). Da Smythe und Julian Hill als TE sowie OBJ als geplanter WR Nummer drei im Receiving auf kaum mehr als 300 Yards gekommen sind (Smythe, J.Hill, OBJ, Cracraft, der noch FA ist), dürften die Neuzugänge kaum schwächer abschneiden. In der Tiefe fehlt es aber dennoch an jeweils einem Tight End (möchte man wirklich wieder mit Julian Hill gehen?) und einem WR (wenn man Tahj Washington nicht als 5 ansieht – veteran oder Rookie competiton fürs Camp wäre daher ganz gut). Das sind aber Spieler, deren Platz im roster unsicher wäre – hoher finanzieller Aufwand sollte hier dann nicht betrieben werden.

Offensive Line
- Robert Jones ist zu den Cowboys gegangen, Kendall Lamm wird dem Vernehmen nach retiren, Isaiah Wynn ist derzeit noch Free Agent
- Die Dolphins haben re-signed: C/G/OT Liam Eichenberg, RT Kion Smith, LT Jackson Carman. Aus der Externen kommen OT Larry Borom (Chicago, 1 Jahr-2.5 Mios) und RG James Daniels (3 Jahre, 24 Mios) von den Steelers
Die offensive Problem-Position ist Stand 17.03. tatsächlich immer noch eine. Das re-signing von Eichenberg hatte nicht jeder erwartet, starten sollte der aber bitte nicht mehr. James Daniels stellt im Vergleich zu Robert Jones ein erhebliches Upgrade dar. Interior biete er wesentlich mehr Qualität. Sollte LT Arrmstead noch ein Jahr spielen (wollen), RT Jackson fit bleiben und C Aron Brewer weiter konstant spielen, kann Daniels (mehr Karriere-Jahre als sacks allowed) eine erhebliche Verstärkung der Line werden. Dennoch fehlt es noch an einem starting LG bzw. am re-signing von Wynn. Es bleibt abzuwarten, wie die Dolphins hier agieren. Auf Tackle stellt Lary Borom eine Verpflichtung in die Breite dar; zwar kann er starten – sollte er aber vielleicht nicht. Seine stats aus dem letzten Jahr sind überschaubar – sieben sacks bei 237 pass block snaps nicht gerade berauschend. Sollte Miami noch was im Draft tun – und davon ist auszugehen, kann es aber sein, dass Borom das Camp nicht übersteht; von daher solide Verpflichtung „auf sicher“.

SPECIAL TEAM
Ja, auch in diesem Bereich gibt es Veränderungen. Der neue ST Coordinator Craig Aukerman hat sich den ehemaligen Titans-Punter Ryan Stonehouse geholt, mit dem er schon erfolgreich zusammen gearbeitet hat. Ob dies nun für P Jake Bailey ist noch nicht sicher, aber abzusehen. Ein Cut würde Miami nämlich fast 2 Millionen Dollar an Cap sparen, die in das Gehalt von Stonehouse fließen würden. Auf dieser Position bei dem so fragilen Mannschafts-Bereich ein weiteres Upgrade für Miami.
Defensive Line (DT/DE)
Ist derzeit noch ein einziges Fragezeichen. Einer der Bosa-Brüder wollte nicht kommen, Emanuel Ogbah hat einen Vertrag zur Unterschrift vorliegen. Hinter Chubb/Phillips (gibts bei dem ne Extension)/Robinson wäre eine gute Nummer vier auf Edge sicher nicht verkehrt. Noch fragwürdiger ist allerdings die DT-Situation.
- Alles wartet auf die Entscheidung von Calais Campbell. Benito Jones ist Free Agent, Da´Shawn Hand hat bei den Chargers gesigned, die splashy signings haben andere gemacht. Derzeit steht lediglich Zach Sieler unter Vertrag. Da muss und wird noch etwas passieren, sogar mindestens doppelt. Da neben einem veteran keine qualitativen Optionen verfügbar sind, kann man hier schon fast sicher früh einen Draft pick erwarten. Stand jetzt erhebliche Verschlechterung und nicht ansatzweise ausreichend besetzt.

LINEBACKER SQUAD
- Quinton Bell (1 Jahr, 1.5 Mios), Tyrel Dodson (2 Jahre, 8.25 Mios) und K.J. Britt (1 Jahr) gesigned bzw. re-signing, Anthony Walker Jr. (Tampa Bay) abgegeben. Free Agents sind noch Duke Riley, Cameron Brown und Tyus Bowser. Neben Jordyn Brooks und Channing Tindall sollten, werden und sind sicherlich in FA und Draft noch zwei LBs zu erwarten. Mit einem Camp ist Tyrel Dodson sicher noch stärker einzuschätzen als 2024. Britt kommt aus einem down year und stellt (hoffentlich) lediglich Tiefe dar. Tut man hier in den vorderen Runden des Drafts noch etwas, ist das LB squad sicherlich verbessert worden.
LAST BUT NOT LEAST: GROßBAUSTELLE SECONDARY
- Jevon Holland (3 Jahre, 45.3 Mios) zu den Giants, CB Kendall Fuller released, Safeties Jordan Poyer und Siran Neal Free Agents,
- Kader Kohou per Tender gebunden, Safety Elijah Campbell (1 Jahr, 1.9 Mios) in erster Linie fürs ST geresigned, CB/S Ifeatu Melifonwu (1 Jahr, 3.01 Mios) und S Ashtyn Davis (1 Jahr, 2.5 Mios) gesigned. Dazu neu: Miami native Artie Burns für ein Jahr. Veteran depth auf CB, aber wohl nicht mehr.

Außer Jalen Ramsey sind sie alle weg aus der letzten Saison – und nicht mal alle derzeit quantitativ ersetzt. Miami braucht auf jeden Fall noch einen starting Cornerback und einen Safety. Auf S Patrick McMorris wird man sich ebenso wenig verlassen wollen wie auf CB Cam Smith, Storm Duck oder Ethan Bonner. Zwar haben sich inzwischen die Reihen der Free Agency gelichtet; auf diesen Positionen sind aber noch spannende Kandidaten signbar. Chidobie Awuzie, Mike Hilton von den Bengals, Jeff Okudah als ehemaliger First round pick, Asante Samuel Jr. auf Cornerback- und auf Safety noch Veteranen wie Justin Simmons, Quandre Diggs oder so spannende prospects wie Julian Blackmom – wenn man nicht im Draft früh zuschlagen wollte.
FAZIT: Derzeit erheblich schwächer als letzte Saison und hier sollten auf jeden Fall noch finanzielle Mittel oder (hohe) Draft picks aufgewendet werden, um tätig zu werden. Das wird mit Stand heute (Quelle ist die NFLPA unter https://nflpa.com/reports/public-salary-cap-report) knapp 3 Mios an cap space schwierig werden. Also muss man noch finanzielle Mittel freimachen und da landet man – um dem Artikel den Rahmen zu geben – ganz schnell wieder bei Tua…

Spar-Potential an Cap space für die letzten Lücken
Wenn man nun also bedenkt, dass die Miami Dolphins seit Neuestem zehn Draft picks haben (davon sieben bis R5 in den 155), dann lassen sich die vorhandenen Needs doch etwas anders betrachten. Dennoch sind ein QB3 mit Potential (Rookie an Tag drei), ein WR 5/6 (auch hier Tag drei), ein dritter Linebacker sowie ein RB mit return potential absolut wünschenswerte additions. Was aber sein MUSS und wo sicher einiges an value hin fließen sollte, sind sowohl die Secondary (Safety- UND Cornerback-Position) als auch die O-Line (LG!) sowie die DT-Position. Das lässt sich alles nicht alleine durch den Draft erleidgen – und 3 Millionen Dollar an Cap sind dafür dann auch etwas wenig. Also muss cap space geschaffen werden – Möglichkeiten haben die Dolphins einige, die auch sehr realistisch sind
- Verlängerung des Ende der Saison auslaufenden Vertrags von Jaelan Phillips. Stand jetzt spielt er für 13,251 Millionen. Legt man hier einen neuen Vertrag vor, lässt sich diese Summe auch noch etwas drücken. Overthecap schlägt hier knapp 9 Millionen Dollar vor – realistisch sind mindestens fünf.
- Restructure des Vertrags von Austin Jackson. Der 26-Jährige soll ein cornerstone und ein langjähriges Mitglied der Dolphins bleiben. Hier ist eine Restrukturierung durchaus angebracht. Overthecap schlägt hier knapp 7 Millionen Dollar vor – und die wären sicher auch verfügbar.
- Restrukturierung Tua – holen wir den Elefant in den Raum, das wird passieren. Tua ist der franchise QB und wird sicher einer Veränderung zustimmen. Bringt Miami fast 20 Millionen Dollar und sollte all den Freiraum schaffen, den das roster noch braucht.
Fasst man alleine diese drei moves zusammen, die alles andere als unwahrscheinlich sind, dann hat Miami Luft für über 30 Millionen Dollar. Damit sollten die Lücken angemessen geschlossen werden können, zumindest auf dem Papier. FAZIT: es gibt noch viel zu tun, aber das Rennen um das roster endet im August, nicht schon im März. Es ist also noch viel Zeit, Geld ist bei Bedarf vorhanden.
#GoFins

Keine Antworten