„The last ride“ oder ein „First timer“ – die Saison der Dolphins auf der Rasier-Klinge

WAS: NFL Week 15, Miami Dolphins (6-7) @ Houston Texans (8-5)

WANN UND WO: Sonntag, 15.12.24, 19 Uhr deutscher Zeit, NRG Stadium, Houston/TX

WO UND WI ZU SEHEN: DAZN überträgt das Spiel sowohl im Rahmen des Game Pass als auch als Einzelspiel-Option mit deutschem Kommentar (der gute Chris Schimmel kommentiert)

Nach dem spannenden und unnötig knappen Overtime-Heimsieg gegen die Jets in der vergangenen Woche sind Saison und Playoff-Hoffnungen der Miami Dolphins weiter intakt. Mit derzeit sechs Siegen befindet sich die Franchise aus dem Süden Floridas derzeit zwei Spiele hinter einer Gruppe von Franchises mit acht Siegen: Baltimore, die Chargers, Broncos – und eben der Gastgeber von Sonntag, die Houston Texans.

Die Franchise des texanischen Industriellen Cal McNair ist mit durchaus großen Hoffnungen in diese Saison gestartet, nachdem die Rookie-Saison von QB C.J. Stroud überzeugen konnte und sich der Kader nicht verschlechtert hat. Der momentane Record von 8-5 ist da fast schon etwas dünn; dennoch sind die Fans mit der Arbeit von DeMeco Ryans und Co. weitgehend zufrieden. Die Zukunft soll dem Team ohnehin noch einige Erfolge bringen. Allerdings wurden die letzten zwei Heimspiele (gegen Titans und Lions) beide knapp verloren, auch bei den Jets setzte es eine Pleite. Lediglich die Duelle in Jacksonville und Dallas konnten siegreich gestaltet werden, während die Miami Dolphins mit einer Bilanz von vier aus fünf der letzte Spiele lediglich in Green Bay ein L akzeptieren mussten und ansonsten siegreich waren.

Der Blick in die Vergangenheit

Dennoch lohnt sich auch im Vorfeld des Spiels im NRG stadium ein Schulterblick auf die bisherigen Duelle der beiden Teams. Denn hier wird ein sehr eindrückliches Bild deutlich und unterstreicht die Schwierigkeit der Aufgabe für das Team von Mike McDaniel. Denn in der Bilanz von bisher drei Siegen in elf Spielen fehlt eines ganz offensichtlich: ein Auswärts-Sieg! Alle in den letzten 18 Jahren ausgetragenen fünf Spiele gingen mehr oder weniger deutlich verloren, die letzten beiden Aufeinandertreffen sogar mit einem spread von 19 bzw. 20 Punkten! 2018 duellierten sich die von Brock Osweiler und DeShaun Watson angeführten Teams und Houston fuhr mit 42:23 einen sehr überzeugenden Sieg ein. Es wäre mal an der Zeit, eine Premiere einzuleiten und den „schwarzen Fleck“ Houston von der Dolphins-Landkarte zu tilgen.

Die Defense: kommt Chubb zurück und eine Reaktion der Secondary?

Tilgen würden gerne sicherlich auch einige Spieler aus Miamis Secondary den Auftritt der letzten Woche. Gerade die CBs Ramsey und Kohou waren doch sichtlich überfordert und hatten einen schwarzen Tag gegen den Gast aus New York. Kendall Fuller war seine Abwesenheit wegen Concussion anzumerken und auch Jevon Holland spielt derzeit nicht seinen besten Football. Gegen eine der Statistik nach durchschnittliche passing Offense wäre in der Theorie eine verbesserte Reaktion angebracht. C.J. Stroud spielt zwar nicht einem Elite-Niveau – ihn zu unterschätzen wäre aber dennoch fatal. Zwar weist er nur ein QBR von knapp 88 auf und sein letztes Spiel mit einem dreistelligen rating war vor knapp zwei Monaten. TDs erzielen und den Ball bewegen bekommen seine Receiver und er aber dennoch hin.

In der angesprochenen Gruppe fehlt verletzungsbedingt Ex-Buffalo Bill Stefon Diggs. Ein Nico Collins erreicht abwer dennoch im Schnitt mehr als 100 Yards/Spiel , steht bei 832 Yards und 4 TD. Ein key matchup wird sicherlich sein Duell mit Ramsey und/oder Fuller werden. Wobei man auch Tank Dell sowie die beiden bisher nicht so häufig eingesetzten WR Robert Woods und TE Dalton Schultz außer acht lassen sollte. Zwar lässt Miami im Schmitt nur 212 Yards durch die Luft zu; Aron Rodgers knallte ihnen aber letzten Sonntag 300+ um die Ohren, im Schnitt lag das opponent passer rating jedes Dolphin-Verteidigers bei 104.5. Dies sollte C.J. Stroud nicht vollbringen, wenn man das Spiel gewinnen will.

Unterstützt werden könnte die Secondary auch durch einen verstärkten pass rush. Zach Sieler fast schon wie gewohnt mit einer beeindurcken Performance, die anderen Edge rusher aber nicht berauschend. Da tut es gut, dass Bradley Chubb wieder trainiert und in der Theorie eine Option für das nächste Spiel wäre. Hier sollte man allerdings vorsichtig sein und keine zu großen Erwartungen an den Spieler haben; er kommt nach fast 12 Monaten aus einer heftigen Verletzung zurück – so er denn überhaupt spielen kann. Es sollte aber auch ohne ihn gehen. . Zumal die Aufgabe rein statistisch gesehen leichter ist, zum gegnerischen QB vorzudringen und den in einen Fehler zu zwingen (den er in dieser Saison bei 15 TDs und 9 TDs nicht so häufig gemacht hat; mit 63% Completions wird er dann aber etwas ungenau). Bereits 41 Mal wurde Stroud in dieser Saison zu Boden gebracht, quasi drei mal pro Spiel. Höhepunkt war sein Kennenlernen des Turfs im Met Life – dort musste er acht mal zu Boden gehen.

Getragen wird die Offense der Texans ohnehin nicht von Stroud, sonderen von RB Joe Mixon. Auf dem Papier eine average rushing offense, macht sie „one trick pony“ Mixon zu einer ernstzunehmenden Gefahr. Im Schnitt mehr als 20 Carries pro Spiel, knapp 900 Yards und 11 TDs – Mixon ist die treibende offensive Kraft bei den Texanern. 46 First downs durch seine Läufe zeigen die offensive Marschrichtung und ein weiteres key matchup der Partie auf. Da trifft es sich gut, dass die Defense von DC Anthony Weaver zumindest gegen den Lauf in letzter Zeit recht überzeugend spielt; die ligaweit siebtbeste rushing defense hat in den letzten Wochen (seit Woche acht) nämlich noch einmal zugelegt und belegt in der Zeitspanne mit zugelassenen 589 Yards (unter 85/Spiel) hinter den Broncos Platz zwei der NFL. Die „Rückkehr“ von Anthony Walker Jr. dürfte hier eine gewisse Rolle gespielt haben. Der defensive Gameplan steht also so weit recht klar vor Augen: Mixon und das Laufspiel eingrenzen, den Ball in die Hände von Stroud legen und ihn vor die Aufgabe stellen, den Heimsieg mit dem Arm einfahren zu müssen. Nach den letzten Auftritten darf man durchaus gespannt sein, welchen Plan Weaver anlegen wird. Ohne Defense ist das Spiel zumindest nur schwer zu gewinnen gegen eine Offense, die im Schnitt knapp 24 Punkte macht.

Die Offense: wenn Stärke auf Stärke trifft, Gratmesser für die O-Line und das Playcalling

Stark ist nach der Rückkehr von Tua Tagovailoa auch die Offense der Fins. Zwar wird die ohne Odelll Beckham Jr. auskommen müssen, der am Freitag entlassen wurde. Einen hohen impact hatte er mit 9 Catches für 55 Yards aber nicht gerade. Zumal er Probleme hatte, die Bälle festzuhalten und sich ohne TD und mit lediglich 3 1st downs in neun Spielen eher als Missverständnis erwies. Apropos 3rd down conversions: 1/9 aus dem Jets-Spiel sind indiskutabel, gerade wo jetzt eine Defense auf die von Mike McDaniel und OC Frank Smith gecoachte unit wartet, die in der Verteidigung von 3rd downs ligaweit den sechsten Platz belegt. Es wird alles andere als einfach die Offense am Laufen zu halten – gerade wenn eben jenes in den letzten Spielen nicht wirklich gut funktioniert hat.

Besonders zu beachten ist: im Duell der passing Offense von Tua und Co. trifft eigene Stärke auf die Stärke des Gegners. Miami war in den letzten Spielen gut darin, sowohl die RBs (Achane) als auch TEs (Jonnu Smith) ins passing game einzubinden. Gerade hier liegt aber eine Stärke der Defense aus Houston, die sich Top 5-Verteidigung der NFL nennen darf. Gegen RBs im Pass liegt das Rating bei 78,2 – Miamis variabel einsetzbarer Läufer wird also ein hartes Stück Arbeit vor sich haben auf scrimmage Yards zu kommen. Ähnliches wird für Smith gelten, der sich einer Top 3-TE-defense gegenüber sieht. Schlüssel zum Sieg wäre es hier, die eigene Stärke in dem Bereich durchzudrücken und diese key matchups zumindest nicht deutlich zu verlieren.

Wenn Tua also Schwierigkeiten bekommen könnte, diese Teile seiner Pass-Empfänger einzubinden, sollte es zumindest doch mit Hill, Waddle, Washington, Cracraft und Co. klappen? Immerhin konnten die beiden Elite-Receiver am letzten Sonntag die 100 Yards kratzen (Waddlle 99) bzw. überbieten (Hill). Danach wird es aber schon dünn. Malik Washington und Julian Hill haben beide auf die Saison gesehen 18 targets, DuBose/Cracraft/Eskridge haben alle unter 40 snaps. Zusammen (!) kommen sie auf 5 targets. Es wird also viel auf Cheetah und den Pinguin ankommen, eine Defense vor Probleme zu stellen, die im Schntt keine 23 Punkte zulässt. Deren Secondary auch tief nur ein sub 92er passer rating zulässt – und diese Grenze setzt mit Myles Bryant CB Nummer vier! Hollman, Lassiter, Bryant, Stingley sowie die Safeties Bullock und Pitre – teilweise deutlich mit ratings unter 69! Besonders Stingley spielt hier beeindruckend gut. Von 72 targets kamen lediglich 33 an, drei wurden weggefischt – ein 46er-rating allowed!Natürlich kann man Houston schlagen durch die Luft – man wird sich aber ziemlich strecken müssen.

Wenn aber jemand dies zustande bringen kann, dann ist es Miami mit ihrem QB on fire. Zwar hat er eine nicht so gute O-Line vor sich und mit den Texans wartet ein durchaus ernst zu nehmender Pass rush auf ihn. Danielle Hunter (double digits), Will Anderson (9.5 sacks) und Tim Settle (5) bilden gemeinsam mit Derek Barnett eine durchaus starke Herausforderung für eine angeschlagene Protection, wo nicht klar ist, ob Armstead oder Lamm oder gar beide spielen können. Dürfte für den Hawaiianer also ein Spiel werden, das durchaus anspruchsvoll wird. Wo er den Ball schnell wird loswerden müssen. Wo er wenig Unterstützung durch Laufspiel bekommt. Wo es durchaus passieren kann, dass Miami Probleme bekommt, den Ball zu bewegen. ABER – und hier liegt der Schlüssel zum Sieg im NRG stadium – wenn nicht jetzt, wann dann soll der Bock umgestoßen werden? Hill, Waddle, Smith und Achane sind allesamt gut drauf im Receiving. Tua hat seit seiner Rückkehr nur in Green Bay unter 23 Punkte gebracht, in den letzten vier Spielen drei mal 30+. Er ist so präzise und akkurat wie lange nicht mehr, macht kaum Fehler und stellt sich offenbar als der Game manager heraus, der es sein kann. In den letzten vier Spielen hatte er nie unter 270 Yards passing. Wenn er ein Großer sein und die Dolphins noch in die Playoffs führen möchte, dann ist er am Sonntag in Houston aufgefordert, den Ball zu bewegen und Scores einzuleiten. Es wird schwer genug, weil die Texans den Fins einige ihrer Stärken wegnehmen könnten. Klar, es kann auch deutlich werden (wenn nichts klappt). Möchte man die „Finalrunde“ aber noch erreichen und nicht in ein paar Wochen die Saison beendet haben, muss man am Sonntag gewinnen. Eine Reaktion der Defense ist zu erwarten, ein starker Tua zu erhoffen. Denn nur dann geht die Jagd nach dem siebten Platz der AFCauch weiter.

#Go Fins! und holt euch den Auswärts-Win

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