An diesem Sonntag ist es also so weit. Am 11.Spieltag der NFL haben nach etwas über der Hälfte der Saison auch die Miami Dolphins ihre Bye week und spielfrei. Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen und „Midseason awards“ zu vergeben. Die Kategorien sind dabei eine Mischung aus klassischen Einteilungen, aber auch ganz subjektive Aspekte. Gerne dürft ihr alle darauf reagieren, kritisieren und selbst abstimmen, wen der Fins ihr für das bisher Geleistete auszeichnen möchtet. Ich beginne zunächst mit einigen kleineren Awards.
- Das Play der bisherigen Saison
Nichts verkörpert den neuen offensiven Stil der Dolphins so wie dieser Spielzug, den ich hier herausheben möchte. Es gäbe sicherlich einige plays aus Woche 2 oder 3, die sich ebenfalls anbieten würden. Für mich machte aber schon in Woche 1 gegen die Patriots der ausgespielte vierte Versuch kurz vor der Halbzeit deutlich, was das offensive Coaching bedeuten und das Miami in der Saison durchaus Risiken eingehen würde. Bei 4.&7 an der gegnerischen 42, bei noch 24 Sekunden im zweiten Viertel einen Pass-Spielzug von Tua auf Waddle zu callen, war ein Teil der neuen offensiven Identität, die man installieren wollte. Der erzielte TD sowie die perfekte Ausführung durch den QB war und ist für mich ein Symbol der bisherigen Saison und hat diesen Award verdient.
- Der MSP – der most surprising player Award
In der durch mich geschaffenen Kategorie MSP hatte ich die Wahl zwischen zwei Spielern, jeweils einer in Offense und Defense. Da die Dolphins bei dem defensiven Spieler aber schon durch den signing bonus das Potential anzeigten und er an einer anderen Stelle noch eine Auszeichung erhält, entscheide ich mich klar für Trent Sherfield. Denn wer hatte dem WIde Receiver, den McDaniel aus San Francisco mitbrachte, zugetraut eine ernsthafte Rolle zu übernehmen? Von Vanderbilt 2018 undrafted in die Liga gekommen und während der FA nach Miami verpflichtet, musste ein spot im 53er roster der Fins in Zweifel gezogen werden. Viele snaps durfte man von ihm nicht erwarten, geschweige denn receiving yards. Nun aber hat Sherfield bereits knapp 500 snaps auf dem Buckel (366 offense, 131 special Teams) und dabei nicht nur zwei Tackles gesetzt. Weit meh sogar! Er steht nach 10 Spielen bei 30 targets, 22 Receptions für knapp 250 Yards, 12 erzielten First Downs und einem TD. Er hat sich zur Anspielstation Nummer drei bis fünf bei Tua gemausert und mehr als nur auf sich aufmerksam gemacht. Wer das erwartet hatte, darf sich mit Fug und Recht Experte nennen
- Offensive Rookie of the year
Hier wird es einem zwar durch die bloße Anzahl recht leicht gemacht (WR Erik Ezukanma wurde bislang nicht eingesetzt. Die UDFAs wie Braylon Sanders oder Tanner Conner konnten bisher wenig auf sich aufmerksam machen. Ganz anders ist dies (notgedrungen) bei QB Skylar Thompson der Fall. Überzeugend in der Preseason, hätte man wohl nicht vorhergesagt, dass der 7th round Rookie ein Spiel würde starten (müssen) und insgesamt 97 snaps zur Saison-Mitte auf der Uhr stehen hätte. Dabei zeigte er sowohl gegen die Jets als auch die Vikings gute Ansätze und es scheint, als er könne er Teddy Bridgewater von seinem Backup spot verdrängen. Er durfte den letzten drive gegen die Browns spielen und hat damit bisher nicht weniger snaps als Teddy gesehen – im Gegenteil! Sie liegen beide bei 97 und schon allein deswegen hat sich Skylar Thompson den Team – internen OROTY verdient.
- Der defensive Rookie des bisherigen Jahres – auch der Rookie of the year bisher
Das große Fragezeichen vor der Saison (zumindest bei mir) hat sich zu einem Ausrufezeichen gemausert und die beiden Titel (Dolphins-related) defensiver Rookie des Jahres, aber auch den Titel Rookie des Jahres redlich verdient. Keiner der Experten hatte Kader Kohou, Absolvent von Texas A&M Commerce und in Abidjan in Cote d`Ivoire (auf deutsch: Elfenbeinküste) geboren, auf irgendeiner Liste auch nur im Mittelfeld stehen. Die Dolphins zahlten ihm aber 30.000 Dollar signing bonus und damit sehr viel für einen UDFA, was zunächst fragende Gesichter hervorrief. Das er nach der Vorbereitung eine Chance aufs roster haben würde, war zwangsläufig. Was dann in der Saison allerdings folgte, war beeindruckend. Die Verletzungen in der Secondary machten es nötig, dass Kahou einsprang. Was soll man groß sagen? Darth Kader lieferte, King Kohou war next man up und ist aus der Start-Formation der Fins nur schwer wegzudenken. Dies belegen nicht nur die 417 defensive snaps, die Kader auf dem Platz stand. Er sieht neben Xavien Howard aufgestellt zwangsläufig die meisten targets, 52 an der Zahl. Er hat aber bislang nur 386 Yards und 2 TDs kassiert. 5 Pass deflections und ein forced fumble unterstreichen diese Leistungen. Natürlich ist er kein Sauce Gardner und der Titel der Liga-Rookie-Krone wird keinen Case für seinen Namen haben. Für das Spiel der Miami Dolphins ist aber Kader Kohou ein unerwartet hoher Gewinn.
- Der MIP – most improved player
Ich glaube, dass sich die Frage des Spielers, der sich im Vergleich zu 2021 am meisten gesteigert hat, sehr leicht beantworten lässt und wir mit dieser Kategorie bereits in die nächste (und wichtigste) Diskussion hinüber wechseln könnten. Der Leistungs-Sprung bei unserem QB Tua Tagovailoa ist offensichtlich. Natürlich – und das werfen einige Experten immer noch ein – muss der Hawaiianer seine zeitweise etwas unterworfenen langen Bälle begrenzen und konstant über eine Saison die momentanen Leistungen zeigen. Er wird auch nie der QB werden, der den Dolphins alleine reihenweise die Spiele gewinnt und die Liga dominiert. Muss er aber auch gar nicht. Miami ist in die Saison gestartet und hat ein supporting cast um einen QB gebaut, dem viele schon die Eignung als starter in der NFL abgesprochen hatten. Natürlich helfen ihm die besseren Begleit-Umstände. Die Zahlen, die Tua aber derzeit (wenn er fit ist) auf den Rasen zaubert, sind aber alleine durch Tyreek Hill, Mike McDaniel, das QB-freundliche Schema oder den Spielplan nicht zu erklären. Das Improvement im Spiel des Alabama-Alumnus ist unverkennbar und bräuchte alleine viel Platz. Ich beschänke mich exemplarisch auf 71% completion (Rang 2 NFL-weit), 283 Yards/game (Platz 4), 83,7 QBR (Platz 1), ein 118.4er rating (1), 9.1 Yards/Pass attempt (1) oder 3,13 sack percentage (Platz 2 der NFL). Mindestens Top 10-QB der Liga und damit sicher um 13 Plätze verbessert im Vgl. zur Vorsaison; damit hat er sich den Titel absolut erarbeitet.
- Most valuable player der Miami Dolphins
Die Frage, welcher der Spieler aber nun der bisher prägende Faktor der Miami Dolphins war, ist so ohne Weiteres nicht zu beantworten. Für Rahhem Mostert, den erstaunlich starken und nicht verletzten RB, spricht dabei nicht gerade viel. 543 Yards und 3 TDs sind beileibe nicht wenig, die Nachjustierung mit Jeff Wilson wird ihm sicherlich etwas helfen. Dennoch ist Laufen ja bisher nicht der prägende Teil im Spiel der Dolphins.
Das sieht bei den Pass-Empfängern schon anders aus. Jaylen „Pinguin“ Waddle kann hier mit 878 passing yards und 6 TDs sicherlich als Alternative angesehen werden. Dennoch fällt er wohl aus, da sich ein anderer WR deutlich in den Vordergrund gespielt hat und den prägenden Teil der Miami passing-Offense darstellt. Denn Tyreek Hill legt mit 1.148 Yards und 4 TDs eine historisch gute Saison hin und er scheint mit seinem forcierten Trade nach South Beach verdammt viel richtig gemacht zu haben. Ob man hier aber nun Hill, Tua, Waddle oder Mostert die MVP-Krone zuschustert, sie ist in erster Linie in der Offense abzugeben. Ich würde sie ebenfalls Herrn Tagovailoa verleihen. Das trotz der sehr starken Leistungen diese Auszeichnung aus meiner Sicht weder defensiv noch in der O-Line zu verorten ist, darf gerne diskutiert werden. Ich werde Tua (den „King of 3rd down“) als Würdenträger wählen. Ein Liga-MVP wie Mahomes, Rodgers in den letzten Jahren oder Dan the man ist Tua aber (noch?) nicht. Dennoch darf man mit dem Verlauf der bisheigen Saison durchaus zufrieden sein! Wollen wir hoffen, dass es mindestens genau so gut weitergeht und die Fins anschließend in einen langen Playoff-run abbiegen. #FinsUp #bye week #Award Zeit
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