Nach der Bye-Week: Stottert der Motor der Miami Dolphins oder kommt das Team wieder auf Touren?

WAS: NFL Week 11, Miami Dolphins (6-3) vs. Las Vegas Raiders (5-5)

WANN UND WO: Sonntag, 19.11.2023, 19 Uhr deutscher Zeit im Hard Rock stadium, Miami Gardens/FL.

WO ZU SEHEN: Das Spiel ist bei DAZN live als Einzelspiel empfangbar (mit Football-Urgestein Günter Zapf), sonst natürlich auch via Game Pass oder der NFL Redzone oder der DAZN #ENDZN (hier kommentiert Simon Sterzer)

Ich hoffe, dass ihr alle, liebe DolFans, die vergangene Woche ohne Dolphins-Football zur Erholung und zum Kraft Sammeln genutzt habt. Das Team hat dies auf jeden Fall getan und neue Kraft getankt. Im Vorfeld des am Sonntag anstehenden Spiels gegen die Las Vegas Raiders hat sich der injury report zumindest etwas gelichtet und auch die IR-Liste ist nicht mehr so stark bevölkert wie vor einigen Wochen. Zwar steht Devon Achane immer noch drauf, sein Trainings-Fenster wurde aber „geöffnet“ und er ist zumindest wieder limited dabei. Er wird am Sonntag also spielen und seine PS auf den Rasen bringen können. Von der Liste wieder runter ist zudem WR River Cracraft. Das hatte zur Folge, dass man im Zuge dessen sich von WR Robbie Chosen getrennt hat. Im WR room ist also wieder die gewohnte Tiefe eingezogen.

Während in Las Vegas die Formel 1 zu Gast ist, empfangen die Dolphins das Team der Las Vegas Raiders, die im Rennen um die Playoffs ihrem Headcoach, dem OC und dem GM die „schwarze Flagge“ gezeigt und einen fast kompletten Neustart hingelegt haben. Mit lediglich drei Siegen fast aussichtlos zurück, haben sie Siege gegen die Giants und Jets wieder zurück ins Rennen um die Playoff-Ränge der AFC gebracht. Allerdings sind die Gegner nicht gerade in der Pole Position der NFL zu finden und die Siege waren mehr oder minder souverän. Zudem spricht in 2023 die Serie der Heim- (Miami ist dieses Jahr zu Hause noch ungeschlagen) und Auswärts-Auftritte (Las Vegas hat das erste Gastspiel in Denver gewonnen, seitdem in Buffalo, LA, Chicago und Detroit ein L notieren müssen) ebenfalls für das Team von Mike McDaniel. Miami hat zudem das letzte Duell daheim gewonnen. Den letzten Sieg in Florida fuhren noch die Oakland Raiders ein, nach dem Umzug ist die franchise bei den „Delfinen“ noch ohne zählbaren Erfolg. Legendär bei den Aufeinandertreffen mit den „Räubern“ sicherlich der Wurf unseres ehemaligen QBs, Ryan Fitzpatrick, der mit umgedrehtem Hals und dem Hand eines Gegners im Gesichtsgitter noch eine lange Rakete aus dem Arm zauberte.

1. Die passing Offense der Raiders – mehr als Davante Adams?

Apropos Zaubern: durch den ehemaligen Coach wurde bei den Raiders Viertrunden-Rookie-QB Aidan O´Connell aus dem Hut gezaubert. Man vertraut auch auf Seiten der Fans dem Veteranen Jimmy Garropolo nicht mehr, so dass der Absolvent von Purdue ins Rennen geschickt wurde und wird. Zwar gehört er nicht zu den besten Boliden auf seiner Position und selbstverständlich muss er sich an Tempo und Geschwindigkeit in der Liga noch gewöhnen – seine Starts gegen die beiden New Yorker franchises waren aber immerhin okay. Natürlich wird er nicht wie ein Ferrari behandelt, sondern eher vorsichtig und konservativ eingesetzt. Kaum lange Pass-Versuche, eher das typische „Kurzpass-Gewichse“, kurze Pässe nach außen und geringes Risiko. Seine O-Line unterstützt ihn dabei einigermaßen; die ist eher durchschnittlich im Liga-Vergleich.

Die größte Unterstützung erhält er im passing game durch ein sehr gut aufgestelltes Receiving squad. Die Annahme, dass es sich lediglich um Elite-WR Davante Adams handelt, ist eher eine falsche Annahme. Zwar hat der Ex-Packer in diesem Jahr in den Top 15 der Liga bei Receiving Yards etabliert; allerdings konnte er lediglich drei TDs erzielen. Er teilt sich den Workload aber mit Ex-Patriot Jakobi Meyers (463 Yards, 5 TDs), Josh Jacobs im Receiving (253 Yards) sowie zwei starken Tight Ends (Michael Mayer und Austin Hooper). Das sieht auf dem Papier stark aus, ist auf dem Platz allerdings nur eine unterdurchschnittliche Passing Offense. Auf der anderen Seite wartet die Miami-Defense.

Dort hatten die angeschlagenen Spieler in der Secondary Zeit sich zu erholen und den Motor wieder auf Hochtouren zu bringen. Die CBs Xavien Howard und Nick Needham, die Safeties Elliott und Holland, Elite-Verteidiger Jalen Ramsey – DC Vic Fangio hat zum ersten Mal in der Secondary seine ganzen „Renn-Autos“ mit dabei. Wenn es dem pass rush, so wie in den letzten Wochen auch, weiterhin gelingt, Druck auf den jungen O´Connell auszuüben, dann wird er Fehler machen. Ramsey kann es sicherlich mit Adams aufnehmen, Howard kennt Meyers noch aus den Duellen mit Boston.

Generell wird man abwarten müssen, ob sich O´Connell mehr zutraut als die gegnerischen QBs in den letzten Spielen. Patrick Mahomes hat Jalen Ramsey drei mal angeworfen, ebenso Mac Jones. Man hat subjektiv den Eindruck, dass Ramsey nach seiner Gesundung gemieden wird und er somit den gegnerischen Receiver aus dem Spiel nehmen kann. Key to win wäre demnach nicht das Duell zwischen Adams und Ramsey, sondern ein Matchup zwischen Meyers und Howard.

Howard hat in diesem Jahr in seinen sieben Spielen bisher 178 Yards und einen TD abgegeben; das gegnerische passer rating liegt bei unter 75 (Jalen Ramseys Rating liegt übrigens bei 30…). Wenn wir uns auf diese beiden verlassen können und die Adams/Meyers aus dem Spiel nehmen können, dürften auch die anderen brillieren. Needham und Kohou können sich die Rolle im slot teilen und würden outside nicht verbrannt. Holland und Elliott könnten als Safeties tief unterstützen und auch Freiheiten haben, mal auf Quarterback-Verfolgung zu gehen.

Beim pass rush lässt sich das „System Fangio“ schon deutlich ablesen – gerade auch im Vergleich zu den Raiders. Bradley Chubb (bei ESPN und Pro Football Reference mit 6 sacks angegeben), Wilkins (4.5), van Ginkel und Sieler (4) sowie Jaelan Phillips (3.5) – fünf Spieler der Dolphins haben in dieser Saison mindestens 3.5 Sacks zu bieten und verteilen den Druck auf verschiedene Schultern, machen es für den Gegner sehr schwer zu erkennen, wo der Druck auf den QB herkommen wird. Hier hat das defensive Mastermind Fangio durchaus Optionen, den Rookie-QB auf der anderen Seite vor Probleme zu stellen. Wenn das dem Team von Mike McDaniel gelingt, ist dies schon ein wichtiges Stellschräubchen, damit der Motor auch defensiv nicht hochgehen kann.

Die Las Vegas Raiders sind im pass rush im Wesentlichen auf Max Crosby angewiesen. Nahezu 40% der Sacks des gesamten Teams hat er erzielt. Zwar kann er sich gegen eine schwächelnde Dolphins-O-Line sicherlich zeigen. Tuas schneller release und die Rückkehr von Terron Armstead könnten dem aber Vorschub leisten. Zwar kommt Crosby in erster Linie über rechts und wird damit auf Eichenberg (der RG spielen wird) und Austin Jackson treffen. Eine Rückkehr von Armstead in die Line kann aber zumindest helfen, den weiteren Druck von Tua abzuhalten.

Da Guard Robert Hunt ausfallen wird, dürfen sich die Dolphins wohl mit dem Guard-Duo Cotton-Eichenberg anfreunden. Wynn ist noch auf IR, Robert Jones zumindest fraglich – hier stottert der offensive Motor der Dolphins und Las Vegas hat eine Möglichkeit, Druck aufzubauen. Wenn die Raiders nämlich eins relativ gut können, dann Pass-Verteidigung.

Die Dolphins-Offense – rast sie einfach über die Defense der Raiders hinweg?

Die achtbeste passing defense der Liga wird man ja nicht grundlos – auch wenn die letzten Gegner Giants und Jets hießen. Statistisch gesehen ist sie sogar besser als die der Dolphins. Nun aber kommt die beste Offense und die beste passing Offense auf Las Vegas zu. Klar, Jaylen Wadlle ist nicht bei 100%. Sicher, Braxton Berrios droht auszufallen. Natürlich, River Cracraft kommt erst von der Verletzung zurück. ABER: Miami hat den Speed. Ohne Safety-Unterstützung (Moehrig und Epps machen ihre Sache recht gut) wird es gegen Hill und Waddle nicht gehen. Das schafft Plätze für die Running Backs.

2. Das Running game der Dolphins

Diese Tiefe besitzt, sollte unser Rookie-RB spielen können, auch das RB corps – was gerade gegen die Raiders ein Schlüssel für ein erfolgreiches Spiel sein könnte. Gerade gegen den Lauf sind die Raiders in dieser Saison anfällig und ein lahmer Trabant. Sie stellen die bisher 29. run defense und lassen im Schnitt in den Spielen über 135 Yards zu. Außerdem haben sie mit 10 TDs bereits annähernd so viele Scores durch den Boden zugelassen wie dies aus der Luft passiert ist (11 TDs). Wenn der Gegner über die 125 Yards rushing kam in diesem Jahr, mussten die Raiders das Feld stets als Verlierer verlassen.

Devon Achane, der in dieser Saison sehr starke Raheem Mostert (9 Spiele, 605 Yards und 11 TDs rushing. Klar auf Kurs 1.000 Yards, wenn er den Schnitt von 67 Yards/Spiel beibehalten kann) und Jeff Wilson können den workload nun wieder verteilen und sich als „dreiköpfige Hydra“ gegen Las Vegas austoben.

Das running game der Raiders – alles Jacobs oder was?

Das running game ist für die Las Vegas Raiders in den letzten Wochen ebenso entscheidend gewesen. Zwar weist die Statistik das rushing der Mannen von Bo Hardegree lediglich Platz 30 der NFL mit knapp 83 Yards pro Spiel aus. Im Zeitraum nach der Entlassung des ehemaligen HCs Josh McDaniels, des OCs Mick Lombardi sowie des GMs Dave Ziegler haben die Mannen des Interims-Trainers Antonio Pierce konnten beide Duelle gegen die „New Yorker franchises“ der Giants und der Jets gewonnen werden, das auch mit Hilfe des Laufspiels. 125 respektive 148 Yards wurden erzielt, 32 bzw. 34 rushing attempts unternommen. Die Raiders sind hier allerdings auf die Produktion ihres Star-RBs Josh Jacobs angewiesen. Er ist der Spieler mit den meisten Carries der gesamten Liga (bereits 186) und hat in der Production ligaweit den dritten Platz inne. Ein klassisches „one trick pony“, dem man die big plays nehmen muss, weil er sonst das nächste Level erreichen kann. Der Durchschnitt seiner Carries (3,3 Yards) zeugt nicht gerade von großer Gefahr – allerdings konnte er gerade in der letzten Woche das ein oder andere gute Laufspiel auf den Turf brennen; das sollte Miami unbedingt verhindern.

In dieser Saison muss man sich aber bei Miami keine großen Sorgen machen; gerade LB David Long Jr. oder die DTs sind in der Lauf-Verteidigung im Liga-Durchschnitt angekommen. Unter 1000 Yards und „nur“ neun rushing TDs wurden zugelassen. Mit einer engeren Box sollte man auch Jacobs in den Griff bekommen können.

Wenn man ein Fazit ziehen möchte, dann sollte man sich vor dem Spiel eher keys to lose statt keys to win suchen; die Miami Dolphins sind im Vorfeld des Sonntags doch klarer Favorit. Wenn man die Basics des Football beherzigt und die eigenen Ballverluste minimieren kann, dann sollten Las Vegas die Mittel fehlen (gerade defensiv sowie offensiv durch den Rookie-QB), die Dolphins in der Hitze Floridas schlagen zu können. Wenn das Thermometer denn die 80°F überschreitet und die Raiders in den klassischen schwarzen Jerseys antreten dürfen, kommt dies zu der sportlichen Komponente noch zusätzlich hinzu. Dann dürfen die Gäste in der Sonne braten, was den Motor hochgehen lassen kann, wenn man nicht aufpasst. Längere drives aufbauen durch Hilfe eines guten und gut verteilten Laufspiels, die gegnerische Defense müde spielen und den ein oder anderen shot auf die freien Receiver suchen, dann sollte zumindest die Offense weit vorne liegen. In der Defense die (wenigen) Playmaker kontrollieren (Adams, Jacobs, Meyers), den Rookie-QB unter Druck setzen und zu Fehlern zwingen, die von der „No fly zone“ zu Turnovern umgemünzt werden können, dann sollten die Miami Dolphins auch nach der Bye Week im Rennen um den Titel der AFC East gute Karten haben.

#Finsup!

Tobi

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