Das letzte Spiel der regular season als „mirror game“ – Ein „Spiel der Enttäuschten“ oder „Frinton game“?

WAS: NFL Woche 18: New York Jets (7-9) @ Miami Dolphins (8-8)

WANN: Sonntag, 08.01., 19:00 Uhr PM deutscher Zeit, Kickoff ist um 13 Uhr Ortszeit.

WO UND WIE ZU SEHEN: Hardrock stadium, Miami Gardens/FL. Geplant ist die deutsche Übertragung (neben dem Game Pass und diversen Streams) zunächst lediglich auf ran.de; ich gehe aber davon aus, dass man im Rahmen einer „AFC East-Konferenz“ neben des geplanten Live-Spiels der Bills und Patriots auch dieses Spiel in Auszügen zeigen wird.

DAS ENDE DER REGULAR SEASON – AUCH DAS ENDE DER SERIE?

Willkommen, liebe Miami DolFans aus dem deutschsprachigen Raum! Am letzten Spieltag der regular season stehen die Miami Dolphins mit dem Rücken zur Wand. Nach einer – teilweise recht unnötigen – Niederlagen-Serie von 5 Pleiten am Stück hat man das Heft des Handelns eines Playoff-Einzugs final nach Boston abgegeben und kann diese nur noch mit Schützenhilfe und einem Sieg der Buffalo Bills gegen New England erreichen. Fun fact und für die inneren Monks: 3 Siege – 3 Niederlagen – 5 Siege – 5 Niederlagen. Geht es nach diesem Spiegel, sollte der Heimsieg schon vorbestimmt sein. Aber das waren vor einem Monat auch die Playoffs – und die sind nun weiter weg als jemals zuvor. Ob verdient oder nicht, wessen Stuhl wackelt, wie drastisch und konsequent die Veränderungen sein werden und letzten Endes am „black monday“ (traditionell der Tag vieler Trainer-Demissionen) Mike McDaniel schon wieder seinen Hut wird nehmen müssen – das alles ist an diesem Sonntag aber herzlich egal! Das Einzige, was wirklich zählt, ist ein eigener Heimsieg gegen die (voraussichtlich) bereits vom Playoff-Zug eliminierten „grünen Jungs“ und die Schützenhilfe des AFC East-Primus. Das hätte vor sechs Wochen sicherlich auch niemand zu träumen gewagt.

DAS „FREDDY FRINTON – DILEMMA“

Der englische Komiker, bekannt von Silvester, wird nicht mehr bei den Dolphins anheuern. Seine legendäre Frage „the same procedure?“ lässt sich bei dem Team aus Miami auf mehrere Situationen anwenden und an dieser Stelle muss leider die QB-Situation hinzugezogen werden. Zwar ist es auf den ersten Blick so, dass Tua 13 Spiele starten konnte und Bridgewater/Thompson (mit Sonntag) nur vier. Das erzählt aber nur die halbe Wahrheit. Denn in mehreren Spielen – unter anderem auch im Hinspiel – musste ja während des Spiels umgestellt werden und die Anzahl der Spiele, in denen der QB von Anfang bis Ende durchgespielt hat, ist fast kleiner als die Zahl der Wechsel. Gegen die Jets werden der Hawaiianer und sein Vertreter Bridgewater wohl nicht zur Verfügung stehen, so dass neben Skylar Thompson mit seinem zweiten NFL-Start unter der Woche Mike Glennon als veteran emergency QB zur Verfügung stehen wird. Man sollte hier an den 7th round rookie keine zu hohen Ansprüche stellen, so dass es auf die Offense schon einen gewissen Einfluss haben wird, wenn statt des „Miami native“ Teddy B. dann wieder der Rookie starten sollte. Stand heute (Freitag Abend) wird der 2022er-Absolvent von Kansas State das Team auf den Platz führen – but you´ll never know. The same procedure as every game, also ein verletzungs-bedingter QB-Wechsel wie so oft in dieser Saison – bitte, bitte nicht. Irgendwann muss das doch mal ein Ende haben. Zumal mit Cedrick Wilson Jr. ja auch der Reserve-Emergency-QB angeschlagen ist…

Der Quarterback-Spiegel – different team, same problem?

Quarterback-Probleme anderer Art haben hingegen das Team von Robert Saleh durch die Saison begleitet. Hier kommen die Jets mit Joe Flacco (3), dem zwischenzeitlich ausgebooteten Zach Wilson (9), dem Ex-Dolphins-Practice squadler Chris Streveler (1) und Mike White (4 starts) auf sogar vier starting-QBs. Deren Tauscherei hatte aber nur wenig mit Verletzungen zu tun, sondern war in erster Linie der Tatsache geschuldet, dass es konstant keinem aus dem Quartett gelang, eine nachhaltig konstant gute Offense auf die Beine zu stellen. Der ehemalige 2nd pick Wilson dürfte seine Zelte bei den Jets auch mittelfristig abbrechen müssen. Joe Flacco ist schlichtweg zu alt, Mike White wohl nicht konstant gut. Es wird in der Offseason im „Big apple“ schwer im Blätterwald knistern und viele Namen durchs Dorf getrieben werden – ob dies nun Jimmy G., Derek Carr, ein neuer Rookie oder Lamar Jackson sein werden. Passenderweise steht der starter für Sonntag auch nicht fest, da der eingeplante Mike White aufgrund einer Rippen-Verletzung nur eingeschränkt trainieren konnte und sein Status während der Erstellung dieses Berichts auf OUT geändert wurde…

Da neben ihm die gesamte Offense schwächelt, ergeben sich für die Miami Dolphins sicherlich trotz angespannter Personal-Lage in der Defense einige Möglichkeiten. In den letzten vier Spielen krankt das New Yorker Laufspiel, es wurden maximal 75 Yards auf dem Boden produziert. Gegen eine den Lauf recht gut verteidigende D-Line der Fins sollte dies im Griff behalten werden können. Fraglich ist, was gegen eine angeschlagene Secondary aus Miami für die Jets möglich ist. Xavien Howard hat immerhin wieder trainiert und dürfte zurückkehren. Ebenso wie Bradley Chubb und Safety Eric Rowe ist ein Einsatz nicht gesichert, aber denkbar. Dies dürfte einem Pass-Spiel der Jets, die in den letzten Wochen auch kaum Zählbares aufs Board gebracht haben, schon Schwierigkeiten bereiten. Der Einzige, der in den letzten vier Wochen TDs erfangen konnte, ist C.J. Uzomah. Aber auch seine zwei TD-catches gegen Detroit konnten nicht verhindern, dass auch die Mannschaft von Robert Saleh 5 Pleiten am Stück mit im Gepäck nach Miami bringt. Zwar besteht die Offense neben Uzomah (133 Yards in den letzten 5 Wochen) noch aus Tyler Conklin (150 Yards in den letzten 5 Spielen) – daran erkennt man auch, wie gerne in den letzten Wochen die TEs bei den „Grünen“ gesucht werden. Hier wird es ein key to win für die Dolphins sein, die kurzen und mittleren Pässe durch die Mitte (sei es durch LBs oder einen Safety – Eric Rowe, wenn fit – verteidigen zu lassen. Leider, da liegt das Problem, zeichnen sich doch eben diese Spieler nicht gerade durch sehr gute coverage aus. Jerome Baker (knapp unter 100er passer rating zugelassen), Eric Rowe (106), Elandon Roberts (122) oder Duke Riley (104) und Jaelan Phillips (108) sind keine Coverage-Monster. Es wird spannend, ob die Offense von Mike LaFleur hier Reizpunkte gegen DC Josh Boyer und seine Fins-Defense setzen kann – versuchen werden sie es (höchstwahrscheinlich) auf jeden Fall. Wie gesagt, Conklin und Uzomah wurden in den letzten Wochen bereits häufiger eingesetzt.

Die eigentlich guten bis sehr guten Wide Receiver sind zumeist eher selten gefunden worden. Ein Grund hierfür, und das ist der zweite key to win, muss aus Sicht der Dolphins der Druck des pass rush auf den QB sein. Sieben pressures auf Mac Jones letzte Woche war alles andere als überzeugend. Wenn der New Yorker QB sich ähnlich in der pocket wird einrichten dürfen, ist es fast egal, wer da startet. P.S. sieben pressures zugelassen hat Liam Eichenberg auf der anderen Seite am Sonntag alleine…Entgegen kommt dem Pass rush um Phillips, Chubb, Ingram und Co. die O-Line der grünen Herren. Brown, Fant, Herbig – alle für Sonntag out. Guard Duvernaj-Tardiff ist mindestens mal questionable. Tomlinsson, McGovern, Feeney, Ogbuehi, Remmers – die Line stellt suich quasi von alleine auf. So weit ich das 53er-roster überblicke, müssen sie schon Hilfe aus dem PS holen, um die starter auswechseln zu können. Ob das bedeutet, dass wir Ex-Dolphin Adam Pankey sehen werden, muss man abwarten. Hieran merkt man aber, wie zusammengewürfelt die protection ist und wie Miami den Druck erzeugen kann. Setzt man die Jets mit konstant hohen pressures unter Druck, kann man sie offensiv gehörig limitieren. Denn sie haben mit Garrett Wilson schon einen 1.000 Yard-Receiver in den Reihen und mit Elijah Moore und Corey Davis weitere gefährliche Waffen. Wenn die Bälle aber gar nicht erst dort ankommen, dann wird ja nicht nur defense, sondern auch Miamis Offense entlastet werden können.

Der nächste Spiegel – was machen die Jets mit der Dolphins-protection?

Die zweite große Baustelle neben der Secondary stellt für Miami momentan die Offensive Line dar. Die war in der letzten Woche ohne Terron Armstead ein gutes Stück weniger gut als auch mit ihm. Wenn dann während des Spiels auch noch Ersatzmann Kendall Lamm verletzt vom Feld muss, ist an eine geordnete protection nicht zu denken. PFF.com hat in 45 pass blocking snaps 21 pressures notiert. Bei jedem zweiten Pass stand der QB also gehörig unter Druck. Wenn man bedenkt, dass es am Anfang mit Lamm noch ganz okay aussah, weiss man, wie verheerend es danach gewesen ist. Gegen eine Top 3-defense der Liga kann man sich das nicht erlauben. Quinnen Williams (12 sacks), Car Lawson (7) und John Franklin-Myers (5 sacks) werden selbst gegen eine solide O-Line immer wieder bei Thompson anklopfen.

PFF ist jetzt nicht DER Gradmesser, aber: gegen die Patriots hatte Robert Hunt (52,1 grade) neben angesprochenem Eichenberg (36er! – rating) einen miesen Tag. Das darf ihm gegen die Jets nicht noch einmal passieren. Generell ist aber auffällig, dass vom ersten Anzug drei Spieler gute bis sehr gute PFF-Grades haben. Connor Williams (nach PFF fünfbester von 39 Centern), eben Robert Hunt (13. von 79 Guards), Armstead (14. von 80 Tackles) – das sieht sehr solide aus und sollte am Sonntag einiges abhalten. Das Problem sind die anderen beiden Positionen. Robert Jones (gegen die Pats „nur“ mit 4 snaps im ST – übrigens auch wie Michael Deiter) ist bei PFF an 42 von 79 Guards. Das ist okay. Warum der nicht anstelle der anderen Jungs eingesetzt wurde, muss man O-Line-Coach Matt Applebaum und OC Frank Smith schonmal fragen dürfen. Ebenso die PFF-ratings von Greg Little (von 80 Tackles 80.), Austin Jackson (IR) oder eben Eichenberg (74. von 79 Guards). Ist Deiter so kacke, dass er schlechter ist als entweder Eichenberg auf Guard oder auf Center, wenn Williams auf Guard (seine angestammte Position) rutscht? Das sollte man nicht nur im Hinblick auf Sonntag hinterfragen. Nicht mithelfen kann hier übrigens Eric Fisher. Wer erinnert sich nicht an seine legendären snaps im Trikot der Fins? Mindestens so legendär wie die snaps von Aqib Talib vor einigen Jahren ;-). Anzahl bei beiden: null! Fisher ist verletzt und wurde auf IR gesetzt, Geron Christian nachverpflichtet. Einsätze von Armstead und Lamm wären wichtig, stehen aber Stand 19:30 am Freitag noch nicht fest, sind unsicher. Ansonsten wird es zu erheblichem Druck der Jets führen.

Wie bereits erwähnt: die Jets haben eine Elite-Defense. Die hört nicht beim pass rush auf. Gerade in der Pass-Verteidigung sind die Herren um Gardner oder DJ Read (20 bzw 12 passes defended, 2 bzw. 1 INT) auf allerhöchstem Niveau unterwegs. Hier Mittel und Wege zu finden, um Waddle und Hill in für sie gute matchups zu bekommen plus vielleicht Trent Sherfield als „target under radar“ gegen einen aus der zweiten oder dritten Reihe der Secondary öfter einzusetzen, wird ein weiterer Schlüssel zum Erfolg sein. Geno Smith hat letzte Woche gezeigt, wie man effektiv gegen die defense der Jets punkten kann. Ein weiterer Schlüssel war aber das Laufspiel – und auch hier ist Mike McDaniel gefordert, dies auf den Turf zu bekommen.

Laufen gegen die Jets, damit es mit den Playoffs läuftGegen die Seahawks kassierten die Jets 198 rushing yards, gegen die Jaguars 147, gegen die Lions 107 Yards – im Hinspiel ebenfalls 137 Yards und 2 TDs. Gegen die Jets können also auch die Dolphins das Spiel über den Lauf aufziehen. Raheem Mostert hat in zwei career games gegen New York 205 Yards und 2 TDs in seiner Vita stehen – der kann das also. Die rushing offense ist besser, als Platz 27 aussagt. Dreistellige Yards-Zahlen sind am Sonntag mit ein Schlüssel zum Erfolg. Durch den Lauf die Drives verlängern, mit der Offense die eigene Defense entlasten und 3rd downs konvertieren – das ganz normale Football-ABC auf den Platz bringen, dann können die Dolphins Revanche für die Hinspiel-Niederlage nehmen. Macht Mostert 80 Yards, kommt er in dieser Saison auf 900. Für die magische Zahl von 1.700 Yards (100/Spiel im Schnitt) fehlen den Fins 176. Es gibt aber durchaus auch andere Statistiken, die am Sonntag eine Rolle für den Erfolg spielen können und einige franchise-Rekorde verbessert werden. Natürlich wird es schwer, aber: Unmöglich ist das gegen DIESE Jets nicht

Es wird so oder so am Sonntag ein historisches Spiel – die Frage ist, wie historisch

Zunächst das Unspektakuläre: mit nur 18 Punkten würde man die offensiv viertbeste Saison der Vereins-Geschichte abschließen und bei entsprechender Defense-Leistung wohl seinen Teil im playoff race erfüllen. Für ein Stockerl-Plätzchen müssten es schon 42 sein – davon ist nicht auszugehen. Die 513 Punkte aus dem Jahr 1984 sind ohnehin nicht zu erreichen. Gewinnt Miami mit sieben oder mehr Zählern, dreht man das Vorzeichen von eigenen und Gegen-Punkten wieder ins Positive. Auch das könnte am Sonntag bevorstehen. Ein nebensätzliches Ziel, aber auch eine interessante Fußnote im Hinblick auf das Spiel. Selbst, wenn man es nicht mehr in der eigenen Hand hat, es gibt genug Gründe, seinen Teil der Voraussetzung zu erfüllen und nebenbei diese Saison auch historisch versönlich abzuschließen (sollte es mit den POs dann doch nicht klappen).

Derzeit steht Miami als Team bei 4613 Passing Yards – die 5000 wird man wohl nicht mehr erreichen. Für die 4746 Yards, die Miami in 16 Spielen 1986 erzielen konnte, reichen aber nach Adam Riese 133 aus. Das sollte locker zu schaffen sein. Für 4800 Yards – eine runde Zahl – würden 187 Yards benötigt. Wenn man die schafft, kann man auch gegen die Jets gewinnen und seinen Teil der Voraussetzungen für die Playoffs erfüllen. Apropos erfüllen in Bezug auf passing Yards: Um in einer single season auf Platz drei all time zu kommen, fehlt Jaylen Waddle ein lächerliches Yard auf Mark Duper. Mit diesem Yard würden er und Tyreek Hill als WR-Duo im Übrigen auch die 3.000 Yards-Marke knacken können. Aber das nur am Rande. Der zweite der Marks brothers, Mark Clayton, hat 1984 mal 1.389 Yards erfangen. Das war bis Tyreek Hill franchise record. Wenn nun Waddle am Sonntag mehr als 77 Yards erreichen kann, würde er sich auch an diesem vorbei auf Rang 2 schieben. Wie ihr seht: neben dem Team-Erfolg steht auch individuell einiges für die Offense auf dem Spiel. Grund genug, alles dafür zu tun, dass es offensiv in die richtige Richtung läuft.

Sollte es dann wegen einer Niederlage der Bills gegen die Patriots nicht klappen, dann ist es eben so. Zumal wir die Playoffs sicher nicht am Sonntag verspielen, sondern letzte Woche/gegen Green Bay/die Chargers verspielt haben. Da hat man sich zu blöd angestellt. Es wird nach dem Ende der regular season ohnehin Veränderungen geben. Alles das ist in diesem „Do or die“ – Spiel aber nicht relevant. Vielmehr geht es darum, dass das Team alles gibt und sich Sonntag noch im Spiegel betrachten und sagen kann, dass sie alles für die Playoffs getan haben. Reicht es dann nicht, dann ist es eben so. Ich verzichte hier auch bewusst auf den Verweis auf die chronische „Stärke“ der Dolphins in solch wichtigen Spielen. Denn letzten Endes höre ich vor meinem inneren Auge schon Mike Tomlin grinsen (Auge – hören, ja war bewusst), weil Pittsburgh seine Hausaufgaben erledigt und Pats und Dolphins beide durchfallen. Aber wir werden sehen und leiden und mitfiebern. Auf ein verletzungsfreies und faires Spiel, dann ziehen wir ab Montag Bilanz

#FinsUp!

Tobi

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